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"Mit sich häufenden Rissen von Schafen, Kälbern und Fohlen sind Wölfe hierzulande zunehmend zur Bedrohung für Weidetiere und zur psychischen Belastung für die Halter geworden. Um sein Vieh vor Angriffen des Raubtiers zu schützen, setzt der Hirte Johan Schouteden aus Houthalen-Helchteren vermehrt auf Wachhunde.
Die Lage in der Provinz Limburg spitzt sich zu: Der Wolf hat in den letzten Wochen durch Risse Schlagzeilen gemacht. Wie unter anderem der flämische Rundfunk (VRT) berichtet, hatte Mitte September ein Rudel nicht nur im Hohen Venn, sondern auch in Limburg gerissen. In der Region Oudsbergen sind demnach zwei Shetlandponys tödlich angegriffen worden. Die Raubtiere sollen sich nach Angaben der VRT unter einem Stacheldraht, der um die Weide herum steht, durchgegraben und sich so Zugang zu den Ponys verschafft haben. Erst einige Tage zuvor hatten die Wölfe in der gleichen Gegend ein Kalb gerissen. Kurz nach dem Bekanntwerden der Fälle kam dann schließlich noch ans Tageslicht, dass die Wölfe in Oudsbergen auch eine Kuh angefallen hatten.
Die Angriffe haben Sorgenfalten in den Gesichtern der limburgischen Landwirte hervorgerufen – auch weil Experten davor warnen, dass das Rudel weiter wachsen werde. Und wie man sich vorstellen kann, brauchen mehr Wölfe auch mehr Nahrung. Die Sorgenfalten der Farmer dürften künftig also noch ein bisschen größer werden.
Um seine Schafsherde vor dem Wolfsrudel zu schützen, hat sich der Hirte Johan Schouteden aus Houthalen-Helchteren Hilfe aus dem Nachbarland geholt. Der niederländische Wolfsexperte Ray Dorgelo, der ihm von der VoG „Welkom Wolf“ empfohlen worden war, „macht Konfliktanalysen in Wolfsgebieten in ganz Europa“. „Und jetzt kam er zum ersten Mal nach Belgien, um zu sehen, wie ich meine Herde am besten schützen kann“, erklärte Johan Schouteden der flämischen Tageszeitung „Het Belang Van Limburg“.
Ein Tipp des Experten war es, mehr Schafe mit einer Glocke auszustatten. „Ich habe mir seinen Rat sofort zu Herzen genommen und zwanzig zusätzliche Schafsglocken bestellt. Wenn ein Wolf kommt, werden die Schafe unruhig, wodurch die Glocken Alarm schlagen." Und das laute Signal ruft Schoutedens Vierbeiner aufs Feld. Als wären sie eine Familie, vertreiben seine Hunde jeden, der sich unerlaubt seiner Herde nähert. „Nach einer Risikoanalyse sind Hunde das beste Mittel, um meine Herde vor dem Wolf zu schützen“, sagt der Hirte. Vor diesem Hintergrund hat sich der Limburger vier neue, ausgebildete Hirtenhunde angeschafft, wodurch sein Bestand auf sieben Vierbeiner angestiegen ist.
Dabei war der Zuwachs nicht ganz preiswert. Auch wenn der Hirte keine genauen Zahlen nennt, dürfte sich die Anschaffung pro ausgebildetem Hund locker im oberen vierstelligen Bereich liegen. Geld, das er nicht bei der flämischen Regierung geltend machen kann. Denn die Politik subventioniert den Ankauf von Wachhunden nicht. „Der Einsatz von Schutzhunden sollte meiner Meinung nach teilweise zurückerstattet werden. Denn diese Tiere sind wirklich nicht billig“, meint Johan Schouteden.
Bisher scheinen sich die teuren Helfer bezahlt zu machen. „Seit der Ankunft der Hunde vor einem Monat hat es hier keinen einzigen Wolfsangriff gegeben“, sagt Johan Schouteden und fügt an: „Eine Theorie besagt, dass ein Hund pro hundert Schafe ausreicht, eine andere, dass es mehr Hunde als Wölfe geben sollte (aktuell sollen neun Wölfe in Limburg aktiv sein, A.d.R.). Nach Ansicht des niederländischen Experten hängt viel davon ab, wie sich die Wölfe in einem Gebiet entwickeln. Aber bis jetzt funktioniert es.“
Eine andere Waffe im Kampf gegen die Wölfe ist es, die Herde auf kleineren eingezäunten Flächen in der Heide grasen zu lassen. Anders als beim Hund kann der Hirte hierbei auf die flämische Regierung bauen. Nach Angaben der VRT bezuschusst diese 90 Prozent der anfallenden Kosten von Schutzzäunen verschiedener Art – allerdings nur für die Halter von Kleinvieh. Gelöst wird das Problem damit also nicht, sondern nur verlagert. Denn die Beispiele der letzten Wochen machen deutlich, dass die Wölfe sich aufgrund der Schutzvorrichtungen neue Ziele suchen – eben größere, ungeschütztere Tiere.
Eine Tatsache, die Oudsbergens Bürgermeister Marco Goossens (CD&V) ziemlich verunsichert. „Das neunköpfige Rudel rückt immer dichter an den Menschen heran. Ich bin kein Fachmann in Sachen Wölfe. Ich warte auf ein deutliches Signal der Ministerin.“ Damit spielt der Gemeindeverantwortliche den Ball in Richtung Zuhal Demir (N-VA), die als bekennender Wolfsfan zuletzt die Programme für die Raubtiere in Flandern gefördert hat."
