Ich hatte das Große Glück, dass ich noch Ulrich Wotschikowsky (“Wotsch”) kennen lernen durfte. Die Art und Weise, wie sachlich, faktenorientiert und unaufgeregt er das Thema Wolf angegangen ist war beeindruckend, sein Fachwissen sowieso. Für mich hatten seine Aussagen großes Gewicht.
Er hat mir erklärt, dass Deine These vom "Populationsanstieg bei ausreichender Nahrung" ein viel zitierter Irrtum ist. Ja, es gibt Jäger / Beute Verhältnisse, die solch eine Dynamik aufweisen. Aber Wölfe leben in Mitteleuropa in Territorien, die in der Regel nie unter 25.ooo ha groß sind. Das macht in meinen Augen auch viel Sinn, denn so jagt der Wolf nicht immer von der selben Kanzel sondern bleibt ein überraschender Jäger. Selbst bei hohen Wilddichten wie in Brandenburg, wurden bisher keine kleineren Territorien nachgewiesen. Somit gibt es zwar eine flächige Ausdehnung der Wolfspopulationen, aber halt keine relevante Zunahme / 100km²
Und auch die Rudelstärke konnte nur in Zusammenhang mit der Beutetier-Größe gebracht werden. In Deutschland sind die Beutetiere eher klein.
Du solltest Dich bei der Betrachtung von Tieren und ihrem Verhalten von menschlichen Gefühlen frei machen: Was leichte Beute ist, bzw. was er jagen will, entscheidet nämlich einzig der Wolf und die Maßstäbe die ihn dabei leiten sind ganz andere. Wenn die Schutzmaßnahmen z.B. gut sind, kann man anscheinend den meisten Wölfen die Nutztiere für lange Zeit verleiden. In einem Fernsehbericht berichtete ein sächsischer Schäfer davon, dass das Rudel die Stromzäune nachhaltig meidet, nachdem das Leittier wohl ordentlich erwischt wurde (kann ich von meinem Hund bestätigen, der mich schon seit Monaten nicht mehr auf die Pferdekoppel begleitet).
Deine These, dass für den Wolf in unseren Wäldern die Nahrung knapp werden könnte, halte ich ebenfalls für unrealistisch. Grob gerechnet kommt man pro Rudel auf etwa 2 Rehe pro 1oo ha und Jahr. Das dürften die meisten Territorien locker dauerhaft aushalten.