Seid ihr gute Jäger?

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17 Jun 2019
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Das ist tasächlich ein Mangel in der Jagdliteratur.
Vielen Dank für die ausführliche Antwort!

- unglückliche Auswahl des Hochsitzes/Pirschwegs
Das ist bestimmt eines meiner Hauptprobleme. Die Kriterien, nach denen ich gerade auswähle sind Windrichtung und ausreichend Licht, sonst habe ich aber keinen Schimmer wonach ich sonst meinen Sitzplatz auswählen sollte.
Manchmal erlebt man auch Jäger, die so gar kein Talent als Jäger haben. Sie sehen einfach kein Wild, weil es ihnen z. B. nicht gegeben ist, eine Bewegungs des Lauschers im hohen Gras automatisch wahrzunehmen, oder sich sofort nach einer Silhouette im Augenwinkel umzudrehen, wenn das Gehirn die Kontur einer Wildart meldet.
Da habe ich leider ein angeborenes Defizit (Stereoblindheit).
 
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17 Jun 2019
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Für einen ,,Begeher" gelten andere ,,Spielregeln"...erlegst nix....dann ist der Schein in NULLKOMMANIX WEG!!!
MfG.
Das erinnert mich an den Berufsanfänger auf der Suche nach dem ersten Job -
"Guten Tag, ich suche eine Stelle!" - "Haben sie Berufserfahrung?" - "Nein." - "Ohne Erfahrung können wir sie nicht einstellen." - "Wie bekomme ich Erfahrung?" - "Suchen Sie eine Stelle."
 
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Das ist tasächlich ein Mangel in der Jagdliteratur.

Es sind fast unendlich viele Kleinigkeiten und auch einige Kardinalfehler, die den Jagderfolg beeinflussen. Das Problem ist, dass den meisten Jägern der scharfe Blick und vielleicht auch die Motivation fehlt, eine gründliche "Analyse des Misserfolgs" bei sich selbst durchzuführen. Ähnlich wie bei der Kindererziehung oder beim Sex hält man sich auch bei der Jagd für ein Naturtalent, das die Anforderungen schon stemmen wird, auch ohne das "Geschäft" gründlich zu lernen, weiter zu trainieren und auszubauen.

Wenn man viele Jahre Jagdgäste geführt hat, erlebt man einige Faktoren des Misserfolgs aus nächster Nähe. Ein paar verbreitete, klassische Beispiele:

- zu schwache Motivation für Jagderfolg (Hauptsache mal wieder entspannen)
- ungeeignete oder nicht griffbereite Ausrüstung
- unglückliche Auswahl des Hochsitzes/Pirschwegs
- Wind nicht ausreichend genau geprüft
- intensiver Körpergeruch (Verschwitzt/parfümiert)
- falscher Auto-Abstellplatz
- Türenknallen
- argloses Latschen zum Hochsitz (für manche Jäger scheint die Jagd erst zu beginnen, wenn sie gemütlich auf dem Hochsitz eingericchtet sind)
- Lesen auf dem Hochsitz
- Essen/Trinken auf dem Hochsitz
- Handyspielerei
- Einschlafen/Träumen/Dösen
- Gehampel auf dem Hochsitz
- hektische Bewegungen
- Rot-Grün-Blindheit
- Sehschwäche
- Konzentrationsprobleme
- mangelhafte Geduld
- Unsicherheit beim Ansprechen
- langsame Reaktionszeiten
- Unentschlossenheit vor der Schussabgabe
- umständliche Waffenhandhabung (ständiges Verbessern-Wollen des Anschlags)
- extreme Nervosität (Jagdfieber VOR dem Schuss)
- mangelnde Selbstsicherheit an der Waffe
- Mucken und andere Schießfehler
- u.v.m.

