Passauer Schule wird zur "Tschüss-freien Zone"

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Uns geht es doch wirklich gut, wenn wir für soetwas Zeit haben. Bei allem gutem Willen, so werden wir nie ein Volk, sondern verharren für immer in der Kleinstaaterei.


http://www.sueddeutsche.de/bayern/i...chule-wird-zur-tschuess-freien-zone-1.1275856


"Tschüss tut richtig in den Ohren weh", findet eine Rektorin in Passau und greift hart durch. Sie verbannt norddeutsche Grußformeln aus ihrer Schule. Ihre Begründung: Die Schüler sollen es bei der Jobsuche einfacher haben. Doch nicht alle sind von der Initiative begeistert.


"Hallo" und "Tschüss" - für die Passauer Rektorin Petra Seibert sind das Reizwörter. Sie legt Wert auf gutes Benehmen bei ihren Schülern, schließlich sollen sie sich bei der Jobsuche nicht blamieren.

Den norddeutschen Gruß empfindet sie als unhöflich - und hat daher ihre Schule zur "Hallo- und tschüss-freien Zone" erklärt. "Wir bemühen uns, ohne diese beiden Grußformeln in unserem Haus auszukommen", verkündet ein Aushang in der Mittelschule St. Nikola. "Über ein 'Grüß Gott' und ein freundliches 'Auf Wiedersehen' freuen wir uns jedoch jederzeit."

Nichtbayern mögen sich über diese Regelung wundern - im Freistaat bleibt der große Proteststurm aus. Seiberts Ansatz mache pädagogisch Sinn, sagt der Sprecher des bayerischen Kultusministeriums, Ludwig Unger. "Es ist ein positives Signal der Wertschätzung, aber man darf es nicht zum Dogma stilisieren." Die Jugendlichen müssten den Sinn der Aktion verstehen, um sie anzunehmen. Wenn ein Schüler nach einem "Hallo" zu einem Aufsatz verdonnert werde, sei das der falsche Weg.

Jugendliche müssten lernen, sich gegenüber Autoritätspersonen anders zu verhalten als gegenüber Gleichaltrigen. Grußformeln könnten dieses Bewusstsein schärfen. Ein "Hallo" sei zwar nicht zwangsläufig abwertend, könne aber bei manchem so ankommen.

Bei einem sprachlichen Ausrutscher wiesen die Lehrer den Schüler höflich zurecht, erläutert die Rektorin. Sie wolle ihre Schüler optimal auf den Beruf vorbereiten, sonst habe sie ihren Erziehungsauftrag nicht erfüllt. Und ein flapsiges "Hallo" hörten bayerische Personalchefs nun einmal nicht gern.

Seibert sieht sich nicht als Verfechterin des bayerischen Dialekts. "Aber in Bayern heißt es nun mal 'Grüß Gott'." Wem das nicht leicht über die Lippen gehe, könne auch freundlich "Guten Morgen" oder "Guten Tag" sagen. Der Respekt voreinander schwinde, findet sie. "Was früher selbstverständlich war, ist heute problematisch."

Die Landesschülervereinigung ist skeptisch. Die bayerische Schülerschaft diskutiere die "Hallo- und tschüss-freie Zone" sehr kontrovers, erzählt der Vorsitzende Martin Zelenka, der in Passau eine andere Schule besucht. "Die Maßnahme ist ein weiterer Schritt zur Entfremdung von Lehrern und Schülern." Der 17-Jährige kann an "Hallo" und "Tschüss" nichts Respektloses finden - und grüßt seine Lehrer deshalb auch so. Er sei zwar in Bayern geboren, könne sich aber nicht vorstellen, zu jemandem "Grüß Gott" zu sagen.

