Ursprüngliche Jagd vs. Moderne Jagd

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...das eine ist culling, das andere ist eine friewillige Beschränkung um die Chancen zu verschieben und die Jagd näher an ihre Ursprünge zu bringen...

Man liest hier oft von der Sehnsucht mancher Jäger nach "ursprünglicher Jagd" in Abgrenzung von....

.....ja was?

"Moderner Jagd"..."Schädlingsbekämpfung"...."Culling"?

Auch Google liefert keine exakte Begriffsbestimmung von "ursprünglicher Jagd" und vermutlich versteht jeder etwas anderes unter der Bezeichnung. Damit redet/schreibt man aber schnell aneinander vorbei. Was verbirgt sich also unter "ursprünglicher Jagd" und welche Komponente macht in den Augen der Traditionalisten die "moderne Jagd" so verwerflich oder unattraktiv?

Stammt die "ursprüngliche Jagd" aus archaischen Gefühlen, dann müsste es vorrangig um Fleischversorgung gehen. Oder betrifft es die Jagdtechniken? Dann käme vieles infrage, z. B. auch gemeinschaftliches Hetzen ganzer Rudel über Klippen in den Abgrund. Einzeljagd dürfte vor tausenden von Jahren eher die Ausnahme gewesen sein.
Vielleicht ist mit "ursprünglicher Jagd" aber auch die bürgerliche Jagd nach 1848 gemeint?

Und was versteht man dagegen unter "moderner Jagd"? Ist das mit Schädlingsbekämpfung oder Culling gleichzusetzen? Ist das Gegenstück zum "ursprünglichen Jäger" der "hochtechnisierte Schießer"? Wann beginnt die Abgrenzung? Muss man nach System "Down Under" mit einer SLB und 20-Schuss-Magazin pro Tag +100 Wildschweine oder Hirsche aus einem Heli unter Feuer nehmen, eine Rotte im Saufang exekutieren, oder reicht es schon, wie manche Berufsjäger in Schottland oder Bundesförster jährlich 200-500 Stück Rotwild mit der Repetierbüchse zu erlegen? Die sehen sich natürlich durchaus als "vollwertige" Jäger und nicht als Schädlingsbekämpfer, nur wegen der hohen Zahl, denn ihre Jagdpraxis ist vielleicht sogar anspruchsvoller als traditionelle Jagd, weil sie körperlich und handwerklich sehr fit sein müssen, um solche Strecken erzielen zu können. Sie schaffen das nur, wenn sie kaum Fehler machen, schnell und sicher ansprechen und dann sauber aus allen Anschlägen treffen.

Vielleicht ist aber auch schon der Waidmann mit Gen. III+ NSG und 6-24x72 LP-Zfr. am Maisacker ein moderner Schädlingsbekämfer, obwohl er nur 5 Sauen im Jahr erbeutet?
 
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@ Stoeberjaeger,

wirst Du wohl die Streichhölzer und den Benzinlappen wieder einpacken, Du Brandstifter :biggrin:


Grosso
 
G

Gelöschtes Mitglied 3798

Guest
..... oje, das gibt wieder Arbeit .... ;-):biggrin:

:bye:
 
A

anonym

Guest
Man liest hier oft von der Sehnsucht mancher Jäger nach "ursprünglicher Jagd" in Abgrenzung von....

.....ja was?

"Moderner Jagd"..."Schädlingsbekämpfung"...."Culling"?

Auch Google liefert keine exakte Begriffsbestimmung von "ursprünglicher Jagd" und vermutlich versteht jeder etwas anderes unter der Bezeichnung. Damit redet/schreibt man aber schnell aneinander vorbei. Was verbirgt sich also unter "ursprünglicher Jagd" und welche Komponente macht in den Augen der Traditionalisten die "moderne Jagd" so verwerflich oder unattraktiv?

