Reviergestaltung im Niederwildrevier

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Hier eine Neuansaat mit der Veitshöchheimer Bienenweide im Jahr 2019. Die Trockenheit machte den Arten auch mächtig zu schaffen. Die Sonnenblume war der Blickfang. Die Fläche gehört der Stadt. Im Herbst war der Bestand zwar sichtschutzmäßig geschlossen, im Winter war aber wenig Deckung. Ist dort auch nicht das Ziel. Der Wald ist gleich nebenan...
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Rehwild stand da gut drin. Aber die Wildpflanzen? Werden sie es packen? Bin sicher der eine oder andere hätte umgebrochen..
Jetzt im 2. Jahr noch viele Fehlstellen, aber das ist ja auch gewollt. Die wachsen schnell zu...Hier die Fläche einschl. 2 Jungjäger bei der Pflanzenbestimmung..5.jpg
Doch die Wildpflanzen starten in optimaler Dichte durch...Den Kriechenden Günsel hab ich nicht gesät, der kam von selbst...
1Kriechender Günsel.jpg
Der Gelbe Wau (Gelbe Resete)
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Margariten blühen grad auf, Man sieht außerdem die Färberkamille und Malven, Labkraut
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u.a. Wiesensalbei
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Der wintergrüne Kleine Wiesenknopf ist gut verbissen....
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die Wegwarte ebenso
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Wundklee ist eine gute Hasenäsung...Und das Ackerstiefmütterchen darf auch noch ein Jahr lang mitspielen..
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Die Wilde Karde wird eine Deckungskulisse geben und ziehende Finken mit Nahrung versorgen. Sie ist eine Becherpflanze. In den Blattachseln sammelt sich der Tau für Vögel und Insekten. Daneben die Wilde Möhre...
Wildpflanzen können einfach alles!8.jpg
 
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... aber wenn man blonde Feen damit "einfangen" kann...;)

Du die laufen bei mir haufenweise drin herum ;).

Das hier war mal ein Titelfoto für eine Veröffentlichung der Game Conservancy, vielleicht kennt es jemand....

Die Mädels mögen einfach Blumen. In Zeiten der Pflichtstilllegung vor dem Flächenbrand der Buntbrachen habe ich Bauersfrauen fast ins Auto gezerrt und bin mit ihnen rausgefahren wenn ihre Männer wegen dieser neuen Sache herumgebrammelt haben. Fazit der Mädels: "So ein Feld wollen wir auch!" Der innerbetriebliche Druck war dann so stark, dass ein Einlenken erfolgte.

Lebensraum Brache ist für mich Lebenseinstellung worden. Eine kleines Stück "heile Welt" bei dem ganzen Zinober ringsum.

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Wildacker: Wie der Name schon sagt wird auf einer Fläche mit jährlichem Umbruch Äsung und ggf. auch kurzzeitig Deckung für das Wild erzeugt. Besteht überwiegend aus landwirtschaftlichen Nutzpflanzen, die nur einjährig sind. Selbst wenn im zweiten Standjahr noch Klee vorhanden ist, so verabschiedet sich dieser spätestens im 3. Jahr. Schon im 2. Jahr ähnelt die Fläche einer Grünlandgesellschaft (Kleewiese). Mehrjährige "Wildäcker" (schon im Namen ein Widerspruch an sich) wachsen nur auf dem Schreibtisch oder Prospekten und somit fürs Wild wenig nutzbar.

Naaahh, Widerspruch! :)
Auch wenn wir bzgl. der Wertigkeit der einzelnen Flächen sehr ähnliche Ansichten haben aber das ist mir zu generell.
Ein mit Mais bestellter Wildacker bietet sagen wir mal ab etwa Mitte Juni Deckung (auch, wenn sie jetzt nicht benötigt wird) und behält diese Funktion bis zum Frühjahr bei, wenn er überwintern darf.
Das ist dann rund ein Dreivierteljahr, während dem dieser Wildacker Deckung bietet.
Da passt "kurzzeitig" nicht, denke ich.

