Verbissschutzmittel selbst herstellen.

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Nachdem der (ziemlich strenge) Winter gerade erst zu Ende gegangen ist und daher die Erinnerungen an den Verbiss noch nicht gnädig vom "Mantel der Geschichte" verdeckt werden, mache ich zu dem Thema mal einen neuen Thread auf, um die Erfahrungen mit verschiedenen Mitteln und die Möglichkeit für Eigenkreationen zu diskutieren.
Das soll jetzt aber keine Diskussion über Wilddichten werden. Es ist völlig klar, dass ein angepasster Wildbestand Voraussetzung für eine naturnahe Waldverjügung ist.
Aber in der Praxis ist es jagdlich kaum möglich (und wohl auch nicht sinnvoll), den Wildbestand auf ein so extrem niedriges Niveau abzuseken, dass ein Verbiss z.B. an Weisstannenverjüngung oder im Bereich bevorzugter Wintereinstände ohne Schutzmassnahmen komplett verhindert werden kann.
Bei Verbisschutzmitteln gibt es meines Erachtens noch erhebliche Verbesserungsmöglichkeiten, weil die auf dem Markt befindlichen Produkte und auch manche "Hausmittel" alles anderen als optimal sind.

Zum Beispiel :

Plastik-Konstruktionen : In einem Nachbarrevier konnte ich selbst sehen, wie bei Plastikclips vom Wild die Spitzen abgebissen wurden, um an die Leittriebknospe zu gelangen. Eine andere Konstruktion (rote aufsteckbare Käppchen, die angeblich mitwachsen sollen) hindert den Leittrieb massiv am Längenwachstum bis hin zum Absterben.

Schafwolle : Scheint zwar gegen Verbiss ganz gut zu schützen, ich habe aber den Verdacht, dass gerade bei Nadelhölzern (z.B. Weisstanne) auch Schafwolle das Austreiben und Längenwachstum des Terminaltriebes ziemlich stark behindern kann.

Chemische Keule : Sehr teuer (in der Kategorie von rund 100 Euro pro 5 kg) und trotzdem nicht sicher wirksam. In einem Nachbarrevier wurden in diesem Winter Leittriebe mitsamt dem Verbissschutzmittel gefressen. Nach dem Ausbringen eines Verstänkerungsmittels beschweren sich die Bewohner eines mehrer hundert Meter entfernten Bauernhofes über den Gestank, in Winter wurde auf der Fläche trotzdem verbissen.

Anforderungen an ein selbst hergestelltes Verbisschutzmittel :

- Ungiftig für den Anwender
- Einfach herzustellen
- Effektiv auszubringen (insbesondere mit der mobilen Hochdruckspritze)
- ca. 6 Monate wirksam (von November bis April)
- Keine Schädigung oder Behinderungen beim Austreiben der Pflanzen
- Preisgünstig.

Was ich bisher so gelesen habe, wäre eine Suspension aus Löschkalk mit Zusatzstoffen ev. eine Möglichkeit.
Als Zusatzstoffe kämen z.B. wohl bitter schmeckende Vergällungsmittel, Emulgatoren (damit sich die Suspension nicht zu schnell entmischt) sowie weitere Komponenten (z.B. Tapetenkleister, Firnis, Gelatine) in Frage.
Das Mittel sollte sowohl chemisch (Bitterstoffe), physikalisch (Knirschen zwischen den Zähnen, Löschkalk) als auch optisch (z.B. weisse Farbe) wirken.
Habt ihr da Praxiserfahrungen ?
Vielleicht gelingt es uns ja, ein eigenes Forum-Verbisschutzmittel zu kreieren.
 
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Hochdruck spritzpistole hat bei manchem Vorschlag wohl das Problem, das eben nicht nur von oben sondern rundherum die Pflanze mit dm Zeug behandlet wird.
Sind die Stomata ( Spaltöffnungen der NAdeln und Blätter) erstmal zu gibt mit sicherheit Probleme. Dabei wird eine Rolle spielen, das gerade bei NAdeln die Öffnungen in vertiefungen sitzen, die Zusätzlich mit Haaren gesichert sind um Verdunstung zu minimieren. Ohne Stomata gibts aber keinen Transpirationssog und kein CO² aufnahme und die Pflanze stirbt ab...

Wenn es sich um wirkliche kleine Verjüngungsegel handelt wäre es sinnfolle mit Flatterband, schwerpunkt jagd und zur Not Hordengattern das ganze zu minimieren.
Vielleicht hilft ja auch noch Hundkot den man an dem Stamm schmiert... evetuell auch einfach die Mittel von so einem Duftzaun...
 
