Interessant sind hier wohl nur die Situation, in denen das Stück nicht sofort gelegen hat.
Das erste Erlebnis dieser Art hatte ich auf einer Drückjagd in der Lüneburger Heide. Ich hatte zwar schon den Schein, war aber auf Bitten meines Jagdausbilders als Treiber mitgefahren. Gegen Ende der Drückjagd in einer Blaufichtendickung mit Kreuz- und Querschneisen bat ein Schütze von seinem Drückjagdstand, ca. 2m über dem Boden, aus, doch mal nach dem von ihm beschossenen Schmalreh zu sehen. Er deutete auf den Anschuß, aber da war nichts. Fünf Meter davon entfernt lag unter einer Blaufichte ein halbes Herz und fünfzehn Meter hiervon entfernt das verendete Stück. Kaliber? Keine Ahnung! Aber ich war schon sehr verwundert, so als Neuling.
Ein Jahr später, Sauerland, Drückjagd. Ein schwaches Rickenkitz wechselt mich direkt an und bleibt, von einer Schale auf die andere trippelnd, 10 m vor mir stehen. Ich reiße die Büchse hoch, das Stück geht nach rechts ab, ich ziehe mit, lasse fliegen und sehe noch, wie sich die Kammer unten öffnet und ein Schwall Flüssikeit wie aus einem Eimer nach unten rausfällt. Der linke Vorderlauf fängt an zu schlackern. Nach ca. 50 m bleibt das Stück vor einem Zaunpfahl liegen, nachdem mein Nachbar schon ein paar Schritte nach vorne gemacht hat, um notfalls einen Fangschuß antragen zu können. Eindeutig zu tief abgekommen, aber mit einer derart aufgerissenen Kammer noch eine solche Fluchtstrecke!!!
Kaliber: 9,3x62 Geco TM (hat mir hier den A.. gerettet!)
Enfernung: 10 m
Schußzeichen: leichtes vorne Einbrechen und weiterflüchten
Schweiß am Anschuß
Schweißfährte auf jeden Fall vorhanden
Fluchtstrecke ca. 50 m
Brandenburg, Ricke, leicht ziehend:
1. Kaliber 30-06, 180 gr. Nosler BallTip
2. ca. 60 m
3. keine Zeichnen des Stückes
4. Schweiß am Anschuß/Kammertreffer
5. Scheißfährte sichtbar vorhanden, wenn auch eher tropfenweise
6. Fluchstrecke ca 20 m
Den vom Kern separierten Mantel hat der Schweißhundführer anläßlich einer Kontrollsuche auf ein Stück Schwarzwild auchnoch gefunden.
Brandenburg, Rotalttier im Rudel, stehend
Das Rudel zieht auf 60 m Entfernung vor mir im Winkel von 90 Grad quer über eine Schneise. Einige Stücke verhoffen. Ich will zunächst ein Kalb beschießen, das aber nach kurzem Verhoffen weiterzieht. Dann bleibt ein "Schmaltier" (von mir zumindest im direkten Größenvergleich als solches angesprochen) auf der Schneise stehen. Ich lasse fliegen. Das gesamte Rudel incl. beschossenem Stück setzt sich sofort hochflüchtig in Bewegung. Kein Zeichnen. Null.
1. Kaliber 7x64 Brenneke TIG 11,5 g Handladung
2. Entfernung ziemlich genau 60 m
3. Schußzeichen: Ein leichtes Rucken, das aber auch durch andere Stücke des Rudels ging, als sie sich in Bewegung setzten
4. Nichts lag am Anschuß!!!
5. Schweißfährte Null
Ich habe auch nicht mehr großartig selber mit der Nase am Boden gesucht, um nichts zu verteten und mit meiner schweißigen Hose und Schuhen (hatte vorher ein Kalb erlegt und bereits geborgen)eine prima Verleitfährte zu legen. Nach Beendigung der Jagd wurde der Schweißhundführer eingewiesen, der auch nur den Kopf schüttelte. Sein Hund ging auch gar nicht auf der von mir beschriebenen Fluchtrichtung sondern diagonal durch den Bestand und blieb dann nach einer Minute vor dem Stück liegen.
6. Fluchtstrecke nämlich 20 m mit dem Rudel auf im Winkel von 90 Grad zur Schneise, dann wieder ein Haken von 90 Grad von mir weg parallel zur Schneise so ca. 30 m. Fluchtstrecke also ca. 50 m. Kammerschuß.
Und jetzt das Schmankerl. Aufgrund des fehlenden Schweißes, fehlender Schnitthaare, Knochensplitter, Kugelriß usw. wollten einige anwesende schon die Nachsuche abbrechen. Und standen hinterher kopfschüttelnd und mit hochrotem Kopf vor dem erlegten Stück. Sie hatten wohl an einen absoluten Fehlschuß geglaubt. Hartnäckigkeit zahlt sich eben aus. Im Zweifel nicht für den Erleger selbst, sondern für das Wild.
Gruß
Elmer Keith