Sozialprojekt 2021: Kompromissfindungsfaden Jagd - Forstwirtschaft - Landwirtschaft

Registriert
7 Jul 2019
Beiträge
4.390
Auch meine Fraktion wird sich da eher bedeckt halten. Gerade das Thema mit "Respekt vor fremden Eigentum" hat nämlich bei uns Landwirten mitunter ein ziemliches Geschmäckle wenn es von Leuten kommt die mit unserem Beruf nur einen marginalen Berührungspunkt haben.

Gerade auch, weil wir selber auch jagen und mitunter nicht begreifen können, warum andere sich nicht genauso respektvoll verhalten können - oder wollen, geht mit den nicht mitgenommenen Schrotpatronenhülsen von der Treibjagd los, oder aber die "Arbeit" dem einladenden Landvolk überzubügeln. Und geht mitunter noch viel weiter... Hundeausbildung auf einer Grünland zur Futtergewinnung, ohne vorherige Absprache mit dem Landbesitzer, der übrigens auch selber Jäger ist, und sein Revier wahrscheinlich besser kennt als der BGS-Inhaber aus der Stadt - und daher auch wahrscheinlich einen anderen Revierpart vorgeschlagen hätte.

Wenn, dann müssen auch wirklich alle Karten offen auf den Tisch und es muss dann auch ohne Wenn und Aber - und vor allem ohne Emotion über Dinge gesprochen werden welche mitunter nur sehr schwer vom gesunden Menschenverstand her nachvollziehbar sind.

Pacht bricht nicht das Eigentumsrecht. Und gerade Jagdpacht ist ein sehr eng umrissener und sehr präzise ausgearbeiteter Vertragsinhalt über die Art der Nutzung mit sehr eng definierten Rechten und Pflichten - und mancher sieht halt nur die Rechte, selten aber die Pflichten. Das werfe ich mal ein, wenn man so eine Diskussion schon auf einer ehrlichen Basis starten möchte.
 
Registriert
15 Okt 2017
Beiträge
5.624
Wenn, dann müssen auch wirklich alle Karten offen auf den Tisch und es muss dann auch ohne Wenn und Aber - und vor allem ohne Emotion über Dinge gesprochen werden welche mitunter nur sehr schwer vom gesunden Menschenverstand her nachvollziehbar sind.

Das war die Idee dahinter, dass man die Bedürfnisse und natürlich auch die Probleme mal an einen Tisch bringt. Natürlich werden immer Fehler passieren, wo Menschen miteinander Berührungspunkte haben. Das ist normal. Es kommt darauf an, wie es dann weitergeht...

Im Grunde ist klar, dass es lokaler Lösungen und Gesprächsbereitschaft bedarf. Allerdings ist es auch so, dass die Lobby, wenn man tatsächlich Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Jagd zusammenbringen könnte, für alle Beteiligten beträchtlich wächst... Und die werden wir alle noch brauchen können...
 
Zuletzt bearbeitet:
Registriert
7 Jul 2019
Beiträge
4.390
Im Grunde ist klar, dass es lokaler Lösungen und Gesprächsbereitschaft bedarf. Allerdings ist es auch so, dass die Lobby, wenn man tatsächlich Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Jagd zusammenbringen könnte, für alle Beteiligten beträchtlich wächst... Und die werden wir alle noch brauchen können...

Alle drei Fraktionen brauchen eine starke Lobby, heute mehr den jemals zuvor. Von daher stimme ich Dir zu. Was wir außerdem brauchen ist eine bessere Öffentlichkeitsarbeit, alle drei. Auch wenn es etwas besser geworden ist über die Jahre, in der Öffentlichkeit gibt es sehr viele Falschinformationen, Oberflächlichkeit und schlichte, teilweise bösartige Ignoranz... da war in den vergangenen Jahren auch das Forum immer ein sehr guter Spiegel dafür.

