Unerklärlicher Tiefschuss

Registriert
16 Mai 2014
Beiträge
17
Liebe Forumsmitglieder,

mich würden eure Meinungen zu folgendem Fall interessieren:

Ich habe auf eine Entfernung von 205 Metern auf einen starken Feisthirsch geschossen. In der Kanzel Bedingungen wie am Schießstand (Sandsäcke unter dem Vorder- und dem Hinterschaft, rechter Ellenbogen aufgelegt), daher ganz ruhig Mitte Blatt abgekommen. Am nächsten Morgen Nachsuche durch den Wildmeister eines Großrevieres mit seinem erfahrenen BGS. Ergebnis: offenbar Vorderlauf hoch durchschossen, zum Glück ohne den Knochen zu treffen (nur zwei kleine Wildbretteilchen und ganz wenig Schweiß am Anschuss und weder Knochensplitter noch Schnitthaar). Da die Waffe auf 200 Meter Fleck eingeschossen ist, beträgt die Abweichung des vermutlichen Treffersitzes vom Abkommen zwischen 20 und 30 cm.

Habe dann im Revier zwei Kontrollschüsse mit den beiden noch im Magazin befindlichen Patronen gemacht, ebenfalls unter Bedingungen wie am Schießstand. Ergebnis: beide Schüsse mit einer 2 Euro-Münze abdeckbar, aber auf 100 Meter 13 (!) cm Tiefschuss, womit der Vorderlaufschuss für mich erklärbar gewesen wäre.

ABER: am nächsten Tag am Schießstand die große Überraschung: wir haben insgesamt 16 Schüsse gemacht, davon 14 ich selbst. Das Gewehr hat perfekt geschossen, Treffpunktlage hat gepasst, Schussbild ebenso. Wir haben auch durch einige Schüsse festgestellt, dass die Absehenverstellung am Ballistikturm sofort reagiert und die Treffer dort liegen wo sie sollen. Dass alte Patronen im Magazin waren, kann ich ausschließen, außerdem habe ich mit der Waffe heuer bereits 8 Stück Reh- bzw. Rotwild ohne Probleme erlegt.

Geschossen habe ich mit meinem Steyr-Mannlicher S (Vorläufermodell des „SBS 96“) im Kaliber 7mm. Rem. Mag., der 1996 angekauft wurde und den ich auf der Jagd hauptsächlich führe. Insgesamt habe ich mit dieser Waffe etwa 350 Stück Schalenwild erlegt (hauptsächlich Reh-, Rot- und Gamswild, aber auch Schwarz-, Muffel- und Damwild). Schlechte Schüsse selten und eigentlich immer erklärbar (schlechtes Abkommen, Hindernis in der Flugbahn, etc.).

Laborierung seit ca. 15 Jahren 9,7 g Swift Scirocco-Geschoß. Präzision (auch bei weiteren Schüssen) und Wirkung top. Zielfernrohr Zeiss Victory HT 2,5-10x50 mit Absehenschnellverstellung (seit drei Jahren auf der Waffe montiert, bisher knapp 70 Stück damit erlegt).

Ich habe heuer meine 23. Jagdkarte gelöst und erlege im Durchschnitt 25 Stück Schalenwild im Jahr auf Distanzen bis 300 Meter. Natürlich gibt es dann und wann mal einen Fehlschuss oder nicht optimalen Treffer. Wie gesagt, sind schlechte Schüsse aber nicht häufig, schon gar nicht mehrmals hintereinander. Bin also kein Anfänger mehr und gelte als verlässlicher Kugelschütze, wobei die Betonung auf „Kugel“ liegt ;).

Zwei Tage vor dem Schuss auf den Hirsch bin ich von einem starken Regen überrascht worden und die Waffe ist nass geworden. Es ist aber ausgeschlossen, dass Wasser in den Lauf gekommen ist. Eine Erklärung wäre vielleicht, dass Regenwasser in die Zwischenräume zwischen Lauf und Schaft eingedrungen ist, sich das Holz innen kurzfristig verzogen und sich dadurch die Treffpunktlage verändert hat? Oder könnte es sein, dass der Schaft, den ich nach dem Regen mit einem Tuch trockengewischt habe, zu wenig eingeölt war und sich verzogen hat und die Waffe daher zu tief geschossen hat??

Fragen über Fragen und die Hoffnung, dass ihr mir helfen könnt, Licht in die Sache zu bringen, da ich noch niemals annähernd mit einer solchen, für mich unerklärlichen und auch belastenden, Situation konfrontiert war und daher einigermaßen ratlos bin.

Liebe Grüße und Wmh,

Peter
 
Registriert
11 Jun 2009
Beiträge
4.623
Ich habe mehrmals Absehenverstellung und Ballistikturm gelesen.

Wurde kurz vor dem Schuß auf 205m noch etwas entsprechend am Zielfernrohr eingestellt ?
 
Registriert
10 Nov 2010
Beiträge
4.028
Mit einer Giesskanne noch mal ordentlich Regen simulieren und dann den Holzschaft gegen einen Kunststoffschaft austauschen.
 
