Aus der lokalen presse
Anhang anzeigen 70372
Wolfsburg hat mit dem Unsinn angefangen, Gifhorn zieht nach. Sei´s drum, ich verstehe die jagdliche Welt wegen meiner antiquierten Ansichten ohnehin schon länger nicht mehr. Offensichtlich hat sich die Generation, die waidgerechtes Jagen nicht mehr von Kindesbeinen an gelernt hat, bis in die Ebenen ausgewachsen, die Entscheidungen treffen. Zur Waidgerechtigkeit gehört es für mich auch, dem Wild mal seine Ruhe zu lassen. Das waren traditionell die Monate Februar bis April. Jetzt begründet man den Aprilabschuss mit "Wildhege", unvorstellbar. Aber die Hege mit der Büchse war ohnehin schon immer die, welche am meisten verbreitet und am beliebtesten war.
Vielleicht liegt die Apriljagd auch nur daran, dass der Landrat studierter Forstwissenschaftler ist, wer weiß...
Als ich das Jagen lernte, schoss man seinen Bock am 16. Mai und freute sich wie ein kleines Kind auf diesen Tag, denn Hochwild hatten wir damals im väterlichen Revier nicht. Diejenigen, die es mit nervösem Zeigefinger wieder nicht abwarten konnten, legten den Grenzbock am 15. darnieder, sei´s drum. Das Schmalreh schoss man ab September. Und da man das Jagen noch gelernt hatte, war der Abschuss trotzdem bis Weihnachten durch. Das funktionierte über viele Jahrzehnte recht gut.
Dann kam die Maijagd ab 01. auf Böcke und Schmalrehe. Kann man machen, aber muss man? Gut, gezwungen wird ja keiner und der Grenzbock starb nun am 30.04.
Jetzt also ab 01.04. auf Jährlinge beiderlei Geschlechts. Natürlich nur Jährlinge.
Der heute bereits recht seltene Erntebock mit dem hohen Alter von 4 Jahren natürlich erst ab 01.05.
Vielleicht gehe ich im Herbst mal zur Trophäenschau und schaue mir die unfertigen Gehörne der mehrjährigen "Maiböcke" mit den weißen Rosen und den stumpfen, rauhen Enden und einigen Bastfetzen an. So wie sie jedes Jahr ab dem 15.04. auch aus Ungarn kommen. Kunstlos umgeschossene graue Esel aus der Agrarsteppe.
Bei einem bin ich mir sicher: der Jagdliche Anstand, der Anstand dem Mitgeschöpf gegenüber (oder auch: die Waidgerechtigkeit), ist im Arsch. Sie schwindet in gleichem Maße wie die jagdlichen Fähigkeiten vieler neuer "Jagdscheininhaber". Waidmannsheil!