Verlust der Jagdfreude bis hin zum beenden des Hobbys.

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.....Da kann ein Jagdgesetz, das allen einen Zeitrahmen vorschreibt, in dem nix passiert, schon hilfreich sein. Jagd-Fastenzeit.

Das jagdliche Pendant zu "Das große Fressen", dekadentes Hingeben und Ausleben archaischer Triebe bis zum Exzess, weil man es kann und keine Alternativen mehr sieht?

Jagd-Fastenzeit könnte dagegen helfen, aber, den Sauen sei Dank, haben wir ja eine Begründung für 365 Tage Jagd und die boxen die jagdlichen Verbände zur Freude der Basis auch weiter fleißig durch.
 
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Wenn ich ein Revier ganzjährig pachte, dann deswegen, weil ich ganzjährig beschäftigt sein will und nicht nur 3 Monate im Jahr...

.....Jagd ist das dann allerdings keine mehr.

Was man gern möchte, was vernünftig und was erlaubt ist, sind ganz verschiedene Dinge.

Nur weil Jagd nicht so läuft, wie man es sich persönlich wünscht, heißt das nicht, dass es keine Jagd mehr ist. Solche Frustäußerungen kann man sich schenken.

Jagd ist das Aufsuchen, Nachstellen und Erlegen von Wild. Ob das nun an 365 Tagen oder 3 Monaten stattfindet, ändert daran gar nichts.

Es wäre für jedes (Wald-)Revier und das darin lebende Wild ein Segen, wenn im Winter mal drei Monate niemand mit einer Kanone in der Dämmerung und Nacht umherschleicht, die Nahrungssuche aller dort frei lebenden Tiere erschwert und zu höherem Energieverbrauch durch Flucht nötigt. Das fällt aber wohl manchem Nimrod ungeheuer schwer, mal diese paar Wochen die Füße still zu halten. ;)
 
G

Gelöschtes Mitglied 24216

Guest
Das Problem liegt eher darin, daß sich vielerorts viel zu viele Jäger auf viel auf zu wenig Fläche ballen. Das ergibt eine Reihe von Herausforderungen und Probleme und befördert u.a. auch kommerziale Fehlentwicklungen. Wer als Jäger 250ha für sich allein hat, kann das Revier beispielsweise kaum so massiv beunruhigen, wie das oft unterstellt wird. Bei solchen Vorwürfen wird gern von selbstgemachten Bedingungen pauschal ausgegangen, die bei näherer Betrachtung nicht unbedingt ein Ruhmesblatt für die Jagd und auch nicht bundesweit allgemein gültig sind. 8-9 Jagderlaubnisse auf 10 Leitern und 250ha setzen und dann Intervalljagd und Jagdruhe propagieren ist jedenfalls ziemlich verlogen und produziert leicht eine spezielle Klientel an Jagderlaubnisnehmern.
 
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Sag ich doch. Ich habe schon 100ha Reviere mit Beständer, seiner Frau und 3 Begehern erlebt.
5 Leute auf 100ha im Rotwildkerngebiet....

Und @stoebi, ich präzisiere mal, das ist keine deutsche Jagd, das ist Lizenzjazdknallerei.
 
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Wenn ich ein Revier ganzjährig pachte, dann deswegen, weil ich ganzjährig beschäftigt sein will und nicht nur 3 Monate im Jahr.
Wenn ich das nicht will, kaufe ich mir Abschüsse beim Staat, oder im Ausland.
Jagd ist das dann allerdings keine mehr.
Ganzjährig beschäftigt bist du doch schon im wild und Hund Forum! Ca. 7,9 Beiträge pro Tag ....da hast du doch kaum noch Zeit zum jagen;-) frohes neues
 
D

doghunter

Guest
Ihr geht im falschen Revier raus.
Ich habe das große Glück mein halbes Leben im Revier vor der Haustür rausgehen zu dürfen.
Der größte Teil Wald, zwei Feldteile ohne direkten Anschluß an den Wald, keinerlei meßbaren Wildschaden auf über 1000ha.
Von der Taube bis zur Sau alles da inkl. Wasserwild.
Jepp....scheinbar habe auch ich ein Paradies gepachtet
 
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Wenn ich die Jagd heute mit dem Bild von Jagd vergleiche, das sich bei mir zuerst herausgebildet hatte (wir hatten in den 1980ern einen Jäger in der Verwandtschaft), dann findet sich ein großer Teil des Bildes und viel von dem, weshalb ich mich überhaupt für Jagd zu interessieren begann, in der heutigen Jagd nicht mehr wieder. Was mir die Freude daran immer wieder mal etwas schmälert. Auch gegenwärtig.