Es sei schon viel gewonnen, wenn ein Schüler überhaupt grüße, sagt der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbands, Max Schmidt. Er vermisst an den Schulen eine Höflichkeitskultur. Daher versteht er Seiberts Initiative. Umgangsformen, die ein Schüler nicht in jungen Jahren lerne, seien ihm später noch viel schlechter beizubringen. "Wenn das im Elternhaus nicht mehr geschieht, muss die Schule stärker als bisher eingreifen."

Grußformeln sollten Schmidts Ansicht nach verbindlich sein. Freundlicher als "Hallo" sei ein adressatenbezogenes "Grüß Gott", das dem Empfänger Gutes wünsche.

Der Präsident des Bayerischen Lehrerverbands BLLV, Klaus Wenzel, lobt zwar die Idee hinter Seiberts Initiative. "Die Schüler müssen den richtigen Ton finden." Allerdings schlägt er vor, das Thema Grußformeln lieber im Unterricht zu behandeln, als einen Hinweis aufzuhängen. "Am Ende einer solchen Stunde könnte ich dann auf das Schild verzichten - es gibt schon so viele Gebote und Verbote."

Das norddeutsche "Tschüss" ist traditionell bei vielen Bayern unbeliebt. Seiberts Aktion erinnert an frühere Initiativen, in denen sich Bürger gegen die Verabschiedungsformel zur Wehr setzten. 2006 etwa erklärte Dialektpfleger Hans Triebel einen oberbayerischen Ort zur "Tschüss-freien Zone" - mit Verbotsschildern am Ortseingang. Viele Bayern hätten Sorge, dass die heimischen Begriffe ins Lächerliche gezogen würden und schließlich verloren gingen, erläutert der Chef des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte, Horst Münzinger.

Rektorin Seibert kann er gut verstehen: "Das Tschüss tut richtig in den Ohren weh."
 
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Man könnte ja auch zu einem allgemeingültigen "Moin" kommen. :23:

Aber noch mehr als das Tschüss,
klingelt die moderne Variante dieses "Tschauiii" in den Ohren. :16:
 
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Bei uns haben wir dann schon den Einfluss vom Französisch? Ist das jetzt auch unhelvetisch?! Ah ne... franz ist ja eine unserer Landessprachen! Pardon, je suis désolé!

adieu!
 
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Buschläufer schrieb:
Man könnte ja auch zu einem allgemeingültigen "Moin" kommen. :23:

:16:

Vorsicht, das wird in manchen Regionen als ein vernuscheltes "Morgen" (Abk. von "Guten Morgen") verstanden :19:

(selbst hunderte Male erlebt)
 
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Nennt sich Schule fürs Leben. So werden schon die Kleinen darauf vorbereitet, dass sie im teutschen Alltag auf viele kleinkarierte A.... treffen werden, die ihnen ihr zweifarbig-eckiges Weltbild aufdrücken wollen.
 
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Ich kann zu der Rektorin nur sagen: "RESPEKT"

Ich finde es gut und mutig, gegen Zeitgeist und schlechte Manieren eine Duftmarke zu setzen.
"Hallo" ist im Berufsleben, zumindestens in seriösen Branchen, ein "no-go".
Da Hans nur das kann, was Hänschen gelernt hat - und in den wenigsten Elternhäusern noch Erziehung stattfindet, ist der Ansatz der Lehrerin richtig.

Meine Mitarbeiter haben mit jedem neuen Lehrling oder Praktikanten das Hallo-Problem, will sagen, man muss denen erst einmal beibringen, wie man sich Besuchern meiner Firma oder Anrufern gegenüber richtig benimmt.
Da handelt es sich meistens um Kunden, d.h. diese völlig unbedeutende überflüssige Bande, die die Mitarbeiter mit Beschäftigung nervt und die sich bloß unterstehen sollen, sich daran zu stören, wie sie empfangen oder begrüßt werden. (Nebenbei sorgen die für Umsatz und geben damit mir die Möglichkeit, am Letzten die Gehälter zu zahlen).
Wer also auf gewisse Umgangsformen Wert legt, ist kein kleinkariertes A...
Wer das jedoch glaubt, ist kein "Federvieh", sondern ein dummes Huhn.

