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Santana PS-10
Brüder im Gehölz
Von Tom Grünweg
Gute Nachricht für alle Förster: Wer stilgerecht durchs Unterholz brettern will, muss keinen Nobel-Offroader von BMW oder Porsche besteigen. Aus Spanien kommt jetzt der fürs Militär entwickelte Santana PS-10 nach Deutschland - ein wahrhaft rustikaler Geländewagen.
Santana PS-10: Spanischer Zwillingsbruder des britischen Land Rover Defender
Santana PS-10: Spanischer Zwillingsbruder des britischen Land Rover Defender
Die deutsche Geländewagen-Szene wird künftig noch etwas bunter. Vor allem für Förster und Freizeitsportler auf Abwegen kommt nun ein ausgesprochen eigenwilliger Offroader ins Land: der PS-10. Zwar wirkt der kantige Geländegänger auf den ersten Blick wie ein alter Bekannter, doch bei genauem Hinsehen wird einem der vermeintliche Defender buchstäblich spanisch vorkommen. Denn was man vorschnell als Land Rover identifizieren könnte, ist genau genommen der spanische Zwilling des Klassikers, der aus einer 50 Jahre alten Lizenz unter der Sonne des Südens stetig weiter entwickelt worden ist. Weil der Hersteller Santana längst mehr Autos produziert, als die spanische Armee in Zeiten der militärischen Entspannung abzunehmen bereit ist, wird der PS-10 seit vielen Jahren auch zivil vermarktet. Und über einen emsigen Generalimporteur in Krefeld kommt der Defender-Bruder nun auch in Deutschland auf die Straße.
Santana-Geländewagen: Spielt gern im Wasser
Santana-Geländewagen: Spielt gern im Wasser
Wie der Defender ist der Santana ein echter Geländewagen, der vor allem abseits der Straßen seine wahren Qualitäten offenbart - und auch so aussieht. Die Karosserie wirkt wie von Hand über einen stabilen Rahmen gebogen und sträubt sich mit beachtlichem Erfolg gegen fortschrittliche Designmerkmale. Das Interieur ist nüchtern, funktional und sachlich, und von Komfortmerkmalen wie elektrischen Fensterhebern ist bei den Spaniern nicht die Rede. Aber immerhin loben die Entwickler die "serienmäßige Heizungs- und Belüftungsanlage", die auf Wunsch um eine leistungsstarke Klimaanlage ergänzt werden kann. Und wo andere Offroader Sitzheizung, CD-Wechsler oder ein klimatisiertes Handschuhfach haben, ist das Armaturenbrett beim PS-10 "mit einem Ablagefach und einem praktischen Gepäcknetz ausgestattet, damit alle wichtigen Utensilien optimal gesichert sind", wie es in einer Broschüre heißt. Um diese Sicherung kümmern sich die Insassen am besten mit einem entsprechend vorsichtigen Fahrer. Denn Airbags oder elektronische Fahrhilfen wird man beim Santana vergebens suchen.
Angeboten wird der PS-10 in Deutschland wahlweise als 4,70 Meter langer Fünftürer mit geschlossenem Gepäckabteil oder als etwas kürzerer Pick-up mit offener Ladefläche. Für den Antrieb sorgt in beiden Fällen ein 2,8 Liter großer Diesel, den die Andalusier bei Iveco einkaufen. Der Vierzylinder-TDI leistet 92 kW/125 PS und zerrt mit bis zu 275 Newtonmeter am Asphalt. Damit sind auf der Straße freilich keine rekordverdächtigen Fahrleistungen möglich: So braucht der Wagen 18,4 Sekunden, bis die Tachonadel endlich 100 km/h erreicht. Und viel mehr als die Richtgeschwindigkeit von Tempo 130 ist auch bei Rückenwind kaum möglich. Dafür gibt sich der Allradler im Alltag mit etwa neun und im extremen Einsatz mit rund 14 Litern auf 100 Kilometern zufrieden.
Spanischer Santana-Offroader: Das ideale Gefährt für Förster, Bauunternehmer und Freizeitabenteurer
Spanischer Santana-Offroader: Das ideale Gefährt für Förster, Bauunternehmer und Freizeitabenteurer
Doch auf Beschleunigung und Endgeschwindigkeit sollte es dem Santana-Kunden gar nicht ankommen. Was Forstwirte und Freizeitabenteurer gleichermaßen beeindruckt, sind vielmehr die Geländeeigenschaften des Spaniers. Wird abseits der Straße der Vorderradantrieb zugeschaltet, gibt es für den Defender-Bruder kein Halten mehr. Durch die enorme Verschränkung der gesamten Achskonstruktion spreizt der PS-10 seine Räder derart aus den Radhäusern, dass er auch gröbste Verwerfungen aufrecht meistern kann. Mit einer Wattiefe von 75 Zentimetern ist er alles andere als wasserscheu. Wer noch tiefer auf Tauchstation gehen möchte, bekommt als Option auch eine Ansaugverlängerung. Und weil der PS-10 bis zu drei Tonnen an den Haken nehmen kann, ist er auch ein ideales Zugfahrzeug.