Ein paar Punkte:

1. Es gibt im Prinzip keine Jagdruhe mehr. Es wird das ganze Jahr hindurch gejagt. In den ersten Monaten des Jahres eben auf Sauen. Die Spannung lässt nach, Jagd wird zur Belastung, weil sie nicht mehr dem zyklischen Kreislauf der restlichen Natur (keimen, wachsen, ernten) angepasst ist. Weil man nicht mehr jagen darf, sondern rund um die Uhr jagen muss. Neben dem Beruf...

2. Es gibt keine Wild-Vielfalt mehr. Es geht fast nur noch um Schwarzwild. Wenn ich lange keine Sau schieße und statt dessen Rehe anbringe (mein Beruf erlaubt keine langen Nachtansitze), merke ich, dass der Jagdherr das nur als sekundären Erfolg ansieht. Füchse werden im Prinzip (aus o.g. Gründen) gar nicht bejagt. Anderes Niederwild wie Kaninchen oder Fasanen / Rebhühner gibt nicht mehr. Hasen haben ganzjährig Schonung. Bei einer Ente wäre die Reaktion vermutlich Unverständnis, ein Dachs ist eine interessante Abwechslung. Aber das eigentliche und wahre Wild ist nur das Schwarzwild. Diese einseitige Fokussierung mißfällt mir.

3. Deshalb findet im Prinzip auch keine Hege mehr statt. Keine Aufzucht von Niederwild. Keine wechselnden Schonbezirke für Wild, dessen Bestand man wachsen sehen will. Keine Bejagung von Kleinraubwild. Die einzige "Hegearbeit" ist das Ankirren von Sauen.

4. Was wiederum der Grund ist, dass es keine vielfältige Jagd mehr gibt. Nur noch Ansitz. Und das überwiegend zur späten Abend- und Nachtzeit. Keine Pirschjagd mehr und nur wenig Gemeinschaft innerhalb der Jägerschaft. Jagd ist ein sehr einsames Geschäft ohne wirkliche Abwechslung geworden.

5. Die Jagd auf Schwarzwild ist die aufwändigste und anstrengendste. Gleichzeitig wird jedoch oft der berufliche Arbeitsdruck mit hinaus genommen. Dabei erwartet man von der Jagd, dass sie gerade dafür einen Ausgleich schaffen soll. So steht die Jagd dann selbst immer mehr in Zugzwang, eine Art Wellness sein zu müssen. Um diesen Zustand doch irgendwie zu erreichen, wird z.T. extrem aufgerüstet.
Diese Art zu jagen frustriert mich zusehends, weil das individualistische Moment darin sehr stark ist. Wo bleibt der Dienst an der höheren Idee? Den gesellschaftlichen Nutzen, den die Jäger rechtfertigend vor sich hertragen, finde ich in der Gesellschaft nicht mehr gewollt oder wider gespiegelt. Womit mir beim nächsten Punkt wären:

6. Zu guter Letzt vermisse ich in unserer privatwirtschaftlichen Revierjagd ein größeres, gesamtgesellschaftliches Konzept, das grundsätzlich pro Wild und Erhalt der Artenvielfalt ausgerichtet ist, von der Liebe zu Land, Natur und den Mitgeschöpfen motiviert. Statt dessen nehme ich Jagd immer stärker als Krieg zwischen Ökoradikalen, Wirtschaftsinteressen, Ausrüstungsfanatikern und Besitzstandwahrern wahr. Jagd und Wild wird mehr und mehr aus der technokratischen Perspektive bewertet. Und der, wer das Recht hat, wem etwas wie weit vorzuschreiben. Damit verliert sich aber auch das Zur-Jagd-Gehen insgesamt, wie man es z.B. in alten Büchern findet, immer stärker in der herrschsüchtigen Selbstentfremdung des Menschen von der Natur.

