Reviergestaltung im Waldrevier

[Tz99]

Schwarmwissen gefragt

Ich darf bei 2 Kirrungen (Obst)bäume im Wald pflanzen. Licht ist gut/einigermassen gut. Kann dies jeweils auf gut 20 qm machen. Klarapfel ist schon ausgesucht, suche 2. Sorte Obst. Werde eventuell noch 1-2 weiter Bäume aussuchen (Vogelbeere, ....)

Bei einer Kirrung kommt noch auf gut 5x20m ein Wildacker hinzu. An beiden Stellen ist kein Publikumsverkehr zu erwarten

Rehwild, Sauen, Dachs, Fuchs und (auf Kameras) neu eingetroffen auch Waschbären

ph Wert fast neutral, steiniger Boden, eher trocken

 

[torfstecher]

Wildkirsche

 

[z/7]

Nußbaum ist immer gut. Zwetsche könnt auch passen. Gibts ne Menge Wildformen, die Hauszwetschge ist ursprünglich eine Kreuzung aus Schlehe und Mirabelle, wenn ich das richtig erinnere.

 

[äsungsfläche]

Vorschläge sind gut, falls Damwild vorhanden ist, Kastanie.

 

[z/7]

Richtig, angesichts Klimawandel, Eßkastanie auf dem Standort auch möglich. Das könnte allerdings langfristig Auswirkungen auf den Publikumsverkehr haben.

Statt Vogelbeer Elsbeere oder Mehlbeere. Oder die eßbare Vogelbeere.

 

[colchicus]

Ich würde die süße mährische Eberesche empfehlen. Trägt am schnellsten Früchte, man will ja nicht erst in 20 Jahren was davon haben. Okay die Sauen gehen da nicht ran, aber Waschbär bestimmt. Das Rehwild hat bei uns jetzt einen nennenswerten Anteil Vogelbeeren im Pansen.
Den Klarapfel würde ich auch bevorzugen. Hab im Moment einen Anhänger voll Äpfel, so richtig kleine harte Geschosse, frisst niemand bis jetzt.
Achtung bei allen Pflanzungen im Wald: Das Licht wird oft falsch eingeschätzt. So zwei oder drei Stunden reichen für keinen Apfel.

 

[RebhuhnNRW]

Ich würde mich erstmal vorsichtig herantasten und nicht gleich für x Euro teure Obsthochstämme kaufen.
Es wäre schade, wenn diese dann auf Grund des vom @colchicus genannten Lichtmangels absterben oder vor sich hin kümmern.
Die vorgeschlagenen ,,Waldbäume" sind da vielleicht weniger empfindlich:
Edel oder Rosskastanie, Walnuss, Vogelkirsche wurden genannt, evt. Schwarznuss, Wildbirne oder Wildapfel

Das wäre so meine Überlegung

Zu den Lichtansprüchen können sicher die Experten noch was sagen

freundliche Grüße und Waidmannsheil

 

[z/7]

Ne Baumlänge Durchmesser sollte die Fläche schon haben. Also 30 m etwa. Hängt natürlich auch von der Höhe der angrenzenden Bestockung ab. Und dem Überschirmungsgrad. Immer dran denken: Bäume werden im Lauf der Zeit höher, nicht niedriger. Exposition spielt natürlich auch ne Rolle, Südhang vs. Nordhang etc. Wenn der Standort so sparsam ist vom Boden wie beschrieben, sollte das aber kein größeres Problem sein. Außer Buche. Die macht auf Dauer überall zu, egal wie alt sie ist.

 

[colchicus]

Wenn man einen Jungjäger nach den Mastbäumen fragt, kommt immer eine Aufzählung, wobei die Wertigkeit der einzelnen Baumarten höchst unterschiedlich ist.

Bei den klassischen Waldbäumen steht die Eiche an erster Stelle, dann folgen Roteiche, Buche, ev. je nach Klima Esskastanie und die Rosskastanie kommt ganz zum Schluss. Außer im Damwildrevier wird sie hoffnungslos überbewertet. Als Winterfutter nur mit Salz "veredelt" oder in der Silage.

