Schwarzwild in Welt-Online

Registriert
23 Mai 2013
Beiträge
3.719
an Baffi, der Raps wird oft vergessen.
zu Fuhr: Solange es in unseren Reihen Witzbolde gibt
denen die Frischlinge noch zu schwach zum erlegen
sind, hat er wohl teilweise recht.

La
 

JBB

Registriert
23 Jan 2014
Beiträge
2.658
Da magst du recht haben, wobei ich in meinem Umfeld es gerade anders erlebe - mag aber auch daran liegen, dass alles "Bauernjagden" sind - sprich entweder hat es ein örtlicher Bauer gepachtet oder der Förster - der aber im Ort auf einem Hof aufgewachsen ist.

Erlebe ich eher bei den Kitzen... vor November sind sie zu schwach... Wenn mein Pächter die 1-2 Kilo mehr haben will, geht es letztendlich nur ums Geld - dann leg ich ihm halt nen Zehner aufn Tisch und gut ist. Und ich kann dafür entspannter jagen ;)

Sitze ich aufm Sitz an der Grenze und sehe die Sauen über der Grenze beim Umpflügen, bin ich hier nicht zum Zusehen gezwungen, vielmehr darf ich über die Grenze schießen und habe ihn dann halt zu informieren (das Stück gehört natürlich dann ihm).

Einfach und pragmatisch - geht natürlich nur wenn sich alle irgendwie riechen können. Scheint hier zu klappen.

WMH
 
Registriert
18 Feb 2013
Beiträge
5.057
@Ips typographus: Ich bin kein Gegner der Kirrjagd - egal ob auf Reh oder Sau. Um die Argumente "effiziente Ansitzjagd", "Energieeintrag" usw abseits von Mutmaßungen sachlich gegeneinander abwägen zu können, müsste man handfeste Zahlen vorliegen haben - zum Beispiel würde mich interessieren, wie viele kg Mais im Schnitt für ein kg Wildschwein aufgewendet werden. Gibt es dafür seriöse Quellen?

Der Engpass kommt übrigens nicht in dem Frühwinter, den wir gerade Anfang Dezember (nicht) erleben sondern im Spätwinter wenn die Reserven aufgebraucht sind obwohl sie fürs Frischen und Säugen gebraucht würden - lass uns also Ende Februar / Anfang März nochmal aus dem Fenster schauen ;-)


@rico 61: Den Raps hatte ich für die Sauen wirklich nicht auf dem Schirm... vielleicht sollte ich meine Raps-Ansitze im Winter ein wenig in die Länge ziehen. :) Danke für den Tipp!
 
Registriert
17 Jul 2008
Beiträge
6.091
@Ips typographus: Ich bin kein Gegner der Kirrjagd - egal ob auf Reh oder Sau. Um die Argumente "effiziente Ansitzjagd", "Energieeintrag" usw abseits von Mutmaßungen sachlich gegeneinander abwägen zu können, müsste man handfeste Zahlen vorliegen haben - zum Beispiel würde mich interessieren, wie viele kg Mais im Schnitt für ein kg Wildschwein aufgewendet werden. Gibt es dafür seriöse Quellen?

Der Engpass kommt übrigens nicht in dem Frühwinter, den wir gerade Anfang Dezember (nicht) erleben sondern im Spätwinter wenn die Reserven aufgebraucht sind obwohl sie fürs Frischen und Säugen gebraucht würden - lass uns also Ende Februar / Anfang März nochmal aus dem Fenster schauen ;-)

@rico 61: Den Raps hatte ich für die Sauen wirklich nicht auf dem Schirm... vielleicht sollte ich meine Raps-Ansitze im Winter ein wenig in die Länge ziehen. :) Danke für den Tipp!


Ich zumindest kenne keine; die Zahlen, die hier landauf, landab immer mal wieder (meist von erklärten Kirr-Gegnern) verbreitet werden, halte ich jedenfalls nicht unbedingt für seriös hergeleitet...
 

JBB

Registriert
23 Jan 2014
Beiträge
2.658
Bevor sich hier alle wieder an den Kragen gehen, poste ich doch mal ein paar Auszüge aus der Studie des Wildforschungsinstituts Wien - was auf die Schnelle wohl niemand lesen wollte ;) Ich finde es sehr interessante Thesen - die man durchdenken sollte.