Ich frage mich deshalb schon länger, ob wir (nicht Jagd, sondern die ganze individualistische Selbstoptimierung) nicht an zu viel "Freiheit" leiden. Jagd erscheint mir mehr und mehr überladen mit Dingen, die mit Jagd im eigentlichen Sinne gar nichts zu tun haben. Als wäre man ein Sklave der Freiheit, alles zu dürfen, aber aus Überdruss und Sättigung nichts davon wirklich zu wollen.

Wäre man wirklich unfreier, wenn man nur drei Langwaffen besitzen, nur 3 Monate im Jahr und nur eine begrenzte Anzahl von Wild jagen dürfte? Würde man nicht vielleicht durch einen Ansatz, der nicht von der Machbarkeit und der Selbstentfaltung her kommt, ganz neu den Sinn von Jagd erfahren?

Viel wahres aber auch einiges Unverständliches!
Warum soll ich nur 3 Monate im Jahr Jagen?
Wir habe soviele Wildarten um die wir uns Kümmern können.
Ich kann Wildäcker & Hecken pflegen, den Enten helfen und und...)
Doch, wenn ich mich aus Wirtschaftliche Zwängen nur aufs Schwarzwild konzentrieren soll ne danke, da müssen die Jagdgenossen aufwachen!
Ich will das Rehwild im Sommer (Fuchs auch, den wir haben noch eine Karnickelkolonie)
Ich will die Krähen zehnen damit sie nicht die Nester der Singvögel & Co in Banden plündern.
Ich will den Dachs (Seine Fleisch & Fett ist gesund)
Ich will die Ente & Gans (inkl. Nielgans)
und und....

Warum soll ich mich mit nur 3 Waffen begnügen?? Soll ich die alten Waffen meiner Vorfahren in den Schrott werfen?
Ich habe noch meine erste Waffe hart erspart & erarbeitet von einem kargen Lehrlingslohn ohne Zuschuß von Eltern & Co. Mit dieser habe ich viel gejagd nun steht sie gut geölt im Schrank diese aber weggeben?!? NEIN
Ich habe ein Faibl für meine, habe jetzt z.B. eine Krieghoff Teck aus der Famile übernommen, soll ich die Weggebe?! NEIN!!
Nicht die Ausrüstung macht den Jäger sondern sein Herz!

Waldwicht
(Jagd ist Hege, Jagd ist Vielfallt, Jagd ist Leidenschaft, Jagd ist Verzweifelung, Jagd ist Freude und Jagd ist mehr wie Totschießen)
 
G

Gelöschtes Mitglied 24216

Guest
Müsste ich so inhaltlich und zeitlich limitiert, teuer und Ellembogen an Ellenbogen zum nächsten Jäger jagen, wie das hier oft dargestellt und noch als Passion und Leidenschaft gefeiert (oder entschuldigt) wird, würde ich die Jagd sofort aufgeben. Wer einmal jagdliche Freiheit genossen hat, kann keine Leidenschaft mehr in handtuchgroßen "Revieren" unter JagdHERREN entwickeln, die einem jedes Reh als großzügige Belohnung oder gegen cash freigeben. Natürlich nachdem man sich in der whatsappgruppe abgestimmt hat, wer denn heute in der Kanzel an der Wiese sitzen darf. Wie lächerlich ist das denn? Um das zu erkennen muss man als Jäger aber auch mal den Blick heben und die selbstgewählte jagdliche Knastzelle verlassen (wollen).
 
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Was man gern möchte, was vernünftig und was erlaubt ist, sind ganz verschiedene Dinge.

Nur weil Jagd nicht so läuft, wie man es sich persönlich wünscht, heißt das nicht, dass es keine Jagd mehr ist. Solche Frustäußerungen kann man sich schenken.

Jagd ist das Aufsuchen, Nachstellen und Erlegen von Wild. Ob das nun an 365 Tagen oder 3 Monaten stattfindet, ändert daran gar nichts.

