So, nun kann ich auch endlich was beitragen.
Gestern beim Morgenansitz hat es gepaßt. Um 20 nach 4 konnte ich verletzungs/ und halbwegs geräuschfrei die Kanzel in der Buchenverjüngung beziehen. Verletzungsfrei wegen der Brombeeren, die in den letzten Wochen explosinsartig zu wachsen scheinen.
Langsam wird es hell, das Morgenkonzert startet, ich warte dynamisch. Aber sowas von dynamisch. Und es ist wie immer, es tut sich nichts, also zumindest im Bezug auf einen Bock, wohingegen ein Ornithologe mit sicherheit seine Freude gehabt hätte.
Nachdem ich in den letzten Wochen alle meine Hunderziehungsbücher beim Ansitz gelesen habe, alle Entfernungen ausgelasert habe, hab ich diesmal einfach ein paar Minuten die Augen zugemacht, halbschlafmäßig.
Er wird viertel vor 7, ich beginne mich mit dem Gedanken anzufreunden heute wieder als Vegetarier heimzufahren.
Und dann ändert sich das wie üblich plötzlich und unerwartet.
Halb rechts von der Kanzel weg ist auf etwa 60 Metern auf einem Baumstumpf eine Salzlecke. Drei meter davor erkenne ich im Gebüsch eine Bewegung.
Henriette erscheint. Henriette ist ein recht starkes Schmalreh, das ich dort schon öfter bestätigen konnte. In Frankreich darfste Schmalrehe erst ab dem 15.8. schießen, von daher hatte ich schon gelegentlich Zeit ihr zuzusehen.
Henriette schleckt genüßlich am Salz, ich denke mir - na wenigstens Anblick. Henriette sichert unterdes öfter nach hinten in das Gebüsch, aus dem sie ausgetreten ist. Ich fange an an meiner Ansprache auf Schmalreh zu zweifeln. Während ich so darüber nachdenke knackt es mehrfach laut aus dem Busch. Henriettes Blick war sehr unamüsiert. Ich habe dann intensiv das Gebüsch beobachtet und meine durch die Blätter ein Rehhaupt zu erkennen. Kitz denke ich mir und ärgere mich insgeheim über meine Fehlansprache.
Ich beobachte die Hecke weiter, die Blätte bewegen sich, Lauscher sind zu sehen. Ziemlich groß für ein Kitz denke ich so bei mir. Dann meine ich zwischen den Blättern eine Gehörnstange zu erkennen.
Das war dann der Moment, in dem ich das Glas weggelegt und zum Peletor gegriffen habe. Waffe greifen, Vergrößerung auf 8-Fach und die Vermutung bestätigt sich, ein Bock.
Nun habe ich an exakt dieser Salzlecke beim letzen Ansitz vor etwa 10 Tagen Adonis bestätigt. Adonis ist ein Bock, wie ich noch keinen gesehen habe, strotzend vor Saft und Kraft, mit Sicherheit weit jenseits der 20 Kilo.
Es schiebt sich ein Haupt aus den Blättern und ich erkenne den ebenfalls bestätigten Spießer. Wer jetzt meint, es wäre schnell gegangen, der irrt.
Ich hab mich zwischendrin gefragt, wer da das Mädchen ist, Henriette oder der Bock, unentschieden wie sonstwas.
Zwischenzeitlich hab ich den 98er entsichert und warten. Der erste Schritt aus dem Gebüsch, leider war noch ein Ast im Weg. Monsieur hat sich dann noch gefühlte 5 Minuten Zeit gelassen, bis er einen weiteren Schritt gemacht hat. Das war genau ein Schritt zuviel.
Eingestochen und die 7x64 ihre Arbeit tun lassen, der Schuß bricht, die Bühne ist leer, Henriette war inzwischen drei Schritte weiter und ist hochflüchtig abgesprungen.
Nach dem Schuß kamen wie immer die Zweifel wenn ich mein Stück nicht sehe... Nach dem Schuß hat der Bock noch einen Satz gemacht, allerdings war er nicht zu sehen, Busch im Weg und dahinter in einem mit Binsen zugewachsenen Graben hab ich ihn 10 Minuten später gefunden. Einschuß zwei Finger hinter dem Blatt nicht hoch, nicht tief, quasi mittig.
Die SMS an den Pächter hab ich direkt nach dme Schuß geschrieben, aber keine Reaktion, was mich etwas nachdenklich gestimmt hat.
Ich hatte da eine Befürchtung, die sich bewahrheitet hat, er war kurzentschlossen am Abend vorher übers Wochenende weggefahren.
Nicht weiter schlimm denke ich mir, ich weiß wo die Kühlung ist. Tja, theoretisch. Praktisch ist das die Sache an einem riesigen Vorhängeschloß gescheitert. Das ist neu und ich habe keinen Schlüssel. Ich hatte beim Aufbrechen direkt die Wildmarke am Stück befestigt, habe also die Kontrollabschnitte für den Förster abgebrochen und in den Briefkasten geworfen.
Ich hab also meinen Bock eingeladen und mich auf den Heimweg gemacht. Unterwegs hab ich mir dann einen Platz in einrer Kühlung gesucht, im Dorfgasthaus war ich dann erolgreich. Heute morgen hab ich den Bock zum Metzger gebracht, 16 Kilo.
Geht doch, ich hoffe daß es jetzt langsam wieder was wird mit den Böcken, letztes Jahr hatte ich zur gleichen Zeit in diesem Revier schon 5 Stück erlegen können....
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