However, although it was reported that hunting pressure affects life-history traits and demography in the wild boar [21,46, 47], no study so far has actually shown that population growth rate in wild boar is significantly affected by hunting pressure. Moreover, a recent study underlines that recreational hunting has no influence on wild boar population growth [15]. Wild boar populations across Europe have been growing irrespective of whether the number of hunters have increased,decreased or remained stable [15]. Furthermore, even though such factors may well have contributed to the considerable noise inλ, they were not strong enough to mask the dominant effect of winter temperature. Increasingly milder winters as a result of climate change (Fig 1c; see also [48]) must therefore be considered as a major reason for the European-wide massive increase of wild boar during the last decades (Fig 1b).

Kurzfassung für nicht dem Englisch kundige:
Keine Studie kann bisher belegen das Jagddruck die Vermehrung des Schwarzwildes ändert (Hallo PETA... klingt irgendwie anders bei euch ;) ) - aber dafür zeigt eine andere Studie das die sogenannte Freizeitjagd den Populationsanstieg nicht beeinflusst, egal ob mehr Jäger, weniger oder gleichbleibend (ob es eine "berufliche" Jagd tun kann... - müsste man die andere Studie erst lesen) - vielmehr dominiert der Effekt der milden WInter eindeutig in den Daten.

Cold winters have become rarer and, on top of this, the remaining severe winters became increasingly ineffective in diminishing wild boar populations because of the increasing frequency of masting years. In such years, beech or oak trees produce vast amounts of energy rich seeds that are available from autumn until spring in the following year


Kalte Winter werden weniger und ihr Effekt zur Bestandsreduzierung wird verringert/aufgehoben aufgrund der erhöhten Anzahl von Mastjahren bei den Bäumen. In Mastjahren stehen ausreichend energiereiche Samen von Herbst bis ins Frühjahr zur Verfügung.

This result also indicates that low survival in cold winters is apparently not caused by a limited thermogenic capacity. Instead, increased winter mortality seems to be caused by a negative energy balance, i.e., when high thermoregulatory costs, due to severe cold, cannot be matched by the available food, especially when high caloric seeds are absent.

Es zeigt sich, das Wintermortalität nicht durch die fehlende Möglichkeit Wärme zu erzeugen entsteht, sondern einfach durch eine negative Energiebalance, sprich das Futter deckt nicht mehr den Bedarf (Anmerkung: im Bericht wird erwähnt, das große Tiere besser in Kälte sind wegen mehr Masse bei weniger Aussenfläche - daher nehmen sie hier Bezug drauf - Jungtiere könnten ja im Winter auch sterben, falls sie einfach nicht in der Lage wären ausreichend Wärme zu erzeugen - dem widersprechen sie).

Und nun kommt noch ein wirklich interessanter Absatz dazu:

In addition to tree seeds, increased crop availability in a human-shaped landscape has previously been assumed to provide an important source of energy for wild boars [23]. However, the lack of significant effects of areas under cultivation of corn and potatoes on wild boar population dynamics indicates that this is apparently not the case, presumably because significant quantities of these crops are available only during a short period prior to harvesting.

Bisher ging man davon aus, dass die zusätzlich durch den Menschen bereitgestellte Nahrung den Anstieg beeinflusste (also Getreide und Mais), ABER es liessen sich keine signifikanten Effekte dadurch nachweisen - also der vermehrte Anbau nicht als Argument genutzt werden kann.



Ein paar der Aussagen sind unbequem, ganz eindeutig. Aber manche Thesen fallen damit auch weg - oder sind anders zu bedenken. Wenn sie den Maisanbau (z.b.) ausnehmen, weil das Futter ja nur begrenzt verfügbar ist - bedeutet das auch, es darf nicht so geernet werden, dass die Reste im Winter doch noch verfügbar sind (das tritt in Gegenden mit viel Wald und entsprechender Mast aber zurück). Und sollte ein Nicht-Mastjahr sien MIT kaltem Winter, sollte man nur wenig kirren um den Effekt der Bestandreduzierung nicht noch abzubremsen (ok, gebe zu, da muss man schon wirklich enorme Futtermengen in den Wald karren).

