Nein.
Das Abendbrot steht auf dem Herd und ich hab etwas Zeit, drum werd ich jetzt doch versuchen, zu erklären, was es mit dem Zwangsapport auf sich hat.
Die Lerntheorie unterscheidet verschiedene Arten von Belohnung. Verstärkung wird das dort genannt, weil es dazu führt, daß ein Verhalten verstärkt auftritt. Der Hund hat damit Erfolg, also tut er es öfter.
Die eine Art von Verstärkung nennt man positive V., weil das Verhalten aus neutraler Situation etwas angenehmes bringt. Hund wird gerufen, kommt und erhält ein Leckerli.
Die andere Art heißt negative V., weil das Verhalten aus einer unangenehmen Situation eine neutrale bis angenehme macht. Hund hat Angst, bellt, Führer kommt und gibt Rückhalt.
Der entscheidende Unterschied zwischen diesen Belohnungen ist, daß die negative Verstärkung erheblich einprägsamer ist, da überlebenswichtig. Ob man eine Leckerei mehr oder weniger frißt ist weniger kriegsentscheidend, als körperlich unversehrt aus einer Situation zu kommen.
Das macht man sich bei der Ausbildung zunutze, indem man den Hund in eine unangenehme Lage bringt, aus der er sich nur befreien kann, indem er das vom Führer gewünschte tut. Das ist das, was
@Bollenfeld mit "aktivieren" meinte. Der "Zwang" bei Zwangsapport bezieht sich darauf, daß der Hund sich dieser Situation nicht anders entziehen kann. Das Erkennen, daß er selbst seine Erlösung in der Hand hat, mit der Einprägsamkeit der negativen Verstärkung führen dazu, daß so gelerntes auch in Situationen das gewünschte Verhalten erzeugt, in denen der Hund sonst eher sein angezüchtetes intrinsisches Verhalten ausüben würde. Der DW also beispielsweise stöbern. Die existentielle Erfahrung in Verbindung mit der selbst erarbeiteten Lösung sind stärker als selbstbelohnendes Verhalten.
Das Problem bei Hunden, die angewölft schon gerne Dinge im Maul haben, ist, daß man sie mit dem üblichen Verfahren der Apportschulung kaum in eine unangenehme Situation bringen kann, es macht ihnen ja zunächst Spaß, das Apportel zu nehmen.
Ich hab grad ne Bracke in Arbeit, bei der ist das recht einfach. Es genügt, sturer zu sein. Nach etwa 10 Minuten Apportel vorm Maul in sämtlichen Körperhaltungen, die ein Hund einnehmen kann, hat sie das erstemal selbst das Maul aufgemacht. Apportel in den Fang und fleißig loben und streicheln. Aus. Das nächste mal ging's schon sehr viel schneller.
Bei dem DW vom TE haben wir jetzt bei der Schleppe im Wald zum ersten Mal die Situation, daß es für den Hund schöneres gäbe als zu apportieren. Er hat den Apport als ultimative Erlösung noch nicht kennengelernt. Darum hat er kein Bedürfnis, das Apportel zu holen. Er will lieber stöbern.
Die Aufgabe für den TE ist jetzt, sich eine Situation auszudenken, in der es dem Hund nicht gefällt, der er sich aber nicht entziehen kann, es sei denn, er apportiert.
So. Abendbrot fertig.