G

Gelöschtes Mitglied 3257

Guest
Unser Hausmittel:

- Kuhscheiße
- Kalk
- Petroleum

Kräftig verrühren und dann mit so einer Bürstenzange auf den Leittrieb anbringen. An den "behandelten" Tannen Verbiss = 0,0 und keine Beeinträchtigung des Wachstums etc. Das Zeug stinkt auch in keinster weise und lässt sich ganz gut auftragen.

Mancher Bauer nutzt auch eine Mischung mit Kalk, klappt auch super. Ebenso nutzen manche Schaafswolle, klappt auch gut und tut dem Wachstum keinen Abbruch.
 
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Bei uns wird im Weingarten gegen Hasenverbiss Kalk mit Sand vermischt eingesetzt. Das funktioniert sicher auch gegen Rehverbiss gut und ist kostengünstig.
 
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Löschkalk mit Wasser dickflüssig rühren, 2-5 % Leinölfirnis kräftig einrühren (Bogrmaschine mit Farbmischer) und zu guter Letzt auf ca. 10 liter einen kräftigen Schluck Kornitol.
Wir machen das hier seit über 30 Jahren und noch keine Tanne deswegen abgestorben.
Manfred
 
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Manne0 schrieb:
Löschkalk mit Wasser dickflüssig rühren, 2-5 % Leinölfirnis kräftig einrühren (Bogrmaschine mit Farbmischer)

So funktioniert das bei uns auch. Löschkalk und Wasser zu ner Pampe anrühren und dann Leinölfirnis dazu, allerdings ein klein wenig mehr... funktioniert halt nach Gefühl.

Erfüllt seinen Zweck gut: kein Verbiss, keine Schäden, recht langanhaltend und billig.
 
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Wo kauft ihr den Löschkalk und das Kornitol ?
In welchen Gebindegrössen ?
Kann man auch eine Löschkalk-Konzentration nehmen, die man noch mit der Hochdruckspritze ausbringen kann ?
Eventuell würde ich auch noch einen Zusatz von etwas Tapetenkleister probieren.
 
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Vergiss das mit der Spritze. Ich hab´s mal mit der Rückenspritze versucht..... :evil: Wir streichen mit der Doppelbürste. Ist schnell und effektiv. Wir wollen ja auch nur den Terminaltrieb schützen und nicht die ganze Verjüngungsfläche verstänkern. Den Kalk bekommst Du im Baustoff- oder Landhandel (Baywa etc.)
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 3257

Guest
Doppelbürste nutzen wir auch, kann ich nur empfehlen.
 
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Habts ihr da auch einen Tipp bezüglich Laubholz-Schutz? Das ist ja im Moment wichtiger als das Nadelholz in Bezug auf den "Klimawandel"...und bei uns ists um die Tannen eh schlecht bestellt...nur an 2-3 Standorten Alttannen mit Naturverjüngung, Pflanzung wird eh gezäunt.

Was machts ihr beim Edellaubholz?

Gruß, dajagabursch
 
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Gegen Winterwildverbiss werden Streichmittel erfolgreich eingesetzt.

"Cervacol extra" ist eines der besten Streichmittel und in Deutschland zugelassen.
Kostet sicher keine 100 Euronen für 5kg
(In Österreich soll es weit billiger zu haben sein, in Polen ist es wahrscheinlich noch viel billiger)

Soll keine Kleinanzeige sein - aber wenn es jemanden stört, kann es gerne gelöscht werden
 
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barry08 schrieb:
Gegen Winterwildverbiss werden Streichmittel erfolgreich eingesetzt.

"Cervacol extra" ist eines der besten Streichmittel und in Deutschland zugelassen.
Kostet sicher keine 100 Euronen für 5kg
(In Österreich soll es weit billiger zu haben sein, in Polen ist es wahrscheinlich noch viel billiger)

Soll keine Kleinanzeige sein - aber wenn es jemanden stört, kann es gerne gelöscht werden

Was ist das beste zugelassene Streichmittel in Österreich ?
 
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Zwar schwören einige in der Familie auf die Plastedinger. ich bin aber überzeugter Anhänger von Kalk.

Mittlerweile glaube ich allerdings, dass Fichte bei uns eh praktisch nicht verbissen wird, da gibts andere Leckereien...
 

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