Tausche Warenhaus gegen Jagdrevier

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Er hätte gerne sein eigenes Jagdrevier, doch für Geld ist das kaum zu bekommen. Deshalb bietet der Chef der Bekleidungshaus-Kette Peek & Cloppenburg dem Ort Kesseling einen ungewöhnlichen Deal an.


Die Leute tauschen bekanntlich alles Mögliche: Mails, Briefmarken, Wohnungen, Partner und Aktienpakete großer Unternehmen. In Deutschland gibt es Hunderte Tauschringe, die eine Art Börse für Nachbarschaftshilfe organisieren. Im rheinland-pfälzischen Kesseling allerdings, einem idyllischen Örtchen mit rund 600 Einwohnern unweit von Altenahr, erregt ein für hiesige Verhältnisse ungewöhnliches Tauschgeschäft die Gemüter.
Der Unternehmer Harro Uwe von Cloppenburg, der Herr im Haus bei der Bekleidungshauskette Peek & Cloppenburg West, möchte gemeinsam mit Sohn Hendrik unbedingt ein eigenes Jagdrevier bei Kesseling erwerben. Und bietet der Gemeinde dafür nicht etwa Geld, sondern eine Immobilie: ein Geschäftshaus in Bonn in bester Innenstadtlage, vermietet, unter anderem an ein Modegeschäft aus dem Eigentum von P&C. So etwas habe es in Deutschland, womöglich sogar in ganz Europa, noch nie gegeben, sagt Ortsbürgermeister Jürgen Flügge.
Auf den ersten Blick ist die Offerte verlockend. Kesseling trennt sich von 360 Hektar Wald im Schätzwert von 3,75 Millionen Euro und bekommt das Gebäude in Bonn für 4,6 Millionen Euro. Statt der 40 000 Euro, die jährlich aus Holzverkauf und Jagdpacht in die Gemeindekasse fließen, könnte Kesseling gut 200 000 Euro Miete für die Immobilie kassieren. Ein guter, wenngleich skurriler Deal?

Es kursieren Befürchtungen und Spekulation

Weiß er noch nicht, sagt der ehrenamtliche Bürgermeister Flügge von der CDU, dem die Offerte Cloppenburgs und die zwischenzeitliche Geheimniskrämerei um das Geschäft viel Ärger bereitet haben. Nichts sei entschieden, auch er habe sich noch nicht festgelegt, alle Aspekte einer solchen Transaktion müssten ganz genau geprüft werden. Flügge verspricht, das Ergebnis in einer Bürgerversammlung zu präsentieren. Ein weiser Entschluss, schließlich kursieren allerlei Befürchtungen und Spekulationen, "Krakeelerei und dummes Zeug", wie Flügge sagt.
Die Krakeelerei ist nicht verwunderlich, denn kaum ein Mensch kann sich die Offerte bislang erklären. Flügge will sich öffentlich zu den Motiven des Unternehmers nicht äußern, dieser selbst, respektive die Pressestelle seines Unternehmens, auch nicht. Cloppenburg ist bislang Pächter einer Jagd bei Kesseling, dort bekannt und offenbar auch geschätzt.
Als Pächter können er und sein Sohn aber nicht so schalten und walten, wie sie vielleicht wollen. Das geht nur in einer sogenannten Eigenjagd, wobei der Besitzer auch dann seinen Wald nicht für die Öffentlichkeit absperren darf. Eine Eigenjagd muss mindestens 75 Hektar groß sein. Im deutschen Westen gibt es solch große Flächen am Stück kaum mehr zu erwerben, auch nicht für sehr viel Geld.
Zum einen verkaufen Waldbesitzer wegen steigender Holzpreise inzwischen nur ungern ihren Grund, zum anderen haben die Deutschen eine starke emotionale Beziehung zu ihren Forsten. Kein Wunder, dass Kritiker des Tauschgeschäfts meinen, man solle die Finger von der Sache lassen. Thomas Boschen, Chef des ökologischen Jagdvereins von Rheinland-Pfalz, sagt, das sei Bürgerwald, und der gehöre nicht in private Hände. Gut möglich, dass die Einwohner von Kesseling über den Deal befinden dürfen - in einem Bürgerentscheid.

Quelle: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/immobilien-deal-tausche-warenhaus-gegen-jagdrevier-1.2033199
 
A

anonym

Guest
Also im Norden mag das neu sein, bei uns in Bayern gang und gäbe. Biervertrag oder Gewerbeansiedlung gegen Jagdpacht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 6729

Guest
Der Unternehmer weiss ganz genau, warum er eigenen Wald haben will! Solange keine Enteignung durch den Staat droht, gibt es keine bessere Vermögensanlage als bewaldeten Grund und Boden. Und wenn dieser dann auch noch jagdlich interessant ist...
Die Gemeinde wäre unendlich dämlich, dem Tausch zuzustimmen. Aber Politiker kennen ja nur die klingelnde Kasse und die Kohle verschwindet dann doch wieder in irgendwelchen Haushaltslöchern. Bloß nicht an kommende Generationen denken...