Wenn diese Studie so stimmt, ist die schlimmste Erkenntnis eigentlich, die Jagd kann es nur verzögern, aber nicht verhindern (den Bestandsanstieg) und die Bestandsentwicklung ist noch nicht abgeflacht (steht auch darin inklusive Grafik).

Na dann... WMH
 
Registriert
18 Feb 2013
Beiträge
5.057
Wenn diese Studie so stimmt, ist die schlimmste Erkenntnis eigentlich, die Jagd kann es nur verzögern, aber nicht verhindern (den Bestandsanstieg) und die Bestandsentwicklung ist noch nicht abgeflacht (steht auch darin inklusive Grafik).

Na dann... WMH

Danke für diese aufschlussreichen Infos und fürs Recherchieren! :thumbup:

Falls wir also am Samstag keine Sauen erwischen, besteht noch Hoffnung für die nächsten Jahre... Ich freu mich drauf!
 
Registriert
22 Sep 2015
Beiträge
141
Danke für das Übersetzen und die Recherche. Es ist eine Interessante Studie. Ob ich das alles so glauben soll weiß ich noch nicht, denn ich denke eben schon, das eine zusätzlich vom Menschen zur Verfügung gestellte Mast Einfluss auf die Population hat, auch wenn diese nur marginal ausfällt, außerdem ist es ja nicht nur Mast, sondern auch eine hervorragende Deckung wo Sauen ungestört Tagsüber sich die Ranzen füllen können. Es ist Warm windstill und sie brauchen zum Äsen nicht weit ziehen. Wie im Paradies.


Ich muss Mohawk zustimmen, das Beständer die Hand aufhalten wenn IHNEN der große Keiler aus dem Revier geschossen wird anstatt froh zu sein das Strecke gemacht wurde. Da lass ich lieber den Finger gerade als Haus und Hof für eine gerade nicht mehr passende Sau zu riskieren. Ich habe schon mitbekommen das sich Standschützen beim Schüsseltreiben darüber unterhielten das sie nicht geschossen haben weil eine Sau grenzwertig war, weil Beständer 200 Auflagen gemacht haben worauf geschossen werden darf und worauf eben nicht. Dann kann ich die Jagd auch gleich sein lassen. Da rede ich jetzt nur von Sauen.

Wmh Ackes
 
Registriert
27 Jan 2004
Beiträge
409
Ist doch egal, was irgendwer schreibt, das interessiet die wenigsten. In meinem Umfeld kenn ich nur Leute mit einer anderen Denkweise.
 
Registriert
15 Jan 2015
Beiträge
585
Wenn diese Studie so stimmt, ist die schlimmste Erkenntnis eigentlich, die Jagd kann es nur verzögern, aber nicht verhindern (den Bestandsanstieg) und die Bestandsentwicklung ist noch nicht abgeflacht (steht auch darin inklusive Grafik).
In dem Fall kann ich persönlich nur eine Konsequenz daraus ziehen: Ich investiere in eine große Kühltruhe, denn das (Schwarz)Wildbret wird mir auf absehbare Zeit nicht ausgehen.
 
Registriert
31 Aug 2009
Beiträge
8.100
Wenn die Jäger konsequent alle zur Verfügung stehenden Jagdarten ausnutzen würden, dann wäre schon eine Reduktion des Schwarzwild möglich. Vielleicht anstrengend, aber machbar! Dazu müßte man aber Ansitz an der Kirrung, Ansitz an Wechseln, revierübergreifende Drückjagden, kleine Drückerchen, Pirschen, etc. fleißig nutzen. Da das Schwarzwild, neben dem Rehwild, aber zur Zeit die Wildart ist, die flächendeckend und reichlich vorkommt, ist sie des Jägers Brotwildart und man ist an einer Reduktion nur mäßig interessiert. Wenn gerade etwas Wildschaden vorkommt, dann wird gestöhnt, aber der ist angesichts guter Strecke auch schnell wieder vergessen.
 

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
118
Zurzeit aktive Gäste
243
Besucher gesamt
361
Oben