Die 30% weniger Ertrag sind der Grund. Und zwar in mehrerer Hinsicht.
Zum einen müsste der Energielandwirt erstmal 30% mehr Fläche haben und bestellen können um auf den gleichen Gasertrag/Einspeiseleistung zu kommen. Schon dass allein ist ein K.O.-Kriterium. Kein wirtschaftlich handelnder Landwirt kann mal eben 30% herbei zaubern (oder darauf verzichten in dem er 30% weniger Strom einspeist). Gilt analog auch für jeden anderen Unternehmer, niemand verzichtet freiwillig auf 30% Ertrag.
Laut dem Bericht im Radio seien etwa 30% weniger Ertrag durch diese Wildwiesen zu erreichen was aber ausgeglichen werden könnte.
Die Aussage: "[...] was aber ausgeglichen werden könnte." finde ich schon sehr blauäugig. Wie soll denn das ganz konkret gehen? Durch was könnte der Ertragsverlust ausgeglichen werden?! Durch Maisimporte? Oder gleich durch Stromimporte?!
Sicher könnten sämtliche Biogasanlagenbetreiber dazu gezwungen werden, ihr Anlagen ohne Mais zu fahren. Das Energienetz würde dadurch in Deutschland nicht zusammenbrechen. Aber im Hinblick auf den Ausbau der erneuerbaren Energien wäre es nun mal Unsinn. An rechtlichen Hebeln, den Maisverzicht durchzusetzen, fehlt es sowieso.
Zum anderen stehen die Biogasanlagen in Deutschland bereits, Anlagenlebensdauer min. 20 Jahre. Diese sind (leider) auf Mais als Hauptsubstrat ausgelegt. Es ist in den meisten Fällen nicht möglich mit der vorhandenen Technik und bei gleicher Gasausbeute 30% mehr Substrat durchzuschleusen (Einbringtechnik, Rührtechnik, Pumptechnik). Zumal Gras ein eher undankbares Biogas-Substrat ist, da sehr faserig. Mais dagegen ist in vielerlei Hinsicht ideal für die Biogasgewinnung, schon weil er den unangefochten höchsten Gasertrag pro Fläche hat. Aber auch weil er beispielsweise nicht bodennah abgeerntet werden muss, wodurch nur wenig Sand und Erde ins Substrat kommt, im Gegensatz zur Grünland.
Ebenso war die Erntetechnik für Mais, wegen des Milchvieh oft bereits schon auf den Betrieben und in den Lohnunternehmen vorhanden und bestens erprobt, so dass die Maisdominanz hier auch historisch gewachsen ist. Würde auf Blühwiesen umgestellt, müsste auch die gesamte Erntetechnik dafür beschafft werden, auch 30% mehr Siloraum würde gebraucht. Alles Nachteile gegenüber dem Maisanbau die sich niemand freiwillig antut.
Leider muss man sagen, wäre vieles vermeidbar gewesen, wenn die Politik schon vor 15 Jahren so viel Weitblick bewiesen hätte und die Maisdominanz gar nicht erst hätte aufkommen lassen. Erst durch spätere EEG's wurde dieses Problem erkannt und versucht zu kaschieren (Güllebonus, Deckelung Maisanteil etc.). Das galt dann allerdings erst für die danach erstellten Anlagen, nicht für die davor in Betrieb gegangenen.
So gesehen ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen.
Besser wird's wohl frühestens in ca. 10-15 Jahren, wenn die garantierten, hohen Einspeisevergütungen für die Altanlagen auslaufen und die Energiewirte zum Umdenken gezwungen werden (können). Die Höhe der Einspeisevergütung kann dann noch stärker an das verwendete Substrat gekoppelt werden. Die Anlagen sind dann eh längst abgeschrieben und einem Umbau auf Substrate aus Blühwiesen etc. stünde dann nichts im Weg.
Insgesamt wurde das Thema schon oft durchgekaut. Schlussendlich gibt es keine Maismafia oder irgendeine Verschwörung weshalb
das "nicht an die Große Glocke gehängt wird".
Wenn man sich mit der Thematik befasst wird schnell klar, dass den Energielandwirten auch nichts anderes mehr übrig bleibt als Biogas-Mais anzubauen. Ihre Anlage wurde darauf ausgelegt. Auch die gesamte Rentabilität, insbesondere die Substratkosten, wurde daraufhin kalkuliert. Natürlich auch um letztendlich damit Gewinn zu erwirtschaften, wo kämen wir da hin wenn es plötzlich nicht mehr erlaubt wäre rentable Unternehmungen zu gründen. Trotzdem muss man bedenken, dass so eine Biogasanlage von keinem Landwirt aus der Portokasse bezahlt wurde. Die stehen oft mit Haus und Hof bei der Bank in der Kreide und müssen schauen, dass die Anlage in maximaler Auslastung läuft und die Zinsen getilgt werden. Zugegeben funktioniert das mit Mais so gut, dass die Biogasanlage üblicherweise ein einträgliches Zubrot darstellt, heutzutage aufgrund des niedrigen Milchpreises oftmals sogar das Hauptstandbein. Mitleid muss man mit denen also nicht unbedingt haben. Aber mit 30% weniger Gasertrag pro Fläche sähe das wieder komplett anders aus und jede Anlage würde unweigerlich zum Eurograb.
Das ist auch der Grund weshalb solche Experimente, wie mit der durchwachsenen Silphie oder ungarischem Riesengras (Hirschgras) praktisch nur von "Versuchsanlagen" an Hochschulen u.ä. gefahren werden, da diese nicht zwingend wirtschaftlich arbeiten müssen.
Würde den Energielandwirte der Ertragsausfall bei der Verwendung von Gräsern aus Blühwiesen gegenüber der Verwendung von Mais kompensiert werden (also letzendlich 30% mehr Vergütung gegenüber Maisanlagen), dann bin ich überzeugt würden etliche Biogasbauern zeitnah ihre Anlagen umbauen und darauf umsteigen. Den meisten ist der Anbau von Mais ja selbst unangenehm, da sie ganz genau wissen, dass sie ihre Böden mittelfristig auslaugen.
Aber die Zeche würden letztendlich wir Stromkunden über die EEG-Umlage bezahlen müssen!