Ok, dann ist hier also mein Bericht.
Um es gleich vorweg zu sagen: Dieses Jagdwochenende war wieder einmal ganz große Klasse. Top und selbstlos organisiert von den Beständern, passendes Wetter nach kalten Regentagen im Vorfeld, ein super gepflegtes Revier in traumhafter Landschaft und am Ende noch reichlich Jagderfolg.
Freitag reiste ich an, 5 Stunden Autobahn im Dauerregen (ein Mitjäger hatte eine noch längere Anreise) und kurz hinter Stuttgart kam die Sonne raus.
Erstes Bild beim Revier!
Das war wirklich unglaublich und ließ die Vorfreude immens steigen. An der Jagdhütte angekommen erwarteten mich bereis eine Handvoll Jäger, alle aus den Vorjahren gut bekannt, mit Ralf, einem der Beständer und es wurde nach herzlicher Begrüßung zunächst geklönt und geplant.
Am nachmittag war die Gruppe soweit vollzählig, nach Jagdscheinkontrolle wurden uns Sitze in Revier zugewiesen und die Freigabe erklärt. Da schon beim ersten Ansitzen beide Gastgeber die ortsunkundigen Gäste zu den Kanzeln begleiteten und auch immer nach dem ersten Jagderfolg mit Rat und Tat und Wasser am Aufbrechplatz warteten, haben Egon und Ralf selbst an den 3 Tagen gar nicht mitjagen können. Eigentlich sehr schade, ich zumindest habe ein etwas schlechtes Gewissen ob ihres Engagements! Danke, ihr beiden!
Ich erklomm bei herrlichstem Wetter mit Sonne und Schäfchenwolken bei einem Vogelkonzert die Kanzel an der Hurensteige (!?), unten rechts im Bild. An der Waldkante erstreckt sich eine wirklich riesige Wiese. Ideale Bedingungen also, dazu noch der leichte Wind von vorn. Genial!
Stund´um Stund´passierte aber nichts. Schwalben schossen dicht über der Wiese dahin und die Goldammern huderten im Sand, die Dorfkirche bimmelte dem Abend entgegen und es wurde dämmrig.
Der Bauer mit dem stampfenden Trecker lud direkt vor der Kanzel Mist ab. Das war nun buchstäblich ein großer Mist! Nur ein Altfuchs mäuselte in aller Ruhe im Gegenlicht durch den Löwenzahn - ein schönes Bild!
Derweil trudelten auf dem handy die Sichtungen und der erste Jagderfolg ein. Kein Schuss blieb unghört und sobald die lieben Kollegen Jagderfolg über Whattsapp vermeldeten war geteilte Freude gleich vielfache Freude. Jagdneid gibt’s bei uns nicht. Viele sahen hochbeschlagene Gaißen. Hier auf der Alb ist es ja kälter als zuhause, wo die ersten Kitze inzwischen schon 4 Wochen alt sind.
Gedanklich schon mit dem Abbaumen beschäftigt erhasche ich geradeaus auf 120 m eine Bewegung. Das Glas zeigte graues Rehwild vor grauen Stämmen. Wenig Kontrast, fast unsichtbar, aber ein Bock war’s, kein junger wohl. Fürs Foto leider zu dunkel und zu weit. Vielleicht käme er näher. Für Bild und Schuss besser. Diesen Gefallen tat er mir leider nicht und äste im tiefen Gras halb verdeckt. Laufend warf er auf und zog rasch zum Wald zurück. Seit langer Zeit schüttelte mich das Jagdfieber mal wieder. (Ich find´s ja wirklich interessant und unerklärlich, wie diese Zitterwellen zustande kommen. Was mag nur der Auslöser dafür sein? Als Jungjäger erlebte ich das häufiger, aber heute so gut wie nie mehr) Als der Heimliche einmal erhobenen Hauptes kurz breit stand und ich die Waffe ruhig bekam, ließ ich fliegen und bumms lag er schlagartig. Jedenfalls war nichts mehr zu sehen nach kurzer Blendung durch Mündungsfeuer. Die Bühne war leer. Den Knall freilich hörten alle und fragten gleich an, wer, wo was erlegt habe. Erfolg konnte ich leider noch nicht vermelden. Und kurz danach ein weiterer Schuss der Ferne.
Ich schritt die Wiese zum Anschuss ab und da lag er im Gras, mein erster Bock dieses Jahr, mit einer außergewöhnlichen Trophäe! Die Erleichterung über die ersparte Nachsuche im Dunkeln und die Anspannung fielen von mir ab. Kurze Meldung an alle, Bock „tot“ (damit sich keiner zur Nachsuche aufmachte), dann nochmal kurz durchatmen und die betrachten, die Wiese, den Hochsitz von hier unten. Ein eindrücklicher Moment am Ende eines langen Tages.
Die intensiven Eindrücke werden haften bleiben. Ich mache inzwischen häufig Fotos nach dem Erlegen. Das berühmte „stille Innehalten“ wird dadurch zwar gestört, aber die Bilder sind bleibende Erinnerungen und helfen dem Gedächtnis später auf die Sprünge. 300 m mit der Beute bergauf war dann ganz gut zum Runterkommen und am Streckenplatz war ich Nummer die drei, die vom Jagdherrn einen Bruch überreicht bekam! Waidmannsdank!
PS. Gleich kommt Teil 2. Pro post kann man hier "nur" 10 Bilder einbinden.