Grüß Gott ist eine typisch süddeutsche Begrüßung, Moin eine norddeutsche. Sie werden in den jeweilgen Heimatregionen anerkannt, sonst heißt das: Guten Tag

Im Übrigen, als meine Kinder noch in Celle zur Schule gingen, gab es am Hölty-Gymnasium einen Direktor, der sich auch (erfolgreich) mit dem Spruch: "Hut ab vor'm Hölty" gegen die Unsitte gewendet hatte, in geschlossenen Räumen die Baseballkappe zu tragen.
Auch das ist nicht kleinkariert, sondern lehrt, wie eine korrekte Begrüßung, die lieben Kleinen, wie man sich anständig und angemessen zu benehmen hat.

Manieren erleben in den letzten Jahren - Gott sei Dank - eine Renaissance, und das ist gut so.

WH
TicTac
 
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TicTac schrieb:
Auch das ist nicht kleinkariert, sondern lehrt die lieben Kleinen, wie man sich anständig und angemessen zu benehmen hat.
Dazu müssten sich aber bereits die Eltern angemessen und anständig benehmen können und darin liegt oft das gravierendere Problem. :26:
 
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TicTac schrieb:
Ich kann zu der Rektorin nur sagen: "RESPEKT"

Ich finde es gut und mutig, gegen Zeitgeist und schlechte Manieren eine Duftmarke zu setzen.
"Hallo" ist im Berufsleben, zumindestens in seriösen Branchen, ein "no-go".
Da Hans nur das kann, was Hänschen gelernt hat - und in den wenigsten Elternhäusern noch Erziehung stattfindet, ist der Ansatz der Lehrerin richtig.

Meine Mitarbeiter haben mit jedem neuen Lehrling oder Praktikanten das Hallo-Problem, will sagen, man muss denen erst einmal beibringen, wie man sich Besuchern meiner Firma oder Anrufern gegenüber richtig benimmt.
Da handelt es sich meistens um Kunden, d.h. diese völlig unbedeutende überflüssige Bande, die die Mitarbeiter mit Beschäftigung nervt und die sich bloß unterstehen sollen, sich daran zu stören, wie sie empfangen oder begrüßt werden. (Nebenbei sorgen die für Umsatz und geben damit mir die Möglichkeit, am Letzten die Gehälter zu zahlen).
Wer also auf gewisse Umgangsformen Wert legt, ist kein kleinkariertes A...
Wer das jedoch glaubt, ist kein "Federvieh", sondern ein dummes Huhn.

Grüß Gott ist eine typisch süddeutsche Begrüßung, Moin eine norddeutsche. Sie werden in den jeweilgen Heimatregionen anerkannt, sonst heißt das: Guten Tag

Im Übrigen, als meine Kinder noch in Celle zur Schule gingen, gab es am Hölty-Gymnasium einen Direktor, der sich auch (erfolgreich) mit dem Spruch: "Hut ab vor'm Hölty" gegen die Unsitte gewendet hatte, in geschlossenen Räumen die Baseballkappe zu tragen.
Auch das ist nicht kleinkariert, sondern lehrt, wie eine korrekte Begrüßung, die lieben Kleinen, wie man sich anständig und angemessen zu benehmen hat.

Manieren erleben in den letzten Jahren - Gott sei Dank - eine Renaissance, und das ist gut so.

WH
TicTac

Manieren lenrnen ja aber nicht durch Diktatur!!! Und wer Manieren in seiner Erziehung nicht beigebracht bekommen hat, dann soll er sich auf den eigenen Hintern setzten und es nachholen und beiläufig seinen Eltern einpauken!!
 