Manchmal erlebt man auch Jäger, die so gar kein Talent als Jäger haben. Sie sehen einfach kein Wild, weil es ihnen z. B. nicht gegeben ist, eine Bewegungs des Lauschers im hohen Gras automatisch wahrzunehmen, oder sich sofort nach einer Silhouette im Augenwinkel umzudrehen, wenn das Gehirn die Kontur einer Wildart meldet. Besonders erfolgreiche Jäger zeichnen sich auch durch die Gabe (ob durch Talent oder Übung) aus, sich in das Verhalten der bejagten Wildart "hineindenken" zu können. Sie haben ein "glücklicheres Händchen", zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und dann dank ihrer trainierten Fähigkeiten, wildbiologischen Kenntnisse, Selbstsicherheit, Motivation, Entschlusskraft und guten Waffenbeherrschung auch kleinste Chancen zuverlässig umzusetzen.
Jetzt wird's aber Kompliziert, dachte immer das es einfach nur Pech ist:unsure::ROFLMAO:
MfG.
 
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27 Apr 2009
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....Die Kriterien, nach denen ich gerade auswähle sind Windrichtung und ausreichend Licht, sonst habe ich aber keinen Schimmer wonach ich sonst meinen Sitzplatz auswählen sollte.

Was willst Du jagen?

Wo mag die bejagte Wildart beim aktuellen Wetter wohl ihren Tageseinstand haben und was werden sie tun, wenn sie von Hunger, Durst oder Sozialkontakten zur Bewegung motiviert werden?
Welchen Weg zu welchem Futter werden sie vermutlich wählen und welche Aktivitätsphasen zu welcher Uhrzeit kennt man von ihnen?

Erst DANACH stellt sich die Frage, wie man sich bei aktuellem Wind ihnen am besten nähern kann. Und ganz wichtig: wenn der Wind ein einziges mal geküselt hat, kann alles Wild rundum vom Jäger informiert sein, dann ist es besser, den Heimweg anzutreten und bei besserem Wind wiederzukommen, als mit Dauergestinke dem Wild weitere Erfahrungen über unser Jagdverhalten zu geben und diesen Platz quasi "zu verbrennen".
 
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9 Jul 2019
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Was macht einen guten Jäger? Kommt drauf an, wie man ihn definiert.

Dem Gesetzgeber würde es wohl genügen, dass er WaffG, BJagdG und LJagdG einhält.

Traditionelle Lodenjockel werden auf die Waidgerechtigkeit abzielen, wie schwammig sie auch ausformuliert sein mag.

Für Anhänger des Ö?V sowie die Förster und die Grünen ist ein guter Jäger, wer alles abballert, was am Wald knabbert.

Für Bauern ist ein guter Jäger, wer jede Sau erlegt, die den Teller aus dem Wald schiebt.
 
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...
Da habe ich leider ein angeborenes Defizit (Stereoblindheit).
ei das ist doof - du wirst vermutlich ein lockeres Unterholz eher als Wand mit Tapete wahrnehmen, während andere anhand ihrer Tiefenwahrnehmung deutlich mehr Objekte unterscheiden können. Eine einfache Brille kann die Stereoskopie schon beeinträchtigen – für mich, da es inzwischen soweit ist, ein Frust: auf der Jagd möchte ich kein Mµ meiner Sinne abgeben. Sie sind immer noch das wichtigste, um erfolgreich zu sein. (Neben dem Verstand natürlich ... und allem, was man darunter verstehen mag :D)
Eventuell ist ja gerade für dich eine WBK in manchen Situationen noch ein nützliches Gadget.
 
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Nur finde ich in diesem Forum und in der Literatur wenig praktische Anleitung, das meiste was ich finde dreht sich entweder um Technik oder um abgedroschene Phrasen und zu allgemein gehaltenes.
Da hast Du leider Recht. Frag nach Fangschussmunition und Du wirst zugetextet, obwohl keiner einer praktische Erfahrung hat. Ich denke aber, es gibt hier ein paar ganz vernünftige Fäden, wo Du schon was mitnehmen kannst. Auch die "erfolglosen Saujäger" sind nicht immer erfolglos.
Schau Dich mal bei den Jagdschulen der Bundesländer um, da werden auch prakische Semeinar angeboten, wie z.B. Lockjagd, etc
 
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30 Jul 2019
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Vielen Dank für die ausführliche Antwort!