Anderes Beispiel:
Ein Topinambur-Wildacker. Ich würde nie einen anlegen und meine erste "Biotopverbesserungsmaßnahme" damals, vor fast 20 Jahren, als ich im Revier aktiv wurde, war den alten Topinambur-"Wildacker" zu beseitigen aber auch hier passt die Beschreibung "kurzzeitige Deckung" nicht.
Auch sind diese Flächen ganz eindeutig mehrjährige Wildäcker.

Ich habe mittlerweile schon einige, 2-jährige Wildackermischungen ausprobiert, die wirklich gut funktioniert haben, besonders dann im 2. Standjahr, weil keine Bearbeitung stattfindet und gute Brutdeckung vorhanden ist. I.d.R. bestanden diese dann noch aus einigen Kleesorten, das ist richtig, aber auch Waldstaudenroggen und Markstammkohl oder Furchenkohl oder etwas in der Richtung.

All diese Wildäcker dürften aber deutlich weniger Insekten produzieren, als eine etablierte Buntbrache, da sind wir wahrscheinlich beinander.

Buntbrache:
Mehrjährige Blumenmischung aus Wildpflanzen, im Ansaatjahr auch einjährige landwirtschaftliche Nutzpflanzen auf Ackerstandorten. Diese Flächen müssen normalerweise alle 5 Jahre umgebrochen werden, damit der Ackerstatus nicht verfällt. Wird nicht umgebrochen, werden sie Grünland. Buntbrachen sind die wohl effektivsten Bausteine für die Verbesserungen der Artenvielfalt im Offenland. Sie bieten Deckung, Äsung und Einstand während des ganzen Jahres ohne Einschränkung für alle Wildarten und fördern die Insektenvielfalt wie keine andere Maßnahme.

Ich nehme das mal um unser aller Augenmerk darauf zu lenken, wie sich andere Naturschutzverbände zum Thema "Blühflächen" oder auch Buntbrachen positionieren:
Gerade im Zuge der Bienenrettungs-Bewegung vom letzten Jahr ist man hier (zu recht) sehr voreingenommen bzw. skeptisch gegenüber den überall erhältlichen bzw. einem überall als Geschenk mitgegebenen "Blühmischungen".
Diese enthalten oft hauptsächlich üppig und bunt blühende Arten, die dem menschlichen Auge gefallen sollen aber ökologisch wenig wertvoll sind (gefüllte und damit nicht nutzbare Blüten, Arten aus anderen Erdteilen etc.).
Das wurde hier im Forum ja auch schon mehrfach besprochen. Deshalb präferieren wir die hochwertigen (= teuren) Mischungen mit Fokus auf mehrjährige, mitteleuropäische Wildpflanzen.
Hierbei handelt es sich meist aber nicht um "Regio-Saatgut" weshalb es mittlerweile nur noch auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht werden darf. Auch das hast du @colchicus neulich noch schön erklärt. (y)

Die anderen Verbände stehen diesen Flächen nicht negativ gegenüber wie den Augenwischerei-Blühflächen aber weisen darauf hin, dass auch sie nicht das gelbe vom Ei sind, weil sie meist zu homogen und zu dick angelegt sind und aufgrund von Struktur und Zusammensetzung hauptsächlich generalistische Arten begünstigen.

Der Schutz von spezialisierten Arten wird dort deutlich höher aufgehängt.
Feuchte oder ausgemagerte Flächen spielen dabei häufig eine große Rolle.

Ich wollte das nur mal anmerken, um unseren Horizont etwas zu erweitern.

Meiner Meinung nach muss auch hier Vielfalt das Ziel sein.
Ich lege gerne einen Lesestein- oder Totholzhaufen auf den Flächen an, die ich für das Wild bereitstellen kann oder "ärgere" mich nicht, wenn in meinem Wildacker stellen zu dünn da stehen oder Fehlstellen entanden sind etc.

Idealerweise bräuchte es verteilt in der Landschaft Flächen für die verschiedenen, regionsspezifischen Spezialisten aber eben auch welche, die das breite Spektrum der Generalisten fördern, denn Generalist ist mittlerweile nicht mehr gleichbedeutend mit häufig vorkommend.

