Es ist ja auch in der Schweiz nicht so, dass die Regierung demütig auf die Auszählung der Eingaben wartet und diese dann freudig erregt umsetzt. Nach meinem Eindruck hat sich in der Schweiz ein ganz gutes Verhältnis von direkter und repräsentativer Demokratie etabliert, man hat auch schon eine lange Übung darin.
Es ist aber nicht so, dass es in Deutschland Elemente direkter Demokratie gar nicht gäbe, die Hürden sind allerdings hoch. Bisher dachte ich, etwas zu hoch. Wenn ich mit den "Querdenkern" über die Sinnhaftigkeit einer Impfung diskutiere und auf komplette Ignoranz stoße - Welle 4 dank Impfmüdigkeit - ist durchaus eine relevante Beeinträchtigung meines Lebens, dann denke, dass die Hürden, so wie sie sind, doch ganz in Ordnung sind.
Man sollte, auch wenn heutzutage Hinz und Kunz allgemein hochschulreif sein sollen und als Bachelor of so what ins Berufsleben starten, nicht davon ausgehen, dass damit die Beurteilungsfähigkeit für komplexe Fragestellungen zugenommen hätte.
Zum Ausgangsthema: ich finde es nachvollziehbar, wenn die Walliser ein Ausrufungszeichen nach Bern senden, um zu zeigen, dass es neben dem Großraubwildschutz auch noch andere relevante Interessen gibt, die abzuwägen, die stete Pflicht der Regierung ist. Ein völlig andere Frage ist, wer wie den Abschuss von Großraubwild umsetzen wollte und könnte. Wenn sich private Jäger dafür interessieren, wünsche ich viel Erfolg und v.a. gute Nerven. Wenn es "der Staat" tun müsste, wäre es kein Job, den ich einem empfehlen würde.
Wie die deutsche Bevölkerung abstimmen würde bei der Frage, ob man die Jagd abschaffen sollte? Ich weiß es nicht, vermutlich gäbe es eine klare Unterscheidung zwischen Stadt und Land. Das erleben wir zunehmend. Wald aus urbaner Sicht hat eine völlig andere Rolle als aus dem Blickwinkel des ländlichen Raumes. Ich könnte mir vorstellen, dass eine strategisch gut gemachte und mit viel Geld unterlegte Kampagne eine Mehrheit für die Abschaffung der Jagd generieren würde, auch wenn man dann einige tausend Wildtiermanager dafür einstellen müsste. Das wäre das kleinste Problem in einem Land, in der man Brücken baut ohne Straßen, die dorthin führen, die Wehrpflicht abschafft oder sehenden Auges - seit Ende August musste das jedem Depp klar sein - in die aktuelle Katastrophe läuft, die uns garantiert Weihnachten versaut und weitere Milliarden verschlingt.