Rehböcke 2016/17

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Waidmannsheil allen Erlegern!

Ich würd ja auch gern, aber wenn man nur einen Mehrjährigen frei hat und so viele rumspringen ist es nicht einfach, "den richtigen" zu bekommen. Einige kenn ich bislang auch nur vom Vorbeifahren und will sie mir nochmal in Ruhe anschauen. Die Jährlinge sind heuer überraschend stark, auch im Wildpret.

@defender110, Du hast PM von mir, Bauanleitung für nen Pirschstock.

Grüße
DWS
 
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....Das schreit nach nem kleinen Trööd im Themenbereich Ausrüstng :roll:;-)
 
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JBB

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So, heute hat es mal wieder geklappt. An einer Stelle, wo es letztes Jahr einfach nicht klappen wollte und dies Jahr auch schon schlecht anfing... und dann noch ran ans Wild müssen, so freut einen das erst richtig.

Die Stelle ist im freien Feld ein kleines Tal, das V-förmig sich von Westen her ins Gelände schneidet, uns gehört nur ein recht kleiner Teil davon, dafür zieht es sich ca. 500m in die Länge. Beim Angehen muss man deckungslos eigentlich immer über eine Kuppe, so dass einen Wild oft schon beim Angehen spitz hat, wenn es schon im Tal auf den Wiesen steht. Ein einziger Hochsitz am Osttausgang haben wir, der lässt sich nach Überwindung der Kuppe wenigstens einigermaßen gedeckt angehen, alles andere wäre weiterhin auf dem Präsentierteller. Die rechte (nördliche) Seite des Tales, welches der Nachbar bejagt, hat ein mehr an Hecken, so dass das Rehwild zu 75% drüben steht, bei uns ziehen sie dann meist in die Felder irgendwo entlang des Tales. Da am Osttausgang das Tal am breitesten ist, dort natürlich am wenigsten. So ergeben sich oft nur Chancen auf weit über 200m... das ist einfach nix für mich.

Der Wecker geht um 4... fertig gemacht, losgeradelt, doch es dämmert schon. Ich merke, ich hab schlecht überschlagen, zwei Wochen ohne Morgenansitz waren mehr wie 15 Minuten Verschiebung. Leicht verfluchend, ob des schwierigen Angehens wissend, halte ich dennoch am Plan fest. 2 Rehe stehen im Feld an der Landstraße und lassen sich von mir nicht stören, zwar unser Revier, aber absteigen und angehen werden sie vermutlich nicht aushalten... es fehlen einfach die Hecken bei uns.

Beim Angehen schreckt ein Reh im Tal, aber nicht in dem Teil, wo ich hin will, sondern hinter mir, sprich weiter nach Westen, ich sehe es noch abspringen, aber denke das wird schon gehen, waren gute 200-250m zum Sitz. Eingerichtet und gewartet. Kaffee rausgeholt, Buch rausgeholt und immer noch gewartet... nix will passieren. Ich sitze sicher schon 90 Minuten, da sehe ich beim Nachbarn auf der Wiese ein Reh... das Gras dort wird noch geheut, ich sehe nur Haupt und Rückenlinie, weiblich, soviel verrät das Spektiv. Ich lege es weg, da sehe ich nördlich meines Sitzes zwei Rehe auf gut 300-350m Luftlinie an der Hecke auftauchen (weiter zurück kann ich ned schauen aufgrund der Scheune in meinem Rücken). Spektiv hoch, schon erkenne ich zwei Böcke, ein Gabler, ein Sechser, beide ähnlich hoch auf, voll durchgefärbt und gleich stark. Komisch denke ich mir, aber vllt Brüder, wer weiß, sie vertragen sich noch.

Mal grob eingerichtet, falls sie die Grenze passend überqueren wollen, doch nix da, äsend ziehen sie entlang des Hanges, erst an den Hecken, dann kurz über einen Maisacker, der wieder in einer Wiese endet. Erst dort entscheiden sie sich die Grenze zu überqueren, die 200m haben wir schon überschritten und sie bleiben direkt im Grenzgraben. Auflage würde gehen, aber 2m Flucht und das Stück liegt beim Nachbarn... ich schreibe die Böcke schon mental ab, beobachte wie sie wild kleine Bäume verhauen und äsend immer weiter von mir weg ziehen. Nun sind sie weit über 300m weg, äsen ruhig und vertraut und ich schaue in ihre Spiegel. Gesichert wird kaum...

Da entspringt meinem Hirn ein Gedanke... soll ich es wagen??? Nochmal einen Schluck Kaffee... wieso nicht, verlieren kann ich ned viel, wenns schief geht ne Woche Ruhe halten und wieder versuchen. Nur Peltor, Glas und Waffe nehme ich mit, steche im langem Schatten der Bäume nach Norden direkt in den Grenzgraben... drei Mal haben wir kleine Bauminseln nun zwischen mir und den Stücken, zügig arbeite ich mich nun nach Westen vor. Die ersten beiden Bauminseln hab ich schon hinter mir, die letzte steht noch zwischen mir und ihnen, danach 100m+ Freifläche, je nachdem. Langsam kämpfe ich mich durch die letzte Bauminsel, kein guter Anschlag zu finden und die Burschen noch um die 100m weg... aber was ist das??? Der erste liegt, hat sich zum Nickerchen niedergetan, Augen halb zu.

