Doch ich bestreite das - und zwar haben wir vielerorts nicht zwingend ein Sauen-Problem, sondern ein ganz massives Jäger-Problem, da ohne jegliche Kenntnis/Interesse an Wildbiologie einfach wahllos in die Bestände gehalten wird (meist vom dicken Ende) und dadurch nur noch junge bis mittelalte SW-Bestände mit den entsprechend negativen populationsdynamischen und wildschadensträchtigen Folgen existieren. Zu Zeiten des Lüneburger Modells war es bei uns alles händelbar. Da fiel aber auch grundsätzlich ein Frischling vor der Bache und nicht umgekehrt (Frischlinge sind nämlich nachweislich die größten Zuwachsträger)!
Seit der ausgerufenen jagdlichen Anarchie 1994 lief es bereits nach zwei Jahren bis heute aus dem Ruder. Und keine noch so geniale neuzeitliche Strategie fängt es ein. Vllt. Zeit für Rückbesinnung? - Übrigens hatten wir auch damals schon intensivste Landwirtschaft und Maisanbau...
Das wiederum bestreite ich. Könntest du mir bitte die "populationsdynamischen und wildschadensträchtigen Folgen" von "jungen bis Mittelalten SW-Beständen" erklären?
Es ist nachgewiesen, dass die Reproduktionsfähigkeit von jungen Bachen nicht von ihrer Mutterbache sondern von ihrem Körpergewicht abhängt.
(Siehe hier:
http://www.lazbw.de/pb/site/pbs-bw-...n der Schwarzwildbejagung.pdf?attachment=true)
Die Schlussfolgerung wäre also: ja, eine Reduktion der Jugendklasse ist förderlich, aber der Abschuss von älteren Bachen ist nicht schädlich.
Worüber wir uns aber in erster Linie Gedanken machen sollten ist, wie die Strecken insgesamt deutlich erhöht werden können. Nachtzieltechnik und Drückjagden (ohne Einschränkungen, wie in der Mitteilung beschrieben) spielen hier eine entscheidende Rolle. Die Frage ist nur, ob die Jägerschaft das will...ich hab da nämlich so meine Zweifel.
Zum Lüneburger Modell: Dieses wurde erarbeitet in erster Linie, um die nach dem Krieg eingebrochenen Schwarzwildbestände aufzubauen und vor allem starke Keiler heranzuzüchten (
https://www.wildtierportal.bayern.de/wildtiere_bayern/102546/index.php)...ob man angesichts der aktuellen Situation nach solchen Prinzipien jagen sollte wage ich zu bezweifeln.
Auch mit dem Reh-/Rotwild sind wir unterschiedlicher Ansichten. Vielfach sind die Probleme hausgemacht! Wenn ich Wiederkäuern nicht ermögliche, auf Äsungsflächen etc. seinem Äsungsrhytmus zu folgen, ohne dass in diesen sensiblen Bereichen gleich Blei fliegt, brauche ich mich nicht zu wundern, wenn sie in den Beständen bleiben und schälen,...
Mit Rotwild habe ich leider relativ wenig Erfahrung, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es durch Jagd dermaßen verängstigt wird, dass es den Einstand nicht mehr verlässt. Ich denke auch nicht, dass das der Grund für übermäßige Schälschäden ist. Das ist der gleiche Blödsinn wie die Behauptung, man könne mittels Ablenkfütterungen Rehe am Verbeißen hindern. Es gehört zum natürlichen Verhalten und ist in einem gewissen Maße auch ok...aber es macht einen Unterschied, ob 50 Stücke durch einen Bestand ziehen oder zehn.
...zumal die Störungen durch Nachtjagd ebenfalls einen elementaren Anteil an Waldverbiss haben - vor allem beim Rotwild. Allein deshalb bin ich ein vehementer Gegner von Nachtjagd ausserhalb der Mondzeiten (Nachtsicht/WBG).
Kippe ich Kraftfutter (Zuckerrüben) in den Wald, brauche ich mich bei dem dann nötigen Rohfaserbedarf auch nicht über Schäden zu wundern...
Das Schalenwild wird auf ganzer Breite zum Schädling degradiert - wobei es ganz einfach ist, auch höhere Wildbestände mit erfolgreichem Waldbau zu vereinen. Dafür bedarf es aber Erfahrung und Wissen und nicht einschlägiger Parolen, die man einfach nachplappert
Kannst du mir erklären, wie das gehen soll? Nur noch Fichten pflanzen? Nur noch Zäune bauen? Wenn in einem Wald Rehwild an der oberen Grenze der Kapazität lebt gibt es absolut nichts was ein Waldbauer dagegen tun könnte, außer seine Pflanzen künstlich zu schützen. Ganz bei mir in der Nähe wurde eine mehrere Hektar große Fläche bepflanzt und jede Pflanze mit einem Einzelschutz versehen. Der Anblick macht einem schon fast Angst! Und alles nur, weil ein Jäger Spaß an hohen Wildbeständen haben möchte.
Schonzeiten einzuhalten ist ja schon mal erfreulich - ich war mir anfangs da gar nicht so sicher...
Aber was ist mit Abschussplänen, Altersklassen-Freigaben etc? Kofferraum zur Rettung des Waldes?
Der Abschussplan gibt so viel her, dass ich mir da gar keine Gedanken machen muss
Und wenn man das schießt, was kommt ergibt sich ein ausgewogenes Altersklassen- und Geschlechterverhältnis von ganz alleine. Und ja, ich lade Rehe meistens in den Kofferraum, damit die Rückbank nicht schmutzig wird.
Sorry, aber so ein Kommentar (erschieße) ist schon erbärmlich. Ich würde fast wetten, dass ich hier einen Jung-Förster vor mir habe, bei dem die Gehirnwäsche an einer der Fakultäten erfolgreich angewandt wurde - wenn dem so ist, schäme ich mich jetzt für einen Berufskollegen der Neuzeit.
Warum erbärmlich? Er ist vielleicht provokant, aber auch nur, weil es das exakte Gegenteil von dem ist, was die meisten hier hören wollen.
Und ich bin übrigens kein Förster, wurde aber von einem ausgebildet.
... Und wenn ich mir das Revier so anschaue, sehe ich, wie es auch anderswo aussehen könnte, wenn jagdlicher Verstand und forstliche Kompetenz zu einer Symbiose aus gutem Wildbestand und leistungsfähiger Forstwirtschaft führen, ohne einen unselektiven Krieg gegen das Wild führen zu müssen...
Also als Krieg würde ich das nicht bezeichnen...ich mache nichts anderes als alle anderen auch...ich benutze nur mein Gewehr.