Sobald ich mal 75 -100 Mio € auf der Kante habe, luchse ich M-V oder BB ein nettes Forstamt ab und bejage fortan nur noch meinen Besitz!
Hach, träumen kann so schön sein.:roll:
 
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Habe leider in der Ecke keinen Wald anzubieten, (woanders leider auch nicht), sonst würde ich das Geschäft sofort machen.

Politiker sind halt keine Geschäftsleute, dass kann man ja jeden Tag irgendwo feststellen. Und mit Zahlen können sie schon gleich gar nicht umgehen.
Sie suchen lieber den Haken an der Sachen, anstatt sich über soviel Jagdleidenschaft von Herrn P&C zu freuen.

Waidmanssheil und viel Erfolg!

TH
 
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Nur will der nicht pachten, sondern erwerben.

Der ÖjV und der Bürger Wald, ich lach mich tot.

Was verdient die Gemeinde an dem Wald jährlich? 40.000€ ? Was kostet die Beförsterung? Pflege und Pflanzmaßnahmen, Wegebau usw?

Wenn die clever sind machen sie den Deal. Die Immobilie in Bonn wird immer mehr bringen.
 
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Der Unternehmer weiss ganz genau, warum er eigenen Wald haben will! Solange keine Enteignung durch den Staat droht, gibt es keine bessere Vermögensanlage als bewaldeten Grund und Boden. Und wenn dieser dann auch noch jagdlich interessant ist...


die 360 ha sind aber sicher viel zu wenig um den lebensstandard der von cloppenburgs decken zu können.

halten wir mal fest, leben kann er vom wäldchen nicht. also soll es wohl zu seinem vergnügen sein (daran seh ich nichts unrechtes).

also muss die gemeinde halt eine investitionsrechnung mit allem schnipp und schnapp machen, das gebäude auf schäden prüfen und schätzen lassen, mietverträge überprüfen etc. und wenn sich das ding nachhaltig rechnet, dann soll sie tauschen
 
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also muss die gemeinde halt eine investitionsrechnung mit allem schnipp und schnapp machen, das gebäude auf schäden prüfen und schätzen lassen, mietverträge überprüfen etc. und wenn sich das ding nachhaltig rechnet, dann soll sie tauschen

Sollen sich mal melden, EDD und TDD machen wir.:biggrin:
 
G

Gelöschtes Mitglied 6729

Guest
die 360 ha sind aber sicher viel zu wenig um den lebensstandard der von cloppenburgs decken zu können.
Richtig, gemäß Faustformal braucht es min. 1000 ha Wald um den eigenen Lebensunterhalt inklusive zwei Wochen Urlaub über das Jahr decken zu können.

Aber man verkauft prinzipiell keinen Wald. Eine Immobilie ist nach fünfzig Jahren marode, barocke Schlösschen halten vielleicht etwas länger. Wird er durch den Menschen nicht über die Maßen gestört, hält Wald ewig (in menschlichen Maßstäben). Man darf dabei nicht nur die Leistungen der Forstwirtschaft beachten (Holzertrag), Wald erbringt viele nicht-monätere Dienstleistungen, wie Trinkwasserbereitstellung, Luftreinigung, Lebensraum (Biodiversität), Erholungsraum etc. Eben genannte Leistungen erbrächte er zwar auch noch weitestgehend unter privatem Besitz, dennoch halte ich den Tausch von Wald gegen eine Immobilie grundsätzlich für ein kurzfristiges und damit schlechtes Geschäft.
 
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ich dachte mehr an das Kaufhaus in Bonn.

Eventuelle Wochenendtermin zur Abstimmung mit dem Kunden im Revier, bevorzugt im Herbst/Winter wäre okay.:biggrin:
 
M

Mitglied 13815

Guest
Bei über 600 Mitarbeitern haben wir noch Kapazitäten.:)

Achtung, jetzt wird gezündelt:twisted:

Ich schätze ja Deine Beiträge hier im Forum sehr, aber hier verwechselt Du halt doch Kapazität mit Capability ...:lol:

Nothing for ungood ...:cheers::cheers:
 
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Vorsicht :biggrin:
Ein weltweiter Ingenieur Konzern mit über 20.000 Mitarbeitern bietet beides. Für jede Gelegenheit.
Ein Mann-Betriebe sind nur...billig.:p

:cheers::biggrin:
 

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