Registriert
26 Jan 2005
Beiträge
8.332
Das Magazin ist eine andere Baustelle, hat mit Veränderung der TPL nichts zu tun.
Der Schwachpunkt der Waffe ist der Unterteil mit Abzugsbügel und Magazinschacht aus Makrolon, Nach einiger Zeit kommt es zu Rissen , vornehmlich im Bereich um die vordere Systemschraube, aber auch im Magazinschacht habe ich schon Risse gehabt. Diese Risse können zu gewaltigen TPL-Änderungen führen. Bekannt ist das Problem seit den 80ern, trat auch beim SSG 69 auf. Behoben kann das mit verschiedenen Methoden, z.B. Inlays, werden. Klarheit schafft eine genaue Inspektion des Makrolon-Teils.

WTO
 
Registriert
27 Nov 2016
Beiträge
16.943
D
Der Schwachpunkt der Waffe ist der Unterteil mit Abzugsbügel und Magazinschacht aus Makrolon, Nach einiger Zeit kommt es zu Rissen , vornehmlich im Bereich um die vordere Systemschraube, aber auch im Magazinschacht habe ich schon Risse gehabt. Diese Risse können zu gewaltigen TPL-Änderungen führen. Bekannt ist das Problem seit den 80ern, trat auch beim SSG 69 auf. Behoben kann das mit verschiedenen Methoden, z.B. Inlays, werden. Klarheit schafft eine genaue Inspektion des Makrolon-Teils.

WTO

Es kann zu Rissen kommen, wir jagen hier mit mehr als 2 Händen voll Steyr Mannlicher, das einzige was im Verlauf von Jahrzehnten kaputt ging, war ein aufmunitioniertes Magazin, das mir auf die Straße fiel...
 
Registriert
26 Jan 2005
Beiträge
8.332
Sei froh, dass es bei dir noch nicht passiert ist. Aber es wird passieren …...
Ich kenne aus meiner Umgebung keinen einzigen (alten) Steyr Mannlicher, bei dem nicht schon der Unterteil gewechselt wurde. Alles eine Frage der Zeit …..

WTO
 
Registriert
16 Mai 2014
Beiträge
17
Das Magazin ist eine andere Baustelle, hat mit Veränderung der TPL nichts zu tun.
Der Schwachpunkt der Waffe ist der Unterteil mit Abzugsbügel und Magazinschacht aus Makrolon, Nach einiger Zeit kommt es zu Rissen , vornehmlich im Bereich um die vordere Systemschraube, aber auch im Magazinschacht habe ich schon Risse gehabt. Diese Risse können zu gewaltigen TPL-Änderungen führen. Bekannt ist das Problem seit den 80ern, trat auch beim SSG 69 auf. Behoben kann das mit verschiedenen Methoden, z.B. Inlays, werden. Klarheit schafft eine genaue Inspektion des Makrolon-Teils.

WTO
Dieses Problem kenne ich, habe daher seit 2 Jahren ein Inlay-System einbauen lassen
 

Wheelgunner_45ACP

Moderator
Registriert
18 Sep 2015
Beiträge
16.309
Hätte letztens was Ähnliches:eek: Auf ca 70m 40cm neben dem angedachtem Treffpunkt, Reh lag dennoch, wenn auch mitten durchs Gescheide und Pansen:cry: :sad: Letztendlich waren es 2 lockere Schrauben der Montage. Beim anschließenden Kontrollschießen kam dann noch dazu , dass - dank etwa 30 Schuss Barnes TTSX - der Lauf wohl schon eine chemische Reinigung benötigte. Mal schauen, was am Sonntag der nächste Standbesuch bringt . . .
 
Registriert
9 Sep 2009
Beiträge
24
Die m.M. einzige Erklärung wäre, außer natürlich einem Schützenfehlers, eine zu schwach geladene Patrone. Denn bei durch Feuchtigkeit und nachfolgendem Quellen des Schaftes wäre der Schuss nach oben oder zur Seite gegangen. Nicht aber direkt nach unten.
Vor allem keine 7mm Rem. Aber auch Risse im Schaft verschwinden nicht über Nacht.

Ich habe einmal etwas ähnliches erlebt, als ich meine zahme 358 Winchester mit einem Magnum- anstatt einem Normalo Zündhütchen ausversehen geladen hatte. Dieser Schuss traf
15 cm höher als gezielt und verletzte die beschossene Ricke schwer mit fürchterlich langer Nachsuche.
Ich fühlte mich so elend und schuldig, konnte aber damals keinen Fehler meinerseits ausmachen.
Alle späteren Schüsse waren wieder da wo sie sein sollten in einer geradezu hämischen 15mm Gruppe mit 4cm Hochschuss auf 100m.
Es hat unendlich lange gedauert bis ich das herausgefunden hatte. Letztendlich bin ich darauf gekommen, weil ich die Magnumzündhütchen auf Empfehlung bewusst verladen habe und exact in Linie 15 cm über den üblichen Schüssen gelandet bin.

Wie das Magnum Zündhütchen zu den Normalos gekommen ist, weiss der Teufel, da ich diesbezüglich (Lagerung, Handhabung, Kauf) sehr penibel bin. Heute umso mehr !!

Dennoch sollte man nicht zu lange grübeln, sondern immer wieder probeschiessen und alles nötige Tun, um einen möglichst sauberen Schuss bei der Jagd abzuliefern. Auch eine genaue Betrachtung der Waffe, Montage und Optik VOR der Jagd hilft. Wenn man das Beste gegeben hat, dann war es das Beste! Zumindest minimiert man m.M. mit tadellosem und verantwortungsvollem Verhalten solche Vorkommnisse.
Schon allein dem Wild zuliebe.

Weidmannsheil !
 

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
136
Zurzeit aktive Gäste
584
Besucher gesamt
720
Oben