Hallo Bratljaga,
entschuldige die lange Wartezeit bitte; jetzt aber zu Deinen Fragen:
Zunächst noch einmal ein kurzes Statement zu unserer Vereinsstruktur. Alle Landesverbände sind eigenständige Vereine, die jeweils auch für ihre Region, für ihr Land ein eigenes Positionspapier zur Jagd erarbeitet haben. Das Positionspapier von Baden-Württemberg ist nachzulesen auf unserer Homepage. Wenn Ihr diesem Papier dasjenige aus Sachsen gegenüber stellt, so könnt Ihr bereits hier die ersten Unterschiede bemerken. Wenn man dann noch den Bundes-ÖJV zum Vergleich heranzieht, so ist es meiner Meinung nach tatsächlich nicht immer ganz einfach, sich eine klare Meinung zu den Zielen des Vereins zu bilden.
Aber: grundsätzlich, und das ist ja auch eines unserer Anliegen im BJG stehen wir zu Regionalität. Zukünftiges Jagrecht wird, wie das carcano klargestellt hat Länderjagdrecht sein. Die Länder werden stärker als bisher Tierarten inkludieren oder exkludieren.
Der ÖJV Baden-Württemberg steht nach wie vor zu seinen Positionen, die sich auch in enger Übereinstimmung mit unserer Satzung befinden. Hierin steht unter anderem, daß wir grundsätzlich alle Tierarten bejagen wollen, die nicht in ihrem Bestand gefährdet sind.
Damit komme ich zu den Rabenvögeln. Unsere Meinung (ÖJV BW) ist, daß die Rabenvögel bejagbar sein müssen, wo es regional notwendig ist. Die Gründe für eine notwendige Bejagung - sind wir doch ehrlich - sind doch schnell gefunden. Landwirtschaftliche Schäden oder die Beeinträchtigung anderer Arten sind zum Beispiel solche. Inwiefern hier bürokratische Hürden aufgestellt sind oder werden, sollte uns nicht schrecken. Wenn das Jagdrecht zukünftig Ländersache wird, so ist davon auszugehen, daß hier entsprechende Regelungen und Möglichkeiten gefunden werden, schnell und unbürokratisch auch die Rabenvogelbejagung regional zu bewerkstelligen.
Übrigens ist in unseren Positionen auch die Bejagung wildernder Katzen (außerhalb 500m) nicht angetastet. Wir erachten die Länderbestimmungen bisher für ausreichend, das gilt auch für den wildernden Hund, vorausgesetzt, man hat zuvor alle anderen Möglichkeiten ehrlich und konsequent ausgeschöpft.
Ferner: Jagd ist und muß legitime Nutzung dessen "was nachwächst" (DJZ-Slogan, den ich für hervorragend halte) bleiben. Das Bestreben des ÖJV ist tatsächlich, eine Auffassung von Jagd zu bewahren oder zu schützen, die in allen gesellschaftlichen Gruppierungen auf den höchstmöglichen Rückhalt trifft. In diesem Sinne kann es also tatsächlich passieren, daß wir zum Beispiel auf den Eichelhäher oder den Iltis, den Baummarder oder eingeschränkt auch auf die Krähe verzichten wollten, wenn dadurch die Kernbestände der Jagd als Naturnutzung geschützt werden können.
Diese Entwicklung muß nicht, kann aber eintreten, da Konsens bedeutend wichtiger ist auf Gebieten der Schalenwildjagd, der Fuchsbejagung, der Enten- und Gansbejagung, der Einbürgerung ehemals autochthoner Arten, etc., also überall dort, wo die Jagd letztendlich nicht bloß Spaß macht oder nachwachsende "Rohstoffe" nutzt, sondern darüber hinaus Schäden abwehrt, Naturschutz unterstützt oder exemplarisch darstellt - schlichtweg ökologisch positiv wirkt. Das das Abschießen eines Eichelhähers in diesem Zusammenhang einen ganz anderen Blickwinkel bekommt leuchtet wohl ein - dennoch wäre im Sinne der Nutzung dagegen nichts einzuwenden.
Aber: lieber verzichte ich auf den Häher als auf die Entenjagd, die Gänsebejagung oder gar auf den Hasen, wenn wir der Jagd gesellschaftlich dadurch einen stärkeren Stellenwert geben können - und das ist schließlich ein gutes Stück Zukunft welche für uns als Jäger nicht automatisch rosarot scheint.
Also: Es mag durchaus Sinn machen, bestimmte Wildarten zu "opfern" um auf wesentlich wichtigeren jagdlichen Pfründen genügend Munition zu haben, diese zu vertreten und ihre Effektivität und ihren Nutzen argumentativ zu untermauern. Dazu benötigen wir aber auch den BUND, den NABU, etc. die keineswegs so jagdfeindlich sind, wie sie dargestellt werden. Sie brauchen nur wie wir alle vernünftige Argumente, rationales Kalkül und kein Geschrei über jagdliche Animositäten und Gewohnheiten aus 1875.
In der neuen DJZ könnt ihr übrigens nachlesen, daß auch diese Verbände die Jagd als Nutzung akzeptieren.
In 4 Tagen ist Bockjagd,
Waidmans Heil
Klaus