Es wäre für jedes (Wald-)Revier und das darin lebende Wild ein Segen, wenn im Winter mal drei Monate niemand mit einer Kanone in der Dämmerung und Nacht umherschleicht, die Nahrungssuche aller dort frei lebenden Tiere erschwert und zu höherem Energieverbrauch durch Flucht nötigt. Das fällt aber wohl manchem Nimrod ungeheuer schwer, mal diese paar Wochen die Füße still zu halten. ;)

Man spürt in dem Faden, dass doch mancher noch in den 1960er Jahren gefangen ist und mit dem Raesfeld unterm Kopfkissen schläft. In praxi lassen sich solche Verhältnisse aber immer weniger umsetzen: die Waldnutzung (vom Feld braucht man ja leider nach mehreren Flurbereinigungswellen, Schwemmmistexcessen, Gehölzrodungen und Vermaisung gar nicht mehr sprechen) der Bevölkerung hatextrem zugenommen. Ich sehe inzwischen auch oft das freie Betretensrecht zum Zecke der Erholung (und nur dafür besteht es!) sehr gedehnt - ob man darunter den Urlaubenden, der dann alle verfügbaren Trendsportarten durchführen mag noch darunter subsumieren kann, ist fraglich - allerdings wollen das kommunale Waldeigentümer regelmäßig dann, wenn der Tourismus eine Rolle spielt oder ausgebaut werden soll. Da man Wald aber nicht wirksam gegen Menschen einzäunen kann, muss man das nolens volens hinnehmen und versucht sich in Besucherlenkung durch grobschotterige unattraktive Wege und feinschotterige, auf die man die Besucherströme zu Zehen versucht. Bei Geochaching, Hundeleuten, Westernreitern kommt man an seine Grenzen. Bei uns nerven derzeit einige Hundebesitzer, die ihre Doggen freilaufen lassen oder mit dem KLM Fährten ausarbeiten lassen. Da der Doggenbesitzer gerne auch im Wald fährt, bekommt er jedes Mal dafür ein Ticket, das mit Bearbeitungsgebühr immerhin € 90,00 beträgt und ein Abschussantrag ist bei der Polizeibehörde eingereicht...man sollte ja meinen, dass der Antrag reicht...und der KLM-Besitzer bekommt nun Post von der Staatsanwaltschaft, weil wir seine Aktivität (mündlich wurde er schon ermahnt) als „Jagd“ betrachten und das für Wilderei halten. Auch wenn das dann gegen Bußgeldzahlung von 500 € + eingestellt wird, sollte das beim Gewinnen der Einsicht helfen. So etwas kann der der einzelne Jäger kaum durchziehen, bei gutem Einvernehmen mit der Forstbehörde hat er einen starken Partner an der Seite, der ihm den Ärger abnimmt, von einer Zeugenaussage abgesehen.
Es kann ja sein, dass bei @cast alles wunderbar ist, weil das große Jagdrevier, das er begehen kann, so weitab vom Schuss liegt, dass externe Störungen minimal sind. Das ist dann eine echte Luxusvariante, die in Deutschlands Wetsen selten ist.

Wer in Intervallen jagt, merkt, dass Wild wieder deutlich vertrauter wird. Deshalb macht es keinen Sinn, das ganze Jahr durch zu jagen. Rehe können es auch nicht wirklich unterscheiden, ob auf sie oder den Fuchs oder die Sau angesessen oder gepirscht wird.

Bisher dachte ich, dass zur Jagd nicht nur das auf dem Hochsitzhocken und schießen gehört. Die vielgestaltige Aufgabe im Jahresverlauf wird hier doch in vielen Fäden besungen. Hochsitzbau, Pirschwegpflege, die Anlage von Hecken, das bestellen des Wildackers, das sind alles Tätgkeiten mit wenig Störungspotenzial für alle Wildarten. Zählt das nun nicht mehr?
 
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Es wäre für jedes (Wald-)Revier und das darin lebende Wild ein Segen, wenn im Winter mal drei Monate niemand mit einer Kanone in der Dämmerung und Nacht umherschleicht, die Nahrungssuche aller dort frei lebenden Tiere erschwert und zu höherem Energieverbrauch durch Flucht nötigt. Das fällt aber wohl manchem Nimrod ungeheuer schwer, mal diese paar Wochen die Füße still zu halten. ;)
Hatten wir ja kurzfristig in BaWü.
Kam gar nicht gut an....

Und du siehst ja an cast geschwurbel:
Ich zahle Geld, also will ich auch 365 Spaß haben.
 