Wenn man sich dann bewusst macht, dass die meisten Offenlandflächen aber nunmal landwirtschaftlich genutzt werden (müssen), zeigt das den Konflikt den wir hier haben recht deutlich auf.
Bleibt nur zu hoffen, dass auf politischer Ebene eine für alle Parteien tragbare Lösung für diese Situation gefunden werden kann.
 
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Heute nachmittag wieder ein paar Fotos einer Buntbrache.
Zum allgemeinen Verständnis ein paar Erklärungen zu den verschiedenen Begriffen, weil da hier oft einiges durcheinandergehauen wird.

Blumenwiese:
Eine Grünlandgesellschaft mit Gräsern und verschiedenen Blütenpflanzen je nach Standort. Wird i.d.R. jährlich durch Mähen genutzt. Erfolgt der Schnitt nach der Blüte, bleiben die Blumen auch erhalten.

Wildacker: Wie der Name schon sagt wird auf einer Fläche mit jährlichem Umbruch Äsung und ggf. auch kurzzeitig Deckung für das Wild erzeugt. Besteht überwiegend aus landwirtschaftlichen Nutzpflanzen, die nur einjährig sind. Selbst wenn im zweiten Standjahr noch Klee vorhanden ist, so verabschiedet sich dieser spätestens im 3. Jahr. Schon im 2. Jahr ähnelt die Fläche einer Grünlandgesellschaft (Kleewiese). Mehrjährige "Wildäcker" (schon im Namen ein Widerspruch an sich) wachsen nur auf dem Schreibtisch oder Prospekten und somit fürs Wild wenig nutzbar.

Buntbrache:
Mehrjährige Blumenmischung aus Wildpflanzen, im Ansaatjahr auch einjährige landwirtschaftliche Nutzpflanzen auf Ackerstandorten. Diese Flächen müssen normalerweise alle 5 Jahre umgebrochen werden, damit der Ackerstatus nicht verfällt. Wird nicht umgebrochen, werden sie Grünland. Buntbrachen sind die wohl effektivsten Bausteine für die Verbesserungen der Artenvielfalt im Offenland. Sie bieten Deckung, Äsung und Einstand während des ganzen Jahres ohne Einschränkung für alle Wildarten und fördern die Insektenvielfalt wie keine andere Maßnahme.
"Fördern die Insektenvielfalt wie keine andere Maßnahme" ist natürlich Blödsinn. Auch wenn hier gerne auf DIE Bauern von DEN Jägern geschimpft wird, gibt es nicht DIE Insekten. Dafür ist das Insektenspektrum viel zu vielfältig.

Da der Fasan ständig ziemlichen Quatsch zur Agrarförderung veröffentlicht, bin ich sehr skeptisch, was die 5-Jahres-Frist in seiner Aussage betrifft. Ohne Beleg würde ich der Aussage nicht trauen. Kann gut sein, dass auch diese Aussage falsch ist.
 
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hier schreiben Jäger, die etwas für die Artenvielfalt in Ihren Revieren tun möchten, unabhängig davon ob sie Landwirte sind oder nicht. Dies ist kein Beratungsfaden für Cross-Compliance und auch keine Vorlesung für angehende Agrarier mit dem Titel, welche Fördertöpfe gibt es und wie komme ich da dran;)
Im wesentlichen beschränken sich Deine Beiträge darauf dein Bachelorwissen unter den Teilnehmern zu verteilen und Deine Wirtschaftsweise mit Düngerstreuer und Feldspritze zu verteidigen.
Zum eigentlichen Thema hast Du exakt 0 beigetragen, das können andere, sich hier einbringende, Landwirte besser.
 
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Sicherlich nicht für jedes Revier was aber die Pestwurz wird für die Küken bei leichtem Regenwetter wohl doch eine Zeitlang Schutz bieten. Und natürlich Sichtschutz. Screenshot_20200526-160251_Gallery.jpg
Hier mal zum Größenvergleich eine Fütterung
Screenshot_20200526-160307_Gallery.jpg
Aus Sicht der Küken...
Screenshot_20200526-160319_Gallery.jpg
Er macht sich bei uns an den feuchten Stellen sehr gut und breitet sich schnell aus.
 

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