"Gerade seine Robustheit macht den Santana PS-10 vor allem als Arbeitsgerät interessant", sagt Pressesprecherin Gisela Borucki vom Generalimporteur Car Service Erkens in Krefeld und verweist zudem auf die problemlose Lkw-Zulassung des Spaniers, die dem künftigen Besitzer viele Steuern sparen kann. Entwickelt für das Militär und Großkunden aus dem Zivil- und Katastrophenschutz ist der Spanier vor allem ein Auto für Kunden, die ihren Wagen als Gebrauchs- und Nutzfahrzeug in Feld, Wald und Wiesen einsetzen. Doch mit seinem herben und puristischen Charme soll er auch Kunden erreichen, die den Abenteurer in sich entdecken möchten.
Warum die allerdings bei den rund 20 Händlern im Bundesgebiet die spanische Kopie statt des britischen Originals kaufen, kann Sprecherin Borucki auch nur vermuten. Denn mit einem Grundpreis von 25.696 Euro für den geschlossenen und 25.225 Euro für den offenen Aufbau ist der PS-10 nicht wesentlich günstiger als der Defender. "Doch unsere Kunden loben vor allem das leicht zu schaltende Getriebe, den Iveco-Motor und insbesondere die Lkw-Zulassung", so Borucki. Außerdem ist der Santana natürlich noch exotischer als der im Straßenbild auch nicht gerade überrepräsentierte Defender.
Die Chance, dem Spanier in Deutschland zu begegnen, ist bislang noch relativ gering. Denn viel mehr als hundert Autos kreuchen und fleuchen zwischen Kiel und Kufstein bis dato noch nicht durchs Unterholz. Doch könnten es laut Borucki schon viel mehr sein, wenn das spanische Militär dem Importeur keinen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. "Wir haben bereits zahlreiche weitere Kaufverträge, bekommen aber derzeit einfach keine Autos", klagt die Sprecherin. "Denn die Armee hat gerade 500 neue Santana bestellt. Die haben einfach die älteren Rechte und müssen deshalb bevorzugt beliefert werden."
http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,378098,00.html
Brüder im Gehölz
Von Tom Grünweg
Gute Nachricht für alle Förster: Wer stilgerecht durchs Unterholz brettern will, muss keinen Nobel-Offroader von BMW oder Porsche besteigen. Aus Spanien kommt jetzt der fürs Militär entwickelte Santana PS-10 nach Deutschland - ein wahrhaft rustikaler Geländewagen.
Santana PS-10: Spanischer Zwillingsbruder des britischen Land Rover Defender
Santana PS-10: Spanischer Zwillingsbruder des britischen Land Rover Defender
Die deutsche Geländewagen-Szene wird künftig noch etwas bunter. Vor allem für Förster und Freizeitsportler auf Abwegen kommt nun ein ausgesprochen eigenwilliger Offroader ins Land: der PS-10. Zwar wirkt der kantige Geländegänger auf den ersten Blick wie ein alter Bekannter, doch bei genauem Hinsehen wird einem der vermeintliche Defender buchstäblich spanisch vorkommen. Denn was man vorschnell als Land Rover identifizieren könnte, ist genau genommen der spanische Zwilling des Klassikers, der aus einer 50 Jahre alten Lizenz unter der Sonne des Südens stetig weiter entwickelt worden ist. Weil der Hersteller Santana längst mehr Autos produziert, als die spanische Armee in Zeiten der militärischen Entspannung abzunehmen bereit ist, wird der PS-10 seit vielen Jahren auch zivil vermarktet. Und über einen emsigen Generalimporteur in Krefeld kommt der Defender-Bruder nun auch in Deutschland auf die Straße.
Santana-Geländewagen: Spielt gern im Wasser
Santana-Geländewagen: Spielt gern im Wasser
Wie der Defender ist der Santana ein echter Geländewagen, der vor allem abseits der Straßen seine wahren Qualitäten offenbart - und auch so aussieht. Die Karosserie wirkt wie von Hand über einen stabilen Rahmen gebogen und sträubt sich mit beachtlichem Erfolg gegen fortschrittliche Designmerkmale. Das Interieur ist nüchtern, funktional und sachlich, und von Komfortmerkmalen wie elektrischen Fensterhebern ist bei den Spaniern nicht die Rede. Aber immerhin loben die Entwickler die "serienmäßige Heizungs- und Belüftungsanlage", die auf Wunsch um eine leistungsstarke Klimaanlage ergänzt werden kann. Und wo andere Offroader Sitzheizung, CD-Wechsler oder ein klimatisiertes Handschuhfach haben, ist das Armaturenbrett beim PS-10 "mit einem Ablagefach und einem praktischen Gepäcknetz ausgestattet, damit alle wichtigen Utensilien optimal gesichert sind", wie es in einer Broschüre heißt. Um diese Sicherung kümmern sich die Insassen am besten mit einem entsprechend vorsichtigen Fahrer. Denn Airbags oder elektronische Fahrhilfen wird man beim Santana vergebens suchen.
