Rückgang der Artenvielfalt - das Nichts breitet sich weiter aus

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Ich habe den Eindruck das in Deutschland nirgends die Landwirtschaft so intensiv betrieben wird wie im Bereich Emsland und Umgebung.Da macht ein Bauer den nächsten verrückt,größer ,schneller,neuer ,sicher werden die Landwirte auch von der Politik getrieben aber ein bisschen mehr Eigenverantwortung und hier und da mal einen Graben nur einseitig räumen geht überhaupt nicht.
Selbst in den großen Agrarflächen in Ostdeutschland ist die Artenvielfalt größer wie hier im Emsland .Wenn ich an die Jagden im Herbst denke es war eine Trauerspiel keine Hühner kaum Fasan wenig Hasen es wird hier eigentlich nur noch wild bejagd welches hier nicht groß wird oder von der Landwirtschaft nicht so abhängig ist wie Waldschnepfe Waldhase und Taubeschwärme auf dem Zug.
Die Traditionelle Niederwildjagd ist hier Tod.:evil:

Ostdeutschland ist in Bezug auf Niederwild schon ziemlich tot. Es ist eben im Emsland so traurig, weil man da noch die guten Zeiten kannte.

Dabei könnte man - mit einigem guten Willen der Politik - soviel machen :

- akustischer Wildretter sofort Pflicht
- mechanischer Wildretter mit einer Übergangszeit von 1-2 Jahren
- Biogasanlagen (hochsubventioniert) müssen 10% ihrer Flächen mit Dauerstauden bestellen, die erst im August das erste Mal gemäht werden.
- das Greening muss statt 5% Pseudo-Stillegung 1-2% richtige Stillegung festschreiben, aber diese Flächen mosaikartig über das ganze Revier verteilt (beschattete Wald- und Heckenränder, feuchte Ecken, etc.) und diese müssen mindestens 5 Jahre liegen bleiben - siehe unkrautunterdrückende Wildackermischungen
- Grünroggen muss spätestens Mitte April gemäht werden
 
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Man kann es mit einem Satz zusammenfassen, "man müsste die Landwirtschaft dazu zwingen ihre Äcker wie in den 1960er Jahren zu bewirtschaften und die Niederwildstrecken gingen hoch"!

Ich sehe das Problem weniger im Mais bzw. den Biogasanlagen oder dem Wegfall von Wallhecken oder sonstigen Kleinbiotopen, sondern Hauptsächlich in der Schädlichkeit von den heute in der Landwirtschaft eingesetzten Pestiziden und dem dadurch immensen Mangel an Insekten in der Aufzuchtzeit unseres Federwildes wie Fasan und Rebhuhn, sowie anderen Federwildarten.

Das Problem, dass die Jägerschaft hat, wir haben uns seit Jahrzehnten an die CDU geklammert, und die sind zwar für jagdrechtliche Regelungen immer sehr vernünftig und die Jägerschaft hat bei der CDU eine recht große Lobby, aber die Landwirtschaft hat eine viel größere Lobby bei der CDU und damit wird die CDU dinge wie, Wildschutzstreifen, eingrenzen von Maisanbau, eingrenzung von Pestizideinsatz niemals durchsetzen. Dies wäre bei den Grünen zwar möglich, dann haben wir aber wieder das Dilemma von dem mangelnden jagdpraktischen Sachverstand der Grünen!
 
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Ich will nicht behaupten, dass früher alles besser war - Anbindehaltung will heute wohl niemand mehr, und die Milchleistung der Kühe ist in einem Boxenlaufstall einfach besser.

Viele Leute denken ja, dass Landwirtschaft eine kümmernde Branche ist, die es ach so schwer hat - dabei ist es zumindest in Nordwestniedersachsen eine echte Boombranche, die in den vergangenen Jahrzehnten massiv die Umsätze ausweiten konnte. Da ist Mitleid nicht am Platz, auch wenn natürlich so mancher kleine Familienbetrieb von den "Großen" plattgemacht wurde.

Aber diese Umsatzsteigerungen - durch direkte und indirekte Subventionen befeuert - haben einen großen Klumpfuß - die zu Grunde liegende Fläche ist nicht mitgewachsen, sondern durch den täglichen Flächenverlust - ca. 80ha/Tag - sondern geschrumpft. Die verbleibende Fläche muss nun noch viel intensiver bewirtschaftet werden, und da bleibt die Natur eben auf der Strecke.
 

mfb

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Auf den landwirtschaftlichen Flächen ist wirklich NICHTS - keine Hasen, keine Tauben, vielleicht einmal ab und zu eine Krähe. Und diese Todeszonen dehnen sich immer weiter aus, verschlucken hier einen Wegrandstreifen, dort ein Gehölzriegel. Da wird einen Wallhecke zu Tode gepflegt, bis nur noch ein nackter Wall mit golfplatzrasenkurzem Bewuchs übrigbleibt. Selbst Naturschutzflächen werden durch Wanderschäfer noch radikal kahl gehalten.