Ich hatte eine Saukirrung im Rotwildkerngebiet. Da standen einige Kastanien die reichlich Früchte trugen. Sie lagen bis zum Frühjahr, wenn es nicht die Mäuse geschafft haben.
Wenn ich heute eine Eiche pflanze, mach ich bestimmt nichts verkehrt, obwohl ich wahrscheinlich 20 Jahre warten muss, bis sie dem Wild Äsung bringt.

Wenn wir über Äsungsverbesserung im Waldrevier reden, dann will eigentlich derjenige der das macht auch was davon haben. Hege ist gepflegter Egoismus.
Also sollten wir uns unter diesem Gesichtspunkt auf die Baumarten beschränken, von denen wir vielleicht auch noch einen Nutzen haben.

Wildkirsche blüht schön und nutzt zuerst den Vögeln, außer man hat Waschbär als "Hegeziel". Dann bleibt nur der Apfel und ggf. die Birne übrig. Ja und dann die Vogelbeere mit der veredelten Form. Sie ist vermutlich die schnellste Fruchtbringerin. Bezüglich des Standraumes hat @z/7 alles gesagt. Es ist immer wieder erstaunlich, was Wildackermischungen im Wald alles "zugemutet wird" und dann kommt das böse Erwachen.

 

[äsungsfläche]

Außer im Damwildrevier wird sie hoffnungslos überbewertet. Als Winterfutter nur mit Salz "veredelt" oder in der Silage.

Nein , in dem Dorf, wo ich früher gewohnt habe, stehen Roßkastanien am Sportplatz, der befindet sich am Dorfrand, wenn Du im Dunkeln diesen Weg gefahren bist, standen bis zu 30 Stück DW unter den Roßkastanien. Ein Freund hat dort einen Pensionspferdebetrieb, da zieht das Damwild nachts auf den Hof und überprüft die Qualität des Pferdeheus.

 

[Auerochse]

Eine Pflanze, die nur selten den Übergang vom Strauch zum Baum schafft und in ihrer Naturform bei uns leider rückläufig ist, würde sich an entsprechenden Standorten auch gut halten: Die echte Mispel.

Die Mispel ist eine klassische Wildäsungspflanze, die aufgrund ihres Zyklus eine ideale Winteräsung darstellt. Die Früchte bleiben am Strauch, bis sie etweder der Frost oder die Reife mehlig machen, erst dann sind sie für Mensch und Tier genießbar. Das geschieht in der Regel zwischen Dezember und Januar, wo sie im Reifekalender eine deutliche Lücke füllt.

Ich mache gerne Werbung für diese Pflanze, da etwas zum Erhalt beizutragen lohnt sich in jedem Fall. Für Lichtungsränder ist sie durchaus geeignet, genügend Licht vorausgesetzt...

 

[Tz99]

super Antworten, danke. Licht ist da, auch noch in 10 Jahren und wenn der Förster dann noch im Dienst ist, wird da auch nichts umgehauen, neu angepflanzt....

Vor allem Mispel gefällt mir, findet man ja kaum noch. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, das wird wieder ein teurer Spass. Zumal 3 Wildäcker nächstes Jahr auch noch anstehen.

@colchicus: gepflegter Hedonismus - Treffer & versenkt.

 

[colchicus]

Will niemand was unterstellen, aber wie viele hier werden die Mispel überhaupt kennen?

 

[Auerochse]

Vor allem Mispel gefällt mir, findet man ja kaum noch. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, das wird wieder ein teurer Spass.

Je nachdem wie großflächig du das ausbringen möchtest, kann da schon was zusammenkommen. Als Containerware kostet die Einzelpflanze mit einer Höhe von 40-60 cm ab grob 12 €... Pflanzenschutz wirst aber keinen brauchen. Die echte Mispel stachelt...
Wenn du vorhast, die zum Gehölz hochkommen zu lassen, brauchst da ja nicht so viele. Bei 3-4 hält sichs noch in Grenzen, finde ich...

 

[Auerochse]

Mispelquelle:

https://garten-von-ehren.de/p/mispel-mespilus-germanica