Mich interessiert besonders das Thema der Schmierwirkung von Waffenölen und -fetten, und das auch als Langzeitwirkung. Dazu gibt es bislang kaum Tests. Dieser von mir reingestellte - freilich ominöse - Test war schlicht der erste, der sich damit überhaupt befasst hat.
Wofür ist die Schmierwirkung wichtig?
-> für den Abzug. Die Abzugsmechanik sollte geschmiert werden, und je besser die Gleitwirkung des Schmierstoffs, desto "besser" (präziser, trockener usw.) ist der Abzug. Die Abzugsmechanik ist ja regelmäßig durch andere Teile "überbaut" und nicht zugänglich, so dass eine sehr langfristig vorhaltende Schmierwirkung wichtig ist.
-> für den Verschleiß: Seit und wegen der Zunahme der Drückjagden und dem Aufkommen der Schießkinos werden die Waffen, v.a. die Repetierer, deutlich intensiver beansprucht . Da darf man schon mal darüber nachdenken, ob Ballistol oder WD 40 das Richtige ist, um das zig Jahre durchzuziehen und die Waffe dann wenn man endgültig mit der Jagd aufhört immer noch vererben oder verkaufen zu wollen.
-> für die Funktion/Handhabung der Waffe: Eine gute Schmierung vermeidet/reduziert Fehlfunktionen, Verhaken, Hängenbleiben etc. Fehlfunktionen bei Waffen gibt es durchaus , vor allem bei Repetierern. Sowas kann man auf diversen Schießlehrgängen erleben. Dass die Ursache oft auch in ungeschickter Bedienung liegt (kein Gefühl für bewegliche Teile aus Metall... nicht jeder ist gelernter Maschinenschlosser), ist eine ohnehin gegebene Tatsache. Es ist aber zu kurz gegriffen, über die "Fehlbediener" die Nase zu rümpfen, es kann auf der Jagd auch sehr schwierige Situationen geben, Jagdfieber, auf fordernden Jagdreisen gibt es Überanstrengung, Frust usw. Oder man hat einfach nen schlechten Tag. Auch hier lohnt es sich, waffenseitig mittels eines möglichst optimalen Schmierstoffes entgegenzuwirken.
Die Frage ist also, mit welchem Waffenöl oder Waffenfett der Verschluss (und andere Teile) möglichst glatt laufen.
Hier gibt es mW zwei Faktoren, das eine ist die Dünnflüssigkeit des Öls (gute Gleitwirkung). das andere ist die Belastbarkeit gegen Flächenpressung, oder auch Trennwirkung genannt.
Zu klären wäre zum einen, welche Flächenpressungen bei Waffen wo auftreten, zu denken ist vor allem an
- den Kipplaufverschluss,
- beim Zylinderverschluss des Repetierers an den Bereich der Verschlusswarzen, v.a. hinsichtlich der Pressung beim Schließen und des Gasdrucks beim Schuss,
- und das Gleiten des Verschlusszylinders. Nicht zu vergessen
- den Abzug, dort können - je nach Abzugskonstruktion - v.a. im Bereich der Abzugsrast sehr sehr hohe Auflagekräfte auftreten, und: Abzüge werden mitunter über Jahre nicht gewartet.
Das nächste Thema sind die Additive, die dem Waffenöl/-fett zugesetzt werden.
Ein Additiv ist Molybdändisulfit = MoS2. Das ist zB enthalten in dem "Schweizer Automatenfett" (für automatische Waffen des CH-Militärs). Allerdings hat MoS2 stark schwarz-färbende Wirkung und ist daher in frei zugänglichen Bereichen von Jagdwaffen mE nicht zu verwenden. Bei Pistolen ist das aber gängig und beliebt.
Das zweite gängige Additiv ist Teflon = PTFE = Fluorpolymere. Bei Teflon im Lauf gibt es die Warnung von Fa. Ballistol, dass das Zeug bei Hitze Fluorwasserstoff = Flusssäure erzeugt, die das Metall und die Atemwege beschädigen kann. Beim Schießen hat allerdings schon gar kein Öl im Lauf zu sein, es kann dann eher um Reste des Öls im Lauf und um Öl im laufnahen Verschlussbereich gehen.
Das dritte gängige Additiv ist "Keramik", also extrem kleine Keramikkügelchen. Teflon und Keramik füllen kleinste Unebenheiten im Metall aus und wirken auch bei Verflüchtigung des Öl/Fettanteils zwischen den aufeinander reibenden Metallteilen wie die Kugeln eines Kugellagers, also Trockenschmierwirkung. Ein bekanntes Produkt ist Guncer, das gibt es als Öl und als Fett. Auch Flunatec ist ein Keramiköl, und das Mauser Gun Coating (Hersteller unbekannt, der Deckel lässt auf Fluna Tec schließen). (ich selbst nutze Guncer als Öl und als Fett und bin damit sehr zufrieden, aber bei jeder Zufriedenheit stellt sich ja die Frage, auf welcher Wissensbasis sie beruht)
Das nächste Thema ist die Frage Öl oder Fett, wo ist Fett sinnvoll? Schmierfett ist idR kein Fett im chemischen Sinne, sondern es handelt sich um eine dickflüssige Trägersubstanz (Lithiumstearat/Lithiumseife), die mit Öl getränkt wird. Fett hat (im Vergleich zu Öl, verallgemeinernd gesagt) eine höhere Viskosität (= dickflüssiger). Damit ist die Trennwirkung und die Belastbarkeit gegen Flächenpressung höher, gleichzeitig ist wegen der höheren Viskosität auch bei großer Hitze noch eine bessere Schmierwirkung gegeben als bei Öl. Deshalb gibt es zB "Verschlusswarzenfett" als eigenes Produkt, von Shooters Choice. Fett ist auch da sinnvoll, wo Teile nur schwer zugänglich sind. Im Übrigen ist dort, wo keine Hitze und keine große Flächenpressung auftritt, Öl besser, also z.B. bei den aufeinander gleitenden Bereichen des Zylinderverschlusses.