Stammt die "ursprüngliche Jagd" aus archaischen Gefühlen, dann müsste es vorrangig um Fleischversorgung gehen. Oder betrifft es die Jagdtechniken? Dann käme vieles infrage, z. B. auch gemeinschaftliches Hetzen ganzer Rudel über Klippen in den Abgrund. Einzeljagd dürfte vor tausenden von Jahren eher die Ausnahme gewesen sein.
Vielleicht ist mit "ursprünglicher Jagd" aber auch die bürgerliche Jagd nach 1848 gemeint?

Und was versteht man dagegen unter "moderner Jagd"? Ist das mit Schädlingsbekämpfung oder Culling gleichzusetzen? Ist das Gegenstück zum "ursprünglichen Jäger" der "hochtechnisierte Schießer"? Wann beginnt die Abgrenzung? Muss man nach System "Down Under" mit einer SLB und 20-Schuss-Magazin pro Tag +100 Wildschweine oder Hirsche aus einem Heli unter Feuer nehmen, eine Rotte im Saufang exekutieren, oder reicht es schon, wie manche Berufsjäger in Schottland oder Bundesförster jährlich 200-500 Stück Rotwild mit der Repetierbüchse zu erlegen? Die sehen sich natürlich durchaus als "vollwertige" Jäger und nicht als Schädlingsbekämpfer, nur wegen der hohen Zahl, denn ihre Jagdpraxis ist vielleicht sogar anspruchsvoller als traditionelle Jagd, weil sie körperlich und handwerklich sehr fit sein müssen, um solche Strecken erzielen zu können. Sie schaffen das nur, wenn sie kaum Fehler machen, schnell und sicher ansprechen und dann sauber aus allen Anschlägen treffen.

Vielleicht ist aber auch schon der Waidmann mit Gen. III+ NSG und 6-24x72 LP-Zfr. am Maisacker ein moderner Schädlingsbekämfer, obwohl er nur 5 Sauen im Jahr erbeutet?

Im Ausgangszitat ging es um eine Jagd die weiter zu den Ursprüngen kommt, nicht um ihre Reinform. Das ist so eine Crux bei Kinder des Lichtes, dass es nur schwarz oder weiß gibt. ;-)

Ich werde dennoch versuchen zu antworten:

Die Jagd des Menschen hat irgendwann bei seinen Vorformen angefangen. Zur Verfügung standen Techniken, wie bspw. Gruppenhetzen und einfachste Werkezeuge. Neben wir hier als Exponent den Faustkeil. Vom Faustkeil bis zur SLB mit NSG WÄRMEBILD ist es ein weiter Bogen. Je weiter sich der Jäger von seinen Ursprüngen (Faustkeil) entfernt, deso mehr verschieben sich die Chancen zu seinen Gunsten. Irgendwann entdeckte der Mensch so etwas wie Nachhaltigkeit, er erkannte möglicherweise auch seine (evtl. zu) große Überlegenheit, hinzu mögen religiöse Momente gekommen sein, ein Bewußtsein für Transzendenz, Tod, Kreisläufe usw. Dieses sind die Ursprünge der Weidgerchtigkeit, viel niedriger angesetzt kommt eine Art Handwerksethik hinzu.

Jagen bedeutet vor allem das Eintauchen in die Natur, ein Schritt zurück hinter die technisierte Natur und natürliche Regeln (bspw Eugenik) auflösende Lebensweise. Jagen ist Leben in dem natürlichen Naturkreislauf.

Klare Grenzen zu ziehen ist schwer und mir persönlich eher zuwider diese festzusetzen. Der Jäger, der schlechtere Ausrüstung aber durh größeres Können, höheren Einsatz und Bereitschaft wettmacht, ist m.E: der bessere Jäger.

