Wildacker: Wie der Name schon sagt wird auf einer Fläche mit jährlichem Umbruch Äsung und ggf. auch kurzzeitig Deckung für das Wild erzeugt. Besteht überwiegend aus landwirtschaftlichen Nutzpflanzen, die nur einjährig sind. Selbst wenn im zweiten Standjahr noch Klee vorhanden ist, so verabschiedet sich dieser spätestens im 3. Jahr. Schon im 2. Jahr ähnelt die Fläche einer Grünlandgesellschaft (Kleewiese). Mehrjährige "Wildäcker" (schon im Namen ein Widerspruch an sich) wachsen nur auf dem Schreibtisch oder Prospekten und somit fürs Wild wenig nutzbar.
Naaahh, Widerspruch!
Auch wenn wir bzgl. der Wertigkeit der einzelnen Flächen sehr ähnliche Ansichten haben aber das ist mir zu generell.
Ein mit Mais bestellter Wildacker bietet sagen wir mal ab etwa Mitte Juni Deckung (auch, wenn sie jetzt nicht benötigt wird) und behält diese Funktion bis zum Frühjahr bei, wenn er überwintern darf.
Das ist dann rund ein Dreivierteljahr, während dem dieser Wildacker Deckung bietet.
Da passt "kurzzeitig" nicht, denke ich.
Anderes Beispiel:
Ein Topinambur-Wildacker. Ich würde nie einen anlegen und meine erste "Biotopverbesserungsmaßnahme" damals, vor fast 20 Jahren, als ich im Revier aktiv wurde, war den alten Topinambur-"Wildacker" zu beseitigen aber auch hier passt die Beschreibung "kurzzeitige Deckung" nicht.
Auch sind diese Flächen ganz eindeutig mehrjährige Wildäcker.
Ich habe mittlerweile schon einige, 2-jährige Wildackermischungen ausprobiert, die wirklich gut funktioniert haben, besonders dann im 2. Standjahr, weil keine Bearbeitung stattfindet und gute Brutdeckung vorhanden ist. I.d.R. bestanden diese dann noch aus einigen Kleesorten, das ist richtig, aber auch Waldstaudenroggen und Markstammkohl oder Furchenkohl oder etwas in der Richtung.
All diese Wildäcker dürften aber deutlich weniger Insekten produzieren, als eine etablierte Buntbrache, da sind wir wahrscheinlich beinander.
Buntbrache:
Mehrjährige Blumenmischung aus Wildpflanzen, im Ansaatjahr auch einjährige landwirtschaftliche Nutzpflanzen auf Ackerstandorten. Diese Flächen müssen normalerweise alle 5 Jahre umgebrochen werden, damit der Ackerstatus nicht verfällt. Wird nicht umgebrochen, werden sie Grünland. Buntbrachen sind die wohl effektivsten Bausteine für die Verbesserungen der Artenvielfalt im Offenland. Sie bieten Deckung, Äsung und Einstand während des ganzen Jahres ohne Einschränkung für alle Wildarten und fördern die Insektenvielfalt wie keine andere Maßnahme.
Ich nehme das mal um unser aller Augenmerk darauf zu lenken, wie sich andere Naturschutzverbände zum Thema "Blühflächen" oder auch Buntbrachen positionieren:
Gerade im Zuge der Bienenrettungs-Bewegung vom letzten Jahr ist man hier (zu recht) sehr voreingenommen bzw. skeptisch gegenüber den überall erhältlichen bzw. einem überall als Geschenk mitgegebenen "Blühmischungen".
Diese enthalten oft hauptsächlich üppig und bunt blühende Arten, die dem menschlichen Auge gefallen sollen aber ökologisch wenig wertvoll sind (gefüllte und damit nicht nutzbare Blüten, Arten aus anderen Erdteilen etc.).
Das wurde hier im Forum ja auch schon mehrfach besprochen. Deshalb präferieren wir die hochwertigen (= teuren) Mischungen mit Fokus auf mehrjährige, mitteleuropäische Wildpflanzen.
Hierbei handelt es sich meist aber nicht um "Regio-Saatgut" weshalb es mittlerweile nur noch auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht werden darf. Auch das hast du
@colchicus neulich noch schön erklärt.
Die anderen Verbände stehen diesen Flächen nicht negativ gegenüber wie den Augenwischerei-Blühflächen aber weisen darauf hin, dass auch sie nicht das gelbe vom Ei sind, weil sie meist zu homogen und zu dick angelegt sind und aufgrund von Struktur und Zusammensetzung hauptsächlich generalistische Arten begünstigen.
Der Schutz von spezialisierten Arten wird dort deutlich höher aufgehängt.
Feuchte oder ausgemagerte Flächen spielen dabei häufig eine große Rolle.
Ich wollte das nur mal anmerken, um unseren Horizont etwas zu erweitern.
Meiner Meinung nach muss auch hier Vielfalt das Ziel sein.
Ich lege gerne einen Lesestein- oder Totholzhaufen auf den Flächen an, die ich für das Wild bereitstellen kann oder "ärgere" mich nicht, wenn in meinem Wildacker stellen zu dünn da stehen oder Fehlstellen entanden sind etc.
Idealerweise bräuchte es verteilt in der Landschaft Flächen für die verschiedenen, regionsspezifischen Spezialisten aber eben auch welche, die das breite Spektrum der Generalisten fördern, denn Generalist ist mittlerweile nicht mehr gleichbedeutend mit häufig vorkommend.
Wenn man sich dann bewusst macht, dass die meisten Offenlandflächen aber nunmal landwirtschaftlich genutzt werden (müssen), zeigt das den Konflikt den wir hier haben recht deutlich auf.
Bleibt nur zu hoffen, dass auf politischer Ebene eine für alle Parteien tragbare Lösung für diese Situation gefunden werden kann.