Sicherlich nicht vor 1945 - Frevert (
) war schließlich Preuße! Auch aus meiner Kindheit kann ich mich in meiner Region nicht an eine derart "uniformierte" Jägerschaft erinnern; ja, es gab vereinzelt lederne Kniebundhosen auf der Jagd, es gab aber noch mehr die ganz "normalen" Tuch- oder Lodenhosen und es gab jede Menge Stiefelhosen, vorzugsweise in Breechesform, die meist mit (Gummi)Stiefeln, tw. aber auch mit Wickelgamaschen und halbhohen Lederstiefeln getragen wurden.
M.E. ist die "bayerische Vollausstattung" eher eine eine Modererscheinung der letzten 20-30 Jahre...
Eben. So sehe ich das auch. Deswegen hat es für mich aber auch nichts mit Brauchtum oder jagdlichem Anstand zu tun, zu jagdlichen Anlässen bayerische Trachten zu tragen und ich kann Leute, die das außerhalb Bayerns tun nur sehr bedingt verstehen. Gleichwohl können sie natürlich tun und lassen, was sie wollen. Ich finde es trotzdem albern - wie manch andere Moden auch..
Über Hirschleder als Material für eine Hose an sich brauchen wir sicherlich nicht zu diskutieren; und was die "Kniebundhose"als Form betrifft, so hat diese ihren Ursprung sicherlich in der allgemeinen höfischen Mode des 18. Jh und ist über diesen Weg eingebracht worden.
Das so etwas nicht vom Himmel fällt, ist mir auch klar. Ich habe nur als 17jähriger im Jahr 2000 für mich keine Sinnhaftigkeit darin gesehen, mich für die Jagd so zu kleiden.
Wer macht "Mode", warum und mit welcher Kompetenz? Warum gab´s in den 70ern die Schlaghosen und lange Haare - obwohl Beides nach heutigem Geschmack grauenvoll aussah?
Auf der Jagd gibt es aber neben dem rein modischen Aspekt noch denjenigen der Zweckmäßigkeit, der für mich über allem steht. Ich habe Hüte, Mützen, Kappen. Je nach Witterung kommt das was passt auf den Kopf. Ich habe auch Loden. Alles gut. Aber ich finde es seltsam, wenn aus dem Brauchtum heraus begründet auf der Jagd bestimmte Klamotten getragen oder auch nicht getragen werden sollen.
Noch einmal, Frevert war es ganz sicherlich NICHT, in dieser Zeit und in dieser Region waren eher Breecheshosen und Schaftstiefel angesagt!
Da will ich nicht widersprechen. Ich wollte den bayerischen Kleidungskult der Jägerschaft auch nicht Frevert unterschieben. Für mich kommt allerdings das eine wie das andere aus der gleichen, teilweise verstaubten Ecke.
also doch Individualismus! DEIN Geschmack und das, was DU als praktisch erachtest...
So gesehen ja, aber nicht als Ausdruck von Individualismus oder um seinetwillen.
Modephänomen eben - und ersetzt das "Nichts“
Genau. Wird aber oft anders dargestellt und mit Brauchtum begründet und gleichgesetzt.
Noch einmal: eine/diese Mode wurde nicht in irgendeinem Standardbuch“ zur jagdlichen Kleidung auserkoren - und schon gar nicht in einem von vor 80 Jahren!
Das mag sein, siehe oben.
Ich meinerseits kann nicht verstehen, warum in bestimmten Berufssparten bestimmte "Zunftkleidung" üblich ist - warum tragen z.B. die beteiligten Juristen vor Gericht eine Robe, warum in England sogar bis heute ne Perücke? wo ist die Verbindung zur Juristerei?
Das sehe ich absolut auch so. Allerdings ist die Robe in Teilen noch mit einer Funktion erklärbar und hat anders als bayerische Tracht als vorgebliche Zunftkleidung der Jäger eine echte und vor allem längere Historie. Ich bräuchte sie tatsächlich nicht.
Warum trägt "man" bis heute in gbestimmten gesellschaftlichen Kreisen und bei bestimmten Anlässen Anzug und Krawatte?
Das dürfte sich über einen Zeitraum von 200 Jahren (?) dahin entwickelt haben, während Lederhose und Trachtenjanker in der Jägerschaft, wie du selbst schreibst, eine eher neue Erfindung sind