Die Landwirtschaft muss ja immer effizienter arbeiten, da muss jeden Strauch oder zugewachsenen Grabenkante weichen.
Seh mar hier: http://goo.gl/maps/16SEh
 

mfb

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Viele Leute denken ja, dass Landwirtschaft eine kümmernde Branche ist, die es ach so schwer hat - dabei ist es zumindest in Nordwestniedersachsen eine echte Boombranche, die in den vergangenen Jahrzehnten massiv die Umsätze ausweiten konnte. Da ist Mitleid nicht am Platz, auch wenn natürlich so mancher kleine Familienbetrieb von den "Großen" plattgemacht wurde.

Aber diese Umsatzsteigerungen - durch direkte und indirekte Subventionen befeuert - haben einen großen Klumpfuß - die zu Grunde liegende Fläche ist nicht mitgewachsen, sondern durch den täglichen Flächenverlust - ca. 80ha/Tag - sondern geschrumpft. Die verbleibende Fläche muss nun noch viel intensiver bewirtschaftet werden, und da bleibt die Natur eben auf der Strecke.

In Brazilien entsteht jetzt ein Milchvieh-unternehmen mit 100.000 Milchkühe. Link: http://www.boerenbusiness.nl/melkma...rlander-wil-s-werelds-grootste-melkveebedrijf
"Kümmernde Branche"? Nein, auch in DE und NL nicht. Leider wird in die Berechnung der Verlust an die Landschaft, Naturwerte und das Wild nicht mit einbezogen.
 
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alleine der Wegfall der Grenzlinien Altgrasstreifen zwischen den Zaunpfählen und der Wegfall der Brennnesselhorste
 
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Wir werden uns damit abfinden müssen, dass in Zukunft die Landwirtschaft immer industrieller und die Pestizide immer effektiver werden. Der große Gewinner dieser Entwicklung wird das Schwarzwild und die anderen Schalenwildarten sein, da die nicht so sehr auf Deckung wie auf Fraßangebot angewiesen sind. Unser Niederwild wird der Verlierer sein und nur noch dort vorkommen wo die Flächen zu Nass bzw. noch zu vermoort sind um Sie als Agrarfläche zu nutzen. Vielleicht wird ja irgendwann die Fütterung außerhalb der Notzeit zugelassen, meiner Ansicht nach wäre es nötig im März bis Mai eiweißreiches Vogelfutter zu verstreuen um das durch die starken Pflanzenschutzmittel wegfallende Insektenreichtum zu kompensieren. Ich bin davon felsenfest Überzeugt, dass das Niederwildproblem nicht in erster Linie in ihrem mittlerweile schlechten Habitat sondern im Futtermangel liegt. Federwild braucht eben auch viel Eiweiß, gerade in der Aufzuchtzeit, und dies bezog es früher immer aus den vorhandenen Insekten, aber wenn die weggespritzt werden haben die nichts mehr zu fressen. Wenn der Mensch den Vögeln das natürlich Futter entzieht, sollte soviel Anstand vorhanden sein ihnen zumindest künstliches Futter an zu bieten! Wo waren denn früher immer die ganzen Rebhühner, in den Kartoffelfelder, da dort immer sehr viel mehr Insekten vorhanden waren, als in allen anderen Feldern.

Andererseits muss man auch sagen, dass die Wasserwildstrecken stetig im Ansteigen sind, ob Ente oder Ganz. Allerdings wird irgendwann die traditionelle Treibjagd im Emsland/Westfalen komplett wegfallen, wenn der Trend so weiter geht.
 
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Gerade wenn einer in einer artenreichen und lebensvollen Umwelt aufgewachsen ist schmerzen die grünen Wüsten unserer Gegenden besonders hart. Wenn ich dann noch an die Förderung des Biosprits denke, der den gewaltigen Druck auf die Flächen weiter stark erhöht....
 
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Ostdeutschland ist in Bezug auf Niederwild schon ziemlich tot

War Ostdeutschland in Bezug auf Niederwild denn jemals lebendig, ich dachte eigentlich dass früher dort die preußischen Junker und Großgrundbesitzer großzügig die Flächen bewirtschaftet haben und diese Aufgaben haben nach 1945 dann die LPGs übernommen. Diese Strukturen sind seit jahrhunderten doch so und insgesamt schwer aufzubrechen?

Der Vorteil am Emsland war ja immer die kleinen Bauern mit ihren kleinen Flächen und vor allem die Nässe der Flächen. Niederwild vor allem Rebhühner fühlen sich in den Feldrändern am wohlsten und je kleiner die Flächen desto mehr Feldränder hat man. Ich hab in meiner Jägerausbildung noch die 5 W der Fasananhege gelernt:

-Wasser
-Wind
-Wiese
-Wald
-Weizen

Das Problem ist nur in den letzten 6 Jahren gewesen, dass die Jäger immer irgendeinen Virus in Verdacht hatten, da die Fasanenstrecken ziemlich abrupt eingebrochen sind, wobei sich das Gros der Population irgendwann dem immensen Druck durch die Landwirtschaft und Präparatoren nicht mehr standhalten konnten, vermute ich.
 