Jemand, der wie dein geschätzter Ötti, "außerirdisch" gut schießt, ist vor allem ein Künstler des (Tot)-schiessens, wie ein bspw. Goldschmied, ein Rembrandt, ein Michelangelo - ein besonders guter Jäger ist er nicht zwingend und bestimmt nur in sehr geringem Maße durch sein Schiessen. Der, der seinem Hund nachhechelt auf der Wundfährte, seinen Schweiß, sein Blut und ggf auch seine Tränen (pathetisch genug:p) gibt um das Wild zu bekommen, der bringt mehr ein und kommt auch da zum Erfolg, wo die Technik längst versagt hat. ich halte diese Jagd für ursprünglicher und den Jäger für einen besseren.

In der Kürze ein Schlußwort.
Wenn Jagd nicht zur reinen Schädlingsculling verkommen soll, wenn man Jagd als Kulturtechnik in ihren Formen und auch in ihrem Wissen, handwerklichen Können und eigenen Schöpfungen (Hunderassen) erhalten will, dann kann man Jagd nicht so instrumentalisieren, wie Du das tust.

P.S Dass ich bei Dir, der mit jedem Post seine Distanz zu alten Dingen - hier das Lateinische - betonen muss, vermutlich auf Unverständniss stossen werde, ist bedauerlich aber bezeichnend.;-)
 
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A

anonym

Guest
Vielleicht noch den hier, weil sich ja alles wiederholt:

Kramgebeugt schleicht er in den Wald um seine traurigen Dienst für die Gesellschaft zu erfüllen; niedergedrückt von der Ausstattung deutscher Premiumhersteller, deren wahre Kosten er der Gattin verschwieg. Er opfert sein sauer verdientes Geld, seine spärliche Freizeit, ja selbst seine gesellschaftliche Reputation zum Wohle der Ökologie, im Dienst der Volksernährung und zur Abwehr von Epidemien. Nun steht er tränenblind an einem gerade gestreckten Stück Schalenwild. Niemand versteht sein sinn- und wertvolles Treiben. Dennoch es muss sein!

Sicher gibt es eine Fülle von Sachargumenten pro Jagd. Sicher gibt es auch zumindest in Teilbereichen eine Notwendigkeit zur Jagd und ebenso sicher steht die Jagd mit dieser Argumentation letztlich vor dem Aus. Bestandsregulierung ginge auch chemisch, Prädatorenersatz, Jahrzehnte ein beliebtes Argument, gerät ins Wanken durch die Rückkehr längst verschwundener Großraubtiere. Wildarten, die nicht als (Wald-)Schädlinge eingeordnet werden, verschwinden per se von der Liste jagdbarer Arten.

Für Berufsjäger mag Jagd ein reines Handwerk zum Broterwerb sein. Für die Vernichter der riesigen Bisonherden Nordamerikas war es schlicht ein Geschäft, brutal, ausbeuterisch, zerstörend. Aber schon für den in seine Umwelt eingebundenen Urjäger, den San, den Inuit war und ist Jagd immer mehr. Jagd muss hier zur Erhaltung der eigenen Lebensgrundlage immer fortdauernd also nachhaltig sein. Fast die gesamte Jagdkultur, der Trophäenkult, eine Jagdethik und in weiten Teilen das, was den echten Kern der Weidgerechtigkeit bildet, findet in der kulturellen Assimilation (Anpassung/ Angleichung) der Jagd an das Leben dieser Jäger seinen Ursprung.
Heutige Jäger jagen durchaus mit Nutzen für Umwelt, Artenschutz oder zur Gewinnung eines hochwertigen Lebensmittels. Ziehen sie sich aber auf diese Argumentation zurück, reflektieren ihr Handeln nicht grundsätzlicher und können sie dieses Handeln nicht darstellen, stehen sie, wie die Jagd heute in weiten Teilen, vor den Trümmern ihrer eigenen Glaubwürdigkeit. Das Herunterbeten letztlich fremder Argumente ohne eigene Authentizität verstärkt diesen Effekt eher als ihn zu lindern.