Etliche Leute die hier durchaus sachliche gute Beiträge gebracht haben, über bestimmte Dinge fachlich kompetent - wenn auch nicht immer mit der allerbesten Grammatik oder Rechtschreibung versehen - schreiben hier nicht mehr, weil a) auf deren Berufsstand eingedroschen wurde mit unverhohlenen Plattitüden, b) immer wieder hier es Leute aus dem Off Geschafft haben mit Ihrer vorgetäuschten Hochschulbildung andere über Kniffe aus der Diskussion zu entfernen wobei man sich oftmals wirklich fragen musste, was deren Einbringungen überhaupt mit dem Thema Jagd per se zu tun haben; Schoppenhauer kann man wenn man wirklich an einer ehrlichen Diskussion interessiert ist im Bücherschrank lassen und letztlich c) ein paar Leute nicht in der Lage sind über ihren dicken Schatten von Bias, Halbwissen und Mutmaßungen zu springen und einmal von dem konstanten Bauern- und Forstbashing abzulassen. Es gab da so einige, die konnten Ihre Finger hier niemals unter Kontrolle halten - und waren ständig ohne Substanz am rummotzen, egal gegen wen, Hauptsache ich habe meine Wurst in den Senf des anderen gedippt.

Wie gesagt mittlerweile ist das etwas besser geworden, etwas! Aber es ist immer Raum nach oben und man würde sich wünschen hier weniger Pauschalierungen zu lesen. Nicht wenige melden sich gar nicht mehr zu Wort, obwohl sie sachlich viel beizutragen hätten - oder sie spielen heutzutage nur noch den Clown, was zwar die bessere Alternative zum Schmollen und Schweigen ist, letztlich aber auch zu nichts führt - außer zur Selbstdemontage. Die Ausbildung zum Forstwirt, bzw. auch Landwirt ist recht umfangreich, die allermeisten schließen an die Ausbildung die Fachschule oder die Oberschule des jeweiligen Bereiches an, und erlangen auf diese Weise die Meisterqualifikation... Die aller wenigsten Jäger gehen diesen Weg als Beruf, sondern durchlaufen einen Lehrgang (egal, KJS oder Schule ist für mich gleichwertig) sind ein paar Jahre bei einem Lehrprinzen, der Ihnen dann auch noch ein paar Kniffe und Fertigkeiten mit an die Hand gibt (sofern man denn Interesse zeigt) und das war es dann... Ja, es gibt die Ausbildung zum Revierjäger, steht auch jedem offen. Oder man macht die Ausbildung zum Jagdaufseher, aber sowohl qualitativ als auch quantitativ ist das ein Tropfen auf dem heißen Stein, wenn das um die Vielzahl der Themen geht, welche durch die Jagd berührt werden nicht annähernd so tief oder so vielschichtig wie die Ausbildung im Forst oder eben in der Landwirtschaft.

Und da führt das nun einmal zu Ressentiments, wenn man einander nicht erklärt und richtig zuhört. In der Summe führt das zu Frust bei denen, die sich noch Mühe geben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Registriert
15 Okt 2017
Beiträge
5.624
Dein letzter Satz fasst das Problem gut zusammen. Allerdings liegt auch genau darin der Knackpunkt. Wenn wir es nicht schaffen, uns wieder grün zu werden, dann geht diese "Teile-und-herrsche"-Geschichte, die da mit uns vollzogen wird auf unser aller Kosten gerade so weiter.

Ich persönlich bin mit vielen Ansprüchen aus Landwirtschaft und Forstwirtschaft absolut einverstanden. Was ich nicht mag, sind absolute Haltungen, die keinen Spielraum lassen. Das mag zwar bei manchen Sachen nicht anders gehen, hätte ich dann aber gerne vernünftig erklärt - nicht, weil ich gefragt werden muss, sondern weil ichs halt auch verstehen will und eben gerade weil die Jagd nicht diese Ausbildungstiefe hat.
Gut, ich komme aus dem ländlichen Raum, wir hatten lange noch Nebenerwerbslandwirtschaft (auch Wald ;) ), bissel kenn ich mich also aus... trotzdem war ich nie in der Situation, davon leben zu müssen und das ist ein großer Unterschied.
Aufgrund des zunehmenden Flächenverbrauchs - was übrigens meiner Meinung nach bei der derzeitigen Wachstumsrate der Weltbevölkerung über kurz oder lang eines der größeren Probleme werden wird - werden aber Kompromisse gebildet werden müssen und ich habe die große Befürchtung, dass, wenn wir das zusammen nicht hinbekommen - gerade auch im Bezug auf Lobby -, andere sehr unliebsame Entscheidungen für uns alle treffen werden...
 

