Rebhühner zum Auswildern

Registriert
14 Feb 2006
Beiträge
15.197
Leute, ein für alle Mal: Es gibt in Deutschland keine Rebhühner zu kaufen die sich nach der Auswilderung über einen nennenwerten Zeitraum halten, bzw. noch Bruttrieb haben. Sie verlegen die Eier, decken das Gelege nicht ab und und und...
Nennt mir einen Fall wo die einfache Methode "Kiste auf und voller Erfolg" geklappt hat. Bitte wo vorher allerdings noch keine Hühner da waren.
Wer das vor hat, spielt in der Königsklasse. Das ist mit viel Arbeit verbunden. Zuchtvoliere, die Hühner müssen selbst brüten. Die Aufzucht muss an die spätere Nahrung angepasst sein. Die Ösis haben mal feststellt, dass Volierenhühner einen deutlich kleineren Magen haben. Rebhühner sind Grasfresser, erst wenn das nicht verfügbar ist, gehen sie an Körner. Mit einem normalen Magen kommen sie damit klar, aber mit der Schrumpfversion? Da wird dann auch im Winter Gras gefresssen, aber das Volumen reicht nicht aus.
Beim Fasan ist es etwas leichter. Aber auch hier brütet von den Fasanerievögeln nur ein Bruchteil und zieht erfolgreich auf. Meist gibt es noch einen Restbesatz und es wird zusätzlich ausgesetzt. Diese Volierenvögel selektiert die Natur meist gnadenlos aus. Da gleichzeitig die anderen Hegebemühungen wie Fütterund oder Raubwildbejagung hochgefahren werden, profitiert der wilde Restbesatz und das Auswildern wird als Erfolg verkauft.
Meine Jungfasane kamen immer schon mit 6 Wochen raus. Dann sind sie im Herbst nicht von wilden zu unterscheiden. 30% erleben das Frühjahr, das ist realtistisch bei gutem Ausgangsmaterial. Fasan ist nicht Fasan. Schaut Euch die Wildkörper von Volierenfasanen an.
Teilweise wiegen sie bis 2 kg, da auch gleichzeitig in Richtung Schlachtfasan gezüchtet wird.
Nehmt eine Zuchtforelle mit großen Körper und kleinen Kopf und setzt sie in einem Bergbach aus. Was passiert?
 
Registriert
7 Jan 2017
Beiträge
2.811
Das kann ich dir sagen, nach 6 Monaten fängst du einen abgemagerten Strich in der Landschaft der zu 75% aus Kopf und Schwanzflosse besteht. Oder aber nach 6 Monaten fängst gar keine mehr von denen.
 
Registriert
14 Feb 2006
Beiträge
15.197
Siehst Du, vollkommen richtig!. Und bei den Zuchtrebhühnern soll es anders sein?
 
Registriert
29 Okt 2013
Beiträge
220
was wäre dann deine Empfehlung zum dauerhaften Aufbau einer Rebhuhnpopulation ?
Prädatorenbejagung und Habitat mal vorausgesetzt.
 
Registriert
15 Okt 2017
Beiträge
5.620
Nur damit wir vom Gleichen reden:

Ein guter Freund, der hier das einzige Revier in 50 km Umkreis überhaupt mit Rebhühnern und dann auch noch mit stabiler Population hat, sagt: Eine vernünftige Prädatorendichte für Rebhühner heißt beim Fuchs: 1 Fuchs/600ha...
 
Registriert
14 Feb 2006
Beiträge
15.197
Nur damit wir vom Gleichen reden:

Ein guter Freund, der hier das einzige Revier in 50 km Umkreis überhaupt mit Rebhühnern und dann auch noch mit stabiler Population hat, sagt: Eine vernünftige Prädatorendichte für Rebhühner heißt beim Fuchs: 1 Fuchs/600ha...
Niederwildhege heute heißt Raubwild hat oberste Priorität, ob am 1. Mai wo die Böcke mit Geburtsfehlern (zu nah an der Jagdgrenze) am Leben bleiben oder an der Saukirrung wo nicht auf die eigentliche Zielwildart gewartet wird.
Der Hase reagiert am schnellsten auf die Fuchsverringerung. Er braucht keine Apotheke denn in Niederbayern mit den noch hohen Hasendichten hat er drei (eiweißreiche) Äsungspflanzen: Zuckerrüben, Getreide, Raps und Mais. Normal haben wir immer ein Geheck, allerdings auf 1000 ha. Aber die nachlässigen Nachbarn sorgen schon dafür dass Nachschub kommt.
 