Wie erklärt man den Virus Jagd, der je mehr sein Träger mit ihm infiziert ist letztlich alle Lebensbereiche erfasst? Beim Vollblutjäger wird diese Ausbreitung über kurz oder lang überall deutlich. Aber selbst der nur temporär Jagende, der klassische Eventjäger, kann sein Fieber nicht salvieren, wenn er behauptet, nur zur Rettung des deutschen Waldes, des Niederwildes oder zur Schadensabwehr loszuziehen und dafür auch noch selbstlos Kosten, Mühen und Zeit investiert. Jäger als Mutter Teresa der Gesellschaft, lächerlich.

Jagd ist Handwerk, Jagd ist nützlich. Letztlich jagen wir aber um zu jagen. Wie ein Handwerk in der Vollendung zur Kunst wird, sich selbst in eine höhere Ebene katapultiert, so ist auch gelebte Jagd letztlich mehr als die auf vordergründigen Nutzen ausgerichtetes Tun.
Jagd ist ein Tor zu unseren Ursprüngen, Eintauchen in eine unverfälschte und archaische Welt. Deshalb wird Jagd auch vereinzelt mit Sex verwechselt. Diese Gleichsetzung ist falsch, der Vergleich jedoch naheliegend. Wie sich die menschliche Sexualität vom reinen Fortpflanzungszweck zur Form einer sozialen Kommunikationsform gewandelt hat, so ist auch die heutige Jagd über das reine Beutemachen humanoider Spezies weit hinausgewachsen. Die Jagd bildet eine Brücke zu den Ursprüngen menschlicher Existenz. Wie die Sexualität kulturell gebändigt und in totalitären Systemen auch verteufelt und unterdrückt wurde und wird, so fürchtet sich eine von political correctness geprägte Gesellschaft vor Mitgliedern, die den Mut haben jenseits des Zeitgeistes zu agieren. Jagd ist wie die Sexualität letztlich auch positiv anarchistisch.


Jagd ist die zentrale und ursprüngliche Fähigkeit des Menschen. Heutige Jagd ermöglicht dadurch dem Menschen ein ganzheitliches Leben. Jagd ist Teilhabe an der Natur, Teilhabe an einem Kreislauf, der so alt ist, wie das Leben. Sie ist eben nicht ein naturentfremdetes, nur kontemplatives (betrachtendes) Dasein. Jagd erdet den Menschen. Man kann das auch in einem einfachen Sinn religiös formulieren. Jagd ist Teilhabe an der Schöpfung, an der göttlichen Weltvernunft; weltlicher ist sie zumindest das Akzeptieren des natürlichen Spiels des Lebens. Sie ist das Gegenteil von menschlicher Hybris, die glaubt sie dürfte und könne alles, sich selbst erhebend, sogar den Tod negierend, ein irdisches Paradies errichten wollend, indem sie eben den ursprünglichen, natürlichen und aus sich selbstgeordneten Zustand auflöst und durch eine „schöne, neue Welt“ ersetzt.

Es mag sein, dass in einer zunehmend naturentfremdeten, von Machbarkeitswahn geprägten Welt, Jagd nicht mehr vermittelt werden kann. Vielleicht ist es dann besser die Jagd geht aufrecht unter, anstatt sich solange unter das Joch treiben zu lassen, bis der letztlich trotzdem dann unausweichliche Untergang nur noch eine Erlösung ist. Besser ist es eine ohnehin nicht mehr vermeidbare, klare Abrisskante zu ziehen, bevor die Jagd zu einer hässlichen Fratze ihrer selbst als Schädlingsreduktion, Hightechculling (Schlachten (mit überlegener Technik)) und degenerierter Alibijagd verkommt.

