OK, ich bin grad über Euern Faden gestolpert.
ich hab vor zig Jahren mir auch mal nen Rasierpinsel aus Dachsborsten gebunden. Als Inspiration diente seinerzeit ein Film über die Arbeit eines Gamsbartbinders. Ich bin dabei folgender Maßen vorgegangen:
1. Dachs besorgen. Meiner war einer, den mein Dad vor Jahren gegen Ende der Schusszeit erlegt hatte (Winterschwarte). Ich hab selbst noch keinen Dachs erlegt und kann daher die Beschaffenheit der Sommerschwarte nicht beurteilen. Wenn sich der Dachs nicht von allem anderen Haarwild unterscheidet, wär mir die Winterscharte lieber. Mein Dachs war gegerbt, damit hat sich das desinfizieren erledigt.
2. Such die die Borsten mit den geeignetsten Grannen aus, ich hab mich am Rücken bedient, wo die Borsten mehrfarbig sind.
3. Schneid kleine Büschel aus und streich die Unterwolle raus. Die feinere und gewellte Unterwolle ist m.E. unbrauchbar.
4. Vom Fliegenbinden hab ich nen Haarstößel. Das ist n kleines Röhrchen, wo unten zu ist. Dort kommen die Haare mit den Grannenspitzen voran rein (abgeschnittene Enden schauen noch raus). Das Röhrchen wird dann mehrfach auf die Tischplatte gestoßen, daruch ordnen sich die Borsten alle gleichlang aus.
5. Nehm das Büschel aus dem Haaraufstoßer und umwickel das untere Ende (abgeschnittenes Ende) mehrfach mit einem halbweg stabilen Nähfaden. Knoten drauf. es sollte ein Gebilde mit 3 bis 4mm Durchmesser entstehen.
6. wiederhol die Schritte 3 bis 5 etwa 10 bis 15 mal (oder noch öfters)
7. Die Büschel sollten in etwa alle gleich dick und gleich lang sein.
8. Fang mit zwei Büscheln und dem Bindfaden an, Wickel den über die erste Wicklung mit zwei bis drei Unwicklungen zusammen, dann kommt der nächste Büschel hinzu. Dabei ist drauf zu achten, dass die Haarbüschel alle möglichst gleich lang eingebunden werden.
9. binde anschließen immer ein bis zwei neue Büschel ein, bis ein gleichmäßig rundes Gebilde entsteht. Zum Schluss sollte der Pinsel am gebundenen Ende einen Duchmesser von 2 bis 2,5cm haben.
10. Nach dem Zusammenbinden aller Haarbüschel werden die unten herausragenden Haare alle auf eine Länge abgeschnitten. Am besten mit einen scharfen Messer. Die Wicklungen sollten dabei nicht in Mittleidenschaft gezogen werden.
11. Ist der Pinsel fertig gebunden, wird das glatt geschnittene Ende in einen Wasserfesten Klarlack oder dünnflüssigen Kleber getaucht. Die Wicklung bekommt damit auch mehr Halt. Ggf. das Lackieren 1 bis 2 mal wiederholen. Wer möchte, kann sich jetzt noch nen Holzgriff dazu drechseln (lassen) und den Pinsel einkleben. Orginell wäre auch der Stoßboden von ner 20er Schrot oder der hintere Hülsenteil von ner entsprechend großen Kugelpatrone.
Mir hat mein Rasierpinsel so über mehrere Jahre gute Dienste geleistet, allerdings rasier ich mich seit Jahren nur noch mit dem Langhaarschneider und schneid meine Gesichtsbehaarung auf nen mehr oder weniger gepflegten drei Tages bis drei Wochenbart zurück. Daher ist mein Rasierpinsel seit Jahren verschollen...