Ja, bestreitet niemand.
Es geht eben um die "anderen Techniken und Strategien".
Der Abschuss von Bachen war noch nie ein "grundsätzliches Tabu"!
Wer in seinem Revier bisher Bachen grundsätzlich geschont hat, oder heute noch grundsätzlich schont, macht das aus dem einzigen Grund, den Bestand hoch oder sogar höher zu halten. Du glaubst doch nicht im Ernst, solche Revierinhaber mit einem Appell zu mehr und früheren Bachenabschüssen zu erreichen, oder?
Wen erreicht also der Appell von Hohmann oder Mohawk?
Er gibt Jägern Auftrieb, die bereits ......nennen wir es: "entscheidungsfreudig" beim Abschuss erwachsener Stücke sind und nun Aufwind aus angeblich berufenem Mund bekommen. Für mich ist das eine "Exculpierung" an der falschen Stelle und mit fragwürdigem Ergebnis.
Es wäre mal eine schöne Bachelor-Arbeit, bundesweit und repräsentativ Schweißhundführer zu befragen, wie hoch sie Grad an Nachsuchen auf laktierende Bachen bei ihren Einsätzen einschätzen. Das wäre dann nur die Spitze des Eisbergs, denn die Mehrheit der Schüsse wird sicher treffen und keinen SHF auf den Plan rufen. Die SHF, die ich bundesweit kenne, rollen bei dem Thema jedenfalls ALLE mit den Augen.
Nur kurz, später vielleicht mehr!
Niemand hat hier "
frühere Bachenabschüssen" postuliert, soweit solltest du durchaus differenzieren können!
Natürlich ist jeder Abschuss einer
abhängig führenden Bache für die Frischlinge ein Drama, darüber brauchen wir hier wohl nicht ernsthaft diskutieren!
Der aber, wie soft, von dir kommende, etwas schwammige Hinweis auf Missbrauch und vollkommen falsche Umsetzung einer These/Aussage macht eben diese doch nicht automatisch nicht zur einer falschen These!
Hier mal deine Argumentationskette und Logik etwas überspitzt und übertragen formuliert:
Die Forderung "Du sollst nicht töten" ist ja wegen Missbrauchs und Nichteinhalten dieses Legates nicht per saldo falsch!
Ein Thema zu einer interessanten Bachelorarbeit habe übrigens ich spontan auch noch auf der Liste:
Wieviele der auf Bewegungsjagden erlegten Alttiere sind denn definitiv nicht führend und bei wie vielen der führenden Tiere ist denn auf der Strecke überhaupt ein Kalb zuzuordnen (ob es das zugehörige Kalb ist, lassen wir mal dahingestellt)?
Darüber habe ich mich gestern mit einem Wildbiologen und Hundeführer ausgetauscht und er hatte Zahlen einer Untersuchung/Auswertung (allerdings von 2005, das passiert dem Bewegungsjäger von heute natürlich nicht mehr
), im Kopf, das etwa 70 - 75% der erlegten Alttiere führend waren, der Anteil der Kälber aber nicht bei weitem nicht dazu passte!
Vielleicht hat Mohawk ja den Artikel zur Verfügung?
Ich jedenfalls kann dir dazu folgende Daten von 2016 zur Verfügung stellen:
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript434.pdf
"Muttertierschutz auf Bewegungsjagden Bewegungsjagden, verbunden mit dem Einsatz von Stöberhunden, gehören nicht nur in den meisten deutschen NLPs zu den wichtigsten Methoden für der Schalenwildregulierung. Die Frage des Muttertierschutzes auf solchen Jagden wird jedoch seit langem diskutiert, ohne dass es in der Praxis bisher eine einheitliche Linie gibt (SIMON und LANG 2005, PETRAK 2009). Besonders kritisch wird die Freigabe von Muttertieren beim Rothirsch gesehen. Der Abschuss eines führenden Alttiers ist tierschutzrelevant und stellt in der Regel einen Straftatbestand nach § 22 Abs. 4 BJG dar. Befürworter einer Freigabe von (einzeln ziehenden) Alttieren auf Bewegungsjagden sehen hierin die wirksamste Möglichkeit, Wildbestände durch gezielte Eingriffe in die Reproduktionsträger reduzieren zu können. Gegner fordern eine restriktive Freigabe, da sie befürchten, dass führende Alttiere bei Bewegungsjagden von ihrem Kalb getrennt werden und im Verlauf der Jagd als vermeintlich nicht führendes Alttier erlegt werden. Die Beobachtungshäufigkeit von Alttieren, die zusammen mit ihren Kälbern angetroffen werden, verändert sich im Laufe des Jahres. Nach den Beobachtungen von BONENFANT et al. (2005) werden im Oktober und November im Mittel zwei bis drei von zehn führenden Alttieren unter stressfreien Bedingungen ohne Kalb angetroffen. Ob sich diese Zahlen auf die Situation einer Bewegungsjagd übertragen lassen ist unklar und hängt von verschiedenen Faktoren wie der Organisation des Treibens, der Art der Beunruhigung, den stöbernden Hunden und vor allem auch von den Erfahrungen des Alttieres und den Kräften des Kalbes ab. Große, lärmende Treibergruppen oder stumm jagende, schnelle Hunde führen nach unseren Erfahrungen mit höherer Wahrscheinlichkeit zur Trennung von Mutterfamilien als ruhig durch die Bestände gehende „Beunruhiger“ und langsam jagende, spurlaute Hunde. Werden Alttiere zum Abschuss freigegeben (einzeln ziehend oder nach Abschuss es dazugehörenden Kalbs), ist das zentrale Aufbrechen die notwendige Konsequenz, um zuverlässige Daten zum Status der erlegten Alttiere zu erhalten. Der Zustand des Gesäuges ist ein einfach und schnell zu erhebender Parameter, der verrät, ob das betreffende Alttier am Tag der Erlegung ein Kalb geführt hat. Nach eigenen vorläufigen Ergebnissen an mehr als 270 auf Bewegungsjagden erlegten Alttieren trifft dies auf über 75 % aller bei Bewegungsjagden erlegten Alttiere zu. Nur bei etwa einem Viertel dieser Tiere wurde das zugehörige Kalb erkennbar mit erlegt. Die Freigabe von Alttieren auf Bewegungsjagden kann daher tierschutzrelevante Situationen erzeugen und sollte in einem NLP immer durch ein entsprechendes Monitoring begleitet werden."
Ich weiss ja nicht, ob da deine vielzitierten Schweisshundführer ebenfalls alle mit den Augen rollen?
Der sicherlich von dir jetzt aufkommende Hinweis auf eben möglicherweise schlecht durchgeführte Bewegungsjagden im NLP greift nicht so richtig;
jagen in den NLPs doch eigentlich sehr viele
Wildtiermanager (Profis?) oder bin ich da falschen Eindrücken aufgesessen?
Insgesamt also eine durchaus vergleichbare, interessante und vor allem hochbrisante Problematik, das Thema wäre durchaus auch mal hier einen Faden wert!
Gruß
Prinzengesicht