Ok, ich gehe auf tiefste Gangart über, um die 100m haben wir noch, unser Teil der Wiese ist mal gemäht worden, aber zwischen 5-20cm schwankend schon wieder Höhe. War ich erst bis zu den Knien nass, nun werd ich es durch und durch... die ganze Wiese ist tropfend von Tau, die Waffe versuche ich mit dem rechten Arm immer so zu schieben, dass der Lauf und das ZF möglichst sauber bleiben. Meter um Meter arbeite ich mich vor, nun liegt auch Bock zwei. Ich bin auf 50m dran, ne, eine kleine Welle verleidet mir den Platz etwas, weiter geht es, bei 40m wirds besser, näher geht nicht mehr, sonst verliere ich den Kugelfang. Ziemlich ausgepumpt lasse ich mich erst mal sacken und versuche den Puls runter zu bekommen. Es wird besser... ich mache einen Probeanschlag im Liegen, mh, ja, sollte passen. Also die Herren zum Aufstehen bewegen.

Rein in den Anschlag, den ersten Bock ausgewählt, da er breit liegt und ich mir erhoffe, dass er passender aufsteht. Lauthals fange ich zu schrecken an. Nix... NADA! Müde wird das Haupt gedreht, um dann das Ganze als unwichtig abzutun. Na wartet, was machen wir nun? Mh... ich hole das Handy raus, Modus ändern, Musikplayer öffnen, Stück auswählen, Voranschlag und Musik AN... Na, wer will raten? Wieder nix, NADA! Nach 3 Minuten stelle ich das Handy ab und erklär mich langsam für blöd. Ok, dann auf die harte Tour.

"HEY DU, Bock! LOS, AUFSTEHEN!" brülle ich die zwei an. Mh, die Quelle des Lärms versucht mein ausgewählter Bock zu orten, mehr aber auch nicht. Mehrfach schreie ich ihn an, mal leiser, mal lauter, nix. Ich höre auf... UND endlich die erhoffte Wirkung, der Bock steht auf, macht drei Schritte verhofft, das Absehen ist auf der Kammer und die 223 spricht ihr Machtwort. Im Schuss geht er langsam ab nach Norden, bricht nach 10-15m zusammen, schlegelt, Ruhe. Ich habe schon repetiert und war drauf, Nachschuss unterblieb, dafür war es zu eindeutig. Nun steht Bock Nummer zwei auf, schaut sich unsicher um, geht ein paar Schritte zum Anderen, verhofft scheibenbreit. Ich bin drauf, könnte schießen, aber es reicht für diesen Revierwinkel. Zögernd springt er ab, nach 1-2min verschwindet er um die Kante des nahen Rapsfeldes.

Ich setze mich erst mal hin und schreibe kurz eine Nachricht.... Bock liegt. Nach wenigen Minuten raffe ich mich auf und trete zum Bock, Tiefblatt, reichlich Schweiß, was will man mehr. Ich hätte nicht gedacht, dass es klappt... Ich ziehe den Bock an den nahen Weg und mache mich auf den Rückweg zum Sitz, mein Zeug einsammeln. Der Rest wie üblich, nur dass ich mich schon jetzt aufs Umziehen freue ;)

Anhang anzeigen 35642
Im Hintergrund sieht man rechts der hohen Bäume die Scheune, rechts am Rand der Sitz. Die Spur kommt von mir bäuchlings ;)

Anhang anzeigen 35641
Der Lohn der Mühe (Stück liegt hier schon am Weg)

Für die Statistik:
Mossberg MVP Predator
.223 mit LOS HT 52gr
ca. 40m mit um die 10m Flucht (Tiefblatt)
 
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Jawoll! Waidmannsheil!

Solche Erlebnisse sind es, die die Jagd erst spannend machen. Für mich gibt es keine größere Bestätigung als Jäger, als sich unerkannt nahe an das Wild heranzupirschen. Das geht natürlich nicht immer und man sollte es vorsichtig dosieren, aber wenn es dann wie in Deinem fall klappt zehrt man lange davon :cheers::thumbup:
 
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... hätte er sich mit Radio rangearbeitet wären die Rehe abgesprungen :roll:

Das Anpirschen ist ein genauso kritischer Moment, wie wenn das Wild beim Ansitz frisch auf die Bühne tritt. Hat man das erstmal überbrückt und fühlt sich das Wild sicher, verzeiht es einem auch mal das ein oder andere Geräuscht...
 

JBB

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Naja, ich dachte ich eskaliere die Laute mal von bekannt(Schrecken) bis zum Mensch, und Musik schien mir in der Mitte zu liegen ;) Hät ja auch sein können, ich fange an zu reden/schreien und die zwei wären mit full speed ab. Ich wollte ja so beunruhigen, dass sie unsicher aufstehen, aber ned gleich abspringen ;)

Dass die zwei so hart im Nehmen sind, hab ich nicht erwartet (sind eher sehr störanfällig im Feld bei uns, springen auch bei 400m schon ab normalerweise).

WMH
 

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