Niederwild und Bio-Landwirtschaft

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Hat von euch jemand großflächig Bio-Landwirte im Revier die Ackerbau betreiben?

Ich habe z.Z. bei mir in den Maisfeldern (Mulchsaat - teilweise ohne Bodenbearbeitung) und im Soja (ebenfalls Mulchsaat) einige brütende oder bereits ausgefallene Kiebitze und verhältnismäßig viel Junghasen. Da in meinem Revier ca. 50% der Ackerfläche Körnermais / Zuckerrüben und Soja ausmachen ist das ein erheblicher Teil des Nachwuchses.

Wenn ich mir nun vorstelle, daß man durch diese Flächen mehrmals mit dem Striegel oder der Hacke zur Unkrautbekämpfung durch müsste, dann wären die Bodenbrüter und Hasen eigentlich alle erledigt - so zumindest meine Vorstellung.
Vermutlich würden sich bei großflächiger Bio-Landwirtschaft die Flächenanteile in Richtung Sommergetreide verschieben, was aber eigentlich auch keinen Unterschied macht. Wenn der Hafer gestriegelt wird, ist das Gelege auch weg, oder?

Hat da jemand konkrete Erfahrungen und Beobachtungen im Revier?
Ich meine jetzt aber nicht nur kleinflächige Bio-Anteile, wo die Brut auf den konventionellen Flächen stattfindet und später die Tiere in die Bio-Flächen abwandern, weil dort das Nahrungsangebot besser oder der Pflanzenbestand weniger dicht ist...
 
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Nicht ganz das Thema allerdings habe ich im letzten Jahr ebenfalls die Beobachtung gemacht, dass gerade auf den Maisflächen die mit dem Strip-Till Verfahren bestellt wurden deutlich mehr Hasen und Fasan zu sehen waren als auf gepflügten Flächen.
Bei diesem Verfahren sehe ich vor allem für Junghasen einen großen Vorteil, da die Zwischenfrüchte bei der Grundbodenbearbeitung nicht zwangsläufig zur Todesfalle werden. Je nach Gerät werden nur etwa 30% bearbeitet.
Außerdem bleibt eine gewisse Deckung erhalten bis der Mais übernimmt.
Ich hoffe zumindest, dass das bei uns in Zukunft häufiger eingesetzt wird.

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Im Burgenland in Österreich soll verhältnismäßig viel Biolandbau betrieben werden. Dieser wurde wohl auch politisch dort vorangetrieben. Und das Burgenland hat auch gute Niederwildbesätze.
Aber jemand von dort weiß sicher Genaueres.

Bei den Kiebitzen ist es in vielen Ecken so, dass Vogelfreunde die Brutpaare suchen , und die Nester ausfindig machen. Dann wird der Landwirt benachrichtigt , und die Nestumgebung wird mit Stöcken markiert. Der Landwirt kann dann drum herum fahren, oder die Eier in einem Körbchen kurz beiseite legen.
Erfolgt dies, macht also der Bioanbau keine Probleme. Es wird das Gelege vor dem Striegel bewahrt.

wernerzwo: Wurden bei dir die Flächen vorher nach Gelegen abgesucht und gezielt geschützt , oder durch Zufall nicht überfahren ? Im ersteren Fall sind Bioflächen und Konventionell in puncto Gelege dann als gleichwertig zu betrachten.
 
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Es wurde nichts abgesucht!

Bei mir wurde Gülle ausgebracht und anschließend mit der Kreiselegge eingearbeitet. Anschließend Aussaat mit Einzelkornsägerät. Manche Flächen haben nur das Sägerät gesehen - Direktsaat in Mulch. Das alles ist im Zeitraum 10. bis 17. April passiert - seitdem ist Ruhe auf dem Acker. Einzig der Pflanzenschutz hat noch stattgefunden - wobei die Spritze keine Gelege zerstört. Das gilt gleichermaßen für Rüben / Mais und Soja.

Ich will jetzt nicht behaupten, daß hier bei der Bodenbearbeitung nichts zerstört wurde, wobei es noch früh im Jahr war. Aber seit über fünf Wochen ist da nichts mehr mechanisch passiert.

Ich weiß aber einen Bio-Betrieb da lief das ganze so ab:
- Kreiselegge zur Saatbeetbereitung
- zwei Tage später Aussaat
- vier Tage später striegeln
- ca. zwei Wochen nach der Aussaat das erste Mal hacken
- gestern habe ich wieder die Hacke auf dem Feld gesehen

Daher meine Frage, weil im Endeffekt fast wöchentlich irgendeine Bearbeitung auf dem Schlag stattfindet und da vorher mit Sicherheit nichts abgesucht wird!
Speziell bei großen Flächen - die für den Kiebitz besonders interessant sind - wäre das auch nicht machbar! Sowohl praktisch als auch personell....
 
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Moin!