Y

Yumitori

Guest
Müsste ich so inhaltlich und zeitlich limitiert, teuer und Ellembogen an Ellenbogen zum nächsten Jäger jagen, wie das hier oft dargestellt und noch als Passion und Leidenschaft gefeiert (oder entschuldigt) wird, würde ich die Jagd sofort aufgeben. Wer einmal jagdliche Freiheit genossen hat, kann keine Leidenschaft mehr in handtuchgroßen "Revieren" unter JagdHERREN entwickeln, die einem jedes Reh als großzügige Belohnung oder gegen cash freigeben. Natürlich nachdem man sich in der whatsappgruppe abgestimmt hat, wer denn heute in der Kanzel an der Wiese sitzen darf. Wie lächerlich ist das denn? Um das zu erkennen muss man als Jäger aber auch mal den Blick heben und die selbstgewählte jagdliche Knastzelle verlassen (wollen).
Zum Gruße,
ich darf jagen seit 1974, zunächst als Begehr, dann Jagdaufseher und schließlich Mitpächter eines Revieres bis 1988.
Im Grundsatz stimme ich gerne zu, allerdings mit Einschränkungen - der Pächter eines Jagdbezirkes ist ja auch verantwortlich für das, was jagdlich im Revier passiert und muss deshalb auch das Sagen haben dürfen, wer was erlegen darf. Zu "meiner" Pächterzeit waren in unserem Revier maximal 16 Stück Rehwild frei, generell 1:1 männlich/weiblich; darin enthalten mindestens 2 Kitze jeweils.
Festgelegt waren dann mindestens 3 Stück jeweils aus der Jährlingsklasse/Schmalrehe. Blieben 6 2-jährige und ältere.
Das ist nun sicher kein reiches Revier gewesen, aber da muss man dann schon leiten dürfen.
Bei uns galt immer "Fuchs geht vor Bock" und wir hatten immer insgesamt drei Jäger (incl. Pächter) im Revier, öfters den ein oder anderen JJ als Gast.
Ein Jungjäger, der grobe Fehler beim Ansprechen gemacht hat, durfte beim Jagdaufseher so lange mitgehen, bis der Pächter meinte, jetzt dürfe er wieder...
Und wer zwei Mal groben Mist baute (einer hat uns mal ganz stolz eine Ricke mit prallem Gesäuge als Geltgeiß "verkauft"), flog so schnell raus, dass er kaum seine Sachen packen konnte.
Es geht hier mitnichten darum, Befehlsgewalt zu haben, es geht darum, dass derjenige, der die Verantwortung trägt, auch zu führen hat.
Als ich nach 5 Jahren freie Büchse hatte, nach einem weiteren Jahr zum Jagdaufseher bestellt wurde, war ich stolz wie Bolle, fing Waschbären mit Marmeladen- und Nutellabrot in der Falle, pflanzte Hecken - und sah zu, wie sie Landwirte zuschanden fuhren, weil man ohne besser wenden hatte können, pachtete Wildäcker und Wiesen und freute mich wieder wir Bolle, wenn in den damals noch oft harten Wintern das Wild auf diesen Flächen Äsung bzw. Deckung fand.
ABER: Es stimmt, die Reviere sind wirklich zu klein, auch in meinen Augen, das macht es schwerer denn je, mit fröhlichen Sinnen zu jagen. Ich kannte sie noch, die Zeiten, in denen auch in Mittelgebirgsrevieren Rebhühner an warmen Herbsttagen zwischen Mittagsmahl und Abendessen zu jagen waren und Fasane noch dazu - aber in unserem ehemaligen Revier gibt es die schon lange nicht mehr; 1991 soll der letzte Fasanenhahn geschossen worden sein.
Die Jagd hat sich verändert, wie sich die ganze Welt (und damit auch die Menschen) verändert hat. Pächter würde ich heute nicht mehr sein wollen, viel zu viele Einschränkungen im hegerischen Bereich, Jagdaufseher, na ja, vielleicht, dann hätte ich zwar die Einschränkungen zu bemängeln, müsste aber kaum mehr als meinen eigenen Aufwand bezahlen.
Wenn ein guter Freund mir heute die Möglichkeit gibt, mir einen Bock oder vielleicht sogar Damhirsch auszusuchen und mir vom Ansitz aus die ein oder andere Sau zufällt - oder ein geliebter Kugelfuchs im Winter, so soll es sein und bleiben... .

