Moderne Rebhuhnhege

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Lieber colchicus,
durch permanente Wiederholung desselben wird es nicht richtiger.
Natürlich frisst das Rebhuhn primär Grünäsung zu dieser Jahreszeit, jedoch ist nicht nur nach meinen Erfahrungen sondern vor allen Dingen aus Untersuchungen in Frankreich und England jetzt aktuell und vor allen Dingen ab Mai die wichtigste Zeit der Fütterung. Ab Ende April gebe ich noch eine Handvoll Muschelgrit unter den Automaten der meist restlos aufgenommen wird.
Erst wenn die Küken geschlüpft sind wird der Automat kaum mehr aufgesucht.
Die Platzierung der Futterautomaten ist jedoch der wichtigste Faktor, auch wenn ich mich selbst wiederhole, in den Hecken selbst ist jetzt kein Rebhuhn mehr, vielmehr muss die Platzierung an Schlaggrenzen von Wintergetreide zu Hackfrüchten oder Mais erfolgen wo momentan braune Erde ist und an dessen Grenze die Hühner sich bewegen, ebenso an nicht befestigten Feldwegen, die Anzahl dieser Grenzlinien bestimmt die Anzahl der möglichen Paare im Frühjahr, deshalb werden reine Getreidereviere selbst mit kleinparzellierten Schlägen nie die gleiche Dichte an Rebhühnern haben wie gleich parzellierte Reviere mit 30% Hackfruchtanteil.
Folgende Grafik zeigt die Nutzung in Jahresverlauf von Futterautomaten in Frankreich:
dsc016197ah.jpg

und folgende zeigt die Platzwahl im Frühjahr für die Automaten; rot ist schlecht, gelb optimal und orange laut Aussage der website suboptimal, ich persönlich würde orange bevorzugen (zumindest an den Grenzen zu brauner Erde).
104010.jpg

Ein weiterer Faktor kommt noch hinzu, in Revieren mit großer Rebhuhndichte werden die Automaten schneller angenommen und intensiver genutzt, ob aus Gründen von kleineren Rebhuhnterritorien oder größeren Nahrungsbedarf ist mir unbekannt.
Das die Fütterung allein der Weisheit letzter Schluss nicht ist und nicht sein kann dürfte allerdings jedem Praktiker geläufig sein, wenn die Hühner gefressen werden ist es egal ob sie vorher fett waren oder nicht, jedoch reduziert die Fütterung zumindest die Verluste an Greifvögel und die Verluste der Gelege an Rabenvögel da die Zeit die von den Hühnern nicht auf dem Gelege verbracht wird enorm reduziert wurde.
Also ich fütter weiter :34:
 
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Und hier ein Bild von mir aufgenommen am 09.05.10 in einem Revier in dem bis dato noch nicht gefüttert wurde, ich hab leider den Moment verpasst an dem die Hühner am Automaten selbst waren (mit Handy durch Spektiv fotografiert) man beachte den Legebauch
066.jpg
 
A

anonym

Guest
Vieln Dank Björn für deinen Post !

Um etwas Frieden in die Debatte zu bringen.

In Revieren mit viel Brache, Hecken und Grünlandstruktur, wie viell. bei colchicus, werden die Automaten im Frühjahr sicher nicht mehr so gut aufgesucht, weil halt das Nahrungsangebot ab dem Frühjahr im Revier mehr als ausreichend ist. In ausgesprochenen Ackerbaurevieren mit schmalen Grenzlinien lassen sich die Rebhühner vielleicht noch eher vom Futterautomaten verführen und vor Ort ihr Revier etablieren ?!. Trotzdem würde ich es in jedem Revier mit den Automaten versuchen.
Hinzu kommt sicher noch die geringere Dichte an Rebhühnern in manchem deutschen Revier. Da werden sicher erst bei einer höheren Dichte auch Paare durch Automaten an neue Grenzlinien gelockt werden können, wenn die guten Ecken, die von sich aus ausreichend Nahrung bieten , schon von Paaren besetzt sind !? So meine Vermutung

Und gemäß meinen Ausführungen zu den Erntezeitpunkten des Wintergetreides ist es wohl vorteilhafter anstatt pauschal die Grenzlinie am Wintergetreide zu wählen, gezielt die Grenzlinien am später gedroschenen Winterweizen, W. Roggen oder W. Triticale zu wählen bzw. neu zu schaffen. In deiner Zeichnung steht ja auch Blè = Weizen in Französisch ( gemeint ist der W.Weizen), eben weil er die ganze Hauptschlupfzeit des Rebhuhns Brutdeckung bieten kann.
Hat man natürlich nur andere W. Frucht, kann man auch deren Grenzstrukturen nutzen. Dann muss man halt auf einen frühen Schlupf des Erstgeleges hoffen, bzw. dass das Nachgelege in die dann evtl. schon Deckung bietende Sommerfrucht gelegt wird.

