Das ist tasächlich ein Mangel in der Jagdliteratur.
Es sind fast unendlich viele Kleinigkeiten und auch einige Kardinalfehler, die den Jagderfolg beeinflussen. Das Problem ist, dass den meisten Jägern der scharfe Blick und vielleicht auch die Motivation fehlt, eine gründliche "Analyse des Misserfolgs" bei sich selbst durchzuführen. Ähnlich wie bei der Kindererziehung oder beim Sex hält man sich auch bei der Jagd für ein Naturtalent, das die Anforderungen schon stemmen wird, auch ohne das "Geschäft" gründlich zu lernen, weiter zu trainieren und auszubauen.
Wenn man viele Jahre Jagdgäste geführt hat, erlebt man einige Faktoren des Misserfolgs aus nächster Nähe. Ein paar verbreitete, klassische Beispiele:
- zu schwache Motivation für Jagderfolg (Hauptsache mal wieder entspannen)
- ungeeignete oder nicht griffbereite Ausrüstung
- unglückliche Auswahl des Hochsitzes/Pirschwegs
- Wind nicht ausreichend genau geprüft
- intensiver Körpergeruch (Verschwitzt/parfümiert)
- falscher Auto-Abstellplatz
- Türenknallen
- argloses Latschen zum Hochsitz (für manche Jäger scheint die Jagd erst zu beginnen, wenn sie gemütlich auf dem Hochsitz eingericchtet sind)
- Lesen auf dem Hochsitz
- Essen/Trinken auf dem Hochsitz
- Handyspielerei
- Einschlafen/Träumen/Dösen
- Gehampel auf dem Hochsitz
- hektische Bewegungen
- Rot-Grün-Blindheit
- Sehschwäche
- Konzentrationsprobleme
- mangelhafte Geduld
- Unsicherheit beim Ansprechen
- langsame Reaktionszeiten
- Unentschlossenheit vor der Schussabgabe
- umständliche Waffenhandhabung (ständiges Verbessern-Wollen des Anschlags)
- extreme Nervosität (Jagdfieber VOR dem Schuss)
- mangelnde Selbstsicherheit an der Waffe
- Mucken und andere Schießfehler
- u.v.m.
Manchmal erlebt man auch Jäger, die so gar kein Talent als Jäger haben. Sie sehen einfach kein Wild, weil es ihnen z. B. nicht gegeben ist, eine Bewegungs des Lauschers im hohen Gras automatisch wahrzunehmen, oder sich sofort nach einer Silhouette im Augenwinkel umzudrehen, wenn das Gehirn die Kontur einer Wildart meldet. Besonders erfolgreiche Jäger zeichnen sich auch durch die Gabe (ob durch Talent oder Übung) aus, sich in das Verhalten der bejagten Wildart "hineindenken" zu können. Sie haben ein "glücklicheres Händchen", zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und dann dank ihrer trainierten Fähigkeiten, wildbiologischen Kenntnisse, Selbstsicherheit, Motivation, Entschlusskraft und guten Waffenbeherrschung auch kleinste Chancen zuverlässig umzusetzen.