Registriert
14 Feb 2006
Beiträge
15.197
was wäre dann deine Empfehlung zum dauerhaften Aufbau einer Rebhuhnpopulation ?
Prädatorenbejagung und Habitat mal vorausgesetzt.
Für die Auswilderung nur Elterntiere aus ausgemähten Gelegen, bzw. deren Nachkommen und über Naturbrut. Das geht nicht mit Masse und 20 % Aufwand für erwartete 80 % Erfolg. Bei der Wiedereinbürgerung muss das Gaspedal an allen Baustellen bis unters Bodenblech gedrückt werden, sonst rollt die Karre nicht.
Ein weit verbreitetes Übel auf der Jagd: Man wurstelt zuerst mit der Billigvariante herum, siehe Taschenlampe und Vorsatzgerät. So ist es mit dem Aussetzen auch.
Also Volieren bauen, jedes Jahr versetzen wegen der Parasiten. Zuchthühner aus Fasanerien brauchen die regelmäßige "Dosis". Wie da die Leber ausschaut.....keine Ahnung.
Als ich 12 war, ging ich in die Schule. Zu den Waldvogelfängern, Kleintierzüchtern, Fallenstellern. Einer sagte mal: Bou, des merkst Dir: Rebhuhn und Hase sind die Wildarten wo am schwersten im Gehege zu halten sind.
Bevor man sich mit Rebhühnern beschäftigt, sollte man erst mal die Naturbrut mit Zwerghühnern, etc. probieren. Sonst sind die Kollateralschäden nicht zu vermeiden.
Das ganze Thema mit seinen wichtigen Details lässt sich auch nicht im Sprechblasenstil á la Forum abhandeln. Einen erfahrenen Züchter und Heger suchen ist natürlich nicht leicht. Wir reden ja über harte Hegearbeit und nicht über Ladedaten und Geschossgewichte.
 
Registriert
29 Okt 2013
Beiträge
220
gibt es da eigentlich noch Bezugsquellen von Rebhühnern in De oder nur noch aus'm Ausland ?
 
Registriert
14 Feb 2006
Beiträge
15.197
Es gibt Bezugsquellen. Rebhühner werden von vielen Ziergeflügelhaltern gezüchtet. Tiermarkt Kleinanzeigen, da gibt es immer was. Eier sind gesucht, jeder will, niemand hat das Händchen, die Hühner zu halten. Aber sie kommen draußen einfach nicht mehr zurecht, zu lange Domestikation. Die Rebhühner aus den Fasanerien sind größtenteils seit Generationen über Kunstbrut vermehrt worden. Wenn man wildbahntaugliche Rebhühner in größerer Zahl züchten würde, dann müsste man für das Huhn 50 Euro verlangen.
 
Registriert
10 Jan 2018
Beiträge
1.563
Es gibt in diesem Zusammenhang einen Artikel aus UK vom Game und Conservation Wildlife Trust über die wissenschftliche Evaluation der Wiederansiedlung von "Grey Patridge" also dem Rebhuhn.

https://www.researchgate.net/public...stablishing_grey_partridges_through_releasing


Und:

https://www.gwct.org.uk/research/species/birds/grey-partridge/grey-partridge-releasing-experiment/


logo.svg


Aus meinen Beobachtungen mit freigelassenen "Übungs" Rebhühnern in unserem Revier, wo Feldwachteln leben und auch ein guter Fasanenbesatz vorhanden ist, kann ich Colchicus Ausführungen nur unterstützen. Was für "Kistenfasane" gilt, gilt in nochmals gesteigerter Form für "Kisten" Rebhühner.

Aber da wir für die Fasane eine wirklich große Voliere im Revier haben.... werde ich das mal versuchen... :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Registriert
29 Okt 2013
Beiträge
220
mal angenommen man hätte so einen Bodensatz an Rebhühnern aus Fasanerien der immer mal wieder aufgefrischt wurde. Wenn man jetzt "echte Wildrebhühner" dazu aussetzen würde, würden die " Wilden" den "Zivilisten" beim Überleben helfen, so quasi zeigen wie es geht ...., mal laienhaft ausgedrückt

Hab grad etwas in den Links von Black Grouse gelesen, darin wurde meine obige Frage ausführlich beantwortet. Allerdings gehen die Untersuchungen davon aus, dass der Bestand aus wilden Rebhühnern besteht und da wird von weiterem Aussetzen abgeraten.
 
Zuletzt bearbeitet:

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
21
Zurzeit aktive Gäste
230
Besucher gesamt
251
Oben