In Brandenburg liegt der größte DEMETER-zertifizierte Bio-Betrieb Deutschlands: Brodowin. Bewirtschaftet IIRC deutlich über 1000ha und ist als Gesamtsystem "Ökodorf" wahrscheinlich nicht repräsentativ, da die auch viele Maßnahmen "nebenbei" umsetzen. Sie sind auch "Zielobjekt" entsprechender Untersuchungen von Studis der dicht anbei liegenden FH Eberswalde. Da müsste sich einiges an Bachelor-, Diplom- und Master-Arbeiten finden lassen, auch zur Ökologie und zu Maßnahmen auf den Feldern. Das sagt dann vielleicht mehr aus als die Einschätzung mal vorbeifahrender Jäger auf dem Weg in ihr Revier, denn ich bezweifle, dass hier jemand mitschreibt, der auf diesen Flächen jagt.

Viele Grüße

Joe
 
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Speziell bei großen Flächen - die für den Kiebitz besonders interessant sind - wäre das auch nicht machbar! Sowohl praktisch als auch personell....

Vogelfreunde in Deutschland und in den Niederlanden sind bei der Kiebitzrettung auch bei großen Flächen erfolgreich. Vom Feldrand wird mit dem Fernglas das Kiebitzpaar lokalisiert , dann wird das Gelege aufgesucht und die Umgebung mit Stöcken markiert. Nicht direkt das Nest, um keine Krähen direkt ans Nest zu locken. Die könnten die Stangen interessant finden.
 
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Vogelfreunde in Deutschland und in den Niederlanden sind bei der Kiebitzrettung auch bei großen Flächen erfolgreich. Vom Feldrand wird mit dem Fernglas das Kiebitzpaar lokalisiert , dann wird das Gelege aufgesucht und die Umgebung mit Stöcken markiert. Nicht direkt das Nest, um keine Krähen direkt ans Nest zu locken. Die könnten die Stangen interessant finden.

Das hört sich sehr theoretisch an!
Sind das lauter arbeitslose Idealisten, welche die ganze Woche Zeit haben, um alle möglichen Flächen im Land zu markieren?
:twisted:

Und wenn die Frucht mal knöchelhoch ist, dann siehst Du gar nichts mehr beim abglasen!
Da hast Du nur eine Chance beim Landeanflug oder Start...

Und Junghasen siehst Du in Mulchflächen nicht mal, selbst wenn Du weißt wo sie liegen - da kann die Bundeswehr noch so manches lernen über Tarnung :biggrin:
 
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Auch in Bayern werden Kiebitze nach dieser Methode geschützt. Die Altvögel fliegen auch mal auf.

Nein, es sind nicht unbedingt Arbeitslose. Aber auch denen sollte man dankbar sein, wenn die sowas machen...( mancher Bauer wäre übrigens auch so dran, wenn er keine ....bekäme...anderes Thema) .

Es gibt auch Freizeit-Vogelkundler, welche jene Zeit für die Vogelkunde aufwenden , welche Jäger in ihrer Freizeit für ihr Hobby aufwenden,

Bei den Hasen gebe ich dir Recht.
 
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Es gibt auch Freizeit-Vogelkundler, welche jene Zeit für die Vogelkunde aufwenden , welche Jäger in ihrer Freizeit für ihr Hobby aufwenden,

- gibt auch Jäger, die sowas machen. Schließlich sind sie häufig im Revier und können auch mal die Kiebitze beobachten und melden (wenn man nicht nur Sauen und Rehe im Kopf hat). ;-)
 
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Für wernerzwo ist es jedenfalls als Jäger Zeitverschwendung. Zumindest versteht man es so.

Willst Du eigentlich absichtlich immer Zwietracht säen?

Wenn ich großflächig Niederwild / Kiebitze oder andere Bodenbrüter in Mulchflächen suchen will, dann ist das mit ERHEBLICHEM Zeitaufwand verbunden - das weiß jeder Praktiker!
Die Viecher haben nämlich auch die Eigenschaft, daß sie oft lange Zeit mehr oder weniger regungslos am Boden bleiben (nennt man im Fachausdruck "brüten") und aufgrund guter Tarnung somit oftmals praktisch "unsichtbar" sind. Vielleicht hast Du schon einmal davon gehört...

Daher auch mein Einwand, mit Menschen die vermutlich dann keiner anderen Beschäftigung mehr nachgehen können. Wenn diese wochenlang jegliches Getier in den Feldern vor der Hacke oder dem Striegel schützen wollen.
 
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Das hört sich sehr theoretisch an!
Sind das lauter arbeitslose Idealisten, welche die ganze Woche Zeit haben, um alle möglichen Flächen im Land zu markieren?
:twisted:

Ich möchte nicht stänkern.

Wenn ihr das anders versteht ?! zusätzlich mit Teufelsymbol.

Lassen wir das.
 
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