Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Das musste ich auch am eigenen Leib erfahren und hätte deswegen fast die Jagd an den Nagel gehängt.
In der Vorbereitung auf die Jagdscheinprüfung bekam ich schon eine Jagdmöglichkeit angeboten. Hat sich auch alles prima angelassen. Dachte ich, aber ich wusste es ja auch nicht besser. Aber der Jagdherr wusste alles, alles besser und alles unverrückbar in Fels gemeißelt.
Im Endeffekt war ich Kirrdödel, Helfer in allen Lebenslagen (bestelle du mir mal bitte die Halterung für eine Taschenlampe fürs Gewehr
) usw. Wirklich mit Jagd hatte das wenig zu tun außer mich auf den ältesten Sitzen mit Garantie für Nullanblick abzustellen. Aber egal, dachte ich mir, das wird schon bzw. das muss so sein. Kontakt zu anderen Jägern wurde mir vom Jagdherren auch ausgeredet, waren ja alles Schießer und Stümper und Ar.schlöcher...
Als ich dann die Chance bekam, nahm ich mir einem Pirschbezirk. Viele Wechsel, etwas Standwild, gute Ausgangsbasis. Aber auf Hilfe bzw. Wissen, Anleitung oder Tipps vom ehemaligen Jagdherr warte ich trotz entsprechenden Versprechungen seinerseits immer noch. Trotzdem konnte ich ein paar Sauen sowie Rehen sauber strecken.
Dann kam das für mich schlimmste. Breit stehender Bock am 1. Mai, ich war sauber drauf. Kugel flog, Bock war weg. Auch ein Hund fand nichts. Die Situation war so schon belastend genug für mich. Ich machte mir viele Gedanken um den Bock, um Fehlschüsse, um die Konsequenzen nach einem unsauberen Schuss. Dazu kam der ehemalige Jagdherr dann auf mich zu und redete mir noch ein viel schlechteres Gewissen ein mit Vorwürfen, Anfeindungen, Vorhaltungen, Unterstellungen.
Ende vom Lied war, das ich nicht mehr raus gehen konnte. Mein Kopf und mein Bauch haben sich dagegen gesträubt, Die Lust an der Jagd, am Wald, an der Natur waren mir vergällt worden. War auch soweit, den Jagdschein nicht mehr verlängern zu wollen.
Als Ausgleich hab ich dann wieder Wurfscheiben beschossen. Aber immer wieder musste ich an den Bock denken, warum ich ihn nicht traf und welches Glück er (und ich) hatte, dass ich nicht schlecht getroffen habe. Hab mich nach etlichen Monaten aufgerafft und bin mit flauem Gefühl ins Revier, konnte die Zeit nicht genießen.
Langsam fing ich -mehr durch Zufall als beabsichtigt- an, Jagdkontakte zu knüpfen. Hab den PB dann mit einem weiteren Jäger geteilt, der menschlich passt und der mit mir zusammen lernt. Wie das Wild auf was reagiert, wo was zieht und dergleichen mehr. Obwohl er einen Sauenmagnet hat und deutlich öfter Anblick und auch auch die größere Strecke hat, kommt kein Neid auf. Wir erfreuen uns gegenseitig an unseren Erfolgen, helfen auch spätnachts noch, borgen uns gegenseitig alles außer Frauen, genießen die Jagd miteinander.
Quintessenz des Textes: Der Kopf muss frei sein für das Jagen damit man sich drauf einlassen kann. Wenn es zeitlich und seelisch nicht passt, kann ein Abstand helfen. Aber alleine findet man dann selten gut zurück. Auch wenn es hart klingt: Wenn ein Revier nicht zu einem passt, muss man gehen.