Vielleicht kann es aber auch gelingen zu verdeutlichen, was der Preis der Gesellschaft für den Verlust der Jagd ist. Jagd ist aus sich heraus immer naturbewahrend. Jagd um der Jagd willen ist immer nachhaltig und damit die einzige Form der Naturnutzung, die aus blankem Eigennutz an möglichst optimalen, dauerhaften Habitaten interessiert ist. Jagd ist für den Vollblutjäger und selbst für den, der nur gelegentlich von ihr kostet eine kathartische (reinigende) Handlung. Sie erreicht damit eine Ebene, die ins Transzendente übergeht. Jagd hat eine quasi religiöse Komponente. Für viele Jäger ist Jagd ein zentraler Bestandteil ihres Lebensentwurfes, zum Teil über Generationen hinweg gelebte Tradition und Selbstverständnis. Man sollte darüber nachdenken, wie weit eine weitere Drangsalierung und Verengung der Jagd sich mit einer freiheitlichen Grundordnung vereinbaren lässt. Eine Gesellschaft die Menschen, dieser Lebensweise beraubt, wird keine bessere, sondern eine intolerantere, totalitäre Gesellschaft.

Jagd ist Kulturtechnik, die handwerkliche Fähigkeiten, Werkzeuge und Hunderassen entwickelt hat, die einen Wert in sich selbst darstellen. Die Gesellschaft verliert auch hier, wenn sie Jagd auf den Stand der Technik reduziert, wenn sie Jagd von ihren Ursprüngen weg auf den status quo einer Technokratie einschränkt. Sie nivelliert damit zuerst das Wesen der Jagd, verengt aber letztlich das gesamte Leben auf das enge Fenster letztlich den Menschen sich selbst entfremdenden modernen Welt.

Sowie die UNESCO die Falknerei als Weltkulturerbe anerkannt hat, obwohl doch hier zweifelsohne fern vordergründiger Nützlichkeit ein Tier auf eine anderes Tier gehetzt wird, sowie es Bestrebungen gibt, längst tote Sprachen wie das Altgriechische oder das Latein als Kulturerbe aufzunehmen, so muss auch die Jagd fern ihrer alltagspolitischen Tändeleinen und zwar in ihren zahlreichen Facetten erhalten und geschützt werden. So wie es ferner religiösen Minderheiten gestattet wird aus religiösen Motiven Tiere gegen das Tierschutzgesetz zu schächten, so muss es Jägern möglich sein aus „religiösen“ Motiven zu jagen. Das Recht auf ein selbstbestimmtes, in diesem Fall naturnahes und natürliches, zumindest natürlicheres Leben ist ein hohes Rechtsgut.
Dies müssten selbst Jagdgegner erkennen können. Letztlich geht es dann nicht mehr vordergründig um die Jagd, sondern um gesamtgesellschaftliche Entwicklungen. Die Gesellschaft würde aber direkt von einem ideologiefreien Diskurs um die Jagd profitieren.
 
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....Der, der seinem Hund nachhechelt auf der Wundfährte, seinen Schweiß, sein Blut und ggf auch seine Tränen (pathetisch genug:p) gibt um das Wild zu bekommen, der bringt mehr ein und kommt auch da zum Erfolg, wo die Technik längst versagt hat....

Ja, mehr Pathos als ich ohne Schwindelgefühle vertrage! ;-)

Meinen ersten Hund, einen Deutschen Schäferhund, habe ich im Alter ab 8 Jahren ausgebildet und es gab zusammengerechnet keine 4 Wochen in meinem Leben, die ich ohne Hund verbracht habe. Da kommen in 36 Jägerjahren neben mehr als 1000 Drückjagdeinsätzen auch einige Kilometer an Nachsuchen zusammen, auch im Raps und in fußballfeldgroßen Schwarzdornhecken. Es ist mir also durchaus geläufig, wie sich das Jagen mit und hinter dem Hund anfühlt.
Trotzdem kann ich solchen Formulierungen wie "Blut, Tränen und Schweiß" rein gar nix abgewinnen, habe mich dabei nicht die Bohne "ursprünglicher", "härter" oder sonst anders gefühlt, als bei der übrigen Jagd. Auch dabei hatte ich eine Zentralfeuerbüchse und modernes Messer im Gebrauch, keine Steinaxt oder Knochenmesser. Notfalls hätte ich die von Hunden gehaltene Sau natürlich mit einem spitzen Stock gemeuchelt, aber auch das hätte mich nicht wie einen Neandertaler fühlen lassen.

