Hei pudlich!
Ich habe mir wirklich Muehe gegeben doch ich verstehe deine Art Humor immer noch nicht.
Oder meinst du das wirklich ernst?
tømrer
Mein Lieber, das ist mein blutiger Ernst.
Das ist absolute Realität, egal ob in Bayern, in NRW oder in Niedersachsen.
Ich gebe dir mal ein paar Beispiele:
Vor vielen Jahren lief die Forsteinrichtung (Controlling/Planung) durch das Revier eines Freundes. Unter anderem als Ergebnis: Drastische Reduktion des in den Nachbarrevieren maßlos überhegten Rehwildbestandes, Vorgabe für die nächsten 3 Jahre jährlich 60 Böcke, 60 Geißen.
Also haben wir uns jeder einen Jungjäger gesucht und die beiden fast immer mitgenommen.
Ergebnis: 80 bis 90 % der Strecke lieferten mein Freund und ich, die Jungjäger machten aus jedem erlegten Reh einen Festakt und vor allem - da, wo die gejagt hatten, brauchte man nicht mehr hingehen, die machten jedes Reh schlau, weil sie sich auf dem Hochsitz nicht benehmen konnten.
Gemeindejagd, die Nachbarjagd wird neu verpachtet, der Neue kirrt wie blöd. In der Folge explodieren die SW - Bestände und somit auch die Schäden, innerhalb von 4 Jahren von bis dahin immer 2.000 bis 3.000.- DM auf über 20.000.-
Die ca. 1200 Meter lange Grenze zum Nachbarn wurde aufgeteilt in drei Abschnitte, aussen der Jagdherr und ich, in der Mitte ein Jungjäger. Nach gut eineinhalb Jahren hatten wir die Sache im Griff, allerdings begleitet von einer Klage gegen den Nachbarn. Streckenverhältnis in den Abschnitten ca. 40 %, 0 %, 60 %. Dem sind die Sauen förmlich über die Füsse gelaufen, geschossen hat er keine!
Grosse Eigenjagd in den neuen Bundesländern, erhebliche Schäden beim Mais legen, 6 Jäger draussen, davon 2 Jungjäger. Freigabe: Nur Überläufer aus ÜL - Rotten und Frischlinge
Als die ersten beiden Rotten aus dem Wald ins Feld kommen, wird über Handy angesagt: Lasst sie rauskommen, wenn alle Sauen vorhaben, wird geschossen.
Das hat einem der Jungjäger wohl zu lange gedauert! Wie man allerdings eine ohnehin nicht freigegebene Sau mit einem Kolbenhirsch verwechseln kann, ist mir nicht klar.
Das sind sicherlich keine repräsentativen Beispiel, sondern einige der wenigen Extremfälle, die ich so im Laufe der Jahre erlebt habe. Aber sie sind eben beispielhaft.
Aktuell entstehender Wildschaden ist doch, wie wenn die Hütte brennt. Holst du dann drei Jugendliche aus der Jugendfeuerwehr und drückst ihnen einen Gartenschlauch in die Hand oder ziehst du die eingeübte Truppe vor?
Ich bin jetzt mal noch bösartiger:
Es gibt Reviere, da kann ein Jungjäger problemlos mitlaufen. Er bekommt, wenn der Pächter gerne Nachwuchsarbeit macht, 100 oder 200 ha im Niederwildrevier für sich zugeteilt, wo er sich die Sporen verdienen kann. Da kann er füttern, Sitze bauen, Füchse schießen und wenn ein Böckchen vorbeikommt, bitte. Nach ein paar Jahren weiß er, wie es geht und gehört auf ganzer Fläche dazu.
Wie sieht das aber im Hochwildrevier aus von sagen wir mal 700 ha, was bei uns so in etwa der Durchschnitt sein dürfte. Das bedeutet: 1 Pächter, 2 Begehungsscheine, Bei einem der Pächter jagen Frau und/oder Nachwuchs mit.
Nun weiß ich aus eigener Erfahrung, daß man 200 h problemlos alleine bejagen kann, Hilfe braucht man allenfalls evtl. bei Bergen und beim Hochsitzbau. Das passt also; wenns beruflich bei dem einen oder anderen klemmt, kommt ein Dauergast eben hinzu.
Damit gehen wir also von 4 bis 5 ständigen Jägern aus.
Freigabe Rot /Damwild 3 Geweihte, 4 weiblich
Freigabe Rehwild 30 Böcke, 30 weiblich
Das bedeutet für jeden
knapp 1/1 Hochwild und
6-8/6-8 Rehwild.
Klingt zunächst mal gut. Aber natürlich haben Pächter und BGS - Inhaber revierlose Jäger im Freundes - und Bekanntenkreis, die selbstredend einzelfallweise mal mitgehen. Und schon bleiben von den 6 bis 8 Böcken nur noch 4 bis 6 übrig.
Den Rickenabschuß machen Pächter und BGS`ler selber; 3 x Ricke mit Kitz und fertig.
Und jetzt kommst du: Was soll in einem solchen Revier ein Jungjäger? Der kommt entweder nicht auf seine Kosten oder er stört. Also wird keiner genommen.