das kannst du in dem Fall nicht direkt mit Deutschland vergleichen, der Habicht als Hauptfressfeind des Sperbers ist de facto in weiten Gebieten in Großbritannien nicht existent. Die wenigen Dutzend Brutpaare des Habichts die es gibt sind alle direkte Nachkömmlinge von entflogenen Beizvögeln. Durch diese Abwesenheit hat der Sperber Dichten erreicht die in Deutschland nirgendwo vorkommen ausser in Stadtrandgebieten mit viel Fichtenstangenhölzern vielleicht. Zu dem Video, es muss ja schon massenhaft Rebhühner geben damit der Sperber in der Lage wäre, Massen von diesen zu schlagen und als Horstbeute einzutragen, selbst dann wäre ich äusserst skeptisch, denn zu der Zeit wo die Rebhühner eine Größe haben in der sie vom Sperber nicht nur zu bewältigen sind sondern auch noch zum Horst getragen werden können (max150g!) ist zum einen Deckung reichlich vorhanden und die Rebhühner wissen sich sehr wohl gegenüber dem Sperber zu verteidigen. Mir ist aus eigener Beobachtung nur ein einziger Fall bekannt wo tatsächlich ein Sperber ein Rebhuhn geschlagen hat. Bei weiteren Beobachtungen kam es nie zum erfolgreichen Schlagen. Anders beim Habicht, da lag die Erfolgsquote bei Angriff bei etwa 50%. Die Skepsis zum Video ist genauso angebracht wie bei den Untersuchungen des Nabu zum Einfluss der Rabenkrähe auf Bodenbrüter, da wurde die Untersuchung ja auch vorsichtshalber gleich im Schwarzwald gemacht, damit ja keine Bodenbrüter auf dem Speisezettel gefunden werden.... :bye:
Es gilt leider auch hier der allgemeine Grundsatz: Traue keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast!
Ich denke dass ich als Falkner, noch dazu fast ausschliesslich auf Rebhühner beizend mir ein sehr genaues Bild machen kann über das Feindvermeidungsverhalten des Rebhuhns und der Wechselwirkung mit Beutegreifern, dazu verbringe ich jede freie Sekunde draussen und sehe was passiert. Rebhühner sind sehr genau in der Lage zwischen den einzelnen Greifvögeln und ihrem Gefährdungspotential zu unterscheiden. Bei Erscheinen des Habichts versteinern die Hühner augenblicklich, und versuchen mit dem Erdboden zu verschmelzen, vor ein paar Jahren beizte ich mit meinem Habicht am Rand eines Industriegebietes auf Kaninchen. Der Habicht hatte einen Fehlflug, steilte auf und flog über das nächste Gebäude hinweg. Ich lief hinterher und musste zweimal hinschauen, quer über die Straße lag eine Kette Hühner die sich größte Mühe gab als Stein durchzugehen, den Hals flach auf den Boden gelegt. Der Habicht, obwohl unmittelbar darüber stehend, sah sie nicht. Als ich mich näherte liefen (!) die Hühner davon allerdings nur den Angriff des Habichts abwartend, als der Habicht versuchte am Boden eins zu schlagen machte es einen Sprung an die Seite, sofort stand die Kette auf und verschwand übers nächste Gebäude. Bei Weihen versuchen die Hühner diese die ganze Zeit im Auge zu behalten, d.h. sie drücken sich NICHT, falls die Weihe in ihre Richtung streicht, streichen sie weit vorher ab, beim Bussard verhalten sie sich ähnlich, beide sind keine schnellen Flieger und sind nicht in der Lage im Horizontalflug ein Huhn einzuholen. Bei Wanderfalken drücken sie sich, jedoch nicht annähernd so stark wie beim Habicht, wissend dass ihnen dieser am Boden nicht gefährlich werden kann, werden sie hochgemacht versuchen sie möglichst schnell zu der nächsten Deckung zu streichen.
Das Verhalten beim Sperber ist ähnlich wie beim Habicht jedoch nicht so panisch, sie behalten eher einen kühlen Kopf, eines Tages beobachtete ich ein Sperberweib was auf den Stoppeln umherhüpfte sichtlich nach etwas suchend, nachdem ein Sperber nur äusserst selten Mäuse schlägt nahm ich mein Fernglas um mir die Situation näher zu betrachten, plötzlich flog unmittelbar vor dem Sperber ein einzelnes Huhn auf und strich mit Höchstgeschwindigkeit in meine Richtung, sie waren keine 10m geflogen als der Rest der Kette in die entgegengesetzte Richtung zu einem Brombeerstrauch strich, der Sperber war weiter hinter dem Hahn(?) her holte aber kaum auf, unweit hinter mir war ein hoher Rübenschlag, das Huhn schmiss sich in voller Fahrt hinein, der Sperber hinterher um kaum 5 Sekunden später mit leeren Händen wieder heraus zu fliegen.
Das sind nur einige wenige von hunderten Jagdflügen von Beizvögeln und Wildvögeln die ich in den vergangenen 15 Jahren beobachtet habe. Das Rebhuhn ist keine einfache Beute!