Ich lebe hier und heute und bin ein Mensch dieser Zeit. So verhalte ich mich und jage ich auch. Ich finde das Wild ziemlich überlegen, was seine Sinnesleistungen und Feindvermeidung betrifft und bin froh, die bestmögliche Technik benutzen zu können, um meine körperlichen Nachteile wenigstens einigermaßen auszugleichen. Wäre es anders, könnten wir z. B. auf eine erfolgreichere Schwarzwildreduktion schauen. Außerdem finde ich es großartig, mit dieser Technik dem Wild nicht auf die Pelle rücken zu müssen, wo der Feindkontakt zu pansicher Not und Existenzangst führt, sondern aus der Distanz unbemerkt und schnell (schmerzfrei) einen tödlichen Schuss abgeben zu können.
 
A

anonym

Guest
Es gibt "Culling" als Reduzierungsmaßnahme bei unerwünschten Überbeständen und es gibt Schädlingsbekämpfung mit dem Ziel der örtlichen Ausrottung.

Was aber soll "Schädlingsculling" sein ?

basti

Ein Pleonasmus, geile Antwort übrigens. :biggrin::biggrin::biggrin:

Habe noch dies Prämiumposting von child in der Rubrik Jagd in den Medien, tröt: eine neue Glanzleistung ... gefunden:

...
Wald (Forst) vor Wild (Jagd) ist deshalb im Grunde nichts anderes als Politik gegen Menschenverstand, Staat gegen Bürger, Wirtschaft gegen Gemeinschaft, Globalisierung gegen Tradition, Einhgeitsbrei gegen Individualismus, System gegen Freiheit.

Gut, Stöberjäger nennt das natürlich anders. Bei ihm heißt das Fortschritt gegen Verbocktheit. Nun ja, mit dem Fortschritt ist das so eine Sache. Francis Bacon hat noch daran geglaubt.
 
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...Jagd ist Handwerk, Jagd ist nützlich....

Ohne Zweifel, und das ist auch vermittelbar. In wesentlichen Teilen.


.... Jagd ist für den Vollblutjäger und selbst für den, der nur gelegentlich von ihr kostet eine kathartische (reinigende) Handlung. Sie erreicht damit eine Ebene, die ins Transzendente übergeht. Jagd hat eine quasi religiöse Komponente. Für viele Jäger ist Jagd ein zentraler Bestandteil ihres Lebensentwurfes, ..

Holla, starker Tobak. Das dürfte schwer verkäufliche Kost sein.

So etwas habe ich nicht ansatzweise je empfunden. Klingt schon etwas "merkwürdig", nach "Ortega-Y-Gasset-Forte"! :biggrin:
 
A

anonym

Guest
Ja, mehr Pathos als ich ohne Schwindelgefühle vertrage! ;-)

Meinen ersten Hund, einen Deutschen Schäferhund, habe ich im Alter ab 8 Jahren ausgebildet und es gab zusammengerechnet keine 4 Wochen in meinem Leben, die ich ohne Hund verbracht habe. Da kommen in 36 Jägerjahren neben mehr als 1000 Drückjagdeinsätzen auch einige Kilometer an Nachsuchen zusammen, auch im Raps und in fußballfeldgroßen Schwarzdornhecken. Es ist mir also durchaus geläufig, wie sich das Jagen mit und hinter dem Hund anfühlt.
Trotzdem kann ich solchen Formulierungen wie "Blut, Tränen und Schweiß" rein gar nix abgewinnen, habe mich dabei nicht die Bohne "ursprünglicher", "härter" oder sonst anders gefühlt, als bei der übrigen Jagd. Auch dabei hatte ich eine Zentralfeuerbüchse und modernes Messer im Gebrauch, keine Steinaxt oder Knochenmesser. Notfalls hätte ich die von Hunden gehaltene Sau natürlich mit einem spitzen Stock gemeuchelt, aber auch das hätte mich nicht wie einen Neandertaler fühlen lassen.

