Schweiz-Tipps: Das 'kleine Einmaleins' für den Schweiz-Besucher

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Allgemeines
1) Die Schweizer bringen unter ein 'Sennechäppli', was normale Menschen nicht einmal unter einen Sombrero brächten.
2) Das wesentliche Merkmal des Kantons Aargau ist es, dass er zwischen Zürich, Basel und Bern liegt.
3) Wenn die Welt untergeht, heißt das noch lange nicht, dass dies auch die Schweiz betrifft.
4) ''Unser Notenpapier hat einen unnachahmlichen Klang.'' Urs W. Bircher, stellvertretender Direktor der Schweizerischen Nationalbank
5) Der Steuersatz liegt in der Schweiz zwischen 2.87 und 16.64 % des Jahreseinkommens, abhängig von der Gemeinde resp. des Kantons, in dem man wohnt; für den Schweizer läge der akzeptable Steuersatz jedoch nahe null Prozent.
6) Ironie wird im Zweifelsfalle eher nicht verstanden.

Sprache
1) Der 'Deutschschweizer Dialekt' als Ganzes ist mit dem Hochdeutschen etwa so eng verwandt, wie ostfriesisches Platt mit der niederbayerischen Mundart.
2) Die Pflicht, sich im Auto anzuschnallen, heißt Gurtenobligatorium.
3) Die 'Ständerlampe' ist eine Stehlampe und keine Genitalbeleuchtung.
4) Wenn Sie die Schweiz besuchen: Bitte sagen Sie zum 'Gipfeli' (Hörnchen, Croissant) nicht 'Kipfelchen'. Ein 'Franken' ist kein Fränkli, ein 'Hund' kein Hundeli (wenn schon, dann Hündli), und ein 'Tram' (Straßenbahn) kein Trämli (außer in Basel, dort ist es ein 'Drämmli'). Sie erheitern damit nämlich keinen Schweizer, sondern machen sich selber nur lächerlich.
5) Lassen Sie bleiben, was Sie zu beherrschen glauben, in Schweizer Ohren aber im allgemeinen übel klingt: Grützi, grüüzi oder grüzzi! Bleiben Sie bei 'Guten Tag', bis Ihnen jemand für Ihr Grüäzi die Prüfung abgenommen hat. Oder wenden Sie den Verschlucktrick an und sagen Sie ~-zi. Das machen auch viele Schweizer so.
6) Ein 'Harass' ist kein Schäferhund, sondern eine Getränkekiste. Wenn von einem 'Mödeli Anke' die Rede ist, so ist damit kein Mädchen namens Anke gemeint, sondern ein Stück Butter. Und wer Sie fragt, ob Sie ein 'Zältli' möchten, der will Ihnen keine kleine Campingausrüstung aufschwatzen, sondern ein Bonbon anbieten. 'Chriesi' sind keine Krisen, sondern Kirschen (wobei ein 'Herzchriesi' im Slang für einen Herzinfarkt gebraucht wird).

Bluffen
1) Bestellen Sie in einer Kneipe (Schpunte, Beiz, Chnelle) ein 'Tschumpeli Dohl'. Das Risiko dürfte sich lohnen; wenn alles glatt läuft, bekommen Sie ein Gläschen Rotwein (Dôle).

La grande nation, die Schweizer & das Essen
1) Café, Restaurant, Coiffeur (ja nicht Friseur!), Trottoir, Billet, Jupe statt Rock, pressant (statt in Eile), Apéro, Dessert, Sauce, Glacé, Radio statt Rundfunk. Gewöhnen Sie sich an das leise Lächeln des Schweizers, wenn Sie sich mit Städtenamen wie Vevey abmühen (Es sei hier verraten: Wöwä).
2) Wenn Sie in der Schweiz ein 'Müsli' bestellen, grinsen Ihre Gastgeber in sich hinein, denn Sie scheinen eine kleine Maus verspeisen zu wollen. Die in der Schweiz von Dr. Bircher entwickelte Frucht-Joghurt-Flockenmischung ist hierzulande nämlich ein 'Müesli'.
3) 'Spargeln' ist in der Schweiz kein Verb (ich habe gespargelt), sondern schlicht die Mehrzahl von Spargel, wie sie in Deutschland nicht existiert.

Heiterkeit
1) Zu Heiterkeit geben dem Deutschen immer wieder hochdeutsche schweizerische Formulierungen wie 'Fehlbare Automobilisten werden gebüßt' Anlass, oder schriftliche Warnungen in Trams, dass Fahrgäste ohne Billet 100 Franken für die Umtriebe zahlen müssen. Für deutsche Augen liest sich das – zugegeben – belustigend. Aber wenn Sie als Schweizer den hundertsten Deutschen erlebt hätten, der das alles zum Schiessen komisch findet, könnten auch Sie sich vielleicht nicht des Eindrucks erwehren, dass die komische Provinzialität mehr auf Seiten des deutschen Gegenübers als auf der eigenen ist.