Das ist bestimmt eines meiner Hauptprobleme. Die Kriterien, nach denen ich gerade auswähle sind Windrichtung und ausreichend Licht, sonst habe ich aber keinen Schimmer wonach ich sonst meinen Sitzplatz auswählen sollte.

Da habe ich leider ein angeborenes Defizit (Stereoblindheit).

Hast Du Anblick während Deiner Ansitze oder sitzt Du immer vor vermeintlich leerer Bühne?
 
G

Gelöschtes Mitglied 21083

Guest
Das hat mit richtig machen, wenig zu tun.
Dazu zitiere ich den Stöbererjäger:
"Über längeren Zeitraum gilt aber auch für Glück und Pech die Gauß-Verteilung. Wenn man den Eindruck hat, bei der Jagd häufig vom Pech verfolgt zu sein, sollte man den Gedanken zulassen, dass es vielleicht doch eher an Fehlern liegt, die man macht."

Ich liege weit außerhalb von Gauß....
 
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#214
Aber ich weiß warum ich es tue und dann ist es kein "muss" sondern macht Spaß.

Ich jage gerne, aber aus Spaß habe ich noch nicht auf was auch immer geschossen.

#238
das alles hört sich so an, dass es immer die anderen, in diesem Fall die Jagdgäste, sind.
Unter diesem Aspekt sind viele Jäger ihre eigenen Ausbilder, Jäger und Klienten, nur merken sie es nicht.
Trotzdem, viele der angeführten Punkte sind fundamental für den jagdlichen Erfolg.
Aber - wer beurteilt sich schon, bzw. kann sich aufgrund eigener Ausbildung oder Erfahrung einschätzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
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5 Jul 2012
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Das ist tasächlich ein Mangel in der Jagdliteratur.

Es sind fast unendlich viele Kleinigkeiten und auch einige Kardinalfehler, die den Jagderfolg beeinflussen. Das Problem ist, dass den meisten Jägern der scharfe Blick und vielleicht auch die Motivation fehlt, eine gründliche "Analyse des Misserfolgs" bei sich selbst durchzuführen. Ähnlich wie bei der Kindererziehung oder beim Sex hält man sich auch bei der Jagd für ein Naturtalent, das die Anforderungen schon stemmen wird, auch ohne das "Geschäft" gründlich zu lernen, weiter zu trainieren und auszubauen.

Wenn man viele Jahre Jagdgäste geführt hat, erlebt man einige Faktoren des Misserfolgs aus nächster Nähe. Ein paar verbreitete, klassische Beispiele:

- zu schwache Motivation für Jagderfolg (Hauptsache mal wieder entspannen)
- ungeeignete oder nicht griffbereite Ausrüstung
- unglückliche Auswahl des Hochsitzes/Pirschwegs
- Wind nicht ausreichend genau geprüft
- intensiver Körpergeruch (Verschwitzt/parfümiert)
- falscher Auto-Abstellplatz
- Türenknallen
- argloses Latschen zum Hochsitz (für manche Jäger scheint die Jagd erst zu beginnen, wenn sie gemütlich auf dem Hochsitz eingericchtet sind)
- Lesen auf dem Hochsitz
- Essen/Trinken auf dem Hochsitz
- Handyspielerei
- Einschlafen/Träumen/Dösen
- Gehampel auf dem Hochsitz
- hektische Bewegungen
- Rot-Grün-Blindheit
- Sehschwäche
- Konzentrationsprobleme
- mangelhafte Geduld
- Unsicherheit beim Ansprechen
- langsame Reaktionszeiten
- Unentschlossenheit vor der Schussabgabe
- umständliche Waffenhandhabung (ständiges Verbessern-Wollen des Anschlags)
- extreme Nervosität (Jagdfieber VOR dem Schuss)
- mangelnde Selbstsicherheit an der Waffe
- Mucken und andere Schießfehler
- u.v.m.

