Reviergestaltung im Niederwildrevier

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Die Roßheu-Wiesen werden hier relativ spät gemäht. Die sehen im Winter nicht so aus, da steht nix über 10 cm.
Das ist hier auch so. Der Rest stand auch sehr lange. Dort wo die dicksten Stängel drin waren, das hat er dann stehen gelassen, sprich stillgelegt. Was man sieht ist der letztjährige Aufwuchs, da wurde vorher nichts gemäht, sonst wäre die Nachtkerze im Eimer.
Auch der Streifen aus der Ferne fotografiert wurde in diesem Jahr überhaupt nicht gemäht. Die Struktur wird dort hauptsächlich von der Wilden Möhre gebildet. War eine Wiesenneusaat, da kann man natürlich keine Karde, Nachtkerze oder Königskerze drin haben. Eher der kleine Wiesenknopf, Kleine Bibernelle,Schafgarbe, Spitzwegerich, Margarite, Wiesenkümmel, versch. Leguminosen etc. Also Arten die auch vom Vieh gefressen werden.
Heugewinnung bei hohem Kräuteranteil ist halt problematisch wegen der hohen Bröckelverluste. Da müsste man alles mit der Hand machen. Das gibt dann auch ein gutes Wildheu. Meine Zuchtwildkaninchen bekommen sowas. Da wird alles fast zu 100 % gefressen.
 
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22 Feb 2018
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Hallo Zusammen,

ich hoffe auf Eure Vorschläge bei der Wahl von Mischungen für Blüh- und Brachflächen. Mir fehlt die Erfahrung und bei der Vielzahl der angebotenen Mischungen verliere ich schnell die Übersicht. Außerdem habe ich den Eindruck, das viele Mischungen künstlich "aufgebläht" werden, mit Komponenten die auf dem Papier toll aussehen, aber in der Praxis eher Lückenfüller sind als das sie einen echten nutzen bringen.

In der Vergangenheit haben wir immer eine Fläche mit rund 1 ha als Blühflächen angelegt. Nach einiger Überzeugungsarbeit konnte ich meinen Pächter nun überzeugen, zusätzlich mehrere kleine Flächen als Blüh- bzw. Brachen anzulegen. Mein Ziel ist es jetzt, eine Mischung für Hasen, Fasane und Rehwild auszuwählen. Ich habe bei den vielen Mischungen auf den Markt etwas zu Überblick verloren, habe aber den Eindruck das unheimlich viele Komponenten in den verschiedenen Mischungen sind, die man meistens nicht braucht.

Ich suche daher eine einfache fertige Mischung für insgesamt 1,5 ha Ackerflächen (rund 50 Bodenpunkte, schlufffiger Lehm, gute Nährstiffversorgung). Dann kommen aber noch meine neuen "Problemflächen" die zusätzlich zu den Ackerflächen angelegt werden sollen. Diese liegen unter anderem in einer Sandkuhle (magerer sandiger Standort, keine / schlechte Nährstoffversorgung, momentan lichtes Altgras) und im Übergang zur Sandkuhle (lehmiger Standort mit Tonlinsen und Gefahr von Stauwasser).

neben diesen Flächen gibt es auch eine Brache, auf denen regelmäßig Abfallkartoffeln gekippt werden. Diese haben wir letztes Jahr das erste mal mit dem Radlader auseinander geschoben und anschließend mit Ölrettich und Sonnenblumen aus der Not heraus eingedrillt. Die Kartoffeln sind natürlich auch durchgekommen. Durch die alten Kartoffeln war auch genügend Wasser vorhanden.

Daher noch mal kurz und knapp die Frage: Gibt es eine einfache, fertige Mischung speziell als Tsung für Rehwild, und Lebensraum für Hase und Fasan die auf den oben beschriebenen verschiedensten Standorten passt ?

