Im Laufe der Jahre habe ich einige Unterhebelrepetierer jagdlich ausprobiert.
Meiner Meinung nach ist es die beste Wahl, wenn man „mit durchgeht“, denn obwohl die Waffe nur unterladen ist, kann man damit schneller gezielt schiessen als mit allen anderen mit bekannten Waffensystemen.
Mein erster UHR war eine Marlin 1895 in 45-70.
Ganz ehrlich: Ich finde die 45-70 aus dieser Waffe einfach ungeeignet. Mag sein, daß man mit einer Ruger No. 1 mehr herausholen kann, aber die 45-70 mit schweren, langsam fliegenden Geschossen ist nur auf kurze Enfernungen (eher 30 als 50 Meter) wirklich gut und die Wirkung ist auch keineswegs so stark, wie immer fabuliert wird. Zudem muss bei dieser Waffe die Patronenlänge sehr genau stimmen – ein halber Millimeter zu lang hat mir mal eine Störung produziert, wegen der ich die Waffe zerlegen musste - und die geringe Fluggeschwindigkeit macht das Schiessen auf ein bewegtes Ziel sehr viel schwieriger.
Für mich ist das nichts. Trotz vieler, teilweise teurer Tuningteile bin ich einfach unzufrieden, auch wenn das Dingens auf 50 Meter tatsächlich „Loch an Loch“ schießt und die Löcher eine beeindruckende Größe haben.
Dann habe ich mal eine Marlin in 338 Marlin erstanden. Theoretisch ist das Kaliber sehr interessant. Praktisch gibt es nur ein Geschoss, das wirklich gut geeignet ist (nämlich das Flextip, ein weiches Teilmantelgeschoss). Obwohl die gemessene Vo überraschend gleichmässig ist, sind die Streukreise schon auf 50 Meter immer unerfreulich schlecht gewesen. Damit wird die ballistische Leistung, die ein jagdliches Schießen bis 200 Meter zulassen würde, schlicht und einfach obsolet.
Meinen Übermut, die Waffe vor dem Ausprobieren für viel Geld bei Kai Hauck überarbeiten zu lassen habe ich deswegen durchaus bereut. Aber ich habe auch gelernt, daß seine Werbung, man könne damit JAGDLICH so schnell schiessen wie mit einem Selbstlader, tatsächlich stimmt. An der Überarbeitung hat es jedenfalls nicht gelegen.
Nun habe ich dieses Frühjahr für 444,44 Euro eine 444 Marlin bei Egun geschossen; es ist die älteste Variante mit dem sehr langen Drall. Bleifrei ist also schon mal nicht. Die Waffe hält ballistisch das Versprechen, daß die 45-70 angeblich geben würde. Mit dem klassischen Teilmantelgeschoss liegen die Löcher auf 50 und 100 Meter ausreichend nahe beisammen. Trotzdem bin ich mit dem Dings bisher nicht richtig warm geworden, denn die von Kai überarbeitete Waffe repetiert sich sehr viel schöner. Mal sehen, ich will damit noch probieren.
Aber wie man es auch dreht und wendet:
Mein allerallerster Unterhebelrepetierer war eine Winchester 1895. Die hatte mal jemand in 270 Winchester bei Egun eingestellt und offenbar wollte das Dings niemand haben.
Damals dachte ich mir: Naja, 270 Winchester … mit einem 150 Grains Geschoss habe ich weniger Rückstoss, eine flache Flugbahn und eine kurze Flugzeit. Alles Vorteile beim Schiessen auf ein bewegtes Ziel. Warum also nicht?
Bei Kai Hauck hab ich mir dann die Kimme entfernen und ein Doctersight aufsetzen lassen. Auf dem Stand aufgelegt kann man damit auch auf 100 Meter Loch an Loch schiessen, auf der Drückjagd hat man ein grosses Sehfeld und kann schnell reagieren. Die Waffe ist etwas umständlich zu laden und noch umständlicher zu entladen – aber sie hat eben fünf Schuss in einem echten Büchsenkaliber. Das Wiederladen der 270 ist weitaus weniger umständlich als das einer 444 oder 45-70 mit den zylindrischen Hülsen. Und das Kastenmagazin macht wesentlich weniger Probleme als ein Röhrenmagazin, von der unproblematischen Verwendung von Spitzgeschossen mal ganz abgesehen.
Wie man es auch dreht und wendet:
Es gibt schon lange keine 1895 Winchester Neuwaffen mehr und die Preise, für die gebrauchte Waffen bei Egun weg gehen lassen mir die Augen tränen.
Alles in allem scheint es mir immer noch die beste Wahl zu sein, denn mit der Browning BLR konnte ich schon beim Testen im Laden nie warm werden.
Nur frage ich mich immer wieder, wie man die 1895 noch optimieren könnte.
Der Repetiervorgang ist bei weitem nicht so weich, glatt, schnell und schön wie bei einer Marlin mit Hauck-Tuning.
Die Montage einer Visierung stösst auf Schwierigkeiten; das Reddot auf dem Kimmensattel ist letztlich nur ein Behelf.
Das Laden ist auch nicht optimal; die militärischen 1895iger der Russen waren mit Backen für Laderahmen ("Stripper Clips") versehen gewesen. Ob man das sinnvoll nachrüsten könnte?
Und wie liesse sich das Entladen erleichtern? Bisher geht im Grunde nur eines: Herausrepetieren.
Kennt jemand Tuning-Ideen für die Winchester 1895? Wer hat noch so ein Gerät?