Angeboten wird der PS-10 in Deutschland wahlweise als 4,70 Meter langer Fünftürer mit geschlossenem Gepäckabteil oder als etwas kürzerer Pick-up mit offener Ladefläche. Für den Antrieb sorgt in beiden Fällen ein 2,8 Liter großer Diesel, den die Andalusier bei Iveco einkaufen. Der Vierzylinder-TDI leistet 92 kW/125 PS und zerrt mit bis zu 275 Newtonmeter am Asphalt. Damit sind auf der Straße freilich keine rekordverdächtigen Fahrleistungen möglich: So braucht der Wagen 18,4 Sekunden, bis die Tachonadel endlich 100 km/h erreicht. Und viel mehr als die Richtgeschwindigkeit von Tempo 130 ist auch bei Rückenwind kaum möglich. Dafür gibt sich der Allradler im Alltag mit etwa neun und im extremen Einsatz mit rund 14 Litern auf 100 Kilometern zufrieden.
Spanischer Santana-Offroader: Das ideale Gefährt für Förster, Bauunternehmer und Freizeitabenteurer
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Doch auf Beschleunigung und Endgeschwindigkeit sollte es dem Santana-Kunden gar nicht ankommen. Was Forstwirte und Freizeitabenteurer gleichermaßen beeindruckt, sind vielmehr die Geländeeigenschaften des Spaniers. Wird abseits der Straße der Vorderradantrieb zugeschaltet, gibt es für den Defender-Bruder kein Halten mehr. Durch die enorme Verschränkung der gesamten Achskonstruktion spreizt der PS-10 seine Räder derart aus den Radhäusern, dass er auch gröbste Verwerfungen aufrecht meistern kann. Mit einer Wattiefe von 75 Zentimetern ist er alles andere als wasserscheu. Wer noch tiefer auf Tauchstation gehen möchte, bekommt als Option auch eine Ansaugverlängerung. Und weil der PS-10 bis zu drei Tonnen an den Haken nehmen kann, ist er auch ein ideales Zugfahrzeug.
"Gerade seine Robustheit macht den Santana PS-10 vor allem als Arbeitsgerät interessant", sagt Pressesprecherin Gisela Borucki vom Generalimporteur Car Service Erkens in Krefeld und verweist zudem auf die problemlose Lkw-Zulassung des Spaniers, die dem künftigen Besitzer viele Steuern sparen kann. Entwickelt für das Militär und Großkunden aus dem Zivil- und Katastrophenschutz ist der Spanier vor allem ein Auto für Kunden, die ihren Wagen als Gebrauchs- und Nutzfahrzeug in Feld, Wald und Wiesen einsetzen. Doch mit seinem herben und puristischen Charme soll er auch Kunden erreichen, die den Abenteurer in sich entdecken möchten.
Warum die allerdings bei den rund 20 Händlern im Bundesgebiet die spanische Kopie statt des britischen Originals kaufen, kann Sprecherin Borucki auch nur vermuten. Denn mit einem Grundpreis von 25.696 Euro für den geschlossenen und 25.225 Euro für den offenen Aufbau ist der PS-10 nicht wesentlich günstiger als der Defender. "Doch unsere Kunden loben vor allem das leicht zu schaltende Getriebe, den Iveco-Motor und insbesondere die Lkw-Zulassung", so Borucki. Außerdem ist der Santana natürlich noch exotischer als der im Straßenbild auch nicht gerade überrepräsentierte Defender.
Die Chance, dem Spanier in Deutschland zu begegnen, ist bislang noch relativ gering. Denn viel mehr als hundert Autos kreuchen und fleuchen zwischen Kiel und Kufstein bis dato noch nicht durchs Unterholz. Doch könnten es laut Borucki schon viel mehr sein, wenn das spanische Militär dem Importeur keinen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. "Wir haben bereits zahlreiche weitere Kaufverträge, bekommen aber derzeit einfach keine Autos", klagt die Sprecherin. "Denn die Armee hat gerade 500 neue Santana bestellt. Die haben einfach die älteren Rechte und müssen deshalb bevorzugt beliefert werden."
http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,378098,00.html