Telefonieren
1) Die putzigste Eigenart des Schweizers beim Telefonieren: Wie kurz auch immer Ihr Schweizer Telefonpartner das Gespräch unterbrechen muss, er wird es mit diesen Worten wiederaufnehmen: 'Sind Sie noch da?' Antworten Sie mit einem schlichten 'Ja', und wundern Sie sich nicht. Es ist nun einmal eine Redensart am Telefon, und die ironische Antwort: 'Nein', sie hätten sich gerade eben in Luft aufgelöst, würde Ihren Gesprächspartner nur unnötig befremden. Wenn ein Engländer Sie mit 'How do you do?' begrüßt, erklären Sie ihm ja auch nicht, wie Sie es am liebsten treiben.
2) Eine Besonderheit in punkto Telefon ist die, dass der Schweizer die Wählscheibe sprachlich als eine Art Nummernschloss behandelt: Die Dame von der Auskunft wird Ihnen nämlich mitteilen, welche Nummer Sie einstellen müssen.

Einkaufen
1) Für die Papiertüte im Supermarkt müssen Sie bis 50 Rappen bezahlen. Das ist kein hinterfotzigerAngriff auf Ihren Geldbeutel, sondern eine erzieherische Maßnahme, um die Wegwerfgesellschaft zu bekämpfen. Wenn Sie also einen Schweizer mit einer leeren Papiertüte antreffen, ist er vermutlich auf dem Weg zum Einkauf.

Pünktlichkeit
1) Über die Pünktlichkeit der Schweizer wird zu Unrecht gelästert. Sie gehen damit viel lockerer um, als Sie glauben. Wenn man Sie um 19.30 Uhr bestellt hat, können Sie durchaus eine Minute zu früh bis zwei Minuten zu spät kommen. Das wird immer noch als passabel pünktlich empfunden.

Schweiz intim
1) Die Waschküchenbenutzung in Mietwohnungen von Mehrfamilienhäusern: Verstöße gegen die Waschküchenordnung werden in der Regel nicht im persönlichen Gespräch, sondern durch das Aufhängen großformatiger Botschaften mit vielen Ausrufungszeichen an Türen, Waschmaschinen und Wasserhähnen geahndet. Schon ein einziger nach Ablauf der eigenen Waschküchenbenutzungsfrist liegengebliebener Socken hat in der Regel nicht nur eine Zurechtweisung zur Folge, sondern auch die verbitterte Erklärung, dass darum die Waschküche unbenutzbar gewesen sei.
 

GMV

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Wo bleibt das "Chuchichäschtli"?
Habe einige Jahre im Raum Basel verbracht, daher kann ich obiger Liste nur zustimmen. Insbesondere die Sache mit der Ironie...

Meine höchst subjektiven Eindrücke:
Alles was mit Geld oder Macht zu tun hat, wird nicht mit einem "li" verziehrt. Geld gibts auf der Bank, bezahlt wird mit (Schwyzer) Franke und der "gemeine Schweizer an sich" ist sehr höflich aber nicht unbedingt freundlich. Bei uns Deutschen sieht es oft genau andersherum aus...
Und wer denkt, die Schweizer seien langsaaam, dem sei gesagt, dass es innerschweizerisch durchaus Abstufungen und Witze zu dem Thema gibt....

"Voorsicht, mesch looongsoom, deeer isch us Beeern" (Mach langsam, der kommt aus Bern).

Am Anfang meiner Zeit in Basel hat mir eine Kommilitonin durchaus kurzzeitig Falten der Verwunderung auf die Stirn gezaubert, als sie meinte "Du, i hätt jetzt Luscht uf'en Schleck"....
Nach meditativer Besinnung auf meine badische Schulzeit konnte ich das dann als Lust auf Süßigkeiten identifizieren :)

Tolles Land, höfliche Leute
 
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Kann mich an einige Jahre zurück erinnern, als mich ein schweizer Kunde am Wochenende angerufen hat und meine Tochter mich fragte ob der Telefonpartner wohl ein Schweizer gewesen wäre. Auf meine bejahende Antwort sagte sie mir dann, dass meine Redegeschwindigkeit sich deutlich verringert hätte.
Naja selber hat sie dann für eine schweizer Firma gearbeitet, konnte das Gleiche bei ihr feststellen.
 

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