z/7

Registriert
10 Jul 2011
Beiträge
20.451
Das werden die so oder so. Einfach weil sie mehr sind, und nicht einmal wissen, daß sie nicht wissen. Auch Lobby-Arbeit kommt nur da an, wo man sie wahrnehmen will. Der einzelne Abgeordnete nutzt nix, denn der muß selbst wider besseren Wissens das vertreten, was seine Wähler meinen, daß richtig sei. Und an die Wähler kommt man nur über Emotionen. Holznutzung und Ackerbau und Wildmanagement ist sentimental nicht faßbar, im Gegenteil. Wir unterdrücken ja unsere eigenen Gefühle, um tun zu können, was wir tun. Die Metaebene kann das verstehen, aber mit der erreichst Du keine Massen.
 
Registriert
7 Jul 2019
Beiträge
4.390
Das werden die so oder so. Einfach weil sie mehr sind, und nicht einmal wissen, daß sie nicht wissen. Auch Lobby-Arbeit kommt nur da an, wo man sie wahrnehmen will. Der einzelne Abgeordnete nutzt nix, denn der muß selbst wider besseren Wissens das vertreten, was seine Wähler meinen, daß richtig sei. Und an die Wähler kommt man nur über Emotionen. Holznutzung und Ackerbau und Wildmanagement ist sentimental nicht faßbar, im Gegenteil. Wir unterdrücken ja unsere eigenen Gefühle, um tun zu können, was wir tun. Die Metaebene kann das verstehen, aber mit der erreichst Du keine Massen.

Das ist die Crux an der Angelegenheit.

Selbst bei Abgeordneten ist das Fachwissen oftmals unterrepräsentiert. Dafür haben die Ihre Zuträger, und die sind oftmals selber keine Fachleute - sondern schauen in den Medien, oder machen per Meinungsumfrage ein "Scheinbild"... es gab mal eine Zeit da waren in den Parlamenten alle Stände sehr gut vertreten, schau Dir doch jetzt einmal die Statistiken an, und das ist nicht erst ein paar Jahre so. Im Jahr 1994 waren noch 30 Abgeordnete aus der Land- und Forstwirtschaft(oder andere Urproduktion), seit 2017 sind dieses noch 19. Also ein Drittel weniger. Ähnlich sieht die Situation bei den Fertigungsberufen aus 28 gegnüber 17, mehr als ein Drittel weniger. In den technischen Berufen stehen einstmals 95 Abgeordnete nun 64 gegenüber, einzig die Dienstleistungsbranche, wozu auch Medien und Bildungsberufe zählen verbucht einen massiven Zuwachs. Und Bergbau dümpelt seit Jahrzehnten auf ein oder zwei Abgeordneten herum.

Daraus resultieren sehr viele Entscheidungen die offensichtlich von weltfremden Menschen gemacht worden sind, oder auch viele Diskussionen, die eigentlich nie in irgendeinem Parlament hätten angestoßen werden müssen.

Einigkeit macht Stark. Aber diese Einigkeit muss man erstmal finden, das ist schwierig bei Berufen die kaum Gehör finden.

Zur Erklärung, die Zahlen oben sind aus einer aktuellen Studie, aus welchen Berufen sich das Parlament zusammensetzt... diese Studie hier ist vom Deutschen Bundestag, es gibt aber gleiche Statistiken für die Landesparlamente. Die sind immer interessant zu lesen, weil man so feststellen kann - wo Schilda begraben liegt.

Dies in Kombination mit der Tatsache, das 2,1 % der Deutschen ungelernte Arbeitskräfte (also ohne einen Berufsabschluss) sind und in der "jungen Wählergruppe" (20 bis 34 Jahre) die Quote bei über 14 % liegt, sollte uns alle etwas alarmieren. Die Schlussfolgerung ist nämlich, dass der Dienstleistungssektor dementsprechend im Bundesparlament (und damit auch aller Wahrscheinlichkeit mit ein paar Ausreißern in den Landesparlamenten) überrepräsentiert ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Registriert
1 Nov 2006
Beiträge
7.131
... Ich habe mir gedacht, anlässlich des Jahresumbruchs könnten wir doch dieses Jahr mal versuchen (*hust*) die verschiedenen Positionen ein bisschen anzunähern, indem wir vernünftig (!) miteinander reden und vielleicht sogar den einen oder anderen tragfähigen Kompromiss formulieren. ...
Wie so oft sind die hier häufig und intensiv diskutierten vorgeblichen Zielkonflikte sehr viel mehr ein Phänomen des Internets, bzw. der sozialen Medien, als sie Thema im wirklichen Leben sind. Viele von uns (vielleicht sogar die Mehrheit) jagen in bestem Einvernehmen mit Landwirtschaft und Forst.

