@loma
Ist natürlich unmöglich etwas einem Posting zu erklären, was normalerweise ein Buch braucht. Ich kann hier maximal die Grundzüge ansprechen.
Ich fange am besten einfach mal an in Grundzügen zu erklären, wie lernen überhaupt Neurophysiologisch funktioniert. Alles was im Gehirn abläuft sind Signale, die bestimmte Wege gehen. Wenn ein Weg häufiger benutzt wird, wird er ausgebaut. Wie wenn man Wasser einen Hang hinunter schüttet. Solange noch keine Rinnen vorhanden sind wird es irgendeinen Weg fließen. Wenn man immer wieder mehr und mehr Wasser durch dieselben Rinnen schüttet werden diese tiefer und größer und das Wasser fließt dann automatisch den selben Weg. Das ist ganz grob (wirklich nur ganz ganz grob) gesagt, dass was bei uns oder dem Hund passiert wenn er was lernt. Wenn ich jetzt beispielsweise lerne, dass der Hund 42 Zähne hat, dann wird der Weg gefestigt der von den Reizen Hund und Zähne zur Zahl 42 führt. Wenn ich es jetzt ne zeitlang nicht benutzt hab kann ich mich vielleicht nichtmehr dran erinnern, weil der Weg nichtmehr so klar ist, aber je öfter ich es höre, desto sicherer und permanenter wird der Weg, bis ich irgendwann ohne drüber nachzudenken im Halbschlaf antworten könnte.
Beim Hund den du bestrafst geht das ähnlich. Der Hund macht eine ungewollte Aktion, auf die der Schmerzreiz folgt. Der Hund verknüpft also bspw. Essen vom Tisch klauen mit Schmerz. Nach ein paar wenigen Malen wird er kein essen mehr Klauen, weil er sich den Schmerz ja nicht antun will. Das Problem dabei ist natürlich, wenn man als Herrchen nicht genau aufpasst und dann zu spät bestraft. Dann verknüpft der Hund nämlich irgendeine andere Aktion mit Schmerz und es wird für den Hund völlig undurchschaubar wie er sich verhalten soll. Im schlimmsten Fall verbindet er das Herrchen mit Schmerz.
Bei der positiven Bestärkung arbeitet man anders herum. Das erwünschte Verhalten wird durch Belohnung bestärkt bis sich die Bahnen soweit gefestigt sind, dass auf das Signal der Hund automatisch dazu tendiert die richtige Antwort zu geben. Die Belohnung kann ein Leckerli sein, muss es aber nicht. Jeder Hund reagiert auf andere Sachen. Bei manchen wirkt auch manches Spielzeug ganz gut. Wenn man wirklich punktgenau Belohnen will konditioniert man am besten seine Hunde, wie Pavlov, auf ein akustisches Signal. Das kann ein Klicker sein, aber auch ein Wort. Meinem Hund hab ich beides beigebracht, da man den Klicker ja nicht immer dabei hat. Der Klicker hat aber den Vorteil, dass er immer konstant das selbe Signal gibt während man in der Stimme unbewusst variieren kann. Das Wort sollte übrigens was sein, was nicht im normalen Sprachgebrauch vorkommt, da man den Hund nicht unbewusst bestätigen will, wenn er gerade am Schuh knabbert während man gerade nicht aufpasst und im Gespräch mit jemand anderem das Wort benutzt.
Es erfordert natürlich viel Arbeit und manchmal wäre dem Hund mit einer Bestrafung zur rechten Zeit sicherlich schneller etwas beigebracht, aber es hat verschiedene Vorteile, wie dass der Hund mit Freude und engagement dazulernt, weil es für ihn eine positive Erfahrung ist. Außerdem fördert es die Hund-Führer-Bindung. Und beispielsweise beim Rückruf kann es ne Weile dauern, bis der so fest sitzt, dass er wirklich 100% verlässlich ist, da ja die positive Erfahrung zurückzukommen mit der positiven Erfahrung wegzubleiben und weiterzuschnuppern kollidiert. Allein zum Rückruf gibt's natürlich wieder tausend Kleinigkeiten wie man den am besten beibringt etc. darauf kann ich jetzt hier nicht eingehen. Und es gibt auch viele verschiedene Methoden wie Feldleine, weglaufen verstecken wenn der Hund nicht hört etc. Aber da geht's wie bei allem man probiert's aus und wenns nicht klappt probiert man was anderes. Manche Sachen die bei einem Hund gut funktionieren sind bei nem anderen nicht so erfolgreich, dafür ist vielleicht ne andere amethode wesentlich effektiver. Aber ich trifft's ab und hab auch schon viel zu viel geschrieben. Deshalb fasse ich mich jetzt kurz und komme zu dem Ende der Belohnung. Anfangs wenn der Hund einen neuen Befehl lernt, dann wird fast jede gelungene Aktion positiv bestärkt. Nach ner Weile nurnoch die besten 80% der Versuche. Und so weiter bis man irgendwann dem Hund nurnoch für ganz besondere Ausnahme Leistung belohnt. So bleibt der Hund auch bei der Sache und strengt sich enorm an und ist neugierig ob er für seine Leistung sich ne Belohnung verdient hat. Ein Lob ist übrigens auch eine Belohnung. Genauso wie unerwünschte Verhaltensweisen durch Tadel geahndet werden. Da ich bisher meinen Hund noch nicht gezüchtigt habe ist er noch sehr sensibel gegenüber Tadel und ein scharf gesprochenes Wort reicht da meistens aus.
Das ist jetzt nur ein ganz grober Abriss dieser Trainingsmethoden, und es ist auch keine generalanweisung, jeder Hund ist wie gesagt anders und in jedem Buch wird es in Nuancen anders geschrieben und irgendwie ist nix besser oder schlechter. Wichtig ist, dass man selbst lernt seinen Hund zu verstehen, versucht sich in ihn reinzudenken ihn zu "lesen" und man eine Kommunikationsebene schafft über die der Hund lernt den Menschen zu verstehen. Und wenn es mit dem einen Mittel nicht so geschafft wird wie man es möchte kann man immer noch über andere Mittel und Wege nachdenken.