Was ist von den folgenden Mischungen zu halten, die von der LJN empfohlen werden ?
https://www.ljn.de/fileadmin/dateien/ljn.de/News/20_12_LJN_Flyer_Wildacker_2021.pdf

Danke schon mal vorab und Waidmannsheil
Hannes

Edit: Bei Kiepenkerl hatte ich auch geschaut und folge Mischungen gefunden:

https://nebelungshop.de/wildackermi...ungen/16/flugwildmischung-bluetenzauber-10-kg
https://nebelungshop.de/wildackermi...r-mischungen/2/wsm-1-wildschutzmischung-10-kg
 
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Nun, da muss man unterscheiden ob die Flächen mehrere Jahre stehen bleiben sollen oder nicht. Oder besteht eine Mulchverpflichtung? Eine Notwendigkeit besteht bei Wildpflanzen nicht. Nun ist es so dass jeder Krämer "seine Ware" lobt. Unterhalb der PLZ 8 tut man sich ein bisschen schwer mit Wildpflanzenmischungen. Das sind alles meist kurzlebige vergl.weise billige Mischungen aus landwirtschaftl. Nutzpflanzen. Oft mit hohem Grasanteil was die Lebensdauer verkürzt. Bunt/Blühbrachen sind künstlich zusammengestelle Mischunge aus ein- und meistens zwei- und mehrjährigen Arten die aus der Ruderalflora kommen. Im ersten Jahr soll die Segetalflora durch Kulturpflanzen möglichst unterdrückt werden. Der Charme bei zweijährigen Wildpflanzen wie der Karde ist das "Platzmachen " durch Rosette im ersten Jahr. Das gibt schon Lücken im Bewuchs. Im zweiten Jahr schiebt die Karde dann die Blüte, stirbt ab hinterlässt Vogelfutter und eine Lücke, die wieder von anderen Pflanze besiedelt wird.

Ich habe mich viele Jahre mit Wildackermischungen für Schalenwild auch beruflich beschäftigt. Das ist im Wald und eine ganz andere Liga. Da geht es um die Produktion von eiweißreicher Äsung. Seit nunmehr 20 Jahren arbeite ich im Feld nur noch mit den drei Mischungen der Firma Zeller:
1. Der Klassiker Lebensraum I
2. die Veitshöchheimer Bienenweide für einen etwas längeren Blühzeitraum aber weniger Winterstruktur
3. Die Biogasmischung BG 70 welche aber nicht geerntet wird, sondern als Deckung übern Winter stehen bleibt.
Jedes Mulchen fördert den Graswuchs und damit die lückige Lebensrauer der Mischung. Nach 5-7 Jahren sollte die Fläche umgebrochen und neu eingesägt werden.
So gesehen sind die Saatgutkosten auf die Jahre verteilt sogar günstiger als kurzlebige landwirtschaftliche Kulturpflanzen.
Natürlich kann man ein wenig herumspielen. So habe nach einem Irrsinnsaufwand an Bürokratie einmal Hanf beigemischt.
Als es noch die Deckungsmischung als Vorgängerin zur Biogasmischung nicht gab, hatte ich auf einer Fläche den LR I mit Wilder Karde "auffrisiert". Da macht man ruckzuck einen Wald im Feld.
Aacherwiese, Deck.Misch.2.Jahr  043.jpg
Oder im ersten Jahr Markstammkohl zusätzlich untergemischt. Der verschwindet dann im 2. Jahr wo er eigentlich blühen wollte nach Totäsen.
IMG_4431.JPG
Schön wäre auch der Blattstammkohl aber der hat zu wenig Kampfkraft im Gemenge, auch der Furchenkohl verhockt leicht.
Aber man hat inzwischen eine Stängelform davon gezüchtet Wenn man die bekommt ist der noch besser als der Markstammkohl.
Uns gehört vermutlich der wenigste Grund und Boden als Jäger. Daher ist die Überzeugungsarbeit sehr wichtig und für mich inzwischen vom Zeitaufwand höher als die eigentliche Ansaat.
Ich habe auch weder eine landwirtschaftliche noch eine forstwirtschaftliche Ausbildung. Man findet sich da schon rein. Vor dem Können kommt das Wollen.
 
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Danke für die Antwort @colchicus
Wir haben sowohl landwirtschaftliche Flächen dabei, die einmal im Jahr zum Teil gemulcht werden müssen. Aber auch ein paar nicht-landwirtschaftliche Flächen, auf denen wir tun und lassen können was wir möchten. Dort ist es auch sehr ruhig (Sandkuhle) und Publikumsverkehr ist eher nicht an der Tagesordnung, von daher würde dort wohl die von Dir vorgeschlagene Biogasmischung BG70 gute Dienste tun.
 