Da nicht wenige User gerade die digitale Welt vorsätzlich zur Zuspitzung und zum vermeintlichen "Dampfablassen" nutzen, ist ein solches Forum mit Verlaub eher ungeeignet für sachlichen Austausch und Kompromisssuche/-findung.

Dennoch: Viel Erfolg!
 

z/7

Registriert
10 Jul 2011
Beiträge
20.451
dass der Dienstleistungssektor dementsprechend im Bundesparlament (und damit auch aller Wahrscheinlichkeit mit ein paar Ausreißern in den Landesparlamenten) überrepräsentiert ist.

Ist er mein ich nicht mal so arg, das Problem ist nur, daß man mit Medienwissenschaft und ähnlichen Künsten kein Volk ernähren, kleiden, behausen kann. Das Ungleichgewicht kommt aus der Rationalisierung der Arbeitsabläufe und der Industrialisierung der Urproduktion und der produzierenden Gewerbe. Damit sind unweigerlich weniger Menschen dort beschäftigt, und der Rest in immer lebensferneren Gewerben.
 
Registriert
1 Nov 2006
Beiträge
7.131
... Zur Erklärung, die Zahlen oben sind aus einer aktuellen Studie, aus welchen Berufen sich das Parlament zusammensetzt... diese Studie hier ist vom Deutschen Bundestag, es gibt aber gleiche Statistiken für die Landesparlamente. Die sind immer interessant zu lesen, weil man so feststellen kann - wo Schilda begraben liegt. ...
Ich schrieb das schon häufiger, aber "wir" haben es in der Hand, zumindest bei der "kleinen" Politik mitzumischen. Ich bin etwas mehr als 32 Jahre Mitglied des Rates einer Kleinstadt im eher ländlichen Bereich. Zu Beginn meiner Ratsarbeit gehörten dem Rat von damals 39 Mitgliedern 8 Jäger aus unterschiedlichen Fraktionen an, aktuell hat dieser Rat 46 Ratsmitglieder, von denen nur noch 1 aktiver Jäger ist, 2 weitere sind wohl im Besitz des Scheines, jagen aber nicht.
 
Registriert
7 Jul 2019
Beiträge
4.390
Ist er mein ich nicht mal so arg, das Problem ist nur, daß man mit Medienwissenschaft und ähnlichen Künsten kein Volk ernähren, kleiden, behausen kann. Das Ungleichgewicht kommt aus der Rationalisierung der Arbeitsabläufe und der Industrialisierung der Urproduktion und der produzierenden Gewerbe. Damit sind unweigerlich weniger Menschen dort beschäftigt, und der Rest in immer lebensferneren Gewerben.

Industrialisierung der Urproduktion geht aber nicht überall, und wo sie geht muss sie sich rechnen - denn wenn diese nur halbherzig durchgeführt wird hat man Flickwerk das nicht wirklich effizient ist.

Gutes Beispiel sind die vielgescholtenen Melkroboter. Ein Melkroboter kann bis zu 60 (+ Toleranz die je nach Model und Hersteller unterschiedlich ist) Kühe binden, sprich bei einem Doppel-Sechser Melkstand entsprechen 60 Kühe ungefähr einer bis 1 1/2 Stunden Arbeit pro Melkschicht. In einem Normalen Betrieb mit dieser Konfiguration bedeutet dieses, dass der Melker oder die Schicht, weil Melker meistens mindestens zu zweit im Melkstand sind. 1 Stunde effizient an andere Tätigkeiten gebunden werden können. In der Landwirtschaft gibt es meistens nie zu wenig an Arbeit, eher ein zuwenig an Arbeitskraft. Diese Stunde pro Melkschicht rechnen sich pro Tag bei zwei Schichten auf zwei Stunden, eine Stunde davon gehen an die Mitarbeiter (früher Feierabend) die andere in den Betrieb (Zeit die für Füttern, Einstreuen, oder andere wichtige Tätigkeiten frei werden).

