Ich sehe in der häufig wahrgenommenen Weltanschauung man kann im August noch keine Kälber schießen den größten Hemmschuh für einen Alttierabschuss.
Erstens wird das schwache Wildbretgewicht der Kälber als Begründung angeführt, dann wieder will man das Kahlwild "vor der Brunft nicht stören". Könnte ja abwandern?
Ich hatte nie Probleme die Kälber als "Grillwild" zu verwerten.
Den letzten Fehlgriff wird man nie verhindern können, es kommt nur drauf an wie hoch man die Latte hängt.
Sehr gut fand ich mal in Thüringen bei der DJ die Vorgabe, in der ersten Stunde werden keine Hunde geschnallt, da dürfen einzelne Alttiere erlegt werden. Nach dem Schnallen der Hunde nur noch wenn vorher das Alttier sicher erlegt wurde.
Die Erlegung eines Kalbes - vielleicht das letze im Rudel mit Leittier - ist einfach für viele Jäger eine sichere Sache. Noch früher erwischt des "das Stück für die ganz ungeübten Jäger: Den "Elfer"! (1 und 1
)
Zieht das Rudel in Reihe, warum nicht das letzte Tier erlegen wenn am Anfang ein Tier mit Kalb zieht? Kommt natürlich dann auf der Drückjagd schlecht an bei den Vorgaben und wenn man das freigibt, liegen nur solche Stücke. Bei der Einzeljagd hab ich das aber immer gemacht. Für mich ein Vorteil der Einzeljagd, zu denen noch eine ganze Reihe kommen.
Wie dumm es laufen kann, ein eigenes Erlebnis: Durch ein Fichtenaltholz wechseln AT - K -ST - AT - K im August auf mich zu. Vor mir zieht das Rudel in eine Laubholzdickung und nähert sich langsam einer Schusschneise die hoch mit Fuchskreuzkraut zugewachsen ist. Bald zeigt sich der erste "Kälberkopf" auf der Schneise, kein weiteres Wild dahinter. Ich gehe mit dem Absehen ins Kraut, es ist nicht weit und das Kalb fällt im Knall. Sofort kommt Bewegung ins Rudel, das zweite Kalb verhofft auf der Schneise und liegt ebenfalls. Die drei Tiere kommen auf mich zu und stecken sich in den dichten Buchen direkt vor der Kanzel. Sie peilen die Lage. Jetzt war es für mich egal welches Tier ich erlege. Bald macht ein Alttier den Versuch nach hinten sich davonzustehlen. Es bekommt die Kugel, zeichnet gut und flüchtet ins Fichtenaltholz wo es nach 30 m liegt. Die beiden verbleibenden Stücke, Alt - und Schmaltier bleiben noch in der Deckung. Es dauert eine Ewigkeit bis sie nach vorne davonziehen. Kaum ist das erste Tier, es war das Alttier auf der zugewachsenen Schneise, schieße ich. Das Schmaltier geht hochflüchtig ab. Nun geh ich zu den Anschüssen. Beim ersten "Kalb" die Überraschung: Es ist kein Kalb sondern ein äußerst schwaches Schmaltier, nur 3 kg schwerer als das echte Kalb. Dieses Stück war zufällig in der Dickung, für mich nicht wahrnehmbar und als das Rudel kam, wurde es auf die Schneise gedrückt und von mir als Kalb angesprochen, die Fleckenzeichnung war im Kraut nicht sichtbar gewesen, in dem Fall hatte das Stück natürlich keine mehr. Aber der Kopf war "eindeutig", in dem Fall leider nicht. Vermutlich der eines Waisen vom letzten Jahr.
Früh habe ich dann eine benachbarte Kanzel bezogen, ca. 150 m vom Vorabend entfernt. Dahin wäre ich früh nicht so leicht reingekommen, war so ein reiner Abendansitzplatz. Als es hell wurde begann ich zu mahnen. Das verwaiste Kalb konnte erlegt werden.
Wie oft habe ich bei Jagdgästen erlebt, das sie mit dem antrainierten, geräuschvollen "Repetieren im Feuer" sich die Chance auf eine Doublette vergeigen. Du versucht es vorher ihnen einzuprägen und sie machen es trotzdem. Im Schießkino braucht man das vielleicht aber der Umschaltmodus funktioniert nicht. Man kann nicht durch Geschwindigkeit wett machen, was an Richtung fehlt.