Ich lebe hier und heute und bin ein Mensch dieser Zeit. So verhalte ich mich und jage ich auch. Ich finde das Wild ziemlich überlegen, was seine Sinnesleistungen und Feindvermeidung betrifft und bin froh, die bestmögliche Technik benutzen zu können, um meine körperlichen Nachteile wenigstens einigermaßen auszugleichen. Wäre es anders, könnten wir z. B. auf eine erfolgreichere Schwarzwildreduktion schauen. Außerdem finde ich es großartig, mit dieser Technik dem Wild nicht auf die Pelle rücken zu müssen, wo der Feindkontakt zu pansicher Not und Existenzangst führt, sondern aus der Distanz unbemerkt und schnell (schmerzfrei) einen tödlichen Schuss abgeben zu können.

Ich möchte doch mal den rot markierten Satz herausnehmen. Die Zeit wird gemacht und ist kein Faktum, nichts unumstößliches. Aber Du offenbarst hier, was mir schon lange gegen den Strich geht. Es ght gar nicht um Werte umd eigene Vorstellungen, schon gar nicht um Bewahren/ Tradition etc. nein die Maximen ist einfach ein opportunistisches Verhuren an den Zeitgeist.

Lies evtl. auch nochmal child oben.
 
A

anonym

Guest
Holla, starker Tobak. Das dürfte schwer verkäufliche Kost sein.

So etwas habe ich nicht ansatzweise je empfunden. Klingt schon etwas "merkwürdig", nach "Ortega-Y-Gasset-Forte"! :biggrin:


Villeicht hast Du es auch nur nicht verstanden. :biggrin:

Was soll der verweis auf Ortega? Wird es dadurch richtiger oder falscher?
 
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....Aber Du offenbarst hier, was mir schon lange gegen den Strich geht. Es ght gar nicht um Werte umd eigene Vorstellungen, schon gar nicht um Bewahren/ Tradition etc....

Um als junger Jäger meinen persönlichen Weg zu finden, aber auch als Jagdersatzhandlung, habe ich alles an jagdlichen Klassikern gelesen, wessen ich habhaft werden konnte und das war sehr viel. Das Letzte, was ich also brauche, ist Nachhilfe in Sachen Tradition.
Die Folge dieser tausenden Seiten klassischer Jagdliteratur ist aber leider, dass es fast immer nur hohles Blabla war, egal ob von Löns, Mueller oder Frevert. Es waren allesamt die gleichen neidischen, mißgünstigen Egomane, wie wir es heute noch (potenziell) sind und die ganzen gesalbten Worte sollten nur davon ablenken und die Konkurrenz in Linie halten (schwefelgelb nannte es Löns).

Traditionen bewahren ist eine schöne Sache, wenn die Tradition selbst eine schöne Sache ist.


...nein die Maximen ist einfach ein opportunistisches Verhuren an den Zeitgeist...


Jeder muss seinen eigenen Weg finden, mit den Zwängen in seiner Umwelt bestmöglich auszukommen. Weltverbesserer finde ich aber sehr interessant, wenn sie erfolgreich sind! ;-)
 
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Es ght gar nicht um Werte umd eigene Vorstellungen, schon gar nicht um Bewahren/ Tradition etc. nein die Maximen ist einfach ein opportunistisches Verhuren an den Zeitgeist.
Der Gipfel des opportunistischen Verhurens dürfte so um 1933-36 erreicht gewesen sein. :-D

Inzwischen sind wir ja teilweise schon wieder etwas pragmatischer geworden, etwa so wie in der Zeit "davor".

BTW: Ich habe noch nie zwei gleich tickenden Jäger getroffen. Jeder hatte irgendwie andere Ansichten von der Jagd und der Jägerei. Das mag wohl auch damit zu tun haben, dass die einen jagen müssen und die anderen nur unbedingt wollen.

basti
 

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