Polen: Wölfe greifen Forstarbeiter an

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Ist das so, oder hat nur die Gesamtschau über einen langen Zeitraum den Eindruck hinterlassen?

Wer hat denn schon mal aufgelistet bzw genau den Bezug auf eine Region und eine Generation hergestellt.

Hundert Wolfsattacken in 1000 Jahren sind trotzdem wenig, 200 tote Kinder in 20 Jahren sind viel. Letzteres war übrigens nicht früher, sondern das sind Zahlen dieser Generation, aber in Indien.


CdB

Ich such mal unsere Chronik, da hat der Autor die Wolfsplagen nach Jahrgang aufgelistet, die er im Kirchenarchiv fand. Und wie schon geschrieben, das war "gefühlt" alle paar Jahre...
Und es musste ja nicht jedes Jahr eine Plage geben, die Wölfe waren einfach da. Das Landvolk musste sein Hab und Gut mit seinem Leben verteidigen. Schusswaffen wirds wohl nicht gegeben haben...
 
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Ich hatte das Große Glück, dass ich noch Ulrich Wotschikowsky (“Wotsch”) kennen lernen durfte. Die Art und Weise, wie sachlich, faktenorientiert und unaufgeregt er das Thema Wolf angegangen ist war beeindruckend, sein Fachwissen sowieso. Für mich hatten seine Aussagen großes Gewicht.

Er hat mir erklärt, dass Deine These vom "Populationsanstieg bei ausreichender Nahrung" ein viel zitierter Irrtum ist. Ja, es gibt Jäger / Beute Verhältnisse, die solch eine Dynamik aufweisen. Aber Wölfe leben in Mitteleuropa in Territorien, die in der Regel nie unter 25.ooo ha groß sind. Das macht in meinen Augen auch viel Sinn, denn so jagt der Wolf nicht immer von der selben Kanzel sondern bleibt ein überraschender Jäger. Selbst bei hohen Wilddichten wie in Brandenburg, wurden bisher keine kleineren Territorien nachgewiesen. Somit gibt es zwar eine flächige Ausdehnung der Wolfspopulationen, aber halt keine relevante Zunahme / 100km²

Und auch die Rudelstärke konnte nur in Zusammenhang mit der Beutetier-Größe gebracht werden. In Deutschland sind die Beutetiere eher klein.

Du solltest Dich bei der Betrachtung von Tieren und ihrem Verhalten von menschlichen Gefühlen frei machen: Was leichte Beute ist, bzw. was er jagen will, entscheidet nämlich einzig der Wolf und die Maßstäbe die ihn dabei leiten sind ganz andere. Wenn die Schutzmaßnahmen z.B. gut sind, kann man anscheinend den meisten Wölfen die Nutztiere für lange Zeit verleiden. In einem Fernsehbericht berichtete ein sächsischer Schäfer davon, dass das Rudel die Stromzäune nachhaltig meidet, nachdem das Leittier wohl ordentlich erwischt wurde (kann ich von meinem Hund bestätigen, der mich schon seit Monaten nicht mehr auf die Pferdekoppel begleitet).

Deine These, dass für den Wolf in unseren Wäldern die Nahrung knapp werden könnte, halte ich ebenfalls für unrealistisch. Grob gerechnet kommt man pro Rudel auf etwa 2 Rehe pro 1oo ha und Jahr. Das dürften die meisten Territorien locker dauerhaft aushalten.
Auch ich kannte Wotsch persönlich sehr lange und hab ihn auch außerordendlich geschätzt. Ob das gewalttige Freiluftexperiment "Wolf" aber in unserer Kulturlandschaft so ausgegangen wäre - und dafür gibt es ja jetzt bereits berechtigte Zweifel - das mag ich bezweifeln. Mit den Auswirkungen auf den Wildbestand, das mag ja alles stimmen. Aber warum haben die Wölfe in Macedonien das Rehwild ausgerottet? Das waren nicht Jäger oder Wilderer. Was willst im Karst mit der Flinte auf Rehwild? Warum ist das Rehwild dort ganzjährig geschont und der Wolf hat ganzjährige Jagdzeit?

Und ich bin mir sicher: Der Alpenraum wird der erste sein, der als wolfsfreie Zone realisiert wird. Weil dort einfach kein Zaunschutz funktioniert und die Herdenschutzhunde in der Touristenregion mehr schaden als nützen.