Manchmal erlebt man auch Jäger, die so gar kein Talent als Jäger haben. Sie sehen einfach kein Wild, weil es ihnen z. B. nicht gegeben ist, eine Bewegungs des Lauschers im hohen Gras automatisch wahrzunehmen, oder sich sofort nach einer Silhouette im Augenwinkel umzudrehen, wenn das Gehirn die Kontur einer Wildart meldet. Besonders erfolgreiche Jäger zeichnen sich auch durch die Gabe (ob durch Talent oder Übung) aus, sich in das Verhalten der bejagten Wildart "hineindenken" zu können. Sie haben ein "glücklicheres Händchen", zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und dann dank ihrer trainierten Fähigkeiten, wildbiologischen Kenntnisse, Selbstsicherheit, Motivation, Entschlusskraft und guten Waffenbeherrschung auch kleinste Chancen zuverlässig umzusetzen.

Ich ergänze mal:
- nicht die Spuren zu erkennen, die ein ziehendes Stück hinterlässt
- keine Zeit haben, um einfach mal Wege abzugehen, auf Spuren in der Vegetation zu achten und sich zu überlegen, wo was wohin lief
- den Wind beim Standort des Autos nicht zu berücksichtigen
- Die Geräusche von fallenden Blättern, spielenden Mäusen etc. nicht von anwechselndem Wild unterscheiden zu können
- genauso die Reaktion von anderem Wild. Der Hase auf der Lichtung verweist manches mal genauso sicher wie der Hund unterm Hochsitz, stört nur weniger
 
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16 Jan 2003
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Du jagst gern, aber schießt nicht aus dem Grund, weil es Dir Spaß machen würde?
Dann schießt Du bei der Jagd nur aus Pflichtbewusstsein? Alle Achtung!

Weil gern jage, erlege ich auch gerne Wild.
Bei dir als Förster mag das mit dem Pflichtbewusstsein noch stimmen.
Ich musste keinen Diensteid schwören.
Auf DJ erwartet der Ausrichter, dass ich etwas erlege, er verpflichtet mich aber nicht.
Trotzdem versuche ich seinem Wunsch zu entsprechen.
Ist bei der Einzeljagd nicht anders.
Wie motivierst du deine "Schutzbefohlenen" wenn du sie zu führen hast?
Fragst du sie der Liste entsprechend ab?
Musst du sie führen, oder kannst du welche ablehnen?
 
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16 Jan 2003
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#253
- nicht die Spuren zu erkennen, die ein ziehendes Stück hinterlässt
Hängt sehr vom Boden ab, wenngleich Wild sich auf jedem Boden löst

- keine Zeit haben, um einfach mal Wege abzugehen, auf Spuren in der Vegetation zu achten und sich zu überlegen, wo was wohin lief
Geht nur dort, wo man freie Hand hat, besonders vor dem Morgenansitz zu empfehlen ;)

- den Wind beim Standort des Autos nicht zu berücksichtigen
Das mit dem Auto wird in aller Regel überschätzt, aber immer wieder aufgewärmt.
Wild lässt sich neben Harvester, Landwirtschaftsgeräten und eigenem Auto erlegen.


- Die Geräusche von fallenden Blättern, spielenden Mäusen etc. nicht von anwechselndem Wild unterscheiden zu können.
Gras wachsen hören nicht vergessen, besonders wenn es regnet.:sneaky:

- genauso die Reaktion von anderem Wild. Der Hase auf der Lichtung verweist manches mal genauso sicher wie der Hund unterm Hochsitz, stört nur weniger.
Auch den Warnruf von Häher und Amsel nicht vergessen und - Smarty ausschalten

Immer hellwach sein und eigene Erfahrungen sammeln, statt sich vertrauensselig auf allzu schlaue Ratschläge von "Guten Jägern" zu verlassen:unsure:
 

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