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Gelöschtes Mitglied 3063
Guest
Ich nehm mal als Vergleich die Landwirtschaft. Nach der Wende war ich viel in Ostdeutschland. Die großen Felder um die 100 ha haben mir nicht gefallen. Aber man muss genau hinschauen. In Brandenburg liegen zwischen den großen Schlägen die Söller, mal mit Schilf, mal als Hochstaudenflur, mal als Weidengebüsch mit Solitärbäumen. Da kommt den Sommer über niemand mit dem Hund vorbei oder sonstwas. Die Biodiversität ist dort viel höher, als bei den weder Fisch-noch-Fleisch-Gebieten. Dort gibt es auch in den Söllern keinen Einfluss von irgendwelchen Gscheithaferln die meinen das Schilf muss gemäht werden oder irgendwas wird auf den Stock gesetzt.
Zweites Beispiel: Die Forstwirtschaft in CZ mit dem hohen Anteil von a.r.B.-Flächen. Da erblassen wir vor Neid, incl. der Schalenwildbestände.
Ich kenne in CZ ein (heuer wieder) Maisfeld mit ca. 100 ha (pfui ganz böse :-( ). Da saufen jedes mal 1-4 ha ab, je nach Niederschlagsmenge) Neben der Verbindungsstraße aber störungsfrei. Die Bilder kann ich gerne noch einmal reinstellen. Da hab ich heute wieder verschiedene Limikolen gesehen, da haut es mir die Fragezeichen raus.
Und was ist, wenn der böse Harvester mal tatsächlich eine Spur so verdichtet hat, dass das Laichgewässer der Knoblauchkröte eben nicht austrocknet? Totholz ist in unserer heutigen Forstwirtschaft ein fester Bestandteil. Das ist im Privatwald noch nicht angekommen.
Das eine schließt ja das andere nicht aus. Klar, bei Schlägen mit 100ha fallen solche Söller mit einen halben oder ganzen ha nicht so schnell auf, aber der selbe Söller in klein parzellierter Landschaft umgeben von 30 Schlägen a 3ha wäre das nicht doch wertvoller?
Im Wald muss man auch aufpassen. Viele haben ja das Augenmaß verloren, was eine tatsächliche segregative Waldbewirtschaftung wäre, da der integrative Ansatz schon zur Normalität geworden ist. Da kann man dann leicht sagen, dass doch alles passt...
Zu Tschechien: Der segregative Ansatz mit Holzproduktion mittels Fichtenreinbeständen zeigt gerade 2018 seine Grenzen und die Tschechen sind jetzt arg am schlucken. Hier kommen die bitteren Erfahrungen, die uns schon Wibke/Vivian gelehrt hat halt 30 Jahre später und deutlich härter an. Die haben jetzt Wahnsinnsprobleme, die Kalamitätsflächen wieder in Bestockung zu bringen. Da hätten sie schon viele Jahre vorarbeiten können, wähnten sich aber ob der weiter östlichen Lage etwas sicherer. Klar, gibt wie überall auch andere Flächen. Aber was ich drüben gesehen hab war eben genau das: Nadelholzreinbestockung, durch Pflegerückstände instabil, kaum Umbau, überwiegend Nadelholzverjüngung hinter Zaun.
Zu den Bodenverdichtungen und Laichtümpeln: Naturschutz ist halt nicht Naturschutz. Das Problem ist, dass gerade die seltenen Arten häufig Bewohnern von klitzekleinen Nischen sind, der Naturschutz aber dazu neigt, diese daher hoch wertvollen Flächen künstlich auszuweiten. Dazu gehören eben temporäre Feuchtstellen, Brandflächen, Verhagerunge, Humusschwund etc. Durch natürliche Anläufe verschwinden diese Lebensräume sehr schnell wieder. So manche Rechtsgrundlagen (FFH-Verschlächterungsverbot) wollen dies verhindern und stellen hier nahezu unlösbare Aufgaben, gegen die Natur zu arbeiten (z.B. Flechtenkiefernwälder). Auch dies spricht gegen segregative Ansätze, weil diese voraussetzen, dass solche Lebensraumentwicklungen immer nur im selben Bereich stattfinden. Wenn aber wo anders ein Blitz einschlägt und dort ein Kleinhabitat schafft, welches aber unverzüglich wieder bewirtschaftungsfähig gemacht wird, während im Schutzgebiet nebenan 80jährige Buche eine homogene Artenarmut bildet, so hilft dass den seltenen Arten wenig.
Doch, ich glaub schon, dass ein Mindestmaß an Naturschutz auf der ganzen Fläche hilft, Und wo geht das schöner und bewirtschaftungsfreundlicher als im Wald?
Beim Bienenvolksbegehren bist Du ja auch dafür, den Naturschutz auf die Fläche zu bringen, und nicht nur ein Paar Arteninseln zu schaffen. Das beißt sich zu Deinen Aussagen hier... ;-)