Die gelben Punkte in der Zeichnung sind sicher dann optimale Positionen, wenn es sich um extram selten befahrene oder begangene Feldwege handelt. So hat man nämlich gleich drei Strukturen an der Grenzlinie. W.Weizen als Deckung, offenen Boden auf der Hackfrucht und Grasstreifen-Und Kräutersäume auf dem Feldweg.
Wer schon mal in Nordfrankreich war, der weiß, dass sie dort noch viele einsame Feldwege in der großen Feldflur haben, wo nicht dauernd Spaziergänger rumlaufen.
In unserer deutschen zersiedelten Landschaft hat man fast in jeder Gegend von massig Spaziergängern und Hunden belaufene Feldwege. Hier ist sicher die Position der orangen Punkte weiter draußen in der Feldflur die bessere Wahl. Wie Björn schon schrieb. Für den Gras- bzw. Brachestreifen an dieser Grenzlinie kann man ja sorgen.
 
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Muschelgrit 25-kg-Sack kostet bei uns bei der Genossenschaft 10 Euro. Damit kommt man schon ganz gut weit. Danke für den Hinweis.
 
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@perdixeinbürgerer, kann ich so auch nicht bestätigen, in meinem Wirkbereich kenn ich ein hervorragendes Rebhuhnrevier (Strecke ca 50 Hühner/Jahr auf 200 ha Feld) dort ist ein Bracheanteil von ca 20% und trotzdem sind die Rebhühner an den Automaten wie blöd und fressen mehr pro Automat wie in allen anderen Revieren die ich kenne.
Rebhühner verhalten sich halt nicht regelkonform.
Folgender Artikel ist auch sehr interessant, es geht um die Auswirkungen auf die Rebhuhndichte durch Winterdeckung, es konnte KEINE positive Wirkung festgestellt werden, nur eine mögliche negative als Biotopfalle die allerdings nicht offiziell bestätigt werden konnte, dies wurde mir auch von Jaques Hicter bestätigt der die Deckungsstreifen Mais oder Kohl die noch im Video zu sehen sind nicht mehr anlegt da seiner Meinung nach dort zu viel Hühner geschlagen wurden. Ob und wie das auf deutsche Verhältnisse (mehr Schnee im Winter etc) übertragen werden kann steht noch zur Überprüfung: http://www.conservationevidence.com/ind ... php?id=472
 
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Hier ein Bild von einer perfekten Stelle fürs Frühjahr, links, Richtung Süd Zuckerrüben rechts neben dem Brachstreifen ein kleiner Bachlauf, der nächste Futterautomat liegt 150m weiter unterhalb am Brachstreifen, auf dem Bild zu erahnen.
007-1.jpg
 
G

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Guest
@Björn

Da ich ja bei der Standortsuche für Futterautomaten stets bemüht bin darauf zu achten die Eimer möglichst weit von potentiellen Anwarten aufzustellen,
stellt sich mir bei dem Bild die Frage ob der Baum im Hintergrund nicht eine ideale "Startrampe" für unsere gefiederten Mitjäger ist.
Wie siehst du das und wie sehen es die anderen Experten hier ?

Andererseits ist mir natürlich klar, das manche Revierstruktur eben nichts besseres hergibt, nach dem Motto "irgendeinen Tod muss man halt sterben" oder eben Hege ganz bleiben lassen.

Waihei und Gruß

Kastljaga
 
G

Gelöschtes Mitglied 4627

Guest
Kastljaga schrieb:
@Björn

Da ich ja bei der Standortsuche für Futterautomaten stets bemüht bin darauf zu achten die Eimer möglichst weit von potentiellen Anwarten aufzustellen,
stellt sich mir bei dem Bild die Frage ob der Baum im Hintergrund nicht eine ideale "Startrampe" für unsere gefiederten Mitjäger ist.
Wie siehst du das und wie sehen es die anderen Experten hier ?

Andererseits ist mir natürlich klar, das manche Revierstruktur eben nichts besseres hergibt, nach dem Motto "irgendeinen Tod muss man halt sterben" oder eben Hege ganz bleiben lassen.

Waihei und Gruß

Kastljaga

Gäb bei mir schönes Brennholz! :27: :26:
 
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Kastljaga schrieb:
@Björn

Da ich ja bei der Standortsuche für Futterautomaten stets bemüht bin darauf zu achten die Eimer möglichst weit von potentiellen Anwarten aufzustellen,
stellt sich mir bei dem Bild die Frage ob der Baum im Hintergrund nicht eine ideale "Startrampe" für unsere gefiederten Mitjäger ist.
Wie siehst du das und wie sehen es die anderen Experten hier ?

Andererseits ist mir natürlich klar, das manche Revierstruktur eben nichts besseres hergibt, nach dem Motto "irgendeinen Tod muss man halt sterben" oder eben Hege ganz bleiben lassen.

Das gleiche habe ich mir auch gedacht. Den vorderen Eimer würde ich umsetzen.
 
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Umsetzen nicht vielleicht, aber den Strauch vor 2 Monaten auf den Stock setzen hätte sicherlich geholfen :12: meiner Meinung nach.
Ob die Dichte nun so hoch ist das man alle 150-200m einen neuen Eimer braucht, naja ich weiß es nicht, ich habe die Feststellung gemacht manchmal ist weniger mehr. Vielleicht können das andere hier auch bestätigen.
 