Die Weidetierhaltung ist nun man wichtiger Bestandteil unserer Kulturlandschaft, kein Landbewirtschaftung ist pfleglicher. Es mag sein dass ein Hund nach einem Stromschlag da was lernt. Aber was machen wir? Die Zäune werden immer höher immer besser. Die Anpassung geht langsamer als der Wolf schon "den nächsten Gang" hochschaltet.
Verdammt noch mal: Ich will nicht eine Landschaft die aussieht wie Hochsicherheitstrakte! :mad: Wenn Herdenschutz mal angeblich funktioniert dann doch nur mit der Frage wie lange? Herdenschutz und das ganze "Wolfsmanagement" funktioniert nur mit Pulver und Blei (von mir aus auch bleifrei).
Warum müssen wir Fehler die es in anderen Nationen nie gegeben hat trotzdem machen.
Ja weil wir mehr Biologen als Berufsjäger haben, die wollen Lohn und Brot. Fressen sich ihr ganzes Leben von einem Projekt durchs andere. Jeder erfindet das Rad neu. Und wir bezahlen das.
 
G

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Sorry, habe mich undeutlich ausgedrückt, meinte Deutschland. Dass es in anderen Teilen der Welt anders aussieht ist mir bewusst.

Ja, kein Problem, Indien war nur mal ein greifbares Beispiel. Aus Deutschland selbst könnte natürlich schwierig sein. Da ist es dann interessant, wenn sich wie von Florian1979 erwähnte Ortschroniken finden.


CdB
 
G

Gelöschtes Mitglied 8583

Guest
Flächendeckend Wolf wäre akzeptabel wenn wir endlich flächendeckend Rotwild aktzeptieren würden und beide Wildarten gleichermaßen auf einen sinnvollen Zielbestand managen. Wer fordert, dass der Wolf sich weiter ungehindert vermehrt und verbreitet, ist kein Wissenschaftler sondern Opportunist.
 
G

Gelöschtes Mitglied 13565

Guest
Und ich bin mir sicher: Der Alpenraum wird der erste sein, der als wolfsfreie Zone realisiert wird.

Die Schweiz gehört auch zum Alpenraum und auch dort sind Wölfe etabliert. Es reicht uU schon eine Drehung an einem Stellrädchen und es funktioniert- in der Schweiz.

Um Deutschland muß natürlich erstmal das Universum gedreht werden, keine Frage.


CdB
 
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Die Schweiz gehört auch zum Alpenraum und auch dort sind Wölfe etabliert. Es reicht uU schon eine Drehung an einem Stellrädchen und es funktioniert- in der Schweiz.

Um Deutschland muß natürlich erstmal das Universum gedreht werden, keine Frage.


CdB
War da nicht erst vor kurzem eine Volksabstimmung, ob der Wolf ins Jagdrecht soll oder nicht?

Wurden da nicht die ländlichen Kantone (große Mehrheit für die Jagd) die tatsächlich Wölfe haben durch die Städte (natürlich gegen die Jagd) ohne Wölfe, aber mit viel Einwohner und lautstarken Wolfskuschlern überstimmt?

Daher bin ich nicht so sicher, ob da auch alles so rund läuft...
 
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@colchicus : ich bin gar nicht so weit weg von Dir. Ich habe auch mit keinem Satz gesagt, ich hätte was gegen die Jagd auf Wölfe. Wenn es ein geeigneter Weg ist, Konflikte zu lösen, wieso nicht. Ich bin Jäger und daher dem Töten prinzipiell offen gegenüber.

Und Du hast natürlich recht, es kommt immer auch auf die Landschaft an und den Naturraum über den man spricht und für den man Pläne macht. Mein persönlicher Horizont endet in der nordorstdeutschen Tiefebene.

Aber wenn ich hier Worte wie "Wolfskuschler" lese, dann weiß ich doch, dass es gar keine Diskussionskultur gibt, bzw. kein Interesse an einem Austausch. Es stimmt, dass es auch Tierschützer gibt, die ihrerseits keine Diskussion zulassen wollen und verblendet sind, vermutlich viele. Aber dazu zähle ich mich nicht. Nur Gut oder Böse gibt es nur in Hollywood.

