Darüber das der Schießnachweis als solcher alleine noch keinen besseren Schützen macht haben wir hier sicher einen Konsens.
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Wenn einer nach der Jägerprüfung nicht mehr trainiert wird der nach einigen Monaten wohl kaum noch eine Taube treffen, auch wenn er vorher 15 von 15 zerstäubt hat.
Kontinuität schlägt immer einmalige Anstrengungen, dass ist eben eine Tatsache.
Tja und im Prinzip hat sich zumindest jetzt noch nichts an der Eigenverantwortung geändert. Jeder Jäger ist selbst für seine Ausrüstung und sein Training verantwortlich, da ändert der Schießnachweis ja nichts.
Man kann den ja auch sowohl beim Trap als auch beim Keiler ohne einen einzigen Treffer bestehen.
ich glaube, wir sind hier fürchterlich in der Mutmaßung. Da kommen wir nicht weiter.
Zunächst zum Lerneffekt - ich habe in den zurückliegenden drei Jahrzehnten unter 1000 Tontauben beschossen incl. Jägerausbildung, die war auch nur auf Trap ausgerichtet. Kein Rollhase, kein lfd Keiler in der Ausbildung. In den zurückliegenden drei Jahren nur einmal ein Durchgang auf Tontauben. Und beim Landesjagdparcours trotzdem 2/3 der 60 Tontauben getroffen. Sportschütze bin ich ganz sicher nicht, mein Schießlehrer bin ich selbst und ich geh da nur als Jäger hin, auch ohne Schießweste, sowas hab ich nicht mal - und will auch keine geschenkt(!). Das Ergebnis ist gut, aber natürlich nicht 100%. Im kommenden Jahr werde ich mich, wie alle anderen auch es schon immer taten, in den Wochen davor auf dem Stand zwei- oder dreimal einschießen, Ich möchte jetzt auch Gold - quasi sportliches Gold, kein jagdliches. Übrigens als ich vor 5 Jahren das erstemal einen Parcour schoss, hatte ich in den vorausgehenden 5 Jahren auf Tontauben vielleicht zweimal in Form eines Rollhasen geschossen. Ergebnis war die Hälfte getroffen.
Das Einschießen auf den üblichen Anlagen ist auch das Problem, weshalb ich mich in den letzten Jahren so kasteit habe, nicht vorher zu üben, sondern blank dort zu erscheinen - wie auf einer Treibjagd eben. Da kann man sich auch nicht einschießen.
Also, ich mag nicht representant sein, aber nicht jeder muss ständig üben, ich offenbar auch nicht, um gute Ergebnisse zu erzielen. Und bitte, natürlich habe ich auch auf Tontauben in dem Parcour geschossen, die anspruchsvoll waren und die als Kreatur eben nicht beschossen worden wären und natürlich ist eine Tontaube im Flugverhalten anders als eine Kreatur - nicht nur kleiner.
Die Jägerprüfung ist natürlich kein Maß für eine Bewegungsjagdbefähigung, ich hoffe, wir sind uns einig, die Jagdprüflinge sind auf der Anlage eingeschossen und werden aus ungewohnter Position zur und Geschw. der Tauben sehr wahrscheinlich scheitern. Das dürfte ein Fakt sein. Meine erste Entenjagd war jedenfalls eine Katastrophe.
Zu Deutsch, der Abholpunkt damals war nix - und heute immer noch nix.
Das müssen wir ändern.
Aber jedes Jahr eine echte Schießprüfung - das ist wohl ziemlicher Unsinn.
Nun aber aus der Mutmaßung raus - vielleicht kann jemand beantworten:
wie hoch schätzen wir denn den Anteil der Jäger bei den Gesellschaftsjagden, die diese Nachhilfe zur Handhabung tatsächlich braucht? (ich kennen keinen, meine Schätzung kleiner 5%)
Wie hoch der Anteil derer, die als Alleinjäger diese Nachhilfe brauchen, weil sie im Revier Unfug betreiben? (das wird schwer, ich kenn auch keinen, auch unter 5%)
Und ganz spannend, wie hoch ist der Anteil der Jäger auf Gesellschaftsjagden (Schalenwild), die einen qualifizierten Schießnachweis nicht erbringen können, wenn wir sagen, sie sollen aus einer Rotte, die sich im Arbeitstempo von einer Deckung in die nächste bewegt, ein Stück auf wechselnder Entfernung zwischen 25 und 50 m mit 80% Wahrscheinlichkeit im Leben treffen (also 5 Schuss davon ein Fehlschuss außerhalb der Kammer, Zufallstreffer in Rücken und Haupt zählen eben nicht als Treffer und zwei Ziele direkt hintereinander auf unterschiedlichen Zufallsentfernung zum Schützen). (meine Schätzung (rein Bauch, keine Überprüfung möglich, keine wirklichen Anhaltspunkte dafür): 30% können es vielleicht, 45% fehlen, aber schaffen es mit geeigneter Vorbereitung, die verbleibenden 25% würden zum großen Teil in der Jagdsituation nicht schießen)
Wie hoch ist eigentlich die Unfallrate bei den Jagden, die auf falsche Waffenhandhabung (nicht gefährliches Schießen, das ist ein andere Thema) zurück zu führen sind bezogen auf die Gesamtzahl der Jäger in Deutschland?
Wie hoch ist die Zahl der Schießunfälle durch Fehlhandhabung (auch wieder nicht gefährliches Schießen) bei Jagden bezogen auf die Gesamtzahl der Jäger?
Und das gleiche mit Todesfolge - um den Vergleich zum Straßenverkehr zu wagen.
Wie hoch schätzen wir die Dunkelziffer?
wer schätzt/ weiß es oder weiß es anders, hat vielleicht auch Belege dafür?
Und ich glaube schon, es hat sich schon etwas mit der Eigenverantwortung getan, denn wenn ich den Schießübungsnachweis habe, habe ich die Lizenz zum mitmachen - amtlich, wie eine Enthaftung. Der Einzelne mag das korrekter Weise anders sehen, es ist aber eine falsche Denke, der Tür und Tor geöffnet wird.
Wir brauchen einen Startpunkt, mit dem man schießtechnisch mit guten Gewissens seine erste Gesellschaftsjagd besuchen kann - wie weit sind wir davon aber entfernt? Da wir den ganz offensichtlich nicht haben, sind wir in diesem Dilemma.
Und gegen eine gelegentliche Überprüfung aus Anlass zur Schießfertigkeit ist auch so bisher schon möglich gewesen - machte man wohl nur nicht.
@Helfred - das glaube ich nicht, die Jägerprüfungen hatten (zumindest bis vor etwa 2 Jahren) enormen Zuwachs und sind offenber verhältnismäßig einfach zu bestehen. Das widerspricht Ihrer These zur Reduzierung von Waffen in Bürgerhand.
@Benji.308 Schwarzmalerei hilft uns hier nicht, wir müssen dem Problem sinnvolle Alternativen entgegen stellen.