Ein Betrieb hier bei uns hat drei Melkroboter bei gut 220 Tieren, sprich er arbeitet am Limit - was aber trotzdem gut funktioniert, da er sich eine Herde von 40 Tieren die Aufgrund Verhaltens, Euter oder Krankheit nicht für den Roboter eignen - diese werden am Melkstand, den er nicht abgebaut hat weiterhin gemolken. Wenn ein Roboter ausfällt hat er zwar mehr Arbeit, ist aber immer noch effizient, weil er trotzdem noch zwei Roboter hat auf die er von den 60 nicht bedienten Tieren 30 im Melkstand "bedient" und die 30 anderen innerhalb der Toleranz auf die beiden anderen Roboter verteilen lässt.

Wenn man aber den Betrieb komplett auf Melkroboter umstellt kann sich das schnell als Fehlkalkulation herausstellen, insbesondere dann wenn Zeitgleich der Melkstand zurückgebaut wird und in Erwartung der Produktionssteigerung a) Mehr Kühe angeschafft werden und damit b) ein größerer Milchtank oder ähnliches. Jetzt fällt eine Komponente an einem der Melkroboter aus, bei zwei Melkrobotern und 100 Tieren kein Problem kurzfristig. Aber wenn es Dumm kommt, kann das schnell zu einem Problem eskalieren. Kühe haben eine Hackordnung innerhalb der Herde, und sie können gottverdammte Primadonnen sein, wenn es ums Melken und wer wann dran ist sein. Rangniedere Kühe, die sich wahrscheinlich immer zuletzt an dem Melkstand stellen, werden dann beim Ausfall einer Einheit sich so verhalten, als wären sie einfach nicht da. Die Tiere mögen keinen Stress, wie gesagt, Primadonnen, wer sich vordrängelt bekommt schnell mal die Klauen der ranghöheren Kuh zu spüren... auch wenn die Tiere miteinander "befreundet" sind, also nahezu ständig in nebeneinander in den Liegebuchten chillen.

Und das ist nur ein Beispiel, warum die Industrialisierung der Landwirtschaft nur scheinbar eine Industrialisierung ist. Es wird vieles mechanisiert, aber die Natur; und gerade in diesem Zusammenhang die Tiere; stehen einer vollständigen Technisierung entgegen. Ähnliches gilt übrigens für Schweine, auch da lässt sich mittels Technologie zwar vieles "erleichtern" aber optimieren nur sehr, sehr eingeschränkt. Bei Geflügel sieht es indes wieder anders aus.

Aber wer sich wirklich für derartige Beobachtungen und Fakten interessiert dem Empfehle ich hier an dieser Stelle das Buch "Kuhsignale". Es gibt auch kritische Fachliteratur über das Thema "Mechanisierung der Landwirtschaft"... das meiste zu diesem Thema, was wirklich Aussagekräftig ist kommt aber aus dem angelsächsischen Raum, hier wurden vor allem in den vergangenen zwanzig Jahren einige Bücher veröffentlicht. Darunter auch einige der Schriften von Temple Grandin.
 
Zuletzt bearbeitet:

z/7

Registriert
10 Jul 2011
Beiträge
20.451
Und das ist nur ein Beispiel, warum die Industrialisierung der Landwirtschaft nur scheinbar eine Industrialisierung ist. Es wird vieles mechanisiert, aber die Natur; und gerade in diesem Zusammenhang die Tiere; stehen einer vollständigen Technisierung entgegen. Ähnliches gilt übrigens für Schweine, auch da lässt sich mittels Technologie zwar vieles "erleichtern" aber optimieren nur sehr, sehr eingeschränkt. Bei Geflügel sieht es indes wieder anders aus.

Wie kommt man vom Wildschaden zu Temple Grandin? Hihi.

Die Rationalisierung, die ich meinte, hat sehr viel früher stattgefunden, mit der Umstellung von biologischem Antrieb auf Verbrennungsmotor, mit der Folge, daß in der Urproduktion in Relation zu ihrer Bedeutung heutzutage verdammt wenig Menschen beschäftigt sind, und die Kenntnis ihrer Gegebenheiten und Probleme in der Bevölkerung damit auf einem Tiefstand ist. Lila Kühe. Mein Freund der Baum. Bambi.