Im Übrigen habe ich lange beruflich mit Schäfereien und Schäfern zu tun gehabt. Die wurden seit Langem hier in der Region vom Staat und der Gesellschaft nicht gut behandelt. Es war ein stetes Leben am Minimum. Einer hat mir mal Erzählt, dass nur die große Anzahl muslimischer Neubürger dazu geführt hat, dass er seinen Betrieb noch halten konnte. Das Scheren hat ihm oft mehr gekostet als ihm die Wolle eingebracht hat.
Wer Trägt denn noch Wollpulli, dämmt sein Haus mit Wolle oder isst Lamm? Und vor allem, wer ist denn bereit dafür auskömmliche Preise zu zahlen. Ganz toll, sich medienwirksam zusammen mit den Schäfern ans Feuer zu stellen ... aber bei der fälligen Dachdämmung dann doch lieber wieder Steinwolle, weil sie viel billiger ist. Der Wolf ist nur der letzte Sargnagel für eine Form der Landwirtschaft, die in der heutigen Zeit keinen Platz mehr findet.
Die können auf die verlogenen Unterstützer verzichten, die gar nicht pro Weidevieh, sondern nur contra Wolf sind.
 
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Genauso interessant wäre dann die Rekonstruktion der damaligen Landschaftsstruktur und der Wildtierpopulationen ...
Ernsthafe Frage: Gibt es denn Aufzeichnungen oder Erzählungen etc. über den Wildreichtum in deutschen Wäldern z. B. von 1600 bis 1850 ? Wäre wirklich mal interessant. Soviel ich weiß, durften damals ja nur Adel und Kirche die Jagd ausüben.
 
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@-quercus-

"Deine These, dass für den Wolf in unseren Wäldern die Nahrung knapp werden könnte, halte ich ebenfalls für unrealistisch. Grob gerechnet kommt man pro Rudel auf etwa 2 Rehe pro 1oo ha und Jahr. Das dürften die meisten Territorien locker dauerhaft aushalten."

Das übersteigt in unserem Niederwildrevier den Jahresabschussplan. Würde theoretisch der Luchs noch hinzu kommen und man die jährlichen Opfer im Strassenverkehr hinzuzieht, ist dann nachhaltig Hahn in ruh und bedeutet in manchen Gebieten die Abschaffung der Jagd.
Daran ist doch ganz eindeutig die langfristige Strategie der Jagdgegner zu erkennen und Leute wie Quercus reden diesen Leuten noch das Wort.
Kulturgut Jagd ade !
 
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Ich hatte das Große Glück, dass ich noch Ulrich Wotschikowsky (“Wotsch”) kennen lernen durfte. Die Art und Weise, wie sachlich, faktenorientiert und unaufgeregt er das Thema Wolf angegangen ist war beeindruckend, sein Fachwissen sowieso. Für mich hatten seine Aussagen großes Gewicht......
Wie du auch sicher weisst ist Wissenschaft nichts festes, sondern es bewegt sich staendig, den neuen Erkenntnissen folgend.
Leider ist es heute, meiner Meinung nach, so dass sich Wissenschaft den politischen Erfordernissen anpasst.
 
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Abschussplan 2 / 100ha und Unfallwild? :unsure:

So geringe Rehwilddichten gibts es vielleicht in der komplett ausgeräumten Börde, da gehen aber die Wölfe nicht hin und "Jagd als Kulturgut" ist da mangels Beute auch reine Faschingsveranstaltung, sorry.
 
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Abschussplan 2 / 100ha und Unfallwild? :unsure:

So geringe Rehwilddichten gibts es vielleicht in der komplett ausgeräumten Börde, da gehen aber die Wölfe nicht hin und "Jagd als Kulturgut" ist da mangels Beute auch reine Faschingsveranstaltung, sorry.
Da hast Du zufällig mal recht. Die Jagd soll ja auch zur Faschingsveranstaltung umfunktioniert werden.
Den kannst Du dir dann in den Garten stellen, zur Erinnerung an die guten alten Zeiten und beim Anblick sagen " es war einmal....".
Doch halt, für Dich ist die Jagd ja nur ein lästiger Bestandteil deiner Arbeit. Für mich und viele andere allerdings nicht, ich gehe gerne zur Jagd !images (4).jpg
 

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