Hallo zusammen,
gestern bin ich von meiner Vorderladerjagd in Ungarn zurückgekommen. Für den Fall, dass es einer von euch auch ausprobieren möchte, erzähl ich mal, wies mir ergangen ist.
Zunächst, ich war nicht erfolgreich, kam als Schneder Meckmeckmeck zurück, dafür um viele Erfahrungen reicher und einige Illusionen ärmer. Wies dazu kam, hat verschiedene Gründe.
Das Revier war toll, ich hab noch nie so einen Wildreichtum gesehen. Damwild, Schwarzwild sah man beim Anfahren des Forsthauses immer wieder. Es soll auch Rot- und Rehwild geben, davon war aber nix zu sehen.
Egal, entgegen der Vermutung des Reiseveranstalters war die Damhirschbrunft noch im vollen Gang, überall grunzte und gurgelte es (Damwildjäger mögen mir die unjagdlichen Ausdrücke verzeihen). Ein Probeschuss mit der mitgebrachten Leman Kal. .54 mit 80 grain FFg und gepflasterter Rundkugel war einwandfrei und ab gings ins Revier. Gebucht war ein Abschusshirsch mit max. 3 kg, darüber wäre es für mich zu teuer geworden. Es gab auch Erdsitze, die waren aber an Brunftplätzen, nicht an Äsungsplätzen. Die Brunftplätze waren aber von den guten Hirschen besetzt. Mein Führer Franz erleuterte mir die vorhandenen Geweihgewichte und deren Preise trieben meinen Blutdruck in die Höhe. Kurz, die Geringen kamen nicht zu den Ansitzen. "Geringe Hirsch musse suchen, musse pirschen" teilte mir Franz mit. Und damit gingen die Probleme los. Die Leman hat keine Riemenbügel und ist recht schwer. Die die ganze Zeit tragen, geht zwar, ist aber ungewoht. Das nächste Problem ist die Feuerbereitschaft. Pirschen heißt allzeit bereit. Also Zündhütchen aufgesetzt, Hahn in Sicherheitsrast! Macht trotzdem ein komisches Gefühl. Boden war trotz schönem Wetter schlammig und rutschig, ein Sturz mit geladenem Vorderlader eine ungute Vorstellung. Um ja den Franz nicht zu erschießen, trug ich die Büchse also entweder mit Lauf nach hinten und Schaft nach vorn, oder wie der Soldat am Wolgastrand über der Schulter, wieder, arg ungewohnt. Das eigentliche Problem kam aber erst noch, nämlich die feine Visierung der Büchse, mit der sich auf dem Stand so schöne 9er und 10er schießen lassen. Im Wald und als Brillenträger klappt das im Wald nur bei bestem Licht, dann sah ich Ziel oder Visierung nicht mehr. Eine eher grobe Visierung, vielleicht großzügige V-Kimme, wäre wohl besser gewesen. Es gelang in den folgenden Tagen ein paar mal, an Wild auf so 60 m heranzukommen, was mein persönliches Limit war. Dann stand es aber nicht breit und ich traute der Durchschlagskraft der weichen Bleikugel nicht, oder es hörte, wie ich den Hahn spannte oder einstach, und sprang ab. Nach drei Tagen brach ich die Jagd ab und hatte das leise Gefühl, dass Franz erleichtert war....
Weitere Probleme waren, wenn auch nicht unlösbar, so doch vorhanden. Einmal ging leichter Regen nieder, nicht erwähnenswert mit einer Stainless Win 70 mit Plastikschaft. Beim Vorderlader muss das Schloss mit Piston abgedeckt werden, sonst wird noch das Pulver nass oder zumindest feucht. Ich hatte eine Lederabdeckung dabei, die macht aber die Büchse für den Moment unbrauchbar. Nix gutt bei Pirsch! Dass nach der Jagd die Büchse nicht entladen werden kann, sorgt auch für besorgtes Stirnrunzeln.
Alles in allem, der Ausflug war interessant und lehrreich, oft schön, oft ernüchternd. Ich bin froh, es probiert zu haben, muss aber einsehen, dass ich nicht alles nachmachen kann, was in schönen Videos gezeigt wird.
Ich wünsche allen Waidmanns Heil, dies selber probieren wollen.