Quelle: Grenz Echo (29.09.2021)
Die Lage in der Provinz Limburg spitzt sich zu: Der Wolf hat in den letzten Wochen durch Risse Schlagzeilen gemacht. Wie unter anderem der flämische Rundfunk (VRT) berichtet, hatte Mitte September ein Rudel nicht nur im Hohen Venn, sondern auch in Limburg gerissen. In der Region Oudsbergen sind demnach zwei Shetlandponys tödlich angegriffen worden. Die Raubtiere sollen sich nach Angaben der VRT unter einem Stacheldraht, der um die Weide herum steht, durchgegraben und sich so Zugang zu den Ponys verschafft haben. Erst einige Tage zuvor hatten die Wölfe in der gleichen Gegend ein Kalb gerissen. Kurz nach dem Bekanntwerden der Fälle kam dann schließlich noch ans Tageslicht, dass die Wölfe in Oudsbergen auch eine Kuh angefallen hatten.
Die Angriffe haben Sorgenfalten in den Gesichtern der limburgischen Landwirte hervorgerufen – auch weil Experten davor warnen, dass das Rudel weiter wachsen werde. Und wie man sich vorstellen kann, brauchen mehr Wölfe auch mehr Nahrung. Die Sorgenfalten der Farmer dürften künftig also noch ein bisschen größer werden.
Um seine Schafsherde vor dem Wolfsrudel zu schützen, hat sich der Hirte Johan Schouteden aus Houthalen-Helchteren Hilfe aus dem Nachbarland geholt. Der niederländische Wolfsexperte Ray Dorgelo, der ihm von der VoG „Welkom Wolf“ empfohlen worden war, „macht Konfliktanalysen in Wolfsgebieten in ganz Europa“. „Und jetzt kam er zum ersten Mal nach Belgien, um zu sehen, wie ich meine Herde am besten schützen kann“, erklärte Johan Schouteden der flämischen Tageszeitung „Het Belang Van Limburg“.
Ein Tipp des Experten war es, mehr Schafe mit einer Glocke auszustatten. „Ich habe mir seinen Rat sofort zu Herzen genommen und zwanzig zusätzliche Schafsglocken bestellt. Wenn ein Wolf kommt, werden die Schafe unruhig, wodurch die Glocken Alarm schlagen." Und das laute Signal ruft Schoutedens Vierbeiner aufs Feld. Als wären sie eine Familie, vertreiben seine Hunde jeden, der sich unerlaubt seiner Herde nähert. „Nach einer Risikoanalyse sind Hunde das beste Mittel, um meine Herde vor dem Wolf zu schützen“, sagt der Hirte. Vor diesem Hintergrund hat sich der Limburger vier neue, ausgebildete Hirtenhunde angeschafft, wodurch sein Bestand auf sieben Vierbeiner angestiegen ist.
Dabei war der Zuwachs nicht ganz preiswert. Auch wenn der Hirte keine genauen Zahlen nennt, dürfte sich die Anschaffung pro ausgebildetem Hund locker im oberen vierstelligen Bereich liegen. Geld, das er nicht bei der flämischen Regierung geltend machen kann. Denn die Politik subventioniert den Ankauf von Wachhunden nicht. „Der Einsatz von Schutzhunden sollte meiner Meinung nach teilweise zurückerstattet werden. Denn diese Tiere sind wirklich nicht billig“, meint Johan Schouteden.
Bisher scheinen sich die teuren Helfer bezahlt zu machen. „Seit der Ankunft der Hunde vor einem Monat hat es hier keinen einzigen Wolfsangriff gegeben“, sagt Johan Schouteden und fügt an: „Eine Theorie besagt, dass ein Hund pro hundert Schafe ausreicht, eine andere, dass es mehr Hunde als Wölfe geben sollte (aktuell sollen neun Wölfe in Limburg aktiv sein, A.d.R.). Nach Ansicht des niederländischen Experten hängt viel davon ab, wie sich die Wölfe in einem Gebiet entwickeln. Aber bis jetzt funktioniert es.“
Eine andere Waffe im Kampf gegen die Wölfe ist es, die Herde auf kleineren eingezäunten Flächen in der Heide grasen zu lassen. Anders als beim Hund kann der Hirte hierbei auf die flämische Regierung bauen. Nach Angaben der VRT bezuschusst diese 90 Prozent der anfallenden Kosten von Schutzzäunen verschiedener Art – allerdings nur für die Halter von Kleinvieh. Gelöst wird das Problem damit also nicht, sondern nur verlagert. Denn die Beispiele der letzten Wochen machen deutlich, dass die Wölfe sich aufgrund der Schutzvorrichtungen neue Ziele suchen – eben größere, ungeschütztere Tiere.
Eine Tatsache, die Oudsbergens Bürgermeister Marco Goossens (CD&V) ziemlich verunsichert. „Das neunköpfige Rudel rückt immer dichter an den Menschen heran. Ich bin kein Fachmann in Sachen Wölfe. Ich warte auf ein deutliches Signal der Ministerin.“ Damit spielt der Gemeindeverantwortliche den Ball in Richtung Zuhal Demir (N-VA), die als bekennender Wolfsfan zuletzt die Programme für die Raubtiere in Flandern gefördert hat."
Quelle: Grenz Echo (29.09.2021)