JMB

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Seibert sieht sich nicht als Verfechterin des bayerischen Dialekts. "Aber in Bayern heißt es nun mal 'Grüß Gott'."Freundlicher als "Hallo" sei ein adressatenbezogenes "Grüß Gott", das dem Empfänger Gutes wünsche.
Wieso wünscht "ein adressatenbezogenes "Grüß Gott" dem Empfänger Gutes"?
Es bittet Gott zu grüßen - so man ihm denn irgendwo begegnet (z.B. in der Kirche oder auch "in Gottes freier Natur"), etwas Gutes wünscht man seinem Gegenüber mit einem "Guten Morgen/Tag/Abend"!
Aber meinetwegen auch "Grüß Gott", wenn denn im Sinne der verfassungmäßigen Religionsfreiheit auch "Shalom" und "Salam aleikum" zulässig sind.
Aber niemand sollte zu einem falschen Glaubensbekenntnis gezwungen werden - auch nicht durch ein "Zwangs-Grüß Gott".

2006 etwa erklärte Dialektpfleger Hans Triebel einen oberbayerischen Ort zur "Tschüss-freien Zone" - mit Verbotsschildern am Ortseingang.
Gute Idee! Am Besten gleich den "Saupreiss'n" den Zugang verwehren, aber "des Diridari von dena" nehmen's schon gern - und in einigen oberbayrischen Tourismusgebieten auch nicht zu knapp.
Viele Bayern hätten Sorge, dass die heimischen Begriffe ins Lächerliche gezogen würden und schließlich verloren gingen, erläutert der Chef des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte, Horst Münzinger.
Sprache lebt!
Und Veränderungen durch "eingeschleppte" Begriffe hat es immer gegeben, z.B. als sich die Bayern damals mit Napoleon gegen ihre Nachbarn verbündeten.
Durch die allgmeine Einführung des Duden wurden auch viele Regionalschreibweisen obsolet.
Rektorin Seibert kann er gut verstehen: "Das Tschüss tut richtig in den Ohren weh."
Das scheint nur in den Ohren zu sein.
Da scheint mir der Schmerz irgendwie auszustrahlen. :p


WaiHei
 
A

anonym

Guest
JMB, Du erinnerst mich doch sehr stark an großes Kino...

"Man spricht Deutsh"

Bei mir ist auch T-freie Zone.
Und ich krieg es hin da wo ich bin so zu grüßen wie es eben lokal gemacht wird.
Bei uns sagt man eben NICHT Tschüss sondern Grüss Gott. Je nach welcher Richtung von Passau aus man sich ein paar Kilometer bewegt wirds ein Servus oder ein Ahoi.

Wenn es Dir nicht passt dann bleib (mit Deinem Geld) einfach weg.
Und als Tipp noch: Probier es mal, man kann tatsächlich außerhalb von Deutschland was anderes bestellen als ein Schnitzel mit Pommes.
Auch wenn es aus Deiner Sicht sicher verwerflich ist dass sich diese Kanacken einfach nicht anpassen wollen mit ihren Speisekarten. :twisted:
 
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gletscherpris schrieb:
Wenn es Dir nicht passt dann bleib (mit Deinem Geld) einfach weg.
Schön - Ihr seid offenbar unterschiedlicher Meinung - und Du fühlst wohl Dich als Bayer (?) verunglimpft.
Und ich krieg es hin da wo ich bin so zu grüßen wie es eben lokal gemacht wird.
Nur mit dem Umgangston im Forum ist es wohl noch schwierig? Und das gerade in einer Diskussion über sprachliche Kultur(en). Darf ich's mal ganz auf ausländisch sagen: "Let's agree to disagree...", so wär's evtl. ja auch gegangen...
 
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TicTac schrieb:
Ich kann zu der Rektorin nur sagen: "RESPEKT"
Ich finde es gut und mutig, gegen Zeitgeist und schlechte Manieren eine Duftmarke zu setzen.

An so einer Grußformel wird es definitiv nicht scheitert mit den zwischenmenschlichen Manieren. Und das spezielle "Grüß Gott" zu fordern ist so kleinkariert, dass einfach nur lächerlich ist.
 

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