ich bin im Grund auf Seiten der Bauern, aber die Schönrederei geht mir ziemlich auf den Keks...
Zur ganzen Wahrheit über die Situation der Bauern gehört aber noch mehr.
Die immer strengeren Auflagen aus der Politik gelten nicht in erster Linie dem Umweltschutz. Bauern haben ja in der Regel selbst ein großes Interesse dran, dass die Natur intakt ist. Die strengeren Regeln sollen die Landwirtschaft aus marktwirtschaftlicher Sicht schwächen, z.B. weil die EU ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten abgeschlossen hat, das diesen ermöglichen soll, hier ihre Produkte zu verkaufen.
Notwendig wäre das eigentlich nicht, denn - Stichwort mitteleuropäische Gunstlage - nirgendwo sonst auf der Welt kann man mit so geringem Aufwand so große Erträge erzielen, wie hier. Rindfleisch bräuchten wir auch nicht, sind ja selbst Exporteur. Aber damit wir da unten unsere Maschinen verkaufen können, sollen diese Länder eben hier ihre Landwirtschaftserzeugnisse verkaufen dürfen (müssen).
Die deutschen Agrarbetriebe produzieren bereits jetzt ein Drittel weniger, als sie könnten. Alles durch politisch erzwungene Maßnahmen herbeigeführt. Ließe man alle so wirtschaften, wie sie es für gut hielten und könnten, stünde wohl mancher auch dem "Umweltschutz" noch offener gegenüber. In meiner Gegend ist die Landwirtschaft z.T. so unprofitabel geworden, dass bei gleichzeitig steigenden Pachten oft nur knapp über Null heraus kommt.
Der andere Punkt, mit denen sich Landwirte herum schlagen müssen, sind die immer weniger werdenden Flächen, weil Großaufkäufer wie die Gebrüder Albrecht, Elon Musk und Konsorten kaufen, was das Angebot hergibt. Da findet gerade eine stille, von der Bevölkerung nicht wahrgenommene Umverteilung gewaltigen Ausmaßes statt. Der Vorsitzende des hiesigen Regionalbauernverbandes sagte mir wörtlich, wenn diese Umverteilung (sprich, das Land in den Händen weniger Großer und die mittelständische Landwirtschaft ausgebootet) durchgezogen ist, "dann wird das Stückchen Butter nicht mehr 89 Cent sondern 8,90 Euro kosten".
Bei solchen Aussichten weiter auf die Bauern zu schimpfen, treibt den Keil nur noch tiefer rein. Wir dürfen uns da nicht von kleinlichem Neid in die Irre leiten lassen; es geht um viel mehr. Und - davon darf man getrost ausgehen (siehe Maskenskandale) - Umweltschutz ist nur das Alibi, das Verkaufsargument für den ungebildeten und unwissenden Michel; in Wahrheit geht es um sehr viel Geld und Lobbyismus globaler Player. Umweltschutz hat noch nie jemanden da oben wirklich interessiert. Ebenso wenig, wie die unsere Gesundheit interessiert hat. Und jetzt tun sie auf einmal alle ganz besorgt um Deine und meine Gesundheit. Dabei wurde vorher jahrzehntelang alles bis auf die Substanz heruntergespart und -gestrichen.
Ich kann jeden Bauern verstehen, dem allmählich der Geduldsfaden reißt.