Hier im Ort gab es mal über 40 Höfe, wenn man die Hauptstraße entlangfährt, ein Hof neben dem andern, an der Architektur gut erkennbar, der typische Baustil der Gegend mit Wohngebäude, Wagentor, Stall. Auf jedem Hof bis zu 10 Leut beschäftigt. Aktuell haben wir noch einen Vollerwerbslandwirt und zwei oder drei Nebenerwerb. Je zwei Arbeitskräfte, nämlich der Landwirt und seine Frau, sowie gelegentlich ein Altenteiler. Milchvieh.

Ich habe tiefsten Respekt vor Landwirten. Die Abhängigkeit von der Witterung kenne ich aus meinem eigenen Berufsfeld. Bei den viehhaltenden Betrieben kommt zusätzlich die ständige Verantwortung für Lebewesen hinzu. Landwirt ist man 24/7, 365 Tage im Jahr, und bei den meisten auf Kante genäht.

Die Abnahmekontingente (Milchquote, Zucker etc.) die man zur Sicherung der Bevölkerung vor Not durch Existenzsicherung der Höfe etabliert hatte, werden der Marktwirtschaft geopfert, den Markt regelt nicht mehr die Quote, sondern die Konkurrenz der Discounter, ein gewaltiger "Fortschritt", die Förderung der EU geht einseitig zu Lasten kleiner Betriebe, die ohnehin schon ein Personalproblem haben, und parallel dazu werden die Ansprüche an Zusatzleistungen für das Allgemeinwohl immer größer. Nicht geschenkt möcht ich das machen müssen.
 
Registriert
15 Okt 2017
Beiträge
5.624
Das stimmt schon. Problematisch wird es aber auf der Fläche, wenn die zunehmende Mechanisierung, wie du schreibst, die Strukturen selbst angreift. Das ist schon in gewissem Maße ein Teufelskreis, weil sich die Nutzungsstruktur ändert.
Wenn beispielsweise Erosionsschutz einen hohen Stellenwert einnimmt, wird die Fläche reicher gegliedert sein und es werden sich Hecken und Raine finden.
Die Hecken sind ein eigenes Problemfeld.
Hecken sind grundsätzlich angelegt. Die gab es noch nie von alleine, weil alles zur Verwaldung neigt. Also wurden sie gepflegt. Der Pflege lag gleichzeitig die Nutzung des Holzes als Brennholz etc. zugrunde. Als Wald des kleinen Mannes wurde sie geschätzt, genutzt, hatte Schutzfunktion und war aber gleichzeitig ein wichtiger Deckungsraum für das Niederwild.
Mit der Flurbereinigung und der Ausweisung von Baugebieten wurden sie stark dezimiert und nicht wieder aufgesetzt...
 

z/7

Registriert
10 Jul 2011
Beiträge
20.451
Flurbereinigung ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits werden ungünstig geformte, vor allem zu kleine Flurstücke dadurch erst nutzbar, was insbesondere im Wald heute wichtiger denn je wäre, andererseits wurden damit viele aufgrund ihrer Ausformung ungünstige Flurstücke in Nutzung gebracht, die durch ihr Brachliegen wertvolle Trittsteine für die Natur waren, weil eine ungünstige Ausformung eben oft auch ihren Grund im Standort hat. Jetzt sind es nasse, steinige, trockene Löcher im Feld, Böschungen wurden eingeebnet, Produktionsvorteil einzig die bessere Bearbeitbarkeit der Fläche mit großen Maschinen. Da ist viel Mist passiert, den man jetzt mühsam wiedergutzumachen versucht.
 
Registriert
11 Jan 2006
Beiträge
11.741
Auffällig ist die gesellschaftliche Struktur der drei beteiligten Gruppen:
Jäger bezahlen für ihre Tätigkeit
Landwirte erwirtschaften Gewinn aus ihrer Tätigkeit
Förster sind festangestellte, abhängig Beschäftigte
 

Neueste Beiträge

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
8
Zurzeit aktive Gäste
506
Besucher gesamt
514
Oben