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Du musst natürlich schon den Standort betrachten. Im Wald einen Acker anzulegen ist oft schwer. Hier bei uns wegen der Steine. Der zweite Minusfaktor ist das Licht. Auf Sand werden die Pflanzen der Biogasmischung selbstverständlich nicht die Höhe erreichen wie auf einem Acker. Die BG 70 blüht auch, aber später und nicht so lange. Wenn einmal im Jahr gemulcht werden muss, dann bringt das nicht viel für den Winter und als Brutdeckung. Man kann dann solche Flächen höchstens als Äsungsflächen für Schalenwild ansehen. Rotwild kommt geht auf grasreiche Flächen, Rehe wollen lieber einen Kräuter/Leguminosenanteil. Dann müssten diese Flächen im Sommer gemulcht werden, vorausgesetzt da sind keine Gesperre drin. Dann gibt es bis zum Herst wieder Äsung. Immer schwer sowas aus der Ferne zu beurteilen.
 
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Licht ist ausreichend da, Rotwild haben wir leider genauso wenig wie Wald ;)
Auf den sandigen mageren Standorten hatte ich auch schon die Überlegung, nur Äsungsflächen anzulegen. Schwerpunkt auf Buchweizen, Klee und Hafer :)unsure:) Auf den besseren dann Deckung, strukturreichere und bestenfalls mehrjährige Mischungen.
Ich werde berichten (y)
 
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Ich stümper auch schon ein paar Jahre mit Wildäsungsflächen im Wald rum. Zum Glück hat mir jetzt mal ein Landwirt geholfen bei den Waldwiesen. Da hackt man sich sonst nen Wolf. 2021 soll eine Wildfläche mal mit einer Herbst/Wintermischung eingesät werden. Ich hab bis jetzt immer auf Klee oder Wild-Apotheke gesetzt. Das geht schon, ist nach Oktober aber reichlich uninteressant.
 
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als Winteräsung, die auch erst nach Frost angenommen wird, probier mal etwas Kohl in Mischungen, z.B. Markstammkohl, oder Westf. Furchenkohl.
 
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Wenn da das erste Mal ein "Acker" daraus werden soll, dann am besten anspruchlose Arten wie Buchweizen, Hafer und natürlich Klee, vorallem Rotklee. Aber wenn da noch kein Klee gestanden hat, dann sollte man das Saatgut mit Knöllchenbakterien impfen, sonst hockt er ewig. Die ganzen Kreuzblütler brauchen viel Stickstoff. Hab es mal geschafft dass inmitten einer Dickung unter Zaun der Markstammkohl ca. 1 m hochgeworden ist, aber fragt nicht nach dem Aufwand:
1. Der Standort war ein altes Meilergestätt wie sich beim Holzrücken herausstellte
2. Dann kam ein Zaun herum, vorher wurde die Fläche gekalkt.
3. Dann mussten die armen Jungjäger mit der Schubkarre Mist hochfahren.
4. Der Markstammkohl wurde vorgezogen und dann gepflanzt, direkt auf den Miststreifen.
Sah gut aus nur zu klein. Die Fläche war ca. 20 x 10 Meter und wurde von einem Rotwildrudel nach dem Öffnen des Zaunes in Nullkommanix runtergeäst. Hab grad noch einen Hasen drauf erlegen können.
 
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Auf schlechten Böden bauen wir sie ersten 2/3 Jahre nur Kleemischungen, um wie @colchicus schrieb, N in den Boden zu bekommen. Aber Markstammkohl stellt ansonsten relativ wenig Ansprüche. Im Winter wird er , bis in die Erde, von Reh und Hase beäst.
 
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Bei uns sind es deutlich mehr Eimer für die Fasan.
Aber angenommen sind dann doch nur eine Hand voll.

Auffällig ist, dass es Stellen gibt, wo immer wieder sich die Ratten massiv einstellen, und andere Orte, wo es keine Ratten zu geben scheint.

Die Rebhühner wollen sch nicht so richtig helfen lassen.

Gut finde ich diese Bezugsquelle für Futtereimer:
https://flurundnatur.de/produkt/rebhuhnfuetterung-set-mais/
(ich bin das Hinterherlaufen nach Curver-Tonnen und das Aussägen leid...)

M.
 
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Die Rattenbekämpfung war in diesem Jahr besonders anspruchsvoll. Es gab deutlich mehr als sonst. Ich habe an jeder Fasanenfütterung Köderboxen, Brumolin haben sie 1 kg aufgefressen, da ich nicht mästen will, hab ich den Wirkstoff gewechselt, davon auch noch mal 200gramm und jetzt ist Ruhe(y)
 

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