Reiherbeize

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Hab als Nichtfalkner mal ne Frage....

In alten Schriften wurde die Beizjagd auf den Fischreiher so hochgelobt.Soll wohl so das Hochwild des Beizjägers gewesen sein....Hab glaub ich noch ne Zeichnung im Kopf,bei der man so nen Luftkampf zwischen 2 Falken und einem Reiher sieht....
Weiß jemand von Euch,warum das so eine begehrte Beute war?War der Reiher damals seltener als heute?War es wegen der Größe des Vogels?Kann mir nicht vorstellen,das die Flugbilder da so spektakulär gewesen sein können....War es für die Beizvögel gefährlich?????oder war man nur scharf auf den leckeren Braten?
 
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bei der reiherbeize wurde der reiher im normalfall nicht getötet sondern ihm wurden nur die langen federn am kopf gerupft und er (teilweise beringt) wieder in die freiheit entlassen.

und ja, es ist für den falken nicht ungefährlich. und ja, es kamen (und kommen) spektakuläre flüge vor.
 
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Früher bekam der Reiher auch eine Ledermanschette um den Hals, damit der Falke den Reiher nicht tötet oder verletzt. Sondern nur bindet und runterbringt.
Diese Vögel wurden dann Beringt, von demjenigen dessen Vogel den Reiher Beizte.
Diese Vögel wurden nur für die Beizjagd fliegen gelassen.
Auch Heute wird die Beizjagd auf den Reiher noch ausgeübt, in Bayern und Sachsen Anhalt wenn ichs richtig weiß.

WH

FS
 
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Eine ergänzung zu den Vorrednern:
Die Reiher mit der Ledermanschette waren zum Üben, damit die Falken lernen den richtigen Griff anzubringen. Beim falschen Griff konnte es nämlich vorkommen, dass sie vom Stecher regelrecht aufgespießt wurden.
Gebeizt wurde auf wildlebende Reiher ohne Manschetten allerdings wie schon erwähnt wurden die Reiher nicht getötet sondern beringt. Der Ring trug den Namen des Falkners. Wenn Frauen anwesend waren so erhielten diese vom Falkner die Kopffedern als Geschenk. Ein Falkner der einen Reiher beizen konnte erlangte hohes Ansehen. Dieses war umso höher je mehr Ringe der Reiher bereits trug.
Das schwierige an der Reiherbeize ist, dass Reiher sehr schnell steigen und die Falken (meist Wander in Kompanie) den Reiher übersteigen mussten. Außerdem sind Reiher sehr wendig und eben auch sehr gefährlich. (Unser Krähenharris, will auch immer wieder raus auf einen Reiher, aber die Chance kriegt er nicht (ich will ihn noch länger behalten - das Risiko ist einfach zu groß)
Teilweise wird die Reiherbeize mit Ausnahmegenehmigungen noch ausgeübt.
 
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Ach, ich vergaß. Diese Übungsreiher bekamen früher ( Mittelalter ) noch eine Holunderpfeife auf den Schnabel gesteckt, um den Falken nicht zu gefährden.
Kann doch nicht alles verlernen.

Falknersheil

FS
 
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Reiher sollen wendig sein ???
Also die Burschen bei uns sind wirklich mehr als träge. Zumindest was den Start und das Steigen angeht.

Bedenken hätte ich, dass der Greifvogel unter den Reiher kommt, wenn er herunterfällt. Da kann doch sicher schnell mal ein Flügel brechen.
Oder, dass der Bail ins Wasser fällt. ich nehm aber mal an, dass das nur am Land gemacht wurde.

Falls jemand einmal Reiher beizen will ist er herzlichst eingeladen :D
 
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Jfgpm schrieb:
Reiher sollen wendig sein ???

Und wie! Eine Freundin hat mir vor Kurzem ein Video einer aktuellen Reiherbeize zukommen lassen. Die sind flink in der Luft! Es ist halt ganz was anderes ob er einfach so aufsteigt, bzw. wegen einer Bedrohung am Boden oder ob er in einen Luftkampf verwickelt wird.
 
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:shock:

Hm, dann ist ihm bei uns wohl einfach nicht bewusst, dass der am Boden auch einen längeren Arm nach oben haben kann.
Gab schon einige die sich schwerfällig auf den Weg in die Lüfte machten und nicht schnell genug waren.

Ist zwar nicht ganz das Thema, aber vielleicht wissen es die Vogelexperten hier:

Reiher haben einen 7. Sinn.
Egal wie man sich an sie ranschleicht, sie bekommen es fast immer mit. Und ich hab schon alle Register gezogen.
Wieso können sie so gut sehen bzw. so gut hören ? Das ist doch eigentlich nicht notwendig um Beute zu machen, oder ?
 
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So hier das Video, damit du dir selbst ein Bild machen kannst:
http://www.youtube.com/watch?v=eGxdDrDqyUs

Interessant finde ich ca. 1:30 wo der Falke kurz in gefährliche Nähe des Stechers kommt und einige Sekunden später kann sie dann zum richtigen Stoß ansetzen. So schnell wendet sich das Blatt.
 
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:shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :shock:

Es sieht immer noch recht gelassen aus. Aber das macht sicherlich schlicht die Größe.
Unglaublich. Ein irrsinniges Spektakel. Kein Wunder, dass die Reiherbeize so begehert ist / war.

Vielen Dank für diesen wieder einmal faszinierenden Einblick !
 
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Ja, das täuscht. Da glaubt man immer der Falke sei der schnellste Vogel.
Habicht und Sperber sind im Horizontalflug die schnellsten.(ca 115 KMH) Der Falke macht das Tempo mit dem Sturzflug. ( Um die 300 KMH.) Mit den langen schmalen Schwingen dauert es auch eine Weile bis er seine Beute überflogen hat, und zum Sturzflug ansetzt.

FH

FS
 
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Nun ja nicht ganz. Der schnellste Horizontalflieger unter den Greifern im weiteren Sinne ist der Sakerfalke mit 160 km/h.
Aber der schnellste Horizontalflieger überhaupt ist tatsächlich kein Falke sondern der Mauersegler mit 200 km/h. :wink:

@Froschschenkel: bitte nicht als besserwisserisch auslegen, ich will nur ergänzen. Wenn ich manche Sachen nicht weiß oder zu Tippen vergesse freu ich mich wenn wer anderer aushilft. Hoffentlich siehst du das auch so.
 
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Gebe nur wieder was ich gelesen hab...
Wenn es so ist, ist es so, ich habs nicht gemessen.

Falknersheil

FS
 
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Jfgpm schrieb:
Reiher sollen wendig sein ???
Also die Burschen bei uns sind wirklich mehr als träge. Zumindest was den Start und das Steigen angeht.

Hast du schon mal einen Reiher gesehen, wenn er von einem Falken verfolgt wird ? Das sind ware Flugakropaten.
Grade für die im Verhältnis relativ kleinen Wander ist das ein Höchstleistung.
Die Tageshöchststrecke war bei uns 8 Reiher.

Gruß
 

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