Allen ein frohes neues Jahr, Gesundheit und frohe Jagd!
 
Y

Yumitori

Guest
Was man gern möchte, was vernünftig und was erlaubt ist, sind ganz verschiedene Dinge.

Nur weil Jagd nicht so läuft, wie man es sich persönlich wünscht, heißt das nicht, dass es keine Jagd mehr ist. Solche Frustäußerungen kann man sich schenken.

Jagd ist das Aufsuchen, Nachstellen und Erlegen von Wild. Ob das nun an 365 Tagen oder 3 Monaten stattfindet, ändert daran gar nichts.

Es wäre für jedes (Wald-)Revier und das darin lebende Wild ein Segen, wenn im Winter mal drei Monate niemand mit einer Kanone in der Dämmerung und Nacht umherschleicht, die Nahrungssuche aller dort frei lebenden Tiere erschwert und zu höherem Energieverbrauch durch Flucht nötigt. Das fällt aber wohl manchem Nimrod ungeheuer schwer, mal diese paar Wochen die Füße still zu halten. ;)

Zum Gruße,
ich bin Beim Großen Jäger nicht oft Deiner Meinung - aber Deinem letzten Absatz stimme ich bedingt zu. Einzelne Revierteile mal über wenigstens drei, vier Wochen unbejagt zu lassen, war zu meiner Zeit als Mitpächter selbstverständlich.
 
Y

Yumitori

Guest
Man spürt in dem Faden, dass doch mancher noch in den 1960er Jahren gefangen ist und mit dem Raesfeld unterm Kopfkissen schläft. In praxi lassen sich solche Verhältnisse aber immer weniger umsetzen: die Waldnutzung (vom Feld braucht man ja leider nach mehreren Flurbereinigungswellen, Schwemmmistexcessen, Gehölzrodungen und Vermaisung gar nicht mehr sprechen) der Bevölkerung hatextrem zugenommen. Ich sehe inzwischen auch oft das freie Betretensrecht zum Zecke der Erholung (und nur dafür besteht es!) sehr gedehnt - ob man darunter den Urlaubenden, der dann alle verfügbaren Trendsportarten durchführen mag noch darunter subsumieren kann, ist fraglich - allerdings wollen das kommunale Waldeigentümer regelmäßig dann, wenn der Tourismus eine Rolle spielt oder ausgebaut werden soll. Da man Wald aber nicht wirksam gegen Menschen einzäunen kann, muss man das nolens volens hinnehmen und versucht sich in Besucherlenkung durch grobschotterige unattraktive Wege und feinschotterige, auf die man die Besucherströme zu Zehen versucht. Bei Geochaching, Hundeleuten, Westernreitern kommt man an seine Grenzen. Bei uns nerven derzeit einige Hundebesitzer, die ihre Doggen freilaufen lassen oder mit dem KLM Fährten ausarbeiten lassen. Da der Doggenbesitzer gerne auch im Wald fährt, bekommt er jedes Mal dafür ein Ticket, das mit Bearbeitungsgebühr immerhin € 90,00 beträgt und ein Abschussantrag ist bei der Polizeibehörde eingereicht...man sollte ja meinen, dass der Antrag reicht...und der KLM-Besitzer bekommt nun Post von der Staatsanwaltschaft, weil wir seine Aktivität (mündlich wurde er schon ermahnt) als „Jagd“ betrachten und das für Wilderei halten. Auch wenn das dann gegen Bußgeldzahlung von 500 € + eingestellt wird, sollte das beim Gewinnen der Einsicht helfen. So etwas kann der der einzelne Jäger kaum durchziehen, bei gutem Einvernehmen mit der Forstbehörde hat er einen starken Partner an der Seite, der ihm den Ärger abnimmt, von einer Zeugenaussage abgesehen.
Es kann ja sein, dass bei @cast alles wunderbar ist, weil das große Jagdrevier, das er begehen kann, so weitab vom Schuss liegt, dass externe Störungen minimal sind. Das ist dann eine echte Luxusvariante, die in Deutschlands Wetsen selten ist.

Wer in Intervallen jagt, merkt, dass Wild wieder deutlich vertrauter wird. Deshalb macht es keinen Sinn, das ganze Jahr durch zu jagen. Rehe können es auch nicht wirklich unterscheiden, ob auf sie oder den Fuchs oder die Sau angesessen oder gepirscht wird.