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War Ostdeutschland in Bezug auf Niederwild denn jemals lebendig, ich dachte eigentlich dass früher dort die preußischen Junker und Großgrundbesitzer großzügig die Flächen bewirtschaftet haben und diese Aufgaben haben nach 1945 dann die LPGs übernommen. Diese Strukturen sind seit jahrhunderten doch so und insgesamt schwer aufzubrechen?

Gerade die großen Schläge in Mitteldeutschland waren ja DIE Haseneldorados. Treibjagden mit mehr als 400 Hasen waren da der Standard. In alten Jagdbüchern gibt es noch Bilder, wo EIN Jäger auf EINEM Stand von einem dutzend Hasen angelaufen wird - soviel sieht heute die ganze Jagdgesellschaft nicht an einem Tag.

Und dann lies mal bei F.K. von Eggeling über seine Jugend in Niederschlesien, was es da an Niederwild gab.
 
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Die Niederwildmisere beruht auf verschiedenen Faktoren. Beim Hasen würde ich da mal als erstes an Verhungern aufgrund Herbizideinsatz und da im sspeziellen der massive Glyphosateinsatz sehen und dann Prädation durch Krähe, Fuchs und Bussard. Beim Fasan verhungern die Küken, aufgrund von Insektenmangel, fehlen Brutmöglichkeiten und Fuchs, Marder, Bussard, Krähe, Katze, Waschbär tun ihr übriges.
 
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(...)

-Wind

(...) wobei sich das Gros der Population irgendwann dem immensen Druck durch die Landwirtschaft und Präparatoren nicht mehr standhalten konnten, vermute ich.

Sowohl Wind als auch Präparatoren halte ich in diesem Zusammenhang für nicht maßgeblich ;-)

Es gibt Reviere, in denen es mittlerweile wieder besser wird. In meiner niedersächsischen Heimat (LK OL) profitieren wir im Moment z. B. von einem Kleingewässerprogramm der Gemeinde und von einem sehr engagierten Naturschutzbeauftragten. In vielen Gemeinden gibt es so eine Stelle überhaupt nicht! Unser Naturschutzbeauftragter hat z. B. relativ wertvolle Flächen angekauft und mit Kleingewässern und Wallhecken aufgewertet. Das Grünland lässt er per Vertrag von Landwirten erst ab Mitte Juli mähen.

Außerdem wurden z. B. die Gemeindeflächen neu vermessen und festgestellt, dass viele Landwirte einen ganzen Teil der Wegränder und Schlatts mittlerweile unter dem Pflug hatten. Diese Randstreifen stehen nun wieder zur Verfügung und werden ebenfalls erst ab 16.07. gemäht.

Einige Landwirte haben angefangen wieder regelmäßig Zwischenfrüchte anzubauen und Blühstreifen anzulegen. Zum einen, weil sie selbst Jäger sind, zum anderen weil sie ihr schelchtes Image verbessern wollen und sind damit auch an die Presse gegangen.

Wir Jäger haben die Raubwildjagd intensiviert. Insbesondere durch die Anschaffung von Fallen.

Bei uns geht es aufwärts, sogar Rebhühner sieht man wieder häufiger.

In meiner zweiten Heimat (Vorpommern) sieht das allerdings ganz anders aus...

Horrido

Oldenbart
 
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Oldenbart: :thumbup: Können die den Mähtermin noch ein wenig weiter nach hinten schieben ?! Zwar ist die Hauptschlupfzeit der Rebhühner Mitte Juni bis Mitte Juli , aber wenn nach hinten noch was rauszuholen ist, wäre das das " non plus Ultra" .
 
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Oldenbart: :thumbup: Können die den Mähtermin noch ein wenig weiter nach hinten schieben ?! Zwar ist die Hauptschlupfzeit der Rebhühner Mitte Juni bis Mitte Juli , aber wenn nach hinten noch was rauszuholen ist, wäre das das " non plus Ultra" .

Was die Wegränder angeht, so werden viele erst im August gemäht. Bei uns beginnen die mit den vielbefahrenen asphaltierten Straßen, dann die weniger befahrenen und ganz zum Schluss kommen die Feldwege. Leider gibt es immernoch einige Grundstücksbesitzer (nicht nur Landwirte!), die die angrenzenden Ränder ihrer Grundstücke selbst mähen. Aber die bekommen wir auch noch soweit ;-)

Was die anderen Flächen angeht, wäre da sicherlich noch ein späterer Termin rauszukitzeln aber wir sind mit diesem Erfolg schon ganz zufrieden und wollen nicht zu aufdringlich werden. Wir haben da auch ehrlich gesagt noch andere Baustellen im Moment.

Beste Grüße

Oldenbart
 

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