Waidmannsdank an alle.
Es ging doch, weil schon seit Wochen keinen Anblick, oder keinen Kugelfang.
Aber jetzt mal von Anfang an:
Gestern Nachmittag, es mag viertel vor vier gewesen sein, klingelt mein Telefon.
Es ist der Nachbar von "drei Häuser weiter".
Die Frage:" Haste Lust, heute Abend mit rauszugehen?" wird ganz klar mit "JA!" beantwortet.
"OK, ich komm' dich um halb acht abholen."
Oxi also in den Keller, Sachen zusammenpacken und bereitstellen.
Um punkt halb acht also steht R. vor der Haustür und Oxi lädt Waffe, Rucksack und Ansitzjacke ins Auto. Ab geht die Fahrt ins knapp zwanzig Kilometer entfernte Revier. Mit dem Beständer hatte R. schon abgeklärt, wer wo sitzen sollte.
So bezog ich also "meine" Kanzel, welche direkt neben einer Fläche mit Büschen und fast mannshohem krautigem Bewuchs steht. Nach hinten raus Wiese, nach rechts Wiese, nach vorn Wiese und in hundertfünfzig Metern Wald. Nach links also die kaum einsehbare Fläche, hinter der in etwa achtzig Metern R. auf "seiner" Kanzel sitzt.
Es ist viertel nach acht. Beim Angehen hab ich an der äussersten Ecke des Waldes, genau an der Reviergrenze kurz ein Stück Rehwild beobachten können. Jetzt ist tote Hose.
Tote Hose bis etwa fünf vor halb zehn, als ein Hase von links die Bühne betritt. Ihn beobachte ich kurz, leuchte dann noch mal die Wiese und die Waldkante ab. Wieder zum Hasen und noch was beobachten, bis es links von mir knallt. Der Hase verlässt fluchtartig die Bühne unter meiner Kanzel durch.
Jetzt ist es halb zehn, die Bühne leer. Was mag R. wohl beschossen haben?
Nochmal leuchte ich alles ab, nix.
Blick zu R's Kanzel, ich sehe ein Leuchen vom Mobiltelefon und denke mir, dass er wohl mit dem Beständer spricht.
Einundzwanzig Uhr vierzig, das Glas von links wieder in Richtung Waldkante schwenkend wundere ich mich über die beiden Büsche, die da am Rande der Wiese stehen. Büsche?? DIE waren doch eben noch nicht da! Und wieso bewegen die sich in Richtung Wiesenmitte? HA! Sauen!
Glas runter, Sandsack ausgerichtet, Büchse hoch und die hintere Sau ins Absehen genommen.
Sie beginnt auf der Wiese zu brechen, dreht mir dabei ihr Hinterteil zu.
"Dreh dich!" geht's mir durch den Kopf und schon dreht sie sich weiter, bis sie mit Haupt nach links scheibenbreit steht. Absehen hinters Blatt, entsichern, Finger an den Abzug und Druck erhöhen ist fast eines.
Der Schuss bricht und ich bin dank Mündungsfeuer geblendet, sehe aber noch, wie das beschossene Stück in Richtung R's Kanzel abgeht.
Schussentfernung ca. 75m, bestes Licht und leichter Wind.
Waffe: Remington Varmint in .308 aus den späten achtzigern mit 56er S&B Zenith FD 7.
Nach kurzem Telefonat kommt um kurz nach zehn der Beständer um R's und mein Stück nachzusuchen, da beide nicht sichtbar sind. R's Stück liegt zwei meter hinter dem Anschuss an einem Baum, meins nach etwa 60m totflucht mitten in der Brachfläche. Ein- und Ausschuss sauber hinter dem Blatt.
Beim Aufbrechen stellten wir fest, es ist nix kaputt, ausser auf der Ausschussseite eine Rippe und die Lunge ist übelst perforiert.
Der Beständer hat sich sichtlich gefreut, dass innerhalb von zehn minuten zwei Stücke Schwarzwild lagen und wir haben sie dann mit ein wenig Bier und Cola noch etwas totgetrunken.
Nun noch ein Waidmannsheil an alle erfolgreichen Schwarzwildjäger!