Rehfütterung

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Also wir füttern nur mit GUTEM Grummet. Das wird in Heuraufen vorgelegt und wird, bei Schnee bzw. Ende des Winters gut angenommen. Kommt halt auch auf die Umgebung an. Dort wo kaum Himbeere und/oder Brombeere wächst gehen sie mehr an die Raufen wie dort wo es rundherum genügend Naturäsung gibt.

Mit Pellets oder ähnlichem Kraftfutter haben wir komplett aufgehört. Aus zweierlei Gründen. Der Erste und wichtigere ist, dass es bei Kraftfuttervorlage immer wieder Fallwild durch Pansenazidose gekommen ist und der zweite Grund .... es tauchen ab und an Sauen auf und die wollen wir auf gar keinen Fall ans Revier binden.

Wir haben seit der Futterumstellung auch nicht bemerkt dass das Wildpretgewicht gesunken wäre, eher im Gegenteil.

Die Raufen sind dem Gelände angepasst. Teilweise bestehen die seitlichen Steher sogar aus hoch gekappten Bäumen (Unterständlinge). Wir haben unten wo die Sprossen zusammenkommen einen "Tisch" der 35 - 40 cm breit ist. Dadurch passt mehr Grummet in die Raufe hinein und es wird auch weniger herausgemistelt weil die Sprossen steiler stehen und der "Tisch" doch noch einiges auffängt.

Grummet das ausgetauscht wird gebe ich einfach in eine Astgabel neben der Fütterung, da wird es dann nocheinmal ordentlich von den Rehen "besichtigt". Am Boden liegendes wird entsorgt.

Wenig zu empfehlen sind Raufen die direkt an der Futterhütte angebracht sind. Die werden am wenigsten angenommen.

Früher fütterten wir auch noch Naßtrester. Auch damit haben wir aufgehört. Die wurden einfach auf Tischen (ca 50 cm hoch) angeboten und auch angenommen.
 
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Ich frage mich die ganze Zeit, wozu muß oder will man Rehe füttern? Auf die Idee käme ich im Leben nicht!
Wir jagen in einer Agrarsteppe, im Winter primär eine einheitlich braune Agrarsteppe,
solange keine Schneelage vorhanden ist.
Mit Schnee wird das Nahrungsangebot nicht besser ... 😢
Also sorgen wir für ein verbessertes Nahrungsangebot.

Subjektiv ist das mindestens vergleichbar tierschutzgerecht, wie die Winterfütterung
von Singvögeln oder ähnlichen Spezies.
Einen vergleichbaren Aufwand betreiben wir im Bereich von anderem Niederwild
wie Feldhasen, Fasane oder Rebhühner ...
... obwohl wir seit 3 Jahrzehnten weder Huhn noch Fasan erlegt haben.


:unsure: ... oder einmal aus einer ganz anderen Perspektive betrachtet:
Der Mensch nimmt dem Wild seinen natürlichen Lebensraum.
Dann sollte er auch fairnesshalber sicherstellen, dass das Wild auf dem verbliebenen
Territorium ohne zu große Defizite über den Winter kommt.
Zumindest sehe ich es als eine Frage der Verantwortung und des Charakters.
Aber das kann sein, dass ich an diesem Detail etwas oldschool bin.
Damit kann ich leben ... :cool:
 
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Wie haben nur die Rehe die letzten Jahrtausende ohne unsere aufopfernde Fürsorge überlebt und sind genau deswegen zu dieser wunderbaren Tierart geworden, die sie jetzt sind🤔
Gilt das auch für Rotwild ? Singvögel ? usw...

Man sollte über seinen Tellerrand schauen. Es gibt durchaus Gebiete mit viel Schnee und Dauerfrost.

Gruß Weichei
 
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Je nach Revier kann es bestimmt auch vorkommen, dass das natürliche Äsungsangebot nicht für die (hohe) Wildpopulation ausreicht
 
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Wir füttern Rehe im Wald-Feldrevier. Weil es Ecken gibt wo wir sie haben oder nichthaben wollen. Kleeheu aus Raufen wird eher schlecht genommen. Sie wollen sortieren. Das Heu wird aber nur solange genommen, wie es nicht freucht wird.
Dazu eben hauptsächlich Saftfutter, sprich Apfeltrester mit etwas Hafer, auch Maissilage ist untergemischt, teilweise auch Vogelbeeren, Mischsilage eben.

Mal eine kleine Milchmädchenrechnung:
Ein Reh braucht am Tage so 1,5 kg. Dann pflückt mal Knospen, z.B. vom Ahorn u a. Was glaubt Ihr, wie viele Knospen ein Reh am Tag braucht. Natürlich findet das Reh auch andere Pflanzenteile. Aber nur als Anhalt: Mit den dicken Brummern des Hirschholunders kommt man pro Tag so auf umgerechnet 7.000 - 10.000 Knospen. Da macht eine Stelle hinter dem Komma schon viel aus, aber nur so als Anhalt.

Wenn ich dann in unserer Kulturlandschaft, welche mit unberührter Natur ohne Störungen nicht mehr viel gemeinsam hat die Rehe füttere, um Verbiss zu verhindern, dann wird der Nutzen in Abrede gestellt. Ich war in Mathe nicht die hellste Kerze auf der Torte, aber wenn mir jemand sagt, auch wenn ich vielleicht den halben täglichen Bedarf eines Rehe über Winterfütterung zuführe und trotzdem noch genausoviel Verbiss habe, dann überlasse ich das Urteil dem geneigen Leser. Hier hebelt eine Ideologie den Menschenverstand aus.

