Bei so vielen abwertenden Meinungen zum Topinambour will ich auch mal Fürsprache halten.
Topinambour bildet neben Zuckerrüben und Mais die höchste Pflanzenmasse pro ha und Jahr aus, die auf einem Wildacker erzielt werden kann. Die aufwachsende Pflanzenmasse ist bereits im April und Mai sehr beliebt beim Rotwild und wird in einem hessischen Revier, in dem ich jage, sehr gerne heruntergeäst.
Die Knollen sind dann im Spätwinter, bis ins späte Frühjahr ( Mai ), interessant für Sauen. Man könnte sagen: In Jahren ohne Baummast ist der Topinambour das Brot der Sauen! Jedenfalls habe ich das im letzten Jahr so erlebt und Aktivität von November bis in den April und auch noch in den Mai hinein festgestellt.
In dem betreffenden Revier gibt es mehrere Topinambouräcker, die von der Fläche etwa 1,5 bis 2 ha umfassen. Nach dem Winter sah es auf den Feldern aus, wie auf einem Truppenübungsplatz. Als 1,85 m Mann versank ich in den Kratern bis zur Knieoberkante. Es stand kein Halm mehr, wo im Sommer noch der 2m hohe Stängeldjungel stand. Die Bejagungsintensität war zugegebenermaßen gering, aber ein paar Sauen wurden schon von den Flächen gepflückt....
Anzumerken ist, dass offensichtlich nicht alle Sorten gleich gerne angenommen werden. Mein Jungjägerausbilder sagte vor 25 Jahren immer, die Sorte Bianca müsse es sein.
Mein jetziger Jagdfreund glaubt zu wissen, dass es gelbe und weiße Sorten sind, die beim Wild beliebt sind. Nicht die lilanen. (Farbe der Schale)
An Pflege braucht der Topinambur nicht viel. Aber im ersten Jahr sollte er sich etablieren können, und nicht gleich vom Schwarzwild restlos gefressen werden, denn dann kann es Nichts werden mit dem Wildacker. Zwei solcher Fälle, einer aus Ostwestfalen und einer aus Thüringen sind mir bekannt, wo die Sauen das Pflanzgut gleich restlos vertilgt haben.
In Ostwestfalen standen noch eine handvoll micktiger Stängel auf dem Feld, die dann ein Hase heruntergemümmelt hat. Aus lauter Frust hat der Jagdherr dann den Hasen mit der 7 x64 per Kopfschuss füsiliert.
Etwas Volldünger, Licht und nicht zu staunasser Boden und der Topinambour gelingt. Das jährliche Pflügen oder Grubbern dient der Bodenlockerung und Durchmischung, so dass die verbliebenen Knollen wieder voll durchstarten können.
Irgendetwas absammeln oder verbleibendes Material, schaden meiner Erkenntnis nicht. Was Cast da für Einwände hat, kann ich nicht nachvollziehen. Einzig und allein zu viele unversehrte Stängel stopfen sich im Pflug und könnten einen vorausgehenden Arbeitsschritt, vor der Bodenbearbeitung, nötig werden lassen.
Eine jährliche Bodenbearbeitung ist auch in der Hinsicht förderlich, dass beim Pflügen die Mäusenester unter der Erde zerstört werden. Denn Mäuse können tatsächlich zur Plage werden. Imense Fraßschäden die unter der Erde stattfinden, können schlimmer als die Nutzung durch Sauen sein. Was die Sauen über den Winter nicht kaputt gekriegt haben, könnten Mäuse schaffen! Das glaubt der örtliche Jäger.
Die Bodenbearbeitung erfolgt idealerweise im Frühjahr wenn die Knollen noch nicht ausgetrieben haben, der Boden aber gut abgetrocknet ist und sich langsam erwärmt (April).
Topinambour bietet ab Juni/Juli guten Sichtschutz.
Im Nierwildrevier lieben die Fasane den trockenen Stängelwald, weil sie Feinde durch das Knistern herannahen hören.
Bei gelegentlicher Pflege ist die richtige Sorte Topinambour eine genügsame Wildackerfrucht, die in mastarmen Jahren zum Magneten wird!
Der Beispielacker des Thredstarters wüde bei meinen Bekannten komplett mit Topinambour bestellt werden!