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Trotz des "Bäumchens": Ganz, ganz groesses Kino Björn20 !!! :27:

So leicht kann erfolgreiche Landwirtschaft UND Niederwildhege sein.
 
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Hallo, ja den Baum hätt ich auch nen Stück kürzer gemacht :roll: aber da der Bauer der den gepflanzt hat uns 1 ha Wildacker zur Verfügung stellt mitten auf der Fläche an nem Südhang hab ich mir das verkniffen...
Ist aber dort auch nicht so schlimm, das ist für die es nicht kennen Ochsenfurter Gau, minimaler Waldanteil, Habicht sehe ich vllt alle 2 Monate mal einen auf dem Durchzug.
Die Weihen sind während der Kükenzeit wohl das größere Problem da gibts im Ochsenfurter Gau mehr als 300 Paare von ......
Ein trockener Sommer bedeutet hohe Verluste an die Weihen da die dann zwischen den mageren Rübenblättchen alles rausangeln können. Da die Weihen nicht aufbaumen passt das schon.
Die Futterautomaten haben ja die Funktion mehr Paare an das Revier zu binden, daher steht bei mir an passenden Grenzlinien alle 150m ein Automat.
Füchse und Elstern haben wir im Griff, in dem Revier ist das ganze neu angegangen worden seit Herbst 2011 und dennoch haben wir jetzt schon von 10-12Paaren Frühjahr 11 auf mehr als 20 Paare steigern können. Automaten stehen 35 Stck, auf 400ha Fläche.
 
A

anonym

Guest
Björn, ganz herzlichen Dank für deine Berichte und die Fotos. :27:

Bezüglich der Studie aus Frankreich über die Winterdeckung:

Bevor jetzt alle Rebhuhnheger anfangen Deckungsstrukturen zu vernachlässigen, sollten wir vorsichtig sein, die Ergebnisse aus Frankreich auf deutsche und österreichische Verhältnisse zu übertragen. Björn 20 sprach es ja auch an.
In schneearmen Wintern, wie diesem, oder bei geringer Schneelage mit pulverartigem Schnee mag das
Ergebnis der Studie übertragbar sein. Da können die Hühner auf freier Fläche in den Schnee abtauchen, Tunnel im Schnee graben oder in Schneemulden sitzen. ( Ich verweise insoweit auf den sehr lesenswerten Artikel von Dr. J. E. Tillmann über das Überwinterungsverhalten von Rebhühnern in der Jagdzeitschrift Pirsch, 1. Ausgabe 2012 , S. 30 ff.). Durch diese Strategien sind die Hühner von oben gegen Feinde unsichtbar und können sich auch vor der eisigen Witterung schützen. Da mögen kleine Deckungsinseln und Streifen viell. tatsächlich Biotopfallen wegen der Beutegreifer werden ?!

Problematisch wird das Ganze aber bei hohen und/oder verharschten Schneelagen (also wenn der Schnee oberflächlich antaut und wieder hart gefriert). Bei mangelnder Deckung sind die Hühner der kalten Witterung und den Beutegreifern schutzlos ausgeliefert, weil sie auf der freien Schneefläche wie auf dem Präsentierteller sitzen müssen und auch kein Windschutz gegeben ist.
In Frankreich mag man von solchen Schneeverhältnissen weniger betroffen sein. In Deutschland und auch in Österreich wissen wir aber vorher nie, wie hart der jeweilige Winter wird.
Da kann es mehrere Jahre in Folge schneearme milde Winter geben. Sobald aber mal ein harter Winter reinknallt, können Regional ganze Rebhuhnpopulationen erlöschen, wie bspw. im Extremwinter 1978/79 in Deutschland. Kann man in solchen Situationen die Hühner nicht in geschützten Deckungsstrukturen durchfüttern, sieht die Geschichte ganz übel aus.
Zudem wurden in der Studie nur die Auswirkungen der streifenweisen Deckung getestet. Man bedenke aber, dass durch großflächigen Zwischenfruchtanbau, bspw. mit Senf, auch bis in den Winter hinein "großflächig " Deckung vorhanden ist. So dass dies die Überlebnsrate wieder positiv beeinflussen mag ?! Man sollte das Ganze weiter im Auge behalten.

;)
 
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Letztes Wochenende habe ich aus dem Gestrüpp einer auf den Stock gesetzten Hecke Deckung à la Heintges/Benjes geabut - da saßen bereits 5 Hühner zwischen den Zweigen. In der Ecke des Reviers hatte ich das ganze Jahr keine Hühner mehr gesehen, also regelrecht ein "freudiges Ereignis".

Die Futter eimer mit Spirale werden bei mir recht unterschiedlich angenommen. An einem habe ich gerade beim Schnee immer wieder eine Kette gesehen, einen anderen brauchte ich den Winter über nicht nachfüllen ...

Haben sich bei Euch die Ketten schon aufgelöst ? Soll doch eigentlich Ende Januar soweit sein ?
 

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