Eines muss aber klar sein, wenn ich füttere muss ich mehr schießen. Auch das ist Hege, nicht nur Rehe streicheln.
Mit unseren Verbesserungen der Lebensbedingungen im Feld ziehen wir keine Rehe vom Wald ins Offenland. Das wäre ein Wunschdenken. Der Wald hat soundsoviele Rehe pro 100 ha und das Feld eben auch eine bestimmte Zahl. Je länger ein Reh im Offenland bleib, umso länger lebt es. Wenn es aber aufgrund hoher Schneelage dann doch zu Massierungen in unseren Waldinseln kommt, dann muss man nachhelfen.
Hier eine Verjüngungsfläche, die sich selbst überlassen wurde. Ausgangsbestand siehe im Hintergrund.
Naturverjüngg Nachsuchenwiese (2).JPG

Schwer erkennbar auf dem Foto aber: ganz wenig Fichte( wurde unterdrückt), Kiefer, Lärche, Bergahorn, Wildkirsche, Vogelbeere, Aspe, wenige Buchen und Eichen, alles zum Nulltarif.
 
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Frage: Meinst Du mit Wir, lokal Dich und Deine Mitjäger, oder meinst Du das Verallgemeinert auf die gesamte Republik bezogen?
Frageunabhängig - der Mensch neigt dazu, aus seinem ‚beschränkten‘ Wissenshorizont
das Tun und Handeln von Dritten zu beurteilen.
Das ist menschlich, sogar relativ unabhängig vom Bildungshorizont.

Ich lebe am Rande eine über 500 km² großen Fläche, die relativ stark von der Landwirtschaft
geprägt ist. Schon die Römer haben den Verlauf des Limes ‚verlegt‘, um diese Gegend zur
Sicherung der eigenen Truppen zu sichern. 1% Waldanteil im Revier ist annähernd normal.
Daher jagen wir in einer Agrarsteppe, die seit ca. 15 Jahren primär von den Biogasanlagen
geprägt ist ... mit den Folgen nicht nur für den Feldanbau.
 
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Wie haben nur die Rehe die letzten Jahrtausende ohne unsere aufopfernde Fürsorge überlebt und sind genau deswegen zu dieser wunderbaren Tierart geworden, die sie jetzt sind🤔
... Respekt vor der Kreatur fällt mir da ein.

Der Mensch und seinesgleichen beansprucht einen Lebensraum, der die letzten Jahrtausende
u.a. dem Rehwild zur Verfügung stand. Als Ausgleich für diese egoistische Gier und doch eher
rücksichtslose Nutzung sehe ich es für eher normal, dass man u.A. das Rehwild unterstützt in
der etwas härteren Jahreszeit.
Es betrifft aber diverse Spezies aus den Bereichen Niederwild, Singvögel, Amphibien, ... .
 
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Frageunabhängig - der Mensch neigt dazu, aus seinem ‚beschränkten‘ Wissenshorizont
das Tun und Handeln von Dritten zu beurteilen.
Das ist menschlich, sogar relativ unabhängig vom Bildungshorizont.

Ich lebe am Rande eine über 500 km² großen Fläche, die relativ stark von der Landwirtschaft
geprägt ist. Schon die Römer haben den Verlauf des Limes ‚verlegt‘, um diese Gegend zur
Sicherung der eigenen Truppen zu sichern. 1% Waldanteil im Revier ist annähernd normal.
Daher jagen wir in einer Agrarsteppe, die seit ca. 15 Jahren primär von den Biogasanlagen
geprägt ist ... mit den Folgen nicht nur für den Feldanbau.
Es geht auch nicht um den Bildungshorizont, aber danke, Du redest von dem wie es bei Euch regional aussieht, das kann ich dann auch ohne Probleme nachvollziehen.

Es ist nämlich nicht überall gleich, weswegen mich der Begriff Agrarsteppe - der ausschließlich zur Arbeitsoptimierung bereinigtes Ackerland beschreibt, etwas irritierte.

So wie Du die Ergänzung geschrieben hast, macht er aber dann auch Sinn.
 
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Wer das Füttern von Füchsen in der Kulturlandschaft fordert, zeigt das er von den Zusammenhängen nix verstanden hat. Füchse leiden bei uns keine Not. Sie brauchen nur die Straßengräben entlang laufen und nach Tüten mit der Aufschrift des Schachtelwirtes suchen. Das ist landesweit so. Auch im Hochgebirge kommen sie in die Täler.

Und was die "Fütterung" der Eulen und Käuze angeht, so ab es ihnen früher viel besser als das Schalenwild noch mehr gefüttert wurde. Oft saß ich zur Wildzählung an den Fütterungen, da war immer was los: Waldkauz, Raufußkauz, Sperlingskauz. Heute ist es dort den Winter über ruhig. Man hört keine Balzrufe im Spätwinter. Als ich dann in einem Wald-Feldrevier mal mitjagen durfte, konnte man aufgrund der vielen Rehwildfütterungen auch alle Eulenarten beobachten und hören, obwohl die dortige Waldbewirtschaftung alles andere als naturnah zu bezeichnen wäre.
Zeitreihen und ein Bestandsmonitoring fehlen aber leider. Niemand weiß wie es um den Bestand aussieht. Die Meinung des Praktikers ist heute nicht mehr gefragt. Man muss in die Ahnungslosigkeit studiert haben, und irgendwelche Ideologien vertreten.

Nebenbei überwintert an vielen meiner Niederwildfütterungen der Raubwürger. Bussarde sind im Winter Strichvögel. Wenn es keine Mäuse gibt, dann ziehen sie weiter. Sie können es im Gegensatz zum Rotwild in Bayern. Wir müssen sie also nicht künstlich irgendwo halten.
 

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