Bisher dachte ich, dass zur Jagd nicht nur das auf dem Hochsitzhocken und schießen gehört. Die vielgestaltige Aufgabe im Jahresverlauf wird hier doch in vielen Fäden besungen. Hochsitzbau, Pirschwegpflege, die Anlage von Hecken, das bestellen des Wildackers, das sind alles Tätgkeiten mit wenig Störungspotenzial für alle Wildarten. Zählt das nun nicht mehr?
Zum Gruße,
unbedingt gehören die vielgestaltigen Aufgaben im Jahresverlauf zur Jagd, aber das Störungspotential fürs Wild ist nicht so gering, fürchte ich, lasse ich nur für das Anlegen von Hecken und die Wildackerpflege gelten.
 
G

Gelöschtes Mitglied 3257

Guest
Für mich ist es auf der einen Seite ein Privileg, vor der Haustür als Pächter Waidwerken zu dürfen. Ich wage zu behaupten, dass ich mein Revier ziemlich gut in Schuss habe. Auf der anderen Seite mache ich mich mit Sicherheit nicht zum Sklaven des Reviers und verbringe dort auch nicht jede freie Minute. Nichts dankt einem das Wild mehr als gewisse Zeiten der Ruhe. Das heißt für mich auch, daß von Anfang Januar bis Ende Ende April kein Ansitz erfolgt. Woher sollen die Rehe wissen, dass es ihnen gar nicht gilt?

Man hat auch so das ganze Jahr über genug zu tun.
 
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Also wenn ich das hier so lese, scheint es ein gängiges Vorurteil zu sein,
das der "ahnungslose und gemeine Jäger" und "Nicht-Wildtiermanager" jeden Tag und/oder permanent im Wald hockt, um sich sein teuer bezahltes Jagdrecht auch auf Heller und Pfennig zurückzuholen!
Die Realität sieht doch in den meisten Fällen wohl komplett anders aus;
allein die gestiegenen beruflichen und familiären Ansprüche machen den meisten wohl einen Strich durch die Rechnung und die hier versammelten und postentenden "Hard Core Jäger" sind wohl eher wenig repräsentativ.
Exemplarisch kann man das hier auch wieder mal lesen, wenn über das geringe Engagement der jeweiligen Mitjäger und Begehungsschein-Inhaber gejammert wird; es wird hier kaum oder nie über eine übersteigertes jagdliches Engagement berichtet!
Meine persönliche Erfahrung ist eher, das ein hoher Anteil der Reviere aufgrund der beruflichen und familiären Ansprüche eher "unterjagd" ist, und dies gilt eigentlich für alle Schalenwildarten!
Weiterhin ist zu bedenken, das häufig auch ein nicht zu vernachlässigender Anteil der
"Freizeit -Jäger" durchaus in der Lage ist, ihren Abschuss bis Ende Dezember erledigt zu haben;
und ich persönlich kenne wenig bis keine Leute, welche sich anschließend aus reiner Spaß an der Freude in der nass-kalten Jahreszeit Abend für Abend stundenlang auf die Sitze hocken, wenn kein Druck auf in Bezug auf höheren Abschuss vorhanden ist.
So entsteht letzten Endes in vielen Revier automatisch eine entsprechende Jagdruhephase oder auch Intervalljagdphase, wenn auch unbewusst!
Jeder aktive Jäger kennt doch die Situation, das im Laufe des Jahres die jagdlichen Aktivitäten automatisch ein Auf und ein Ab beinhalten; für mich z,B. ist es jetzt aktuell mal sehr ruhig, da wir hier in mehreren Revieren aktuell keinen Schaden durch Schwarzwild haben und der Rehwildabschuss für mich durch ist (nur bei kurzfristiger Nachfrage werde ich vielleicht bei uns noch eins erlegen)!
Hohe Dichten an Schwarzwild und damit einhergehende Schwarzwildschadensproblematik erfordern allerdings zumindest auf den Schadens-Flächen häufig einen permanent hohen Jagddruck; da fällt dann zumindest bei hohen Schäden durch Schwarzwild die Jagdruhe dann zwangsweise aus!

Gruß

Prinzengesicht
 

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