Schmitt679 schrieb:
Hallo.
Ich hatte leider nicht genug Gedult mir alle Beiträge durchzulesen, bevor ich mich genötigt fühlte zu antworten.
Lindwurm deine Frage ist berechtigt.
Ich bin nur der Meinung, dass Leitbachenabschuß nur kontraproduktiv ist.
Es ist nunmal so, dass die Leitbache die Rauschzeit bestimmt. Wird die Bache rauschig, kommt irgendwann der Keiler und will sich fortpflanzen. (Wie im echten Leben)
Die Leitbache sorgt aber auch dafür, wenn Sie stark genug ist, dass in der Rotte auch nur Sie bzw. Bachen die alt genug sind, gedeckt werden.
Das heißt, läßt man die Leitbache leben reduziert man den Bestand schon. Hört sich blöd an aber wenn es die Bache nicht mehr gibt, dann wird jeder weibl. Frischling gedeckt.
Das führt zum Verfall einer ordentlichen Struktur und zu einem schlagartigen Anstieg der Population.
Es ist nicht so, dass ich mir das aus den Fingern sauge. Man sieht es bei uns z.B. Hier gibt es viele, ich nenn Sie mal Fleischjäger mit viel Geld, die von weit her eine Feldjagd bei uns gepachtet haben. (Habe keinen Haß auf Feldjäger, bin selbst einer) Die kommen dann bei Mond und wenn eine Rotte kommt, wird die dickste Sau umgelegt! Weil sonst lohnt sichs ja nicht.
Im nächsten Jahr wundern sich die Herren dann, dass der Wildschaden knapp an 20.000€ liegt.
Schieß ich aber einer Bache einen Frischling weg, dann merkt die sich das.
Normalerweise steht auch in unserem Jagdgesetz, dass führende Stücke zu schonen sind.
Somit ist es quasi laut Gesetz verboten Leitbachen zu schießen. Denn die Führen immer!!! Ich weiß wohl, dass das damit nicht gemeint ist. Sollte es aber.
Ich sag es ja ungerne aber du bist auf dem Holzweg.
Leitbachen unterdrücken die Rausche bei Frischlingen nicht!
Sie sind lediglich in der Lage zu synchronisieren, ist wenn man sich mit der Biologie von SW befast auch ganz logisch.
Ziel der Leitbache ist die Erhaltung der Art, sowie das vergrößern der Population um Verluste auszugleichen.
Untersuchungen zeigen das jeder Frischling mit 20-25kg Geschlechtsreif ist.
Werden sie geführt, wird lediglich der Zeitpunkt der Rausche beeinflusst, da das Ziel möglichst viele Nachkommen, mit optimalen Überlebenschancen, an einen optimalen Frischzeitpunkt gekoppelt ist.
Das "Lüneburger Model" ist vom Grundsatz richtig, nur setzt es voraus, dass der Zuwachs auch abgeschöpft wird.
Wird das Ziel, abschöpfen des Zuwasches, nicht erreicht, weil nicht genug SW erlegt wird, muss um ein weiteres Anwachsen der Bestände bei den Stücken eingegriffen werde die als Individuum den höhsten Anteil an der Reproduktion haben. Das sind nun mal die älteren Bachen, zwar haben die Frischlinge insgesamt den höhsten Anteil an der Reproduktion, dies erklärt sich aber nur an der Menge.
Richtig ist das die Leitbachen, durch führen der Rotte eien hohen Einfluss auf das Zeit-Raum Nutzungsverhalten der Rotten haben und sich der Jäger dies zu nutze machen kann, in dem er gezielt an Schadflächen jagt.
Im Umkehrschluss führt es aber dazu, das geführte Rotten sehr schnell wissen, wie sie Verluste z.B. an Kirrungen meiden. Dadurch wird das Abschöpfen des Zuwachses bei der Ansitzjagd extrem erschwert.
Die Frage die sich daraus stellt ist nicht was erlegt werden muss, sondern welche Jagdarten ein Abschöpfen des Zuwachses ermöglichen.
Dies, so zeigt die Vergangenheit, ist über den Einzelansitz nicht Möglich.
Wie sieht nun ein optimalöes Bejagungskonzept für SW aus?
M.M.n. wie folgt:
- Einzelansitz nur an Schadflächen zur Wildschadensverhütung ganzjährig.
- Gemeindschaftsansitze, wenn möglich Revierübergreifent, an Kirrungen, Frassflächen und Wechseln in Intervallen bei guten bis sehr gute Lichtverhältnissen.
- Wo möglich, dass heißt in jedem Revier mit Einständen, Dürckjagden im Winter, bei denen beherzt in die Jungentklasse eingegriffen wird.
Die Ausrede der Jäger, die Landwirtschaft sei schuld am Anwachsen der SW-Bestände, ist eine Lüge. Großflächige Landwirtschaft erschwert zwar die Bejagung, führt aber nicht zu erhöhtem Zuwachs, denn bis zum Winter hat das SW eh mehr als genug Frass. Lediglich das Frassangeboht im Winter hat einen Einfluss auf den Zuwachs. Wir Jäger sorgen aber durch übertriebendes Kirren und Füttern dafür das selbst in Jahren ohne Mast, werden zugegeben immer weniger, das SW keinen Engpass hat.
EinKirrverbot hätte m.M.n. keinen negativen Einfluss auf die Bejagbarkeit, da statt an der Kirrung genau so gut an Wechseln und Frassflächen gejagt werden könnte. Dies setzt lediglich bessere Revierkentnisse und ein genaueres beschäftigen mit der Wildart SW voraus.
Das es Möglich ist, beweisen wir in unserem Revier mit 30-50% der Hegeringstrecke auf 10% der Jagdfläche. Die meisten Reviere hier, wir haben noch nicht so hohe SW-Dichten erlegen max. eine Sau pro Kirrung und Jahr und erlegen sonst fast kein SW. Wir kommen auf ca. 10-15 Stück SW pro Kirrung, wobei tatsächlich bloss 1-2 an der Kirrung erlegt werden.
Ich behaupte mal, dass es zu viele Jäger gibt die das Handwerk "Jagd" nicht mehr beherrschen, diese Jäger sind nur in der Lage zu schießen.
Das ist zwar nicht schlimm und solche Jäger brauchen wir auch, nur müssen diese dann "geführt" werden.
Auch das zeigt sich bei uns im Revier, wir haben zwei BGS-Inhaber die nicht die Zeit haben selbst zu schauen wo und wann es sich lohnt auf SW anzusitzen, müssen sie auch nicht, denn das machen ja wir. Also werden sie von uns gezielt angesetzt und erlegen ihren Teil der Strecke. Alleine währen wir trotz wissen wo die Sauen sind, nicht in der Lage die